Schweigen der Mitte – vornehm

Die „schweigende Mehrheit“, das „große Schweigen der Mitte„, begleiteten die Zeiten von Wachstum und Prosperität seit den 1960er Jahren. In den sogenannten besseren Kreisen galt es geradezu als vornehm,  sein Desinteresse am tagsespolitischen Geschehen zu bekunden: „Aber bitte keine politischen Themen“, „Die da oben machen es schon“ bzw. „Politik regt mich nur auf“.
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Man hatte sich daran gewöhnt, dass „Keine Experimente“ und „Weiter so“ Einkommen und Rente sicherten. Spätestens seit der Grenzöffnung 9/2015 jedoch macht sich Unsicherheit breit – noch nicht auf dem Konto, wohl aber im gesellschaftlichen Alltag. Machen „Die da oben“ wirklich alles gut – wie es die Medien melden – und vor allem was? Die Bürger beginnen zu diskutieren und zu hinterfragen – im Grunde positiv, denn die Diskussionskultur mit dem ehrlichen Austauschen von Argumenten gehört zum „Consent of the Governed“ der Demokratie und fördert den inneren Frieden.
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Doch je mehr Fragen, Kritik und Zweifel die „schweigende Mehrheit“ äußert, umso mehr werden diese von Politik wie den ihr willfährigen Medien blockiert und als nicht-links, sprich als rechts, rassistisch bis hin zu Nazi abgetan. Zwei Beispiele:
Auf die Frage „Wieviele der über 1000 Mrd Euro an EU-Target-Salden (also über eine Billion bzw. mit stolzen 15 Nullen 1.000.000.000.000.000 Euro) muß der deutsche Sparer wohl bezahlen?“ erhalten Sie die Gegenfrage „Sind sie etwa Nationalist und gegen die EU?“, aber aus Berlin keine ehrliche Antwort – außer etwa inoffiziell von Prof. Sinn  https://www.hanswernersinn.de/
Auf die Frage nach den jährlichen Flüchtlingskosten erhält der Bürger die Gegenfrage „Sind Sie Ausländerfeind bzw. von der AfD?“, aber von offizieller Seite keine Antwort – die von Minister Seehofer genannten 20 Mrd sind eine nicht ernstzunehmende Lüge, denn Hochrechnungen von Universitäten kommen auf weit über 50 Mrd/Jahr. Dabei rühmt sich das deutsche Statistikwesen, weltweit führend zu sein.
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Dass Political Correctness und „Kampf gegen Rechts“ wirken, zeigt die jüngste Allensbach-Umfrage, nach der über 70% der Bürger sich eingeschüchtert nicht mehr trauen, ihre politische Meinung offen und überall zu sagen. Der mündige Bürger scheint unerwünscht zu sein in Zeiten ungelöster Probleme wie Migration, EU-Haftung, Energie, Klima und Rente. Die „schweigende Mehrheit“ der deutschen Mittelschicht (Arbeitnehmer wie Unternehmer) wandelt sich zur „schweigenden Minderheit“ – und die Regierung als auch die Medien schweigen dazu ebenso.
2.12.2019
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Umfrage des IFT Allensbach zur Meinungsfreiheit: 71%
“Anders ist das bei den Themen, die mehr als alle anderen als Tabuzonen eingeschätzt werden, Flüchtlinge und Islam. 71 Prozent haben den Eindruck, dass man sich zur Flüchtlingsthematik nur mit Vorsicht äußern kann. ”
… Alles zu “Grenzen der Freiheit” des Instituts für Demoskopie Allensbach vom 23.5.2019 bitte lesen auf
https://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/user_upload/FAZ_Mai2019_Meinungsfreiheit.pdf
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Wir haben keine Streitkultur mehr, alles wird als indiskutabel erklärt
„Statt Streit zuzulassen, ihn sportlich zu nehmen, ihn gar anzufachen, erstickt man ihn meistens schon im Keim, indem etwas für indiskutabel oder nicht tolerierbar erklärt wird.
Bevor Standpunkte ausgetauscht werden, schreitet meistens schon die Gesinnungspolizei ein und verlangt, daß sich alle sofort (…) vom moralisch Geächteten distanzieren.“
Edo Reents, Feuilleton-Leiter, in der „FAZ“ vom 14. Oktober 2019
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Das Schweigen der Mitte
Es gibt Länder, in denen kann man schlicht nicht glauben, dass einem einigermaßen gut verdienenden Arbeitnehmer in Deutschland von seinem Lohn nicht viel mehr als die Hälfte bleibt. Dass in den vergangenen zehn Jahren guter Konjunktur keine Regierung auf die Idee gekommen ist, Steuern oder Sozialbeiträge in spürbaren Größenordnung zu senken, ist irritierend. ….
Wenn nicht alles täuscht, hat sich bei vielen das Gefühl verstärkt, zunehmend ausgenutzt zu werden. Sie begreifen, dass sie es sind, die zur Kasse gebeten werden – und wenden sich von der Politik ab oder populistischen Kräften zu. Dieser persönliche Eindruck, trotz Arbeit jedes Jahr ein bisschen weiter abzurutschen, wird von Politikern nicht ernst genug genommen. Die Mitte, die von Parteien umworben, aber nicht verstanden wird, schrumpft zunehmend. Dabei ist sie es, die die Gesellschaft trägt. Fühlt sie sich aber nicht mehr wertgeschätzt, birgt sie durchaus Radikalisierungspotenzial. Es sind weniger die sozial Abgestürzten, die sich radikalisieren. Diese neigen eher zur Politikferne. Politisch gefährlich wird es, wenn in der Mitte die Angst umgeht, dass sie selbst trotz Arbeit und Fleiß abzustürzen droht. Im Moment grassiert diese Gefahr nicht im großen Stil. Aber was ist, wenn die Wirtschaft nicht mehr so gut läuft und so vielen Menschen Arbeit gibt? Dann sitzt man auf all den Wohltaten und kann sie nicht mehr seriös finanzieren.
Und da ist noch etwas, was Politiker aus Gründen der Political Correctness am liebsten nicht diskutieren. Bei vielen Bürgern ist es hingegen Thema: die Kosten der Flüchtlingspolitik. Mehr als 20 Milliarden Euro veranschlagt allein der Bund im Haushalt für die Finanzierung der Flüchtlinge und die Bekämpfung von Fluchtursachen in anderen Ländern.
… Alles vom 18.11.2019 von Karlheinz Fesenmeier bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/das-schweigen-der-mitte–179590428.html
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Zur Meinungsfreiheit der „schweigenden Mitte“
Die Frage ist doch, woher kommt das von Karl-Heinz Fesenmeier in der Badischen Zeitung (siehe oben) so treffend beschriebene „Schweigen der Mitte“? Woher kommen Political Correctness und Konformitätsdruck? Wird Artikel 5 des Grundgesetzes, welcher die Meinungsfreiheit garaniert, zur Fiktion?
Eine Allensbach-Umfrage vom Mai 2019 ergab, daß bis zu 70 Prozent der Deutschen das Gefühl haben, sich zu wichtigen Fragen nicht frei äußern zu können: Zur Einwanderung, zum Islam, zu Minderheiten- und Genderfragen. Inzwischen muß man wahrscheinlich auch den Klimakomplex auf diese Tabuliste setzen. Eine neue Jugendstudie (Shell) bestätigt den Allensbach-Befund speziell für die jüngere Generation.
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Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde auch uns, meinem Mann und mir, von unseren Kindern ein Redeverbot erteilt. Erst nachdem wir uns ausbedungen hatten, zumindest in unseren eigenen vier Wänden denken und sagen zu dürfen, wie und was wir wollen, wurden unsere Diskussionen wieder bunter und damit auch interessanter.
Trotz Greta und dem angeblich baldigst bevorstehenden Weltuntergang kommen wir eigenartigerweise innerhalb unseres Familien- und Bekanntenkreises immer wieder auf das Migrationsproblem zu sprechen. Nach einer solchen Diskussion bekam ich unlängst von einer mir sehr nahestehenden Person den Rat, ich solle mir doch nicht so viele Sorgen machen. Sie meinte es gut mit mir, und darüber freut man sich. Aber dann kam von der gegenüberliegenden Seite der Kaffeetafel ein Satz, der mich aufhorchen ließ: „Ich fühle mich von den offenen Grenzen und den Migranten nicht bedroht.“
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„Aber ja,“ dachte ich, „diese Dame hat ja recht!“ Und ich antwortete ihr:
„Ich selbst fühle mich von den offenen Grenzen und den Migranten auch nicht bedroht.
Ich war noch nie in meinem Leben auf diesen Sozialstaat angewiesen und werde es höchstwahrscheinlich auch in Zukunft nicht sein.
Ich werde niemals mit den Neuankömmlingen konkurieren müssen. Weder um immer knapper werdenden städtischen Wohnraum noch um immer knapper werdende Billigjobs für Geringqualifizierte.
Wenn die Lernleistung in unseren staatlichen Schulen ständig geringer wird und inzwischen deutsche und vor allem jüdische Kinder dort immer öfters gemobbt werden, schicke ich meine Kinder in Privatschulen. Das kann ich mir leisten.
Falls die Eltern von Hänschen Müller und von Menachem Blumenschein sich dies nicht leisten können oder wollen, dann haben Hänschen Müller und Menachem Blumenschein eben Pech gehabt. Das geht mich nichts an.
Vor üblen Nachstellungen testosterongesteuerter junger Männer aus dem Orient oder aus Afrika schützt mich mein fortgeschrittenes Alter.
Und solange es nur die Kinder und Enkel anderer Leute sind, die gewürgt, vergewaltigt, gemessert und umgebracht werden, läßt mich das kalt, das berührt mich überhaupt nicht.“

Nun wurde es aber doch unruhig auf den gepolsterten Stühlen. Und „Madam Unbedroht“ von der anderen Seite des Kuchenbuffets meinte, daß ich sehr zynisch daherkäme. „So denkst du doch nicht wirklich?“ wollte sie wissen.
„Ich?, nein, ich denke nicht so,“ sagte ich. „Aber du.“
Übrigens: „Auch die Sorge ist eine Klugheit, wiewohl nur eine passive. Die Dummheit weiß von keiner Sorge.“ Johann Wolfgang von Goethe am 16. August 1824 zu Eckermann bei einem Gespräch über „besorgte Bürger“. Machen wir uns also ein paar Sorgen und sprechen darüber, das steht uns zu.
17.11.2019

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