Schlingnatter am Kaiserstuhl

Kriechtier des Jahres 2013 ist die Schlingnatter. Dabei handelt es sich um eine verhältnismäßig kleine Schlangenart: Ausgewachsene Exemplare werden meist nur zwischen 60 und 75 Zentimeter lang. Und obwohl dieses Reptil am Kaiserstuhl weit verbreitet ist, haben viele noch nie etwas von dieser geschützten Art gehört.

Diese geringe Bekanntheit hängt damit zusammen, dass Schlingnattern durch ihre graubraune Färbung gut getarnt sind und meist versteckt leben. Außerdem werden sie manchmal mit Kreuzottern verwechselt: Zwar haben Schlingnattern im Gegensatz zu Kreuzottern kein durchgehendes Zickzackband auf ihrem Rücken, sondern in Reihen angeordnete, dunkle Flecken. Wenn sie sich bewegen, können diese Flecken aber wie ein Zackenmuster erscheinen. Gut auseinanderhalten lassen sich beide Arten durch einen Blick in die Augen: Die Pupillen der Schlingnatter sind rund, während die Kreuzotter – wie alle Vipern – senkrecht geschlitzte Pupillen hat. Schlingnattern sind wärmeliebend, weshalb sie an sonnenreichen Stellen vorkommen – im Landkreis zum Beispiel am Kaiserstuhl und in der Vorbergzone, denn Weinberge mit Trockenmauern mag diese Art besonders gern. Sie lebt aber auch im Schwarzwald sowie im Oberrheingraben, etwa auf Schotterflächen und an Gebüschrändern. Schlingnattern sind für den Menschen ungefährlich: Sie können zwar bei Bedrohung zubeißen, ihr Biss ist jedoch ungiftig. Beim Beutefang bedienen sie sich einer besonderen Technik, auf die bereits ihr Name hindeutet: Größere Tiere, beispielsweise Mäuse und Eidechsen, werden mehrfach umschlungen und dadurch in ihrer Atmung behindert oder erstickt. Die Schlingnatter zählt daher – wie beispielsweise auch Boas, die in Afrika und Südamerika leben – zu den sogenannten Würgeschlangen. Schlingnattern können bis zu 20 Jahre alt werden. Die Paarung findet vor allem im April und Mai statt, ab Mitte August werden die Jungen zur Welt gebracht – in dünnen Eihüllen, aus denen sie sich während der Geburt befreien. Die kalte Jahreszeit überstehen sie in geeigneten Winterquartieren – etwa in Mauerspalten, Holzstapeln oder Erdlöchern.

      Wickelt ihre Beute ein: die Schlingnatter. Foto: Reinhold Treiber
   
Mit der Wahl zum Reptil des Jahres 2013 möchten Naturschützer darauf aufmerksam machen, dass Schlingnatter-Lebensräume vielerorts selten geworden sind: Diese Schlangenart benötigt nämlich ein abwechslungsreiches Mosaik mit Versteck- und Sonnenplätzen. Wo es eintönig wird – zum Beispiel, weil alte Trockenmauern, Totholz und Steinhäufen entfernt wurden – verschwindet sie schnell. Durch diesen Lebensraumverlust ist die Schlingnatter auch bei uns bedroht: In Südbaden, so schätzen Experten, dürfte sich ihre Zahl in den vergangenen 30 Jahren in etwa halbiert haben. Im Stadt- und Landkreis laufen deshalb zurzeit verschiedene Aktionen zur Förderung dieser geschützten Art, beispielsweise am Kaiserstuhl: „Dort werden zahlreiche Trockenrasen auf Rebböschungen gepflegt und gleichzeitig die für die Schlingnatter wichtigen Gebüsche und Säume erhalten“, erläutert Reinhold Treiber vom Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald. Außerdem seien am Winkelberg bei Ihringen sowie am Achkarrer Schlossberg alte Trockenmauern in Zusammenarbeit mit den Winzern ausgebessert und wiederhergestellt worden. „Sie sind ideale Verstecke für die Tiere.“ Weitere Projekte gibt es am Südrand des Nimbergs in der March sowie am Tuniberg, wo mehr offene, besonnte Bereiche geschaffen werden – an der zur Stadt Freiburg gehörenden Südwestspitze des Tunibergs in erster Linie, um die Bedingungen für die Smaragdeidechse zu verbessern. „Da die Schlingnatter jedoch ähnliche Lebensraumansprüche hat, sind diese Maßnahmen auch für sie von Vorteil“, erklärt Stadtsprecher Toni Klein.
17.5.2013, Andreas Braun
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