Einsamkeit

Home >Selbsthilfe >Chronisch >Einsamkeit

Schwimmbad am 16.8.2012

 

 

Einsamkeit und Facebook
Das Diskutieren im Internet ist mühsam und eigentlich kaum möglich: Da man sein Gegenüber nicht kennt, geht über 90% der Kommunikation verloren, oder anders: Man ist gezwungen, sich an jedem fehlinterpretierbaren Wort festzuhalten.

Einsamkeit und Wohnen
Über 20% aller Deutschen Haushalte sind Ein-Personenhaushalte – Single. Kinder im Haushalt, die gibts in weniger als jedem dritten Haushalt. Jedes vierte Kind ist ein Einzelkind, hat also in den eigenen vier Wänden niemanden zum Spielen, ausgenommen die Erwachsenen, die dazu aber kaum Zeit finden.
Vor vielleicht 200 Jahren war man jenseits der familiären Bande recht isoliert, heute hingegen ist man zwar nicht mehr isoliert, dafür aber immer häufiger allein. Einsamkeit aufgrund von Isolation oder Alleinsein?

Einsamkeit und sein Gegenteil – die Verbundenheit
In Zweisamkeit und in geselliger Runde kann man sich sehr einsam fühlen. Die Verbundenheit zu anderen Menschen hingegen duldet keine Einsamkeit. Aber: Zuweilen ist es ein harter Schicksalsschlag, der aus einem Verbundenen einen Einsamen macht: Der Verlust des vertrauten Partners, der Tod des Kindes.

Einsamkeit und das Alter
Menschen, die mit einem anderen in Beziehung leben, haben die gleichen Altersängste wie Singles: Die Angst, im Alter alleine zu sein, die Angst davor, dass andere über sie bestimmen.
========================================================
.
.

Einsamkeit ist keine Krankheit – Anschluss verloren
„Dr. Hontschiks Diagnose“
Es ist schon lange her, aber ich habe es bis heute nicht vergessen: Vor fünfzehn Jahren hatte ich das Glück, den weltberühmten Kardiologen Bernard Lown in Boston besuchen zu dürfen. Als wir uns über die Entstehung von Krankheiten austauschten, sagte er: „Ich habe mich mein ganzes Leben als Arzt mit den Krankheiten von Herz und Kreislauf beschäftigt, mit den Menschen, die herzkrank werden. Risikofaktoren, über die ständig geforscht und gesprochen wird, Cholesterin, Bluthochdruck usw. sind nebensächlich. Für das Entstehen so vieler Herz-Kreislauf-Krankheiten sind traurige, tragische Lebensumstände verantwortlich: Einsamkeit, Verzweiflung und Aussichtslosigkeit.“
Das hatte ich bislang so noch nicht gehört, und von einem der führenden Kardiologen hatte ich das schon gar nicht erwartet. Cholesterin nebensächlich? Hoher Blutdruck nicht so wichtig? Ich begann, mich mit dem Zusammenhang von Einsamkeit und Krankheit zu beschäftigen und stieß alsbald auf ein uraltes, sozusagen konstituierendes Dilemma des Arztberufes.
Wenn man weiß, dass insbesondere nächtlicher Fluglärm chronisch hohen Blutdruck verursacht, was sage ich einem davon betroffenen Patienten? Ist es sinnvoll, hohen Blutdruck zu behandeln, ohne die wirkliche Ursache, also den Fluglärm zu bekämpfen? Wenn man weiß, dass Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes oder Depressionen bei Menschen, die in Armut leben, sehr viel häufiger vorkommen; wenn man weiß, dass die mittlere Lebenserwartung bei Geburt bei armen Frauen mehr als vier Jahre geringer ist als bei Wohlsituierten, bei Männern beträgt diese Differenz sogar mehr als acht Jahre, wie kann ich armen Menschen helfen? Wenn ich ihre Symptome behandle und die Ursache außer Acht lasse? Wenn man weiß, dass hohe Luftverschmutzung die durchschnittliche Lungenkapazität einschränkt, Atemwegserkrankungen verursacht und eine Verkürzung der Lebenserwartung aufgrund von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen einschließlich Lungenkrebs bewirkt, wie lautet mein ärztlicher Rat? Wenn man weiß, dass schon Lärmpegel von 80 bis 85 Dezibel zu dauerhaften Gehörschäden führt, was rate ich Patienten, die an einer vielbefahrenen Straße oder gar in der Nähe einer Autobahn wohnen, wo solche Werte die Regel sind?

So ist es auch mit der Einsamkeit. Man sieht jemandem die Einsamkeit ja nicht an. Diese andauernde verlorene Verbindung zur Welt ist unsichtbar. Einsamkeit ist keine Krankheit. Einsamkeit macht krank. Sie ist ein riesiges, immer größer werdendes Problem, in letzter Zeit noch potenziert durch ein unterschiedliches Ausmaß an Isolation während der Corona-Pandemie. In Großbritannien und in Japan gibt es seit einigen Jahren sogar ein Ministerium für die Bekämpfung von Einsamkeit. Ärztinnen und Ärzte können dort auf Rezept soziale Aktivitäten verschreiben. Auch hier zeigt sich wieder das Dilemma der ärztlichen Tätigkeit: Bekämpfe ich die Ursachen oder behandele und beschwichtige ich nur das Symptom?

In der Medizinerausbildung fristet die Sozialmedizin bis heute ein kümmerliches Dasein. Eine Medizin gegen Fluglärm, Luftverschmutzung, Einsamkeit oder Armut gibt es nicht und wird es wohl auch nie geben. Zu aller Nutzen wäre es aber, wenn es mehr Medizinerinnen und Mediziner gäbe, die außer der – unverzichtbar wichtigen – Behandlung der Symptome auch die eigentlichen Krankheitsursachen im Blick haben. Dieses Wissen braucht kompetente Verbreitung.
… Alles vom 23.2.2024 bitte von Dr. Hontschik bitte lesen auf
https://www.fr.de/meinung/kolumnen/anschluss-verloren-92850950.html

chirurg@hontschik.de https://www.medizinHuman.de
.

Begegnung in Corona-Zeiten
Ein Rotkehlchen da, äusserst keck,
sitzt im Gebüsch und fliegt nicht weg,
als ich vom Haus komm‘ in den Garten.
G’rad so, als tät‘ es mich erwarten,
streckt’s mir entgegen selbstbewusst
die leuchtend rote Vogelbrust
und schaut mich an auf Augenhöhe –
der ich es immer gerne sehe –
weil es ein hübscher Anblick gar,
der nicht so häufig, eher rar.
Will’s Vögelchen mit mir, dem Alten,
gar flirten, da ein Schwätzchen halten?

Was es mir wohl erzählen will?
Ich stehe vor ihm da ganz still,
derweil mit lautem „Zick-zick-zick!“
es hüpft umher, vor und zurück.
’s klingt gar nicht freundlich, wenig hold,
vielmehr, als ob es sagen wollt‘:
„He, Alter – was machst du denn hier
im Garten, das ist mein Revier!“
Ich resinier‘, mach mich von hinnen,
schließ‘ die Terrassentür von drinnen –
und schau ihm nun in aller Ruh‘,
mit Wehmut aus dem Fenster zu –
wie es pickt auf das Vogelfutter,
im Garten ausgestreut von Mutter
Higl, 3.2.2021, https://www.dreisamtaeler.de