Smartphone versus Integration

Die Kommunikation zwischen Flüchtlingen und Flüchtlingshelfern (Behörden, Kirchen, privat) ist durch das mobile Internet gestört, da weder offen noch ehrlich. Beispiel: A und B, beide 28, verstehen sich gut. A fragt B „Welche Seiten im Web besuchst Du so?“. Sozialarbeiter Bernd aus Freiburg gibt bereitwillig Antwort: Facebook, Twitter, WhatsApp, Arbeitgeber, Hobby, sogar private Seiten zeigt er am Display seines Smartphones. Auf die Gegenfrage von B antwortet A abrupt: „Das geht dich nichts an„, womit er natürlich Recht hat, oder aber „Tut mir leid, das kann ich nicht“ – und hierin liegt das Problem, das Integration leider scheitern läßt. Ahmed aus Bagdad/Irak ist fast permanent online im Web unterwegs, entweder daheim (Familie, Clan, Gruppe) oder unterwegs (Schlepper, Schwarzarbeit, Kleinkriminalität, „Freunde“, Bargeld über Western Union, Schutzgeldzahlung). Die meiste (wache) Zeit verbringt Ahmed am Smartphone, mit Internet-Flatrate. Dessen Display erlaubt ihm sogar als funktionaler Analphabet, zu kommunizieren. ‚
Nur ganz wenig Zeit bleibt da für die Kontakte in der realen Umgebung in Freiburg (Unterkunft, Essen, Arzt, Jobcenter, Behörden, Helfergruppen).
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Warum wird das fast ununterbrochene Abtauchen von Migranten ins Internet via Smartphone in Deutschland nicht offen diskutiert, sondern wegschauend abgetan mit „Ahmed muß doch gerade nur mit seinen Verwandten in Falludija skypen“?
Warum beginnt ein Flüchtlingshelfer wie Bernd daran zu zweifeln, ob er mit Ahmed überhaupt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufbauen kann, wenn er argwöhnen muß, dass nach einem Gespräch Face-to-Face übers Handy dubiose Drogengeschäfte, Schutzgeldzahlungen oder Sexdeals abgewickelt werden?
Warum werden Forderungen, den Internetkontakt eines in Schwierigkeiten befindlichen Flüchtlings „abzuhören“ stets abgewiesen mit dem Verweis auf Persönlichkeits- und Freiheitsrechte?
Warum klagen so viele Flüchtlinge, sie fühlten sich in den dubiosen Weiten der sozialen Netze und Portale gefangen. Sie wünschten sich eigentlich eine abrupte Trennung vom Herkunftsland, um ihre komplette Zeit dem Deutschlernen, Schule und Ausbildung widmen zu können.
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Anstelle von Integration sollte man besser von Integrieren sprechen: Beide Seiten müssen aktiv etwas tun – auch der Flüchtling. Niemand wird je integriert (außer man ist entmündigt), sondern man integriert sich selbst. Das funktioniert nur mit der Bereitschaft,
a) die virtuelle Welt des Webs mit all ihren Lügen zu verlassen zugunsten offener und ehrlicher Kommunikation mit den vielen Flüchtlingshelfern und -betreuern.
b) die drei Problembereiche Kriminalität (Ausbildung/Job oder Drogen usw.), Schlepper (Schutzgeldzahlung) und Sexualität anzusprechen.

Die derzeitige Migration ist mit der vergangener Zeiten nicht vergleichbar. Früher war man als Migrant in der Fremde angekommen, Verbindungen zur Heimat waren selten (Post, Telefon). Heute ermöglicht das mobile Internet (Smartphone + Flatrate) den permanenten Kontakt zum Herkunftsland. Dem Vorteil der medialen Nähe steht das Hin- und Hergerissensein zwischen Afrika/Arabien und Europa entgegen.
16.8.2016

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