Sozialpsychiatrischer Dienst von Caritas-Diakonie 25 Jahre

Unverzichtbarer Baustein ambulanter Versorgung psychisch Kranker – Sozialpsychiatrischer Dienst von Caritas und Diakonie im Landkreis feiert in Kirchzarten 25jähriges Bestehen. Ein langer Weg liegt hinter den Bemühungen, psychisch kranke Menschen mit somatisch Erkrankten gleichzusetzen. Seit Anfang der 1970er Jahre bemühen sich Psychiatrie-Experten darum. In der 1975 veröffentlichten „Psychiatrie-Enquete zur Lage der Psychiatrie in Deutschland“ wird bereits unmissverständlich gefordert: „Dem seelisch Kranken muss prinzipiell mit dem gleichen Wege wie dem körperlich Kranken optimale Hilfe unter Anwendung aller Möglichkeiten ärztlichen, psychologischen und sozialen Wissens gewährleistet werden.“ Viel zu oft würden Menschen mit seelischen Nöten unter menschenunwürdigen Umständen in stationären Einrichtungen untergebracht. Die Studie forderte mehr ambulante Angebote wie Beratungsdienste, Selbsthilfegruppen oder eigene Wohnformen. Das Land Baden-Württemberg nahm sich unter dem Druck v.a. von Caritas und Diakonie dem Schicksal psychisch Kranker an und richtete 1986 ein flächendeckendes Netz an „Sozialpsychiatrischen Diensten (SpDi)“ zur ambulanten Betreuung ein. So kam es 1987 auch im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in kooperierender Trägerschaft von Caritas und Diakonie zur Gründung eines „SpDi“. Am Freitag feierten Träger, Mitarbeiter und Betroffene in der Talvogtei in Kirchzarten ein fröhliches Jubiläumsfest. Caritas-Kreisvorstand Bernhard Scherer freute sich, neben vielen anderen Gästen auch die Sozialdezernentin des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, Eva-Maria Münzer, zu begrüßen. Sein Diakoniekollege Albrecht Schwerer wies bei einem kurzen Rückblick auf die flächendeckende Versorgungsstruktur hin und merkte kritisch an, dass es in den 25 Jahren immer wieder zu gravierenden Finanzierungsproblemen gekommen sei. So hätten sich die Krankenkassen ganz zurückgezogen. Er hoffe aber, dass die aktuelle Finanzspritze der Landesregierung nicht nur einmalig sei. Für den verhinderten Bürgermeister Andreas Hall gratulierte sein Stellvertreter Franz Kromer zur „hervorragenden Arbeit“. Depressionen seien zu einer Volkskrankheit aufgestiegen, die nicht wahrgenommen werde. Durch Caritas und Diakonie sei eine gute Infrastruktur der Hilfen vorhanden.
Sozialdezernentin Eva-Maria Münzer betonte, dass der Sozialpsychiatrische Dienst für die Versorgung Betroffener im Landkreis sehr bedeutsam sei: „Das ermöglicht den Menschen ein Leben in der Gemeinschaft.“ Damit sei es auch viel leichter, aus dem Landeskrankenhaus in Emmendingen Entlassene daheim wieder einzugliedern. Die SpDi’s seien in den Kommunen Kirchzarten, Neustadt, Müllheim, Bad Krozingen oder Breisach gut verankert und hätten sich in den 25 Jahren immer weiter qualifiziert und den Bedürfnissen angepasst. Von ebenfalls guten SpDi-Erfahrungen sprachen Bettina Küpfer als Psychiatrieerfahrene und die Vertreterin einer Selbsthilfegruppe für Angehörige. In seinem Festvortrag unterstrich Klaus Obert vom Caritasverband Stuttgart, dass es in den letzten Jahrzehnten einen Wandel in der Psychiatrie gegeben habe: weg von der Defizitorientierung hin zur Ressourcenorientierung. Das habe einen besseren Blick auf den Menschen in seiner Lebenswelt gebracht. Als wichtige Aufgaben des SpDi nannte er z.B. die langfristige Beratung und Begleitung, Krisenintervention, Koordinierung der Hilfen und die Integration ins Gemeinwesen: „Sie sind als niederschwelliges Angebot der Kernbaustein im Netz der ambulanten Hilfen.“ Dazu sei in den Diensten allerdings ein guter Personalschlüssel notwendig. Musikalisch und mit eigenen Texten untermalten Mitglieder der Gruppe „Tiefsee und Sonnentag“ vom „Raum für Kunst und Therapie Freiburg“ die Feier.
Gerhard Lück, 18.7.2012, www.dreisamtaeler.de  

Sozialdezernentin Eva-Maria Münzer, Bürgermeisterstellvertreter Franz Kromer, Diakoniechef Albrecht Schwerer, Caritas-Aufsichtsrat Bernhard Grotz mit Gattin Renate sowie Caritasvorstand Bernhard Scherer (v.r.) gehörten zu den zahlreichen Festgästen in der Kirchzartener Talvogtei. Foto: Gerhard Lück

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