Religion-Privatsache

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Feigen in Freiburg am 27. April 2016 - der Frühling kommt nach lauem Winter

Feigen in Freiburg am 27. April 2016 – der Frühling kommt nach lauem Winter

 

 

 

Kann Religion „nur privat sein?
Es wäre schön, wenn die Vorstellung von Glauben/Religion als Privatsache endgültig dorthin befördert würde, wo sie hingehört: in den Müll. Der Leitartikel befördert ein weit verbreitetes Missverständnis, in welchem Religion sozusagen auf eine folkloristische Wohlfühl-Oase am Sonntagvormittag oder an Weihnachten reduziert wird. Das hat aber mit Religion nichts zu tun. Re-ligio, also das, woran man sich zuinnerst gebunden fühlt, macht den Menschen wesenhaft aus und bestimmt damit die Beziehung nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu Mitmenschen und Umwelt und beeinflusst damit auch politisches Denken und Handeln.
Selbstverständlich, und das wird oft übersehen, gilt genau das Gleiche für denjenigen, der sich an nichts gebunden fühlt; das hat ebenso substanzielle Folgen auf dessen (politische) Entscheidungsprozesse. Religion – und auch Nicht-Glauben – ist damit zugleich höchst privat und immer politisch. Neben vielen anderen Beispielen kann man sich dabei gerne Begriffe wie Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung in Erinnerung rufen, die auch für die im Artikel genannten Akteure nach deren Aussage sehr wohl eine religiöse Basis haben. Förderlich für einen ehrlicheren gesellschaftlichen Diskurs ist damit die Einsicht: Die berühmte „Gretchen-Frage“ betrifft den Menschen als Ganzes und ist keine romantische Privatsache – ob einem das nun gefällt oder nicht.
25.5.2016, Dr. Bernhard Warmbrunn,

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Blauäugig ist, wer beim Glauben von reiner Privatsache spricht
Selten habe ich so einen guten Leserbrief gelesen! Ich kann Dr. Warmbrunn nur zustimmen, wenn er Glauben/Religion aus der Privatecke holt. Denn das ist er nur oberflächlich betrachtet. Unser ganzes Leben wird von unserem Glauben/unserer Religion bestimmt. „Woran du dein Herz hängst, ist dein Gott“ (Luther) – und das beeinflusst (un)bewusst unsere Entscheidungen und Handlungen. Im Privaten ist das so. Und es ist auch so im Politischen. Parteiprogramme mögen Leitlinien geben. Aber Gewissensentscheidungen werden von innen heraus entschieden. Darum sollte es uns wichtig sein, für uns und bei anderen zu fragen, was beziehungsweise wem wir eigentlich glauben. Meines Erachtens haben viele Zeitgenossen den christlichen Glauben nicht verloren, sondern nie gehabt. Sie lehnen etwas ab, was sie letztlich gar nicht kennen. Oder wer hat sich schon wirklich mit dem Evangelium beschäftigt? Oder wer hat schon den Koran selbst gelesen? Wem ist bei den fernöstlichen Religionen nicht nur das Gefühl, sondern der Inhalt bekannt? Wer hat verglichen und für sich entschieden, was Leitlinie seines Denkens und Handelns sein soll? Fakt ist:
Glauben prägt Leben. Und niemand kann „nichts glauben“.
Das ist eine Selbsttäuschung oder bedenkliche Hybris. Es ist von eminenter Bedeutung, was wir glauben im Blick auf Leben und Tod, persönlich wie politisch. Das zeigt sich in vielen aktuellen Themen wie Abtreibung und Euthanasie…. Blauäugig ist, wer hier von reiner Privatsache spricht. So kann man mit Dr. Warmbrunn nur Mut machen, sich dieser Realität zu stellen – und sie aktiv anzugehen. Was meines Erachtens unserer Gesellschaft gut tun würde, wäre eine Neuentdeckung dessen, was unsere Kultur ausmacht(e): Glaube, Liebe, Hoffnung, Nächstenliebe und Freiheit – sie sind in alten Quellen zu finden und heute neu mit Leben zu füllen. Salopp gesagt: Unser katholischer Ministerpräsident lässt grüßen.
3.6.2016, Stefan Heeß, Lörrach

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Religion ist Privatsache
„Re-ligion“ für sich „zurück-besinnen“ auf einen Gott oder keinen Gott. Die einen glauben an einen Gott bzw. mehrere Götter (vertreten durch ein Glaubensgemeinschaft, Bekenntnis, Kirche), während die anderen an nichts bzw. etwas anderes glauben oder aber zweifeln.
Jeder Mensch ist irgendwie religiös und sein Glaube prägt sein Leben.
Niemand kann “nichts glauben”, dies gilt auch für den Nihilisten.
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Wenn ich mit mir „im Reinen“ bin, dann kann das Ausdruck dafür sein, dass ich mein ganz persönliches Verhältnis zu meinem Gott gefunden habe. Religion ist Privatsache: dies heißt, dass meine Beziehung zu meinem Gott niemanden (auch nicht den Staat) etwas angeht und nur mich betrifft.
Viele religiösen Institutionen räumen dem Gläubigen ein, sein Verhältnis zu Gott selbst zu regeln, andere hingegen nicht – so der Islam bzw. die meisten seiner Strömungen (Sunniten, Schiiten, …). Hier regieren Scharia und Koran starr, hier drohen Fatwa’s. Mouhanad Khorchide (Uni Münster) etwa wird heftig angegriffen für seinen „Islam der Barmherzigkeit“, in dem jeder Muslim „sein Verhältnis zu seinem Allah“ selbst bestimmen kann, wobei er den Koran nicht so oder genau so auslegen muß.
Entweder Staatsreligion oder ein Staat, der einerseits Religionsfreiheit garantiert, andererseits die Ausübung der Religion dem Bürger als dessen private Entscheidung überläßt.

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