Islam-Konservative

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Sonnenblumen bei Freiburg am 1.10.2023

 

Konservative Muslime – Konservative Deutsche?
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Muslime: Unsichtbare Konservative
Wo sich die Wertevorstellungen von Moslems und Deutschen überschneiden
von Hermann Rössler,
Gottesdienst, fünfmal Beten am Tag, Vorträge, Kulturprogramm, keine Schimpfwörter, keine Frauen und 1 kein Alkohol. Sie meinen, es geht um den Islam? Nein, das habe ich alles so
auf einer Reise mit einer katholisch konservativen Gruppe in Prag erlebt. Damals mit
vielleicht 13 Jahren. Etwa vier Jahre später, also mit 17 Jahren, wiederholte sich das alles so ähnlich, nur diesmal nicht mit Katholiken, sondern mit etwa 20 moslemischen Deutschtürken in Istanbul. Ein Freund aus der Schule hatte mich dazu eingeladen, mit seiner Glaubensgemeinschaft, mit der er einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte, in die Millionenstadt am Bosporus zu reisen. Aus Gesprächen in der Schule war mir deutlich geworden, daß einige ähnliche Ansichten zwischen uns existierten; auf der einen Seite die Prägung der türkischen, moslemischen Eltern, auf meiner Seite das katholische Elternhaus. Was auch immer man von religiösen Reiseprogrammen wie diesen halten mag, als Christ den Glaubensalltag mit gläubigen Moslems zu verbringen, machte mir unsere gegenseitige Wertschätzung erfahrbar. Es brauchte keinen die Grenzen
verwaschenen Ökumenismus, um festzustellen:
Wir, Christen und Moslems, können gemeinsame Grundlagen haben und gemeinsame Ziele definieren, wir können eine andere Art des Zusammenlebens schaffen als ein sich gegenseitiges Ignorieren, Ausnutzen oder Herabsetzen. Doch nicht nur Christen sind angesprochen, sondern auch all jene, die am Erhalt und an der Weitergabe natürlicher, traditioneller, also bewährter Instanzen ein Interesse haben.
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Die dementsprechend positiven Kräfte sollen der Einfachheit halber als konservativ bezeichnet werden. Nicht angesprochen sind diejenigen, die im tatsächlichen Sinne antidemokratisch oder schlicht destruktiv agieren. Der Idee folgend gibt es ein bislang unangetastetes, konservatives Potential in Deutschland: Moslems. Das einende, konservative Potential liegt dabei vor allem im Wertschätzen der Familie, der natürlichen Geschlechterordnung und der Ehe.
Daraus ergibt sich ein Interesse an einer schützenden staatlichen und öffentlichen Ordnung. Es böte sich zudem an, für einen öffentlichen Schutz und das Anerkennen der religiösen Würde zu streiten. Wenn sich die Qualität einer westlichen Demokratie an der Akzeptanz für Koranverbrennungen oder dem Abdrehen perverser Jesus-Filme mißt, gleicht das bereits einer Selbstaufgabe. Anstatt die Meinungsfreiheit einzuschränken, würde eine positive kulturelle Selbstrezeption, wo sie angebracht ist, ausreichen, um ein positives Verhältnis zum Staat und zur Demokratie aufzubauen. Wer das nicht möchte, der disqualifiziert sich selbst.
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Fest steht in den meisten Fällen: Weder der arbeitende, eingewanderte Türke noch der arbeitende, eingesessene Deutsche möchten sich oder seine Kinder der Indoktrinierung mittels psychoaktiver Umerziehungsideologien ausgesetzt sehen oder seine Tradition zugunsten eines zeitgeistig konstruierten Ethos einschränken oder aufgeben. Keiner von beiden will auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause von entwürdigender Werbung beschämt oder von selbstgerechten Unruhestiftern belästigt werden. Die Pädagogik im
Kindergarten oder der Lehrplan in der Schule gehen auf politische Entscheidungen zurück, auf die mit gemeinsamer Absicht eingewirkt werden kann.
Getrost darf angenommen werden, daß die Menge moslemischer Einwanderer nicht nach Deutschland gekommen ist, um ein Leben am untersten sozialen Rand zu verbringen. Läge der Fokus der Integrationspolitik nicht auf der Einbettung dieser Migranten in neuwestliche Gesellschaftsexperimente, würden diese auch den Willen spüren, sich eine Karriere hierzulande aufzubauen.
Mit gleichem Recht darf davon ausgegangen werden, daß die meisten Deutschen nicht darauf warten, bis der perfekte Nationalstaat preußischer Manier wiederhergestellt wird, und auch nicht die Absicht hegen, auszuwandern oder sich in weltanschauliche Ghettos zurückzuziehen. Mit Bismarck sei gesagt: „Wir müssen mit Realitäten wirtschaften und nicht mit Fiktionen.“ Die größten Feinde des Patriotismus sind nicht in den Reihen der moslemischen Einwanderer zu finden. Insofern kann auch ein gemeinsamer Gegner im linken Mainstream ausgemacht werden und überall dort, wo die Liberalisierungswut gesellschaftlicher und politischer Lobbyisten sowie Amtsträger keine
Grenzen mehr kennt. Um den Tatsachen ins Auge zu blicken: Zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Moslems leben nach Angaben des Bundesinnenministeriums derzeit in Deutschland. Gemessen an der Gesamtbevölkerung von 83,1 Millionen entspricht das zwischen 6,4 und 6,7 Prozent. Etwa die Hälfte davon ist türkischer Herkunft. Die Zahl moslemischer Gläubiger in Deutschland ist steigend, die Fertilitätsrate im Schnitt höher. Zwar sind das nur ungefähre Zahlen, aber es läßt sich feststellen, daß der Realität, daß Moslems inzwischen einen festen Bestandteil der Bevölkerung
Deutschlands ausmachen und daß sie auf lange Sicht immer selbstbewußter ihre eigenen Interessen auch politisch vertreten und einfordern werden, immer noch ungenügend Rechnung getragen wird.
Der Umgang mit dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe ist oftmals behelfsmäßig, idealisierend oder ablehnend. Grob vereinfacht beschränkt sich der öffentliche Diskurs mit dem in Deutschland seßhaft gewordenen Islam auf eine Idealisierung, die einen friedlichen, toleranten, demokratischen Islam zeichnet, der eine bloße Bereicherung der kulturellen Vielfalt darstellt; auf eine Bagatellisierung, nach der der Islam sich wirtschaftlich bedingt im besten Fall selber liberalisiert und aufklärt; und auf eine Dämonisierung, die den Islam als Grundübel sozialer Verwerfungen und Wurzel der Kriminalität ausmachen will.
Mit Loriot ließe sich sagen: Das Bild hängt schief. Ein vollkommen friedliebender und kulturfördernder Islam läßt sich schon aus der Geschichte des Islams und angesichts der Terroranschläge allein im neuen Jahrtausend, die offensichtlich etwas mit dem Islam zu tun haben, nicht konstruieren. Die europäische Geschichte, mit der Aufklärung als entscheidendem Momentum interpretiert, als Prototyp der Geschichte überhaupt zu verstehen, so daß andere Kulturen denselben Weg früher oder später nachfolgen müßten, ist nicht nur historisch zu bezweifeln, sondern verkennt zudem die erfolgreiche Etablierung des Islam als kulturreligiöses Bindemittel von Völkern und Nationen; immerhin repräsentiert der Islam mit circa zwei Milliarden Anhängern die zweitgrößte Religion der Welt. Auch als Dämon der Geschichte kann der Islam schwerlich herhalten, immerhin hat es nicht den Islam gebraucht und braucht es auch heute nicht, um Krieg und Terror auszulösen; abgesehen davon, daß Errungenschaften islamischen Schaffens damit ausgeblendet werden. All diesen Projektionen ist aber gemein, daß sie zu keinem praktischen alltäglichen oder politischen Umgang mit Moslems in Deutschland taugen. Im Gegenteil wirken sie eher einschläfernd, selbstüberschätzend oder angstgetrieben.
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Statt sich in unwahrscheinlichen Deislamisierungs- und Remigrationsvorhaben oder überholten Integrationsdebatten zu verhaken, stünde es deutschen Konservativen besser zu Gesicht, mit den Realitäten zu rechnen und daraus Kapital zu schlagen. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit Moslems zu forcieren heißt nicht, sich anzugleichen oder sich selbst aufzugeben. Das Weitergeben deutscher und christlicher Tradition kann nicht auf das Verhalten moslemischer Einwanderer abgeschoben werden, sondern ist zunächst Aufgabe der Familien und findet dann seinen Ausdruck in konservativer Politik. Die Einwanderungsdebatte ist in gewissem Maße von der Debatte um den Islam in Deutschland zu trennen. Auch hier kann sogar nach Einigung und Kompromissen gesucht werden, niemand hindert den Konservativen daran, seine Ziele selbstbewußt, auch gegenüber moslemischen Mitbürgern, zu formulieren. Das Verharren in Depression angesichts der politischen Gegebenheiten manifestiert dagegen langfristig die konservative Ohnmacht.
Wieso also nicht den Versuch wagen, gemeinsame Ziele zu formulieren und durchzusetzen? Lassen wir Theologen Theologen sein, und Prediger sollen predigen. Abseits intellektuell-strategischer Maximalideale wird die Zukunft in Deutschland auch davon abhängen, wie das Zusammenleben zwischen den Kulturen und Religionen im Alltag gestaltet wird. Das ist kein
Feld, das exklusiv-ideologischen Sozialingenieuren von welcher Seite auch immer zu überlassen ist.
… Alles vom 22.9.2023 von Hermann Rössler bitte lesen in der JF 39-23, Seite 22
https://www.junge-freiheit.de
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Einige Kommentare (aus JF 41-23, Seite 23):
Alles andere, aber nicht unsichtbar
„Unsichtbar“ ist der islamische Konservatismus nicht. Vielmehr sehen wir täglich religionskonform verhüllte Muslimas mit Kopftuch und langen Mänteln selbst im Sommer, und viel zu oft müssen wir Meldungen von blutigen Tragödien in streng konservativen muslimischen Familien lesen. Hermann Rössler phantasiert hingegen von „gemeinsamen Grundlagen“ zwischen Moslems und Christen. Es gebe ein „einendes konservatives Potential“, vor allem im „Wertschätzen der Familie, der natürlichen Geschlechterordnung und der Ehe“. Hier ist deutlicher Widerspruch anzumelden.
Ein westlicher Konservatismus, der Werte wie Freiheit und Menschenwürde schätzt, ist mit dem Koran und der Sunna nicht vereinbar. Kein kritisches Wort verliert Rössler über die patriarchale Hierarchie vieler muslimischer Familien, wo sich Frauen den Männern unterordnen und, wenn „ungehorsam“, mit religiöser Legitimation geschlagen werden sollen. Nichts schreibt Rössler über weit verbreitete Zwangsheiraten und Polygamie, kein Wort über sogenannte „Ehrenmorde“, wenn Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, nichts über die Barbarei weiblicher Beschneidung. Die Lebensweise strenggläubiger Muslime wirkt vielfach nicht „einend“, sondern trennend in unserem freiheitlich-demokratischen Gemeinwesen und ist Ursache häufiger Konflikte und mangelhafter Integration. Ein angeblich verbindender Konservatismus ist eine Illusion. Anders als Rössler meint, stimmt sogar der konservative Katholizismus nicht überein mit den muslimischen Wertvorstellungen von Familie und Ehe und lehnt das islamisch abwertende Frauenbild ab. Verfehlt ist überdies Rösslers Behauptung, der Islam sei ein „kulturreligiöses Bindemittel von Völkern und Nationen“. Tatsächlich bekämpfen sich Sunniten und Schiiten in und zwischen islamischen Staaten, von der Unterdrückung und Verfolgung der „ungläubigen“ Christen, Juden und anderer Religionsangehörigen ganz zu schweigen. Insgesamt ist dies ein realitätsfremder und den Islam schönfärbender Kommentar, auf den die JUNGE FREIHEIT besser verzichtet hätte.
Dr. Eva Plickert, München

Annäherung ausgeschlossen
Hat der fromme katholische Jungmann schon mal versucht, sich einer muslimischen Jungfrau zu nähern?
Dr. Frank Armbruster, Schallstadt
Ehrenwertes Anliegen, aber blauäugig
„Es gibt ein konservatives Potential in Deutschland: Moslems. Das Einende liegt vor allem im Wertschätzen der Familie, der natürlichen Geschlechterordnung und der Ehe“, meint der Verfasser des Artikels, Hermann Rössler. Nun mag die Aussage zum Thema „Familie“ eine gewisse Richtigkeit haben – allerdings nur nach außen. Im Inneren herrscht vor allem bei der Erziehung der Mädchen das, was man bei uns früher als „Zucht und Ordnung“ bezeichnete und von den Töchtern Unterwerfung unter Vater und Brüder forderte. Berüchtigt sind die auch heute noch begangenen Schwestern-Morde zur „Rettung“ der Familienehre durch einen oder mehrere Brüder, meist in Ausführung eines Beschlusses des Familienrates. Auch die Zwangsverheiratung der Mädchen mit einem oft viel älteren entfernten Verwandten ist bei „Deutschtürken“ noch nicht ausgestorben. Will Herr Rössler behaupten, hier bestehe ein Anknüpfungspunkt für „katholischen Konservativismus“?
„Die Weiber sind euer Acker, geht auf eueren Acker wie und wann ihr wollt“ (2. Sure, Vers 224), empfiehlt der Prophet seinen Gläubigen (Männern). Die soziale Rolle der Frau wird in zahlreichen Textstellen (besonders kraß Sure 4, Vers 35) thematisiert und müßte eigentlich von den Genderistinnen und Emanzipationskämpferinnen zwischen Kalifornien und Ostmitteleuropa permanent bekämpft werden. Auch hier ist eine Gemeinsamkeit mit dem katholischen Konservativismus (wenn es den überhaupt noch gibt) nicht erkennbar. Auch die Empfehlungen Mohammeds für den Umgang seiner Anhänger mit den „Ungläubigen“ fördern ein zumindest freundliches Nebeneinander nicht. „Allah hat die Ungläubigen in Affen und Schweine verwandelt; haut ihnen die Köpfe ab“ (Sure 8, Vers 13) und viele andere geradezu sadistische Aufforderungen (S4/V57, S5/V34, S22/V20-23, S.36/V9f u.v.a) dekretiert der Koran. Das Anliegen von Herrn Rössler ist ehrenwert. Seine Blauäugigkeit scheint jedoch auf einer Unkenntnis des Hl. Buches zu beruhen, die den Leser wundert. Wichtig wäre eine Reform des Koran. Doch wer daran rührt, dem droht das Schicksal Salman Rushdies.
Paul Schweiger, München

Gemeinsamkeiten zu Ende gedacht
Ja, in dem Roman „Das Tausendjährige Reich Artam: Die alternative Geschichte 1941–2099“ (Arnshaugk Verlag 2011) wird Rösslers Gedankenführung auf den Punkt gebracht. Am Schluß der Handlung bekennt sich 2100 die Hauptperson „mit allen seinen Familienangehörigen zum Islam“.
Volkmar Weiss, Leipzig
Dank Unterwerfung keine Indoktrinierung
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Wenn Hermann Rössler im Islam ein konservatives Potential wittert und unter anderem die „natürliche Geschlechterordnung“ im Islam als Beispiel anführt, dann sollte er sich mal in Berlin-Neukölln umschauen. Da dürfte ihm womöglich auffallen, daß muslimische Frauen gewöhnlich ein paar Schritte hinter ihrem Ehemann gehen. Unter- oder Nebenordnung? Angeblich möchte sich der eingewanderte Türke also nicht einer Indoktrinierung unterziehen. Als gläubiger Muslim braucht er das natürlich nicht, weil er schon von einer Religion der Unterwerfung (unter den Willen Allahs) quasi indoktriniert ist. Auch kann es keine Kompromisse in Glaubensfragen zwischen Muslimen und Christen geben; allein schon, weil im Islam Jesus Christus nur eine Nebenfigur ist.
Dirk Jungnickel, Berlin
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