ADHS

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Blühende Zaubernuß im Schnee am 7.2.2013 in Garten bei Freiburg

 

ADHS – Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ADS mit H für Hyperaktivität

AD(H)S ist die Abkürzung für das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS), das „H“ steht für Hyperaktivität. Kinder mit dieser Krankheit haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit bei „uninteressanten“ Dingen über längere Zeit zu halten, sind impulsiv und hyperaktiv oder träumerisch.
Kinder, die an einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) leiden, sind unaufmerksam und unkonzentriert, leiden an motorischer Unruhe und können ihre Impulse nur schwer kontrollieren. Die Ursachen von ADHS sind sehr komplex. Neurobiologen erklären die Störung mit Veränderungen im Hirnstoffwechsel. Sie vermuten einen Mangel des Botenstoffs Dopamin im synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenzellen. Verantwortlich dafür ist demnach eine erhöhte Aktivität des Dopamin-Transporter-Proteins, das den Signalstoff aus dem Spalt zurück in die Nervenzellen pumpt. Der Wirkstoff Methylphenidat blockiert das Protein, so dass mehr Dopamin im synaptischen Spalt verbleibt.

Der Arztreport der Barmer GEK (Datenbasis 8 Mio Versicherte) zeigt, wie ADHS-Diagnosen boomen und immer mehr Kinder das Pharmazeutika mit .Methylphenidat schlucken:
– Der klassische ADHS-Patient ist laut Report ein zehnjähriger Junge.
– Ein Viertel aller Männer im Laufe des Lebens die Diagnose „Hyperkinetische Störung“.
– Von 2006 bis 2011 stieg die Diagnose AD(H)S bei Kindern und Jugendlichen um 42 Prozent an
– Jeder zehnte Junge bekommt in der Kindheit Methylphenidat verschrieben, mit steigender Tendenz.

Arztreport vom Januar 2013 der Barmer Krankenkasse downloaden:
https://www.heute.de/ZDF/zdfportal/blob/26358604/1/data.pdf

 

Ritalin – wie Methylphenidat bzw. MPH wirkt

Ritalin ist der Handelsname für den Wirkstoff Methylphenidat, kurz MPH – wie Koffein, Teein und Kokain ein Stimulanz. Kinder mit ADHS haben einen Dopaminmangel im Stirnhirn. Der Botenstoff Dopamin ist für die Konzentrationsfähigkeit wichtig. MPH sorgt dafür, dass das natürlich vorhandene Dopamin länger zwischen zwei Nervenzellen verbleibt und so seine Wirkung entfaltet. Dazu besetzt MPH die Rezeptoren an den Nervenzellen, die für die Wiederaufnahme des Dopamins zuständig sind, um seine Aufnahme an der nächsten Nervenzelle zu verzögern. Durch diesen Trick steht mehr körpereigenes Dopamin zur Verfügung. 
MPH ermöglicht größere Konzentration und beruhigt. Nebenwirkungen: Schlaf- und Essstörungen, Bluthochdruck und vermindertes Wachstum. Der Wirkstoff unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz, weil er als leistungssteigernde Droge oder Appetitzügler missbraucht werden kann. MPH wirkt anders als Kokain, durch das das Gehirn mit Extra-Dosen Dopamin geradezu überschwemmt wird – beide sind daher nicht vergleichbar.

 

Lernkultur der Potenzialentfaltung – ohne ADHS

„Die Diagnosen von ADHS am Ende der Grundschule steigen ins Uferlose. Das ist kein Problem im Hirn der Schüler, sondern die Reaktion von Eltern, Lehrern und Ärzten auf die Zustände in den Schulen“
Prof Gerald Hüther, Neurobiologe und Mitbegründer der Initiative www.schule-im-aufbruch.de  

Was jeden Menschen auszeichnet, ist seine Einzigartigkeit, seine Individualität. Wir alle kommen mit einem eimaligen Set an Potenzialen auf die Welt. Potenzialentfaltung als Grundprinzip einer (neuen) Lernkultur zu sehen, bedeutet, diese Einzigartigkeit eines Jeden zu achten und ihre Entfaltung zu fördern. Es bedeutet Vielfalt als Wert und als Grundlage für die Erschließung ungeahnter Potenziale im gemeinsamen Wirken anzusehen. …..
Unsere Potenziale entfalten wir beim Lernen, wenn das, womit wir uns beschäftigen, von uns als bedeutungsvoll erfahren wird; wenn die sich auftuenden Möglichkeiten von uns selbst entdeckt und erforscht werden können; wenn wir mit unserer ganzen Aufmerksamkeit und Begeisterung dabei sind. Das lässt sich weder erzwingen noch von außen dirigieren. Dazu können wir aber einladen, inspirieren, wir können die notwendigen Herausforderungen schaffen und ein dafür förderliches Milieu kreieren. Eine (Lern)Kultur der Potenzialentfaltung legt Wert auf Authentizität und Vorleben. Menschen spüren, wenn jemand nur „über“ etwas redet oder ein bestimmtes Verhalten von einem abverlangt ohne es selbst umzusetzen – und sind davon meistens nicht sonderlich motiviert. Einer der wichtigsten Grundsätze einer Lernkultur der Potenzialentfaltung ist: „walk your talk“.
www.schule-im-aufbruch.de  

 

Contra Ritalin – Gerd Glaeske
Für Gerd Glaeske, Koleiter der Abteilung Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung an der Universität Bremen, ist der Wirkstoff MPH nicht das erste Mittel der Wahl bei der Diagnose ADHS. „Das sind eben keine Smarties, sondern stark wirksame Stimulanzien, also Psychopharmaka“, sagt der Experte für Arzneimittelberatung. „Wenn eine qualifizierte Diagnose durch zwei Ärzte, etwa einen Kinderarzt und einen Kinder- und Jugendpsychiater, gestellt wurde, dann kann man über eine unterstützende Behandlung nachdenken.“ Oft scheitere es aber eben schon daran. „Im Vergleich zu 1990 wird heute die 200-fache Menge verordnet, das ist eine riesige Steigerungsrate, die auch für eine mögliche Über- und Fehlversorgung spricht“, sagt er. Nicht medikamentöse Verfahren, wie Verhaltenstherapie, Ergotherapie und die Aufklärung über ADHS, sollten Glaeskes Ansicht nach immer an erster Stelle stehen. „Auch wenn MPH zunächst einen Vorteil bei der Behandlung hat – Studien zeigen, dass auf Dauer alle Behandlungen das gleiche Ergebnis beim Kind erreichen können.“ Sorgen macht Glaeske zudem die oft über Jahre fortgeführte Medikation. „Ich finde Auslassversuche alle drei bis vier Monate wichtig, sodass man ausloten kann, ob nicht andere therapeutische Möglichkeiten als bessere Alternative infrage kommen.“ Das sei vor allem deshalb wichtig, weil noch immer unklar sei, was MPH langfristig im Gehirn bewirke. „Es gibt nach wie vor keine wirklich guten Langzeitstudien, sodass man nicht weiß, wie sich eine Einnahme auf Dauer auswirken könnte“, sagt Glaeske. „Da brauchen wir dringend noch richtig gute Daten – zum Schutz der Kinder.“
Prof Gerd Glaeske, https://www.zes.uni-bremen.de/
3.2.2012, Gesamten Artikel bitte lesen auf
https://www.welt.de/print/wams/politik/article113335287/Das-sind-eben-keine-Smarties.html 

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