Schuldner Grossbanken USA GR

Drei Schuldner beschäftigen die EU: Großbanken, USA und Griechenland. Die Großbanken sind zu groß, um sie scheitern lassen zu können (too big to fail), weshalb sie weiter ihre Gläubiger erpressen. Die USA als weltweit größter Schuldner haben öffentlich anerkannt, nicht einmal theoretisch in der Lage zu sein, ihre Schulden zu bezahlen. Sie können weiter auf Pump leben, da sie die Bedingungen ihrer Schuldentilgung kontrollieren – im Gegensatz zum kleinen Griechenland. Nun hat die linke Syriza-Regierung einen Ausweg gefunden: Sie räumt die Schulden ein, weist aber jegliche Schuldgefühle zurück, hat die Last ihres Über-Ichs abgeschüttelt und fordert im Gegenzug ihre Gläubiger von EU, EZB und IWF auf, ihnen alle Staatsschulden zu erlassen.
Das Über-Ich birgt alle Glaubens- und Wertvorstellungen, die man sich verinnerlicht hat (für meinen eigenen Lebensunterhalt sorgen, anderen nicht auf der Tasche lieben, die Verschuldung in Grenzen halten). Sigmund Freud hat das Paradox des Über-Ichs beschrieben: je mehr ich mich den Forderungen der Gläubiger füge, umso schuldiger fühle ich mich. Nun macht Griechenland der EU den Vorwurf, dass es Brüssel gar nicht darum gehe, Kredite incl. Zins zurückbezahlt zu bekommen, sondern den Schuldnerstaat in dauernder Abhängigkeit zu halten, also die Schuld unbegrenzt zu verstetigen. Deshalb folgert Tsipras ‚Wir Griechen fühlen uns unschuldig‘ und bereitet der EU somit ein Dilamma: Die Gläubiger sind immer neue Milliarden an Euro los, der Schuldiger aber beruft sich auf sein Über-ich und fühlt sich unschuldig. Freud sei Dank.
Griechenland ist der Inbegriff eines klientelistischen, korrupten Staates – auch dies sieht die Syriza-Regierung so, fügt aber den Vorwurf an die EU-Bürokratie hinzu, mit den jahrelangen Mrd-Transfers die Überschuldung dieses korrupten Systems begünstigt zu haben. Was zutrifft, denn die EU hatte die Partei Nea Dimokratia als Wiege der Korruption lange Jahre gepäppelt.
„Syriza ist faktisch geführlich, die Partei stellt sehr wohl eine Bedrohung für die gegenwärige Ausrichtung der EU dar – der globale Kapitalismus kann sich eine Rückkehr zum alten Wohlfahrtsstaat nicht leisten. Die Beschwichtigung über die Bescheidenheit von Syrizas Zielen ist also auch ein bißchen scheinheilig“. Diese Warnung stammt nicht etwa von einem rechten EU-Abgeordneten in Brüssel, sondern von dem linken Philosophen Slavoj Zizek von der University of London (Zizek: Was ist jetzt noch links?, DIE ZEIT vom 2.7.2015, Seite 41). Immer neue „unschuldige“ Mrd-Hilfen an Griechenland kann die EU nicht auf Dauer verkraften.4.7.2015

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar