Rothenhof Attental restauriert

In den vergangenen zwei Jahren wurde geplant und gebaut – nun hat die Schufterei bald ein Ende. Am 21. Juni 2014 konnten geladene kommunale Gäste erstmals den restaurierten und in neuem Glanz strahlenden Rothenhof in Stegen-Attental besichtigen. Dank traumhaftem Sommerwetter wurde der schönste Aspekt des über dem Attental gelegenen Hofes schon vor dem Rundgang deutlich – der einmalige Blick über das gesamte Dreisamtal und dessen Wälder.

Als Kind mit dem Hof-Virus infiziert
In Angriff genommen wurde die Restaurierung 2012 von Prof. Dr. Dr. Peter Stoll, seines Zeichen Kiefer-Chirurg und zweifacher Hofbesitzer – neben dem Rothenhof hatte er schon zwischen 1987 und 1990 den denkmalgeschützten Albrechtenhof im gleichen Ort restauriert und saniert. Dieser wird unter anderem als Klinik genutzt, in der er selbst neben dem Praxisbetrieb tätig ist. Dass sein damaliger Einsatz auf eine Leidenschaft für Höfe zurückzuführen ist, zeigte er nun mit der Restaurierung eines zweiten, die Landschaft prägenden Hofes im Dreisamtal. „Schon als Kind habe ich jede Ferien auf dem Hof meiner Großmutter verbracht und mich schon damals mit dem Hof-Virus infiziert“, erzählt der Bauherr, der zusammen mit seiner Frau die mit 150 m2 etwas größere der beiden Wohneinheiten des Rothenhofs als Wochenend- und Ferienwohnung nutzen wird. „Die andere Einheit ist auch schon vermietet“, verrät Stoll weiter. Ab August wird hier eine Familie in die 126 m2 große Wohnung einziehen – die dazugehörigen Schafe werden draußen vor dem Haus und im hauseigenen Stall untergebracht. Auch das etwa 2,5 Hektar große Grundstück wird zukünftig von den Mietern bewirtschaftet.
Verantwortlich für die Veranstaltung an diesem Samstag sind Helmut und Friedgard May, Gründer des Netzwerkes von Hof-Eigentümern im Naturpark Südschwarzwald. Dass es dazu kam „verdanken“ sie eigenen Erfahrungen mit Hofrenovierungen. „Als wir 2000 einen heruntergekommen Hof kauften, fing alles an“, erzählt Helmut May, der in seinem früheren Leben Geschäftsführer und mit seiner Frau Gründer des Schweizer Unternehmens MFT war. Aufgrund fehlender Zeit in der Bauphase war er teilweise vier Monate nicht auf der Baustelle anwesend, „dass ein Bau dann in die Hose geht, ist klar“, erinnert er sich. „So etwas sollte niemandem passieren“, erklärt seine Frau Friedgard den Grund für die Gründung des Netzwerkes. Zusammen mit befreundeten Hofbesitzern fingen die beiden 2010 an, das Netzwerk aufzubauen und mit Vorzeigehöfen zu bewerben. Momentan hat das Netzwerk 20 solcher Höfe im Portfolio und versucht Interessenten für Schwarzwaldhöfe mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Hofrettung in letzter Minute
Ein Vorzeigehof soll auch der denkmalgeschützte Rothenhof werden, über dessen Restaurierung Stoll am Samstag referiert. 1701 aus Holz erbaut, wurde er lange für die Landwirtschaft genutzt, bis er in den letzten 70 Jahren immer weiter herunterkam und 2012 komplett zugemüllt kurz vor dem Einsturz stand. Wie knapp es war, erzählt auch Projektmanager Herbert Kaindl, der als Polier im Ruhestand 35 Jahre Baustellenerfahrung vorweisen kann: „Als wir angefangen haben zu restaurieren stand der Korpus nur noch auf etwa 30 Zentimeter hohen Holzblöcken im Schlamm. Ein oder zwei Jahre später wäre der ganze Hof in sich zusammen gefallen.“ Grade noch rechtzeitig also haben er, Peter Stoll und viele professionelle Handwerker die Restaurierung begonnen, über die er nur Gutes berichten kann – auch wenn es ein extrem schwieriges Projekt war. „Am schlimmsten war der Keller“, erzählen Stoll und Kaindl unabhängig voneinander. Dort war die Decke nur hüfthoch und noch dazu stand man teilweise bis zu den Knien im Matsch. Dieser musste von Hand entfernt und die Deckenhöhe auf knapp zwei Meter angehoben werden. „Dazu mussten wir einen Meter tief in den Boden graben“, erklärt Kaindl die Schwierigkeiten dieser Aufgabe, während er aufrecht im Keller steht. Doch auch in den restlichen Räumen wurde viel gewerkelt. Wo vor zwei Jahren sich noch jeder den Kopf an den zu niedrigen Decken angestoßen hat, kann heute auch Stoll mit seinen 1,88 Metern Körpergröße bequem stehen – immerhin sind die Deckenhöhen auf 2,20 Meter angehoben worden. „Noch höher wollten wir nicht, um den Flair des Hofes nicht zu zerstören“, sagt Stoll bei dem Vortrag über den Bau und berichtet auch von einigen blutigen Beulen am Kopf, die er sich bei den Arbeiten in den damals noch niedrigen Räumen geholt hat.

„Schön, dass sich Peter Scholl dem Rothenhof angenommen hat“
Generell wurde der Hof in den letzten zwei Jahren modernisiert, ohne zu modern zu werden und die Ausstrahlung eines Schwarzwaldhofes zu verlieren. Zwar wurde innen eine Bodenheizung installiert und die Wände nach neusten Standards gedämmt, das verwendete Holz im Korpus des Hofes wurde jedoch von verschiedenen Stellen für wenig Geld gebraucht übernommen und nach der Trocknung beim Bau verwendet. „Bis auf wenige Ausnahmen im Dachstuhl haben wir kein neues Holz in den Bau gesteckt“, erzählt der Bauherr stolz. Da täglich bis zu 3000 Liter feinstes Quellwasser in die hauseigenen Wasserspeicher fließen, versorgt sich der Hof noch dazu auch selbst mit Wasser.
Trotz der extrem nah an den ursprünglichen Bau gehaltenen Restaurierung ist der Hof nicht komplett der gleiche, „jede Restaurierung ist schließlich auch eine Umnutzung des Hofes –alles andere könnte sonst nur als Museum genutzt werden“, erklärt Eckard Bull, Vorsitzender der Architektenkammer Südbaden – er weiß also, wovon er spricht. „Dass der Rothenhof restauriert wurde ist ein Glücksfall für das Landschaftsbild, hoffentlich werden auch die nächsten Generationen den Hof pflegen“, schaut er hoffnungsvoll in die Zukunft.
„Schön, dass sich mit Peter Stoll ein kompetenter und gleichzeitig zahlungskräftiger Bauherr dem Rothenhof angenommen hat“, sind sich auch Siegfried Thiel, Stellvertretender Bürgermeister Stegens und Gunter Mertznich, Wittentals Ortsvorsteher, einig. Zahlungskräftig muss ein Bauherr eines solchen Hofes sein. Zwar nennt Stoll keine Zahlen – „sonst würde ich wahrscheinlich aufgeben“ – sein Budget und die Kalkulation des Architekten hat er jedoch schon lange überschritten und rechnet am Ende mit einem Verhältnis von Kalkulation und Wirklichkeit von 1 zu 3. „Deshalb muss ich noch weiter arbeiten und kann mein Leben nicht hier auf dem Hof genießen“, scherzt er beim abschließenden Bauernvesper.
25.6.2014, Felix Gieger, www.dreisamtaeler.de

BUZ Bild 1: Bauherr Peter Stoll begrüßt geladene kommunale Gäste vor dem Rothenhof

BUZ Bild 2: Strahlen um die Wette: Bauherr Stoll und Projektmanager Kaindl im Inneren des Hofes

BUZ Bild 3: Prägt das Landschaftsbild: der restaurierte Rothenhof

BUZ Bild 4: Geraten vor der malerischen Kulisse ins Schwärmen: Netzwerkgründer Helmut und Friedgard May

 

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