Schulfrieden – Kirche und Staat

Nur bei Störung des Schulfriedens ist ein Kopftuchverbot zulässig – mit diesem Urteil hat das BVG den Streit ums Lehrerinnen-Kopftuch dorthin verlagert, wo er am wenigsten hingehört: in die vielen Schulen im Land. Langfristig wird dieses Urteil dazu führen, dass die Religion komplett aus der Schule verbannt wird: Trennung von Kirche und Staat nach französischem Vorbild (Laizismus). Doch bis es dazu kommt, wird ein lang anhaltender Kleinkrieg zu ertragen sein:
– Schulfrieden gestört, wenn die Lehrerin den Kindern die Gründe zu ihrer Kopftuch erklärt?
– Schulfrieden gestört, wenn Eltern ihr Kind nicht von einer Lehrerin mit Kopftuch unterrichten lassen wollen?
– Was ist bei Forderung nach Kopftuch (negative Religionsfreiheit)?
– Berlin-Zehlendorf als ‚weißer Vorort‘ verbietet das Kopftuch an Schulen, Berlin-Neukölln hingegen nicht
(da hier Migranten überwiegen)
– Streng muslimische Eltern machen Kopftuch zum Merkmal des Ehrbaren
– Fördert dies nicht das Auseinanderdriften der Wohnquartiere, die Bildung von Parallelgesellschaften?
– Die Bürokratisierung des Schulalltags in Lehrerzimmer, Schuldirektion und Elternvertretung nimmt zu.
– Kopftuchstreitmüde, begüterte Eltern melden ihr Kind in der öffentlichen Schule ab und an einer Privatschule an.

Die deutsche Tradition der Verschränkung und wohlwollenden Koexistenz von Religion und Staat – nach Kriegsende 1945 im Grundgesetz verankert – setzt voraus, dass alle Beteiligten (Eltern, Lehrerinnen, Schulverwaltungen, Staatsorgane und Religionsgemeinschaften) ihre Ansprüche und Rechtspositionen nicht egoistisch maximierend, sondern rücksichtsvoll nutzen. Dies tun sie aber nicht:
– Warum pochen Muslime so vehement auf Zulassung des Kopftuchs?
– Warum verzichten Juden nicht auf das Tragen der Kippa – gibt es überhaupt eine öffentl. Schule mit Kippa-Lehrer?
– Kann nicht für die wenigen kath. Ordensfrauen als Lehrerinnen in öffentl. Schulen eine Lösung gefunden werden?
So nehmen alle Religionen gerne in Kauf, dass – um mit dem BVG zu sprechen – der Schulfrieden langfristig gestört wird.

Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek (kein Nazi, sondern ein überzugter Linker und laut Spiegel „einer der kühnsten Intellektuellen Europas“) warnt: „Je mehr man den Islam toleriert, desto stärker scheint der Druck zu werden, den er auf einen ausübt“. Das heißt, nach Einführung des Kopftuchs (genannt Hidschab) geht die gutmenschliche Tolenanzspirale weiter mit der Akzeptanz von Al-Amira (auch Schulter bedeckt), Chimar (auch Busen bedeckt), Tschador, Nikab und Burka (die Eulen stehen vor unsere Schülern und erzählen ihnen, was Demokratie bedeutet). Was sagt Zizek dazu: „Das Paradox ist, dass der Liberalismus selbst nicht stark genug ist, um sich vor fundamentalistischen Angriffen zu schützen“.
20.3.2015

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