Sozialstation Dreisamtal 2012

„Das Jahr 2012 war ein gutes Jahr, doch die Aussichten für die Zukunft sind nicht rosig“, fasste Christine Hodel, Geschäftsführerin der Kirchlichen Sozialstation Dreisamtal, das Fazit der Mitgliederversammlung im Pfarrsaal von Herz-Jesu in Stegen zusammen. Dennoch waren die anwesenden Vertreter der Pfarrgemeinden und politischen Gemeinden des Dreisamtals durchaus mit dem zufrieden, was sie an diesem Abend von Vorstand, Geschäftsführung und Pflegedienstleitung hörten. Denn einstimmig bestätigten sie den Vorsitzenden Helmut Gremmelspacher und die weiteren Vorstandsmitglieder Bernhard Eiermann, Wendelin Drescher, Bernhard Scherer, Ingrid Hug und Hubert Willmann in ihren Ämtern.
Pflegedienstleiterin Melanie Schultis wusste zu berichten, dass die 54 Mitarbeitenden auf den 25 Vollzeitstellen im letzten Jahr bei 69.000 Hausbesuchen 640 Kunden betreuten und dafür mit den elf Dienstwagen 230.000 Kilometer im gesamten Dreisamtal bis hinauf nach St. Peter und St. Märgen zurücklegten. „Ganz besonders wichtig ist uns“, sagte Melanie Schultis, „dass wir qualifizierte Mitarbeiter haben, die sich ständig fortbilden und dass wir uns viel Zeit für die Beratung unserer Kunden vor Ort nehmen.“ Damit die Mitarbeiter(innen) sicher ihre Wege bewältigen, hätte ihnen die Sozialstation ein Fahrsicherheitstraining ermöglicht, das gerne angenommen wurde. Sie berichtete von der Beteiligung an Pfarrfesten und verkaufsoffenen Sonntagen, von reger Gruppenarbeit mit Dementen, vom Hausnotruf oder dem stark gefragten „Essen auf Rädern“. Damit sich die Mitarbeitenden in der Sozialstation nach langer Pflegebeziehung noch intensiver mit dem Tod ihrer Kunden auseinandersetzen können, sei im Büro ein sogenannter „Aussegnungstisch“ eingerichtet worden. In einem Buch werde mit schriftlichen Aufzeichnungen und den Todesanzeigen der Verstorbenen gedacht. Auf Holzscheiben, die in einem Glas aufbewahrt würden, ständen alle Namen, die bei Betriebsversammlungen dann nochmals verlesen würden.
Geschäftsführerin Christine Hodel ergänzte den Jahresbericht mit überregionalen Informationen. Sie erwähnte den Ausbau der Homepage www.sozialstation-dreisamtal.de und berichtete über die Zusammenarbeit mit den Mitbewerbern. Hoch interessant sei die Mitarbeit im Rahmen eines bundesweiten Forschungsprogramms der Katholischen Hochschule Köln zum Thema „Sucht im Alter in der Pflege“. Über das Firmenfitness-Programm „Hansefit“ nutzten 30 Mitarbeitende die kostengünstige Gelegenheit, sich sportlich und körperlich fit zu halten.

 

Mit einem „Aussegnungstisch“ wollen Geschäftsführerin Christine Hodel und Pflegedienstleiterin Melanie Schultis (v.l.) ihren Mitarbeitenden Gelegenheit geben, von langjährigen Kunden, die verstorben sind, Abschied zu nehmen. Foto: Gerhard Lück

Nüchtern waren dann die Haushaltszahlen. Das Bilanzergebnis lag bei einem Gesamtumsatz von rund 1,5 Mio. Euro bei einem leichten Plus von 6.261,66 Euro. Das sei vor allem einer Personalreduzierung um zwei Vollzeitstellen „zu verdanken“. Doch beim Blick auf das laufende Haushaltsjahr musste die Geschäftsführerin ein Minus von 31.000 Euro ausweisen. Das liege vor allem daran, dass die Kassenleistungen seit 15 Jahren nur noch um die Hälfte der Tariferhöhungen anstiegen. Die aktuellen Verhandlungen seien gescheitert und lägen jetzt bei einer Schiedsstelle: „Wir brauchen endlich kostendeckende Preise.“ Massiv forderte Hodel auch „eine echte Entbürokratisierung in der Pflege“. Es könne doch nicht sein, dass rund 40 Prozent der Arbeitszeit einer Pflegekraft zurzeit für Dokumentationen und Formularbearbeitung notwendig seien. Mit genau den Problemen der Finanzierung und Bürokratisierung der ambulanten Pflege, erklärte Hodel, befasse sich eine Initiative der AG Altenhilfe, Hospizarbeit und Pflege im Diözesan-Caritasverband Freiburg. Unter dem Slogan „Sozialstationen fordern faire Finanzierung von den Krankenkassen“ wollten die 95 kirchlichen Sozialstationen in der Erzdiözese Freiburg Ende Mai und im Juni an die Öffentlichkeit gehen. Am 31. Mai findet in Denzlingen eine große Podiumsdiskussion sowie am 19. Juni in Freiburg ein Autokorso mit Kundgebung statt. Die Kirchliche Sozialstation Dreisamtal macht bei der Kampagne aktiv mit.
8.5.2013, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

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