Seniorengenossenschaft

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Blick nach Nordwesten über den Grüblesattel zum Gipfel des Feldbergs am 8.1.2013

  • Keine Masken in Altenheimen (12.10.2022)
  • Seniorengenossenschaft – Altersvorsorge ohne Inflationsangst (4.1.2013)
  • Demografischer Wandel – die sorgende Stadt (10.8.2012)
  • Jetzt als Helfer ein Stundenkonto ansparen – später als Bedürftiger Hilfen abrufen (2.2009)
  • Pflege-Verein auf Gegenseitigkeit (24.10.2006)
  • Seniorengenossenschaft Riedlingen
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Seniorengenossenschaft Riedlingen

Färberweg 20, 88499 Riedlingen, Tel 07371-8394
Josef.Martin.Riedlingen@t-online.de
https://www.martin-riedlingen.de/senioren/seniorenhomepage.htm

 

Seniorengenossenschaft Steinen

Initiative Seniorengenossenschaft Steinen e.V. (SGS)
Köchlinstraße 22, 79585 Steinen , Tel (07627) 5 65, Fax: (07627) 9100-22
Bürger/Seniorenbüro, Tagespflegestätte

Bürger und Bürgerinnen von Steinen wollten auch im Alter in einer lebenswerten und  intakten Gemeinde leben und nicht in ein fernes Altenheim abgeschoben oder von unbekannten Menschen gepflegt werden. Sie haben dieses Anliegen, unterstützt vom Bürgermeister Johannes Pflüger, selbst in die Hand genommen, eine Seniorengenossenschaft gegründet und mit der Tagespflege den ersten Grundstein des Mühlehof gelegt.
www.muehlehof.de

 

 

Seniorengenossenschaft – Altersvorsorge ohne Inflationsangst

In Seniorengenossenschaften helfen sich Menschen gegenseitig und sparen Arbeitsstunden für das Alter an. So stopfen die Senioren Lücken, die im Rentensystem wachsen. Von der Politik sind die Initiatoren enttäuscht.
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Dafür, dass das angesparte Guthaben den Helfern später einmal tatsächlich ausgezahlt wird, gibt es in Riedlingen keine vertragliche Garantie. „Es ist letztlich Vertrauenssache“, sagt der Vorsitzende der Seniorengenossenschaft, die wie fast alle anderen vergleichbaren Organisationen als gemeinnütziger Verein eingetragen ist. Dass das Konzept trotz fehlender Garantie vielerorts aufgeht, begründet Forscher Otto damit, dass das bürgerschaftliche Engagement in der Kommune auch identitätsstiftend wirke. Es geht also um mehr als die Vorsorge. …
Alles vom 4.1.2013 bitte lesen auf
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/seniorengenossenschaft-altersvorsorge-ohne-inflationsangst-12014610.html

 

Demografischer Wandel – die sorgende Stadt

Was vor 21 Jahren in der oberschwäbischen Kleinstadt Riedlingen als Modellprojekt der baden-württembergischen Landesregierung an den Start ging, gilt heute bundesweit als Vorzeigeprojekt in Sachen bürgerschaftliches Engagement und demografischer Wandel: Unter dem Motto »Bürger helfen Bürgern« ist es heute in der 10 000-Einwohner-Stadt möglich, in den eigenen vier Wänden alt zu werden und dabei bezahlbare Hilfe in Anspruch zu nehmen. Angesichts großer Sorge und Ratlosigkeit darüber, wie alte Menschen in Zukunft angemessen gepflegt, versorgt und begleitet werden können, birgt die Riedlinger Initiative ein vielversprechendes Konzept. Für Josef Martin, Gründer und Geschäftsführer der Seniorengenossenschaft, liegt die Ursache für den Erfolg des Projekts auf der Hand: »In Riedlingen ist es gelungen, für alle eine Win-Win-Situation herzustellen«, sagt er.
Was das in der Praxis bedeutet, lässt sich erfahren, begleitet man die 51 Jahre alte Rosa-Maria Fischer weiter durch ihren Tag: Mittlerweile ist sie bei einer alleinstehenden Dame in einem Riedlinger Wohngebiet eingetroffen; die 76-Jährige ist schlecht auf den Beinen und wohnt allein im großen Haus mit Garten. Es ist Mittagszeit. In diesen Minuten klingelt Karl Sander, bringt das Essen in der Thermobox. Der 73-jährige ehemalige Außendienstler fährt noch immer gerne Auto, zweimal im Monat ist er für die Seniorengenossenschaft im Einsatz: Zweieinhalb Stunden dauert seine Tour, dreißig Essen von mittlerweile täglich 120 Bestellungen fährt er im Großraum Riedlingen aus. 400 Stunden hat er schon angespart, davon »bezahlt« der Witwer bereits heute eine Haushaltshilfe.

Rosa-Maria Fischer verbringt täglich ein bis zwei Stunden bei der älteren Dame. Sie kümmert sich in dieser Zeit um die Wäsche, spült Geschirr, erledigt kleinere Arbeiten im Garten und hat vor allem Zeit zum Reden und Zuhören. Die vierfache Mutter ist, ebenso wie alle Mitarbeiter und alle Betreuten, Mitglied in der Riedlinger Seniorengenossenschaft. Viele hundert Stunden hat Fischer schon bei der Genossenschaft angespart, im Moment allerdings lässt sie sich die Aufwandsentschädigung von 6,80 Euro je Stunde auszahlen. »Drei meiner Kindern sind gerade in der Ausbildung, da tun ein paar Euro zusätzlich schon gut«, sagt sie und hat fast schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen: »Ich würde auch ohne Entgelt arbeiten«, sagt die ausgebildete Grund- und Hauptschullehrerin, »die Begegnungen mit den älteren Menschen sind so bereichernd.«
Mit dieser Entscheidung, auf Wunsch Geld für geleistete Stunden zu zahlen, machte sich die Riedlinger Seniorengenossenschaft in ihrer Gründungszeit nicht sehr beliebt im Stuttgarter Sozialministerium. Dort befürchtete man zum einen Konkurrenz für die rein ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe, und zum anderen sah man die Gefahr, dass sich untere Einkommensbezieher bezahlte Hilfe nicht leisten könnten. Josef Martin hatte sich damals durchgesetzt und argumentiert nach wie vor für dieses Vergütungssystem: »Durch die Gewährung von Entgelt war und ist es uns immer gelungen, ausreichend Helfer zu finden«, sagt der mittlerweile 76-Jährige. Geld erhöhe zudem den Verbindlichkeitscharakter. Und Verlässlichkeit sei in diesem Dienstleistungsbereich, wo Menschen auf regelmäßige und pünktliche Versorgung angewiesen seien, unabdingbar. Der Erfolg des Riedlinger Modells sollte Josef Martin recht geben: Anders organisierte Modellprojekte der 1990er-Jahre wurden großenteils eingestellt, für neu gegründete wurde die Möglichkeit der Aufwandsentschädigung zum entscheidenden Faktor.
Die Riedlinger Seniorengenossenschaft verfügt mittlerweile über einen Jahresetat in Höhe von 750 000 Euro, den größten Anteil davon bringen die Einnahmen aus der Tagespflege ein. Die Beiträge der knapp 700 Mitglieder machen nur etwa 15 000 Euro aus. Gleichzeitig seien die Sätze in der Tagespflege mit 35 bis 60 Euro, je nach Pflegestufe, dennoch bezahlbar, sagt Martin. Eine qualifizierte Betreuung werde durch die hauptamtlichen Pflegefachkräfte sichergestellt. …..
Alles vom 10.8.2012 bitte lesen auf
https://www.publik-forum.de/Spiritualitaet-Lebenskunst/demografischer-wandel-die-sorgende-stadt

 

Jetzt als Helfer ein Stundenkonto ansparen – später als Bedürftiger Hilfen abrufen

Ingeborg Schaak (61) mag ältere Menschen. Ihre Eltern leben nicht mehr, die Tochter ist aus dem Haus. Sie hat Zeit. „Als ich in der Lokalzeitung gelesen habe, dass Fahrer gesucht werden, die Senioren zur Tagespflege bringen, war ich sofort dabei“, sagt sie. Viermal pro Woche chauffiert sie seitdem zwölf ältere Herrschaften morgens und nachmittags durch Riedlingen. Zeit für ein kleines Schwätzchen bleibt immer, und manchmal dreht sie auch eine Extrarunde zur Apotheke oder zum Einkaufen.
Ingeborg Schaak ist eine von 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Seniorengenossenschaft. Wer im Raum Riedlingen auf fremde Hilfe angewiesen ist, kann Unterstützung bekommen von Frauen und Männern, die nicht mehr berufstätig, aber noch fit und rüstig sind. Dafür bezahlt oder bekommt man ein kleines Entgelt. Die Helfer haben auch wahlweise die Möglichkeit, ein Stundenkonto anzusparen, das sie abrufen können, wenn sie später selbst einmal Hilfe brauchen.
Man muss aber nicht unbedingt Senior sein, um mitzumachen. Unter den Helferinnen in der Tagespflege sind auch Frauen, die nach der Babypause schrittweise wieder in einen Job zurückkehren möchten. Neben zwei Fachkräften sind es diese ehrenamtlichen Helferinnen, die die Gäste mit viel Herzblut und Engagement betreuen und so deren pflegende Angehörige entlasten. Dazu hat die Seniorengenossenschaft freundliche, großzügige Räumlichkeiten angemietet und den Bedürfnissen der Senioren entsprechend eingerichtet. Direkt nebenan baute ein Investor im Auftrag der Initiative barrierefreie Wohnungen, in die einziehen kann, wer über 60 Jahre alt oder pflegebedürftig ist. „Die Nachfrage nach solchem Wohnraum ist enorm“, sagt Josef Martin, Vorsitzender der Riedlinger Seniorengenossenschaft. „Wir bekommen sogar Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet, aber leider sind wir komplett ausgebucht.“ Die Seniorengenossenschaft plant, in der Innenstadt weiteren, leer stehenden Altbau-Raum barrierefrei umzubauen. Das hat auch den Vorteil, dass die späteren Bewohner direkt in der City leben und so lange wie möglich am „normalen“ Leben teilhaben können.

„Als wir 1991 mit der Arbeit anfingen, waren Seniorengenossenschaften absolutes Neuland“, sagt Josef Martin. Schon vor 18 Jahren zeichnete sich in der ländlichen Region ein Trend ab, der bis heute anhält: Die junge Generation wandert auf der Suche nach Arbeit ab, und die Elterngeneration bleibt zurück. Für Josef Martin und seine Mitstreiter war das der Grund, die Selbsthilfeinitiative zu starten, die bis heute ihren Vorbildcharakter für andere Seniorengenossenschaften in Deutschland behalten hat.
Zunächst machten sie eine Umfrage, um zu klären, welchen Bedarf es gab. Dann entwickelten sie Angebote, warben Mitglieder an und fingen an zu arbeiten. Die Seniorengenossenschaft Riedlingen bietet heute eine Tages- und eine Demenzpflege, Betreutes Wohnen, Essen auf Rädern, Fahrdienste und Hilfen im und rund ums Haus an. Sie vermietet Wohnungen, hat eine Telefonbereitschaft für Notfälle eingerichtet und hilft ihren Mitgliedern beim Ausfüllen von Formularen oder bei Behördengängen. Relativ neu ist das Kooperationsprojekt mit der Volkshochschule „Hilfen beim Umgang mit dem Computer“, denn eMails und Internet werden für viele alte Menschen immer wichtiger, um mit Freunden und der Familie in Kontakt zu bleiben. Die Initiative ist zwar ein eintragener Verein, aber wie ihr Name „Riedlinger Seniorengenossenschaft e.V.“ schon sagt, fühlen sich die Mitglieder dem genossenschaftlichen Gedanken verpflichtet: „Genossenschaften sind immer entstanden, um sich in schwierigen Situationen gegenseitig zu helfen“, sagt Josef Martin. „Das gilt auch für uns: Wer kann, arbeitet mit an der Versorgung anderer.“

Damit das Ganze finanzierbar bleibt, sind die Helferinnen und Helfer als Minijobber tätig. Für jede Hilfe, gleich welcher Art, zahlt man 8,20 Euro pro Stunde, von denen 6,15 an den Helfer oder die Helferin gehen. Vom Rest finanziert sich die Seniorengenossenschaft selbst. „Wenn man sich die demografische Entwicklung im Land anguckt, dann fragt man sich, warum Länder und Kommunen nicht stärker in das Thema einsteigen“, sagt Josef Martin. Im schwäbischen Riedlingen jedenfalls hat man vorgesorgt.
Quelle: Aktion Mensch, Das Magazin 2.2009

 

Pflege-Verein auf Gegenseitigkeit

„Das Paradoxe ist, dass jeder, der bei diesem Club mitmacht, hofft, dass er ihn selbst nie brauchen wird.“ Dabei versteht sich die Seniorengenossenschaft als alternative Altersvorsorge. Junge, fitte Senioren sollen alten und gebrechlichen helfen und erwerben auf diese Weise Anrecht auf spätere Dienste. Jede geleistete Arbeitsstunde wird gutgeschrieben und berechtigt noch Jahrzehnte später zu jeweils einer Stunde Hilfe. Das ist das simple Prinzip.

In Baden-Württemberg ging die Initiative für bürgerschaftliches Engagement vom früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth aus, den das „Volunteering“ vieler Amerikaner auf einer USA-Reise begeistert hatte. Die Riedlinger bekamen 18 000 Mark als Anschubfinanzierung vom Land. „Ohne Starthilfe wird’s schwer“, glaubt Vereinsgründer Martin.

Anfang der neunziger Jahre starteten zehn Modell-Projekte mit Landeshilfe. Die meisten Seniorengenossenschaften schliefen wieder ein; so gut wie Riedlingen funktioniert es nur noch in Steinen im Südschwarzwald. Das Besondere an diesen beiden: Die Helfer werden auf Wunsch auch bezahlt. In Riedlingen wählt die Hälfte aller Freiwilligen Bares statt Stunden-Gutschriften.
Alles vom 24.10.2006 bitte lesen auf
https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-49324655.html

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