Schulweg ist der beste Weg

Abbé Alphonse ist überzeugt: „So schaffen wir das in Afrika selbst und müssen nicht gefährliche Fluchtwege ins Paradies Deutschland antreten.“ Das Bild von den Weißen, die alles haben, wissen und können, müsse revidiert werden. Sein Ziel ist es, den fatalistischen Zustand der Afrikaner zu beenden. „Afrika ist reich. Und mit einem kritischen statt einem naiven Bewusstsein können wir das nutzen.“

Als Abbé Alphonse Ndabiseruye 1995 erstmals nach Deutschland kam, war er schwer verletzt. In Burundi hatten ethnische Konflikte einen Bürgerkrieg ausgelöst und er trug 23 Schusswunden davon. Sein Bischof schickte ihn nach Neuss zur Behandlung. Es blieben 100 kleine Splitter im Körper zurück. Sie begleiten den Professor für Theologie bis heute. Und vielleicht sind sie es, die ihn ständig antreiben, sein Land zu verändern – durch Bildung. In Heitersheim hatte er zwischenzeitlich eine zweite Heimat gefunden. Was ist aus seinem Engagement geworden?
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Ja, es hat gedauert, bis Abbé Alphonse in seine Heimat zurückkehrte. Nachdem es ihm gesundheitlich besser ging, lernte er erst mal Deutsch. Im September 1996 kam er als Student nach Freiburg und als Aushilfspfarrer nach Heitersheim mit Wohnung im Pfarrhaus. Freundschaften wurden geschlossen und gemeinsam ein Waisenhausprojekt in Burundi unterstützt. Bis Oktober 1998. Es folgten vier Jahre bei den Lioba-Schwestern in Freiburg-Günterstal, wo er seine Promotion 2002 vorbereitete.
Nach einem Jahr Pause startete er im April 2003 die Erfolgsgeschichte seines Schulprojektes „Ecole Mahoro“ – Schule des Friedens – in seinem Heimatort Kimina in der Provinz Bujumbura. Er wollte, dass die Kinder, die jeden Morgen viele Kilometer barfuß zu den wenigen Schulen laufen mussten, eine Grundschule bekommen. Parallel dazu begann Abbé Alphonse in Freiburg seine Habilitationsschrift zum Thema „Bewusstseinsbildung zur Mentalitätsänderung und Entwicklung als Aufgabe der Kirche in Burundi“, die er 2007 als Professor abschloss.
An der Universität in Würzburg bekam er einen Lehrstuhl mit einem Elf-Jahres-Vertrag angeboten. Aber er entschied sich für die Heimat und arbeitet dort seit Juli 2008 in der Hauptstadt Bujumbura als Leiter der Diözesan Entwicklungsorganisation und Caritasdirektor. Sein Schulprojekt verlor er dabei nie aus den Augen. Aber auch seine Freunde in Deutschland und der Schweiz nicht. Jedes Jahr verbringt er hier seinen einmonatigen Urlaub, hält Vorträge über die Projektfortschritte, dankt allen für die Unterstützung und motiviert auf seine gewinnende Art zu weiterer Spendentätigkeit.
Bildungsprojekte: Was mit 351 Grundschülern begann, bietet nach 15 Jahren 1134 Kindern und Jugendlichen im Kindergarten, in einer neunjährigen Basisschule und in einem Gymnasium mit Schulkantine Bildung fürs Leben. Zudem sind rund 200 Schülerinnen und Schüler in Internaten für Jungen und Mädchen untergebracht. Eine Krankenstation gibt es ebenfalls. In diesem Jahr konnte noch ein Gotteshaus gebaut werden. Die St. Kizito-Kirche wurde im Juni 2018 eingeweiht. Allerdings fehlt es noch an Bänken und an der Einrichtung der Sakristei. Priorität hat jedoch der Bau einer Bibliothek. Burundi soll nicht länger ein Land ohne Bücher sein.
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Abbé Alphonse folgt dem Leitspruch: „Der beste Weg aus der Armut ist der Schulweg.“ Credo dabei sind die drei „Hs“ – Hirn, Herz und Hände. Es braucht das Hirn für ein kritisches Bewusstsein, für Reflexion, Ideen, Kreativität und Initiativen. „Denn der Kopf ist das erste Kapital des Menschen“, weiß er. Ohne Herz, glaubt er, werde Intelligenz jedoch zur List. Deshalb ist ihm die Vermittlung von Humanität, Herzens- und Glaubenswerten wichtig. Um Dinge umzusetzen, sind praktisches Engagement nötig und Hände, die kraftvoll zupacken.
Abbé Alphonse ist überzeugt: „So schaffen wir das in Afrika selbst und müssen nicht gefährliche Fluchtwege ins Paradies Deutschland antreten.“ Das Bild von den Weißen, die alles haben, wissen und können, müsse revidiert werden. Sein Ziel ist es, den fatalistischen Zustand der Afrikaner zu beenden. „Afrika ist reich. Und mit einem kritischen statt einem naiven Bewusstsein können wir das nutzen.“
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Daran will er arbeiten. Wachrütteln. Aber schon Einstein habe gesagt: „Es ist leichter ein Atom zu spalten, als eine Mentalität zu ändern.“ Deshalb bleibt Abbé Alphonse hartnäckig dran. Jedes Jahr besucht er in Deutschland und der Schweiz befreundete Partnerschulen und Partnerpfarreien. Mit Bildvorträgen berichtet er über den Fortschritt der Projekte und dankt. Denn oft haben die Schulen mit Spendenläufen und Pfarreien mit regelmäßigen oder einmaligen Aktionen Bauabschnitte und Anschaffungen unterstützt. Dazu gehören auch die Realschule in Breisach und das Kreisgymnasium in Neuenburg, ebenso wie die Pfarreien St. Bartholomäus in Heitersheim und St. Agnes in Eschbach.
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Vor drei Jahren haben Freunde aus Deutschland und der Schweiz den „Förderverein Ecole-Mahoro e.V.“ gegründet und beim Amtsgericht Freiburg registriert, um Spendenquittungen ausstellen zu können. Dadurch wird eine unbürokratische Unterstützung der Projekte möglich ohne hohe Verwaltungskosten. Vorsitzender des Vereins ist Karl-Heinz Herma aus Eschbach. Seine Stellvertreterin ist Ingrid Thomma aus Heitersheim. Die ehrenamtlichen Mitglieder organisieren Spendenaktionen oder helfen durch ihren Mitgliedsbeitrag. Neben der Finanzierung von Projekten ist auch eine Patenschaft für sehr arme Kinder oder Kinder mit Behinderung möglich.
12.11.2018, Sabine Model
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Spenden sind möglich an den Förderverein Ecole Mahoro e.V.,
IBAN: DE51680923000004106008,
BIC:GENODE61STF, Verwendungszweck: Ecole-Mahoro/Burundi.
Mehr Infos unter Tel. 07634/552144 oder 07634/594707
https://www.ecole-mahoro.bi/

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