Schwarzwälder Wiesenvielfalt

Das Projekt „Schwarzwälder Wiesenvielfalt“ will, dass sich einheimische Wildblumen und –gräser wieder verbreiten. Immer blumenbunter wird es im Naturpark Südschwarzwald, was nicht nur das Auge des Betrachters sondern vor allem die Insekten freut (am Thurner). Seit drei Jahren läuft im Naturpark-Südschwarzwald das Modellprojekt „Schwarzwälder Wiesenvielfalt“, hinter dem mehr steckt, als nur schöne Blumen zu pflanzen.

„Es geht um mehr Artenreichtum und Verbesserung der Biodiversität; es geht um die Aufwertung von Naturwiesen mit vor Ort wachsenden Ökotypen“, fasste der stellvertretende Naturpark-Geschäftsführer Holger Wegner das Ziel des Projekts zusammen.
Was er damit meint, wurde am Schauplatz des Geschehens, auf einem Grundstück in 1050 Meter Höhe am Thurner (Gemeinde St. Märgen), im Beisein von Bürgermeister Josef Haberstroh aus Breitnau und Vertretern der Jugendhilfe Timeout veranschaulicht: Auf einer rund 1,2 Hektar großen Wiesenfläche wurde die bestehende Grasnarbe alle sechs Meter streifenweise entfernt und nach der Bodenbearbeitung die drei Meter breiten Streifen mit einheimischen Wildblumen- und Wildgräsersamen eingesät. „Ziel ist es, dass sich Bärwurz und schwarze Flockenblume wieder etablieren und sich auf der Fläche verteilen“, sagt der Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes, Reinhold Treiber.
Die Suche nach regionalem Saatgut, das im Gegensatz zu standardisierten Handelsmischungen optimal an den Standort angepasst ist, war nach Aussage von Ulrike Stephan vor ein paar Jahren noch sehr schwierig, da bis dahin im Schwarzwald noch keine Flächen beerntet wurden. Inzwischen lässt die Biologin aus Ihringen Wiesen im Oberrheingraben, auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald dreschen. Nach zehnjähriger Erfahrung mit Wiesendrusch am Kaiserstuhl hat sie außerdem 2013 ihr eigenes Unternehmen gegründet. In Hinterzarten-Alpersbach, in Schluchsee-Grünwald oder am Kandelgipfel waren die Mähdrescher schon diesbezüglich im Einsatz. Die dortigen Wiesen würden sich sehr unterschiedlich gestalten und daher auch unterschiedliche Schwerpunkte haben.

Dank der guten Vernetzung mit dem Landschaftserhaltungsverband, dessen Geschäftsführer ihr Ehemann Reinhold Treiber ist, stünden viele Spenderflächen zur Verfügung. Er brachte sie auch auf die Idee, gebietsheimisches Wiesendrusch-Saatgut von unterschiedlichsten Grünlandtypen herzustellen. „Heute sind Wiesen oft Silageflächen, auf denen Heublumen fehlen, so dass der Kreislauf nicht mehr auf die Fläche gebracht wird“, bedauert Treiber. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, hält er die gezielte Produktion von Heublumen für wichtig.
Nicht ganz einfach gestaltet sich nach Aussage von Ulrike Stephan der Wiesendrusch, der logistisch sehr aufwändig sei: „Da spielen viele Faktoren mit, angefangen vom richtigen Druschzeitpunkt und der Abstimmung mit dem Bewirtschafter, über das Wetter bis hin zur Schwierigkeit, einen Mähdrescher zu bekommen.“ Zuvor werden die Flächen kontrolliert, giftige Pflanzen oder unerwünschte Arten entfernt.

Die Landwirte, die die Samenernte möglich machen, würden finanziell einen Ausgleich erhalten. Die Wiesenvielfalt im Schwarzwald sei sehr groß. Typisch seien Bärwurz und die Schwarze Flockenblume aber auch der Klappertopf, der Hahnenfuß, das Ruchgras oder der große Wiesenknopf finden sich in der von ihr mitgebrachten standorttypischen Mischung für den Thurner wieder.

Über so viel Wiesenvielfalt im Naturpark Südschwarzwald freute sich auch Manfred Kraft vom Landesverband Badischer Imker, der gemeinsam mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord im Jahr 2016 das Projekt „Blühender Naturpark“ ins Leben gerufen hat. Inzwischen sei die Kampagne in allen Naturparks sehr erfolgreich angelaufen: „140 Flächen sind schon angesät.“ 2013 hat der Naturpark Südschwarzwald die Kampagne „Blühender Naturpark“ gestartet und vorwiegend innerörtliche Freiflächen, wie Straßenrandstreifen und Verkehrsinseln zum Blühen gebracht. „Im Siedlungsbereich war dies einfacher als in der freien Landschaft“, weist Holger Wegner auf die gesetzlichen Auflagen beim Saatguteinsatz auf den Feldern hin.

Dass der Breitnauer Bürgermeister Josef Haberstroh und einige Vertreter der Jugendhilfe Timeout beim Vororttermin zugegen waren, hatte seinen Grund: Im Zuge der Gewerbegebietsausweisung Ödenbach II, für die eine Magerwiese geopfert wurde, musste eine Ausgleichsfläche gefunden werden. Diese fand man in der Wiese an der „Club Thurnerspur“, die nach dem Kauf eines Reststücks von der Gemeinde Breitnau nun komplett der Jugendhilfe gehört. Die Mähwiese erhalte durch die Einsaat von heimischem Saatgut eine Aufwertung, so dass sie als Ausgleichsfläche anerkannt werde. „Das hat uns die Gewerbegebietsgeschichte erleichtert“, dankte Haberstroh der Jugendhilfe, die als Auftraggeber einen finanziellen Ausgleich für die Aufwertung der früher intensiv bewirtschafteten Heuwiese erhalte.

„Bei der Pflege und Bewirtschaftung entsteht kein Nachteil, lediglich wirft die Wiese weniger Ertrag ab“, sagt Reinhold Treiber, der das Projekt begleitet und dokumentiert. Der zweite Schnitt 2019 sei dann wieder ein ganz normaler Heuwiesenschnitt. Für Timeout ist die Wiesenaufwertung und der Verzicht auf Gülleausbringung nach Aussage von Gruppenleiter Michael Götte gut „verkraftbar“.
29.9.2018, Christa Maier,
https://www.badische-zeitung.de/kreis-breisgau-hochschwarzwald/baerwurz-hahnenfuss-und-klappertopf–157150178.html
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Modellprojekt „Schwarzwälder Wiesenvielfalt“
Das Problem: Bärwurz und Schwarze Flockenblume sind typisch für den Schwarzwald, aber ihre Samen sind im Handel nicht erhältlich und können so auch nicht für die Neubegrünung von Wiesen oder bei der Ausbesserung von Wildschweinschäden in Wiesen eingesetzt werden.
Der Naturpark Südschwarzwald hat ein Modellprojekt „Schwarzwälder Wiesenvielfalt“ gestartet, bei dem das einzigartige genetische Reservoir alter Schwarzwaldwiesen beerntet und für neue Wiesenanlagen künftig verfügbar sein wird.
https://www.naturpark-suedschwarzwald.de/eip/pages/schwarzwaelder-wiesenvielfalt.php
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Wiesendruschsaat
Die Diplombiologin Ulrike Stephan führt das Projekt „Schwarzwälder Wiesenvielfalt“ durch und hat sich mit ihrem Unternehmen „Wiesendruschsaat“ in der Region auf die Saaterzeugung spezialisiert.
https://www.wiesendruschsaat.de

TimeOut – Wiese am Thurner
Im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme für das Breitnauer Gewerbegebiet Ödenbach II wird am Thurner eine Wiese aufgewertet. Hierzu wird das genannte Wiesendruschsaatgut streifenweise auf der Wiese eingesät. Die Fläche ist Eigentum der Timeout Jugendhilfe gGmbH und wird auch von dieser bewirtschaftet. Die Einsaat findet anlässlich eines Pressetermines am Mittwoch, 26. September 2018, um 15 Uhr statt. Interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Treffpunkt: Parkplatz des Thurner Wirtshauses in St.Märgen
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