Scharia-Polizei – OK oder nicht?

In Wuppertal sind Anfang September 2014 mehrfach junge radikal-islamische Salafisten  mit orangefarbene Westen „Sharia Police“ nachts durch die Straßen patrouilliert, um als Sittenwächter Verbotshinweise (kein Glücksspiel, Alkohol, Minirock, …) zu verteilen. Ist die Aufregung um die Demokratie berechtigt oder nicht? Die echte Polizei hat gar keine Handhabe: „Das bloße Empfehlen religiöser Regeln ist nicht strafbar.“

Die Aufregung um die Scharia-Polizei ist übertrieben, sagt der Spiegel-Kolumnist Jakob Augstein: „Je dümmer die Provokation, desto eher fallen wir darauf herein“. Ihm widerspricht die muslimische Journalistin Sounia Siahi: In einem eindringlichen Antwortbrief an Augstein schildert sie ihre Erfahrungen mit Salafisten – und fürchtet um ihre deutsche  Heimat:
„Es ist schon immer so gewesen, dass ich mich als Marokkanerin in meinem Heimatland anders kleiden und verhalten muss, um nicht angespuckt, angefasst oder vergewaltigt zu werden. In Deutschland trage ich normale europäische Kleidung, aber in Marokko verlasse ich das Haus nicht ohne einen dünnen Sommermantel und oft auch nicht ohne Kopftuch. Je nachdem, wo ich mich gerade aufhalte. Sie müssen den Code verstehen, nach dem gelebt und der von der Gesellschaft gefordert und erkannt wird. Es ist, als würde sich über die arabische Welt, die Sie als europäischer Mann wahrnehmen, ein Schleier legen oder eine Parallel-Welt öffnen, die nur wir muslimischen Frauen wahrnehmen: Es sind Blicke, Gesichtszüge, Bewegungsabläufe und Zuflüsterungen die Ihnen komplett entgehen. Das führt dazu, dass ich mich unwohl fühle und mich oft nur verkrampft durch die Stadt bewege.
Ich liebe meine Heimat, aber ich kann dort nicht leben, weil ich dort nicht frei bin. Diese Welt akzeptiere ich so, wie sie ist, und lasse sie dort, wo ich nichts dagegen ausrichten kann: in Nordafrika, hinter dem Mittelmeer.
Jetzt aber greifen diese Anmaßungen, Bedrängungen und Nötigungen aus Ländern, die ich meinte, hinter mir gelassen zu haben, in mein wunderbares Deutschland.
Herr Augstein, Sie irren, wenn Sie von ein paar Leuten in Wuppertal sprechen: Diese Jungs sind auch in Düsseldorf angekommen. Genauer gesagt: in Düsseldorf-Oberbilk. Ich persönlich wurde von dreien von Ihnen angesprochen mit den Worten: „Schwester, worauf wartest du? Warum trägst du kein Kopftuch? Du bist doch auch Muslimin. Schämst du dich nicht so herumzulaufen?“
Zu meinem Outfit: Ich trug dunkelblaue Chinos, ein buntes Shirt, darüber einen langärmligen, langen Cardigan und Ballerinas. Außerdem kamen mir die Männer körperlich sehr nah: Ich wurde regelrecht umzingelt. Wissen Sie, was das für eine normale muslimische Frau bedeutet? Es ist in Worte nicht zu fassen: Es bedeutet das fundamentale Angreifen meiner Person. Physisch und psychisch. Denn die Salafisten gehen mit uns arabischen Frauen ganz anders um, als mit einer deutschen Frau.
Natürlich gibt es solche und solche Muslime. Und natürlich darf man nicht alle über einen Kamm scheren. Schließlich bin ich ja selber Muslimin und habe persönlich und beruflich sehr viel mit Muslimen zu tun. Aber vielleicht bin ich damit für diese „Zeichen“ einfach anfälliger und sensibler. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich freue mich darüber, dass Sie eine mögliche Hysterie verurteilen. Aber darin steckt auch ein dickes Körnchen Wahrheit.
Ich selbst bin, wie angesprochen, zwiegespalten: Natürlich ist diese Aktion eine bewusste Provokation. Aber wo ziehen Sie die Grenze? Nach den ersten Schlägen oder Steinigungen?
Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass man mit diesen Leuten nicht reden kann. Sind sie erst mal auf dem „einzigen richtigen Pfad zu Allah“, können sie nichts mehr tun.
Herr Augstein, ich will mich hier in meinem deutschen Zuhause, nicht wie in einem arabischen Land bewegen müssen. Ich fühle mich hier frei, beschützt und in jeder Hinsicht gesegnet. Und dieses Gefühl möchte ich mir um nichts in der Welt nehmen lassen. Wenn der deutsche Staat dafür tut, was er tun muss, kann ich es verstehen.
Herzliche Grüße, Sounia Siahi“

Kompletten Brief  vom 17.9.2014 bitte lesen auf
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/salafisten-journalistin-sounia-siahi-reagiert-auf-augstein-kolumne-a-991888.html

Sounia Siahi, 1977 als Tochter marokkanischer Gastarbeiter in Neuss auf die Welt gekommen. Studium der Germanistik und Politikwissenschaften, diverse Praktika und Hospitanzen bei Zeitungen, Radio und Fernsehen. Seit März 2000 als freie Autorin beim ZDF, seit April 2005 zudem beim WDR.
https://www.bonnerblogs.de/tag/sounia-siahi
https://twitter.com/SouniaSiahi 
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S.P.O.N. – Im Zweifel links: Dümmer als die „Scharia-Polizei“ erlaubt vom 11.9.2014:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-die-scharia-polizei-in-wuppertal-a-990982.html

Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Sat1: „Es gibt ein Gewaltmonopol des Staats. Niemand anderes ist befugt, sich in die Rolle der Polizei hineinzuschleichen.“
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„Islam sei nur tolerant, wenn er keine Macht hat“ sagt Dieter Nuhr zum Islamfriedenstag am Freitag 18.9.2014: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=KyIVCmdHERk
In diesem Sinne: Islam ist Frieden und die Erde ist eine Scheibe.
17.9.2014, Klaus Springer

 

IS durch nichts zu rechtfertigen
Nicht nur völlig untauglich, sondern geradezu menschverachtend sind auch Verweise auf die Gräueltaten anderer Religionen, völlig unerheblich, ob sie vor Jahrhunderten geschahen oder noch andauern. Wer Mörder der IS durch andere Mörder versucht zu rechtfertigen, hat weder unser System noch die Freiheitliche  demokratische Grundordnung verstanden. Es darf die Frage erlaubt sein, warum die üblichen deutschen Vortänzer Claudia Roth, Renate Kynast und Jürgen Trettin alles bekennende Islam- und Moslemsympathisanten nicht auch schon für eine Lichterkette oder sonstige Sympathiebezeigungen der ermordeten Opfer der IS aufgerufen haben.
26.8.2014, Erwin Franz

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