Roger Scruton ohne die Medien

Konservativismus beginnt mit einem Gefühl, das alle reifen Menschen bereitwillig teilen: das Gefühl, daß das, was gut ist, leicht zu zerstören, aber nur schwer zu erschaffen ist. Das gilt insbesondere für die Güter, die uns als gemeinschaft-licher Besitz entgegentreten: Frieden, Freiheit, Recht, Anstand, Gemeinsinn, Besitzsicherheit und Familienleben“ – so Roger Scruton, einer der wichtigsten, mutigsten und vielseitigsten konservativen Intellektuellen nicht nur Großbri-tanniens, der am 12.1.2020 mit 75 Jahren dem Lungenkrebs erlegen ist.
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Medien und Presse weltweit, rechts- wie linksorientierte, berichten über den Tod von Sir Roger Scruton ausführlich: In USA, Kanada, Australien, Japan, GBR, Schweiz, EU-Staaten, selbst in Russland. Nur die deutschen Medien schweigen – bewußt? Da vermeintlich nicht-linkes Denken den deutschen Bürger nicht zu interessieren hat? Dabei ist doch konservatives Denken und Fragen gerade für die „Zeitspanne  9/1995 bis 2020“ der Migration brisant. Scruton würde argumentieren: Was über viele Generatonen hinweg gewachsen ist und geschaffen wurde, läßt sich allzu leicht in kurzer Zeit zerstören. Um dann unwiderruflich verloren zu sein, da die lange, generationenübergreifende Zeit zum kulturellen Aufbau nie mehr zur Verfügung stehen wird.
20.1.2020
https://www.roger-scruton.com/
https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/jan/18/the-uncomfortable-truths-about-roger-scruton-conservatism
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Zum Tod von Roger Scruton: Wie man einen Denker erledigt
Am letzten Sonntag ist Roger Scruton, einer der wichtigsten, mutigsten und vielseitigsten konservativen Intellektuellen nicht nur Großbritanniens, sondern des Westens überhaupt, mit 75 Jahren dem Lungenkrebs erlegen. Er hat ein Leben lang die linke Kulturschickeria, die „Guardian-Klasse“, wie er sie nannte, geärgert und aus der Fassung gebracht. Doch selbst der Guardian kam nicht umhin, in einem langen Nachruf seine geistige Bandbreite und seine stupende Produktivität hervorzuheben, wovon mehr als 50 Bücher, darunter scharfsinnige Analysen von Spinoza, Kant und Wittgenstein, aber auch vier Romane zeugen – neben unzähligen Zeitungs- und Zeitschriftenkolumnen über Wein, Jagd und Politik, ganz zu schweigen von seinem Schaffen als Komponist, Pianist und Organist.
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Sir Roger (den Adelstitel bekam er vor drei Jahren verliehen) war nicht nur in der akademischen und publizistischen Szene ein Schwergewicht, sondern im öffentlichen Leben Englands überhaupt. Premierminister Boris Johnson beklagte Scrutons Tod mit den Worten: „Wir haben den größten modernen konservativen Denker verloren – der nicht nur den Mumm hatte zu sagen, was er dachte, sondern es auch auf schöne Weise sagte.“ Denn wahrhaftig, in Formulierungs-witz und Ausdrucksprägnanz waren Scrutons Texte immer Spitze.
Doch was von alledem ist in Deutschland angekommen? Wann und wie haben die deutschen Medien, die Feuilletons der Presse und die Kultursendungen der Öffis, über den Tod dieses Mannes berichtet? Eines Mannes, über den sowohl die New York Times als auch Radio Prag Nachrufe brachten… Machen wir es kurz: außer bei der FAZ und der Süddeutschen herrscht Fehlanzeige. Kein Sterbenswörtchen in den anderen Gazetten, auch nicht im Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und den übrigen milliardenfinanzierten Sendern. Nicht mal die Deutsche Presseagentur brachte eine Meldung.
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Zusammenhang von Bias und Blödheit
Ist das politisch bedingt oder bloß ein Ergebnis kultureller Kenntnislosigkeit, beziehungsweise genereller Kulturlosigkeit in den Redaktionen? Bekanntlich soll man keine Böswilligkeit unterstellen, wenn Dummheit als Erklärung eines Phänomens ausreicht. In Wahrheit aber schließen die beiden Hypothesen einander nicht aus. In Wahrheit ist dieses Versagen geradezu paradigmatisch für den intrikaten Zusammenhang von Bias und Blödheit im heutigen Journalismus.
Wenn wir diesem Zusammenhang nachgehen, stoßen wir auf denselben Mechanismus, der uns beim Blick auf die einseitige Stimmungsmache in den Medien immer wieder mißtrauisch macht: Gibt es irgendein heimliches Kommando? Oder welche Struktur, welches System erzeugt jene linke Meinungshomogenität auf fast allen Wellen und in fast sämtlichen Blättern?
In der Praxis sieht es nämlich so aus: Die Entscheidung, ob ein Nachruf auf Roger Scruton gedruckt oder gesendet wird, fällt irgendein diensthabender Redakteur, der keine Ahnung hat. Normalerweise hilft hier eine dpa-Meldung weiter, denn was über die Agentur kommt, gilt als wichtig. Sodann: Selbst wenn dpa ausfällt, wie bei Scruton passiert, gibt es Heerscharen von Mitarbeitern, die Vorschläge machen, Ideen einbringen und Content in die Medienmaschine einspeisen. Nur: Diese Mitarbeiter sind zu 99 Prozent linkskonform. Das ergibt sich aus 40 Jahren Meinungsklima. Für sie ist Scruton eine Unperson oder ein Feind.
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So dreht sich die Schweigespirale eine Runde weiter; die deutsche Öffentlichkeit erfährt nicht einmal aus Anlaß seines Ablebens von jenem „cheerfully pessimistic conservative“, den der Historiker Timothy Garton Ash nach eigenem Bekunden vermissen wird, und der in den 1980er Jahren (zusammen mit Garton Ash) Samizdat-Schriften nach Polen, Ungarn und in die Tschechoslowakei schmuggelte und klandestine Vorlesungen hielt, bis er – mehrfach – von der Polizei festgenommen und aus dem Land geworfen wurde. Dafür erhielt Scruton später diverse mitteleuropäische Staatsmedaillen, darunter eine von seinem Freund Václav Havel.
Havel, der einstige Darling des deutschen Feuilletons, hatte es sich in späteren Jahren mit dessen linken Meinungsoffizieren tüchtig verscherzt. Nur gut, dass er schon acht Jahre tot ist. Heute bekäme er in den Kulturprogrammen der ARD sicher auch keinen Nachruf mehr.
… Alles vom 19.1.2020 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/zum_tod_von_roger_scruton_wie_man_einen_denker_erledigt
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Einige Kommentare:
Rechts-Intellektueller – eine ausgestorbene Art?
Scruton ist ein Vertreter einer in Deutschland und weiteren Ländern nun bereits ausgestorbenen Art : ein konservativer Intellektueller. Man nannte sie früher auch schon mal Rechts-Intellektuelle. Heute scheint das einen Widerspruch in sich zu bedeuten : Rechts und intellektuell. Der Begriff Rechts ist kontaminiert. Ist aus der Bandbreite des politischen Spektrums aussortiert worden. Bedeutet keine anerkannte, legitime Denkweise mehr, sondern gilt als Nazi-verdächtig. Jeder, der als intelligent gelten möchte, gibt schnell ein paar linke Statements ab, um weiterhin mitreden zu dürfen. Um nicht vom Bannstrahl der linken Medien getroffen zu werden. Wir brauchen nichts nötiger als Konservative, die zu ihrem Konservativismus stehen. Nichts nötiger als Menschen, die dem zerstörerischen, linken Zeitgeist Einhalt gebieten, ihm zumindest wagen, zu widersprechen. Und dieses auch öffentlich tun. Scruton hat erkannt, dass die linken „Erneuerer“ das Gute zerstören und zwar unwiederbringlich. Dieses Zerstörungswerk gilt es zu entlarven. Die Linken versuchen das Erhaltenswerte verächtlich zu machen, es lächerlich zu machen oder es gar zu kriminalisieren. Übernehmen wir nicht ihre Denkweise, lassen wir uns diese nicht überstülpen, übernehmen wir nicht unkritisch ihre Argumentation. Es braucht Selbstbewusstsein gegen Links und Grün. Es braucht Selbstbewusstsein, um sich nicht zum Sargträger unserer Errungenschaften degradieren zu lassen. Die Alternative zum Geschaffenen bedeutet in Wirklichkeit Leere, Charakterlosigkeit und Beliebigkeit.
19.1.2020, W.A.
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Die Filter der staatlichen Informations-, Meinungs- und Propagandafabriken
Obwohl zuweilen recht mühsam, hat sich die Achgut-Community freigemacht von den Filtern der staatlichen Informations-, Meinungs- und Propagandafabriken. Wir haben aber jeden Anlass zu beklagen, mit welcher an Notstand erinnernden Intensität Kritiker, anders Denkende und überhaupt Denkende mundtot gemacht werden. Dabei ist es doch klar, dass die vermuteten Kommandostrukturen – sagen wir Bundeskanzleramt -> dpa -> ARDZDFDLF -> Lingner-Schlossverein – nicht konstitutiv sind.
Verantwortliche Medienleute beschränken sich auf die beiden Aussagen, es gäbe keine Direktiven “von oben” und sie hätten nichts falsch gemacht. Sie hoffen, das Thema damit erledigt zu haben! Hier fängt die Diskussion aber erst an: Am Beispiel von Leben und Werk des britischen Gelehrten Sir Roger Scruton kann ein Missstand im ÖR-Rundfunksystem nachgewiesen werden. Und die Schlussfolgerung muss sein: Die Bundesrepublik Deutschland darf nicht zulassen, dass das staatliche Rundfunksystem einseitig parteipolitisch instrumentalisiert wird. Dieser massive Bruch von Verfassung und Rundfunkstaatsverträgen darf nicht ungeahndet bleiben. – Ich habe unter Verwendung der Argumentation von Steinhöfel und Neuhaus per Einschreiben die dauerhafte Befreiung von der Beitragszahlung gefordert – aus Gewissensgründen!
19.1.2020, A.R.
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Besser, dass unsere rotgrünen Staatsmedien nicht berichten.
Ihr Schweigen ist aussagekräftiger, als jeder Standardnachruf. Die Radionachrichten des WDR sind mir in Ihrer besonderen Gewichtung von Todesmeldungen schon lange aufgefallen, mega suspekt. Der abgelenkte Hörer ahnt es nicht. Es wirkt nach breiter Berichterstattung der weltweiten Geschehnisse, wenn zum Schluß der 5 Minuten, ein Kurznachruf auf argentinische Tangotänzer, Vorsitzende einer Mangobauern-Kooperative im Hochland Afrikas mit fair trade Zertifizierung, Sozialarbeiter aus der Bronx (PoC), oder langjährigen SPD Stadträt*Innen aus dem Sauerland, erfolgt. Wichtigeres fällt weg! Mit der Nichterwähnung von Roger Sruton samt Werk auch. Über lesbare Bücher befindet allein Denis Scheck. Dass häufig mit dem Tod eines Schriftstellers die Renaissance von Werken stattfindet, weiß und fürchtet der ÖRR, fallweise natürlich nur. Sendeauftrag! Es ist, wie von Ihnen beschrieben Herr Müller- Ulrich.
19.1.2020, U.U.,
Kulturlosgkeit in Deutschland
Danke für diesen kleinen Nachruf auf einen großen Mann. Ihr Absatz: “Ist das politisch bedingt oder bloß ein Ergebnis kultureller Kenntnislosigkeit, beziehungsweise genereller Kulturlosigkeit in den Redaktionen? Bekanntlich soll man keine Böswilligkeit unterstellen, wenn Dummheit als Erklärung eines Phänomens ausreicht…..” und “…..diese Mitarbeiter sind zu 99 Prozent linkskonform, das ergibt sich aus 40 Jahren Meinungsklima” trifft meiner Meinung nach den Kern der Sache. Darum ist Herr Scruton als Konservativer hier in Deutschland auch kaum bekannt. …
… dafür berichten die Medien in Deutschland ausführlich vom Dschungelcamp. Das spricht für sich.
19.1.2020, J.H.
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Lieber Herr Müller-Ullrich, warum wollen Sie den “Kulturschaffenden” von DLF und DLF Kultur
nicht zugestehen, dass sie wirklich noch nie von Roger Scruton gehört haben und dass deshalb das Fehlen der Nachricht bei den Agenturen keinem aufgefallen ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Leute tatsächlich die tägliche Konfrontation mit der Realität aushalten würden. Die haben sich deshalb in eine doppelt isolierte Thermoswelt zurückgezogen, in der es infolge ihrer Ausdünstungen auch immer wärmer wird. Wäre Scruton wirklich ein Feind der Kulturschaffenden gewesen, würde es mich wundern, wenn niemand den Tod des Feindes triumphierend “Ding-Dong” herausposaunt hätte? Nein, diese Spezies ist in der unschuldig-unwissenden Rolle des Edlen Wilden, der uns verwahrlostem Pack die Begriffe Kultur, Anstand, Gerechtigkeit und “Solidarität” erst beibringen muss. Wir sind die “Zurückgebliebenen”, die vom ahnungslosen Edlen Wilden, der vor guter Absicht überschäumt, erst mühsam zivilisiert werden müssen. Und natürlich wissen die Kulturschaffenden, wie mühsam dieses Geschäft ist und wie leicht das Ergebnis durch einen einzigen unvorsichtigen Blick auf die Realität gefährdet werden kann. Der Gutmensch ist nicht böse und erst recht nicht dumm. Er ist edel, hilfreich und gut und im seltenen schlimmsten Fall ist er an irgendeiner unwichtigen Stelle nicht vollständig informiert. Hier sehe ich den Einfluss Berlins und des Preußischem an sich. Dem Preußen gilt weder Bildung noch Wissbegier. Sein Elexier heißt Informiertheit. Da kann er immer mitreden, ohne irgendwelche Zusammenhänge zu beachten. Er ist ja nicht der Forscher. Er ist der Wiederkäuer, der nur geprüftes Material vorgesetzt bekommt. Sein Beitrag ist edle Haltung und Verachtung gegen die Ungläubigen. Das verbindet ihn mit dem Köllner. Überhaupt ist Kölln und Berlin ursprünglich das Selbe. Man hat Angst vor dem Wandel. Die “Progressiven” sind die wahren Konservativen.
20.1.2020, A.O.
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Wahrheit setzt sich immer durch, ist meine optimistische Maxime.
Redakteure können normalerweise immer nur so klug sein wie die Chefredakteure, von denen sie eingestellt worden sind. Die Erklärung ist also ganz einfach, für mich jedenfalls: Es war im Fehlen eines Nachrufs für Roger Scruton nicht die fehlende Direktive von oben schuld (übersetzt nicht die ARGU aus dem Zentralkomitee), sondern die fehlende Bildung der verantwortlichen Redakteure, denn der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken. Wenn nun dieser Mangel im Fall Scruton auch nicht mehr kaschiert werden konnte, weil sie bei dpa offensichtlich genau so minderbemittelt aufgestellt sind, fällt das im deutschen Medienbetrieb natürlich ganz besonders peinlich auf. Wahrheit setzt sich immer durch, ist meine optimistische Maxime. In dieser Causa ist es in erster Linie die Blödheit, in zweiter Linie erst grün-linke oder was weiß ich Verblendung.
20.1.2020, G.D.

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