Silencing und Konformismus

Silencing ist als Modewort hipp: Eine vom Mainstream abweichende Meinung wird nicht mehr kritisiert, sondern einfach zum Schweigen gebracht – „Silence“, auf Bayerisch „A Ruah isch“. Man braucht sich nicht mehr die Mühe machen, die abweichende Meinung zu diskutieren, zu prüfen und ggf. gar als falsch zu widerlegen – man erklärt sie einfach für unmoralisch.
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So wird die Meinung „Ein demokratischer Rechtsstaat muß seine Grenzen kontrollieren“ zum Schweigen gebracht, indem man sie als fremdenfeindlich, inhuman, rassistisch, altmodisch, rechtsextrem und gar nazistisch abtut.
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Silencing ist Kennzeichen der „Political Correctness (PC)“. Wer widerspricht, wird nicht kritisiert und widerlegt. Die abweichende Meinungsäußerung wird nicht diskutiert, sondern einfach gehaßt – sie ist schließlich ja incorrect.
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Political Correctness verbreitet Konformismus. Früher befürchteten die Menschen, das Unwahre zu sagen, d.h. die unrichtige Meinung zu haben. Heute fürchten sie sich zu allererst davor, mit ihrer Meinung allein zu bleiben. Kierkegaard spricht von der Angst davor, ein Einzelner zu sein. Man geht konform mit der angesagten Meinung (z.B. „Diesel vergiftet die Atemluft“) oder aber man schweigt ganz („Ich sage zum Kohleausstieg nichts, dann kann ich mich auch nicht blamieren“).
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Konformismus ist charakteristisch für die moderne Massendemokratie: in der Mode, in der Kommunikation, in der Politik: ihr Thema ist die Gruppe, das Team, das Mitglied. Ihr Anathema ist der Einzelne, das Individuum, der Eigensinnige, der Abweichler, der Aussenseiter. Nonkonformität wird in der Gesellschaft bestraft und mit einer der zahllosen Gesinnungs-Keulen erschlagen. Norbert Bolz spannt den Bogen bis hin zur Zivilcourage des Individuums: „Politische Korrektheit ist die Macht des Konformismus, die andere zum Heucheln zwingt. Sich diesem Zwang zur Heuchelei zu entziehen, erfordert heute den Mut, den man Zivilcourage nennt.“
25.1.2019

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