Abendland

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Lüneburger Heide nahe Wilseder Berg am 3.8.2020

Lüneburger Heide nahe Wilseder Berg am 3.8.2020

„Kampf der Kulturen“: Islam, Masseneinwanderung & Nahost-Konflikt
Der Gaza-Krieg unterstreicht einmal mehr, dass der Nahe Osten ein Pulverfass bleibt, das jederzeit explodieren kann. Im Gegensatz zu früheren Nahost-Kriegen sind diesmal auch die Auswirkungen auf Europa unübersehbar: Erleben wir hier bereits eine Front im „Kampf der Kulturen“, wie Huntington ihn prophezeit hat? Stellt der Islam eine Bedrohung für Europa dar – oder ist es die Masseneinwanderung?
Über diese brisanten und brennenden Fragen und über mögliche Antworten diskutieren mit Moderator Dietmar Heuritsch: AUF1-Chefredakteur Stefan Magnet, Prof. Dr. David Engels, EU-Parlamentarier Bernhard Zimniok (AfD) und Mag. Christian Zeitz (Wiener Akademikerbund).
10.12.2023 auf https://auf1.tv/lagebesprechung-auf1/kampf-der-kulturen-islam-masseneinwanderung-nahost-konfl

 

Das Ende der römischen Republik – eine Analogie zu unserer Gegenwart?
David Engels mit seinem Buch „Auf dem Weg ins Imperium“
Die auch aus meiner Sicht düstere innen- und außenpolitische Situation unserer Tage führt in rechtskonservativen Kreisen oftmals zu an der Geschichtsphilosophie Oswald Spenglers (1880-1936) und dessen Werk „Der Untergang des Abendlandes“ orientierten Katastrophenerwartungen, in denen der heutige Verfall des westlichen Kulturkreises in einer Analogie zum Ende des weströmischen Reiches im fünften Jahrhundert unserer Zeitrechnung gesehen wird.
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Der erste konservative Autor der Gegenwart, der eine Analogie zwischen der Endphase der römischen Republik und der heutigen Krise des Westens zog war 2013 der belgische Althistoriker David Engels mit seinem Buch „Auf dem Weg ins Imperium“. Engels warnte seinerzeit davor, dass sich eine nicht wirklich demokratisch konstituierte Europäische Union zu einem autoritären Imperium entwickeln könnte. Diese Gefahr besteht aus meiner Sicht angesichts des desolaten Zustandes der Brüsseler Institutionen und der zunehmenden Desintegration der EU-Mitgliedstaaten eindeutig nicht. Trotzdem benennt Engels viele Entwicklungen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts, die ein erhellendes Licht auf unsere Gegenwart werfen können.

An dieser Stelle der Analogie finden wir uns selbst als konservativ-demokratische Oppositionelle unserer Gegenwart wieder. Unsere Argumente für den Fortbestand von Nationalstaaten, in denen eine demokratische Selbstbestimmung ethno-kulturell weitgehend homogener Völker stattfindet, mögen noch so gut sein. Eine „Kulturrevolution von rechts“ (Alain de Benoist) wird aus diesem Engagement nicht folgen, denn sie widerstrebt offenbar einer gewandelten politischen Einstellung großer Bevölkerungsmehrheiten. Diese Mehrheiten haben angesichts der Corona-Politik eben nicht für Demokratie gekämpft, die sie offenbar schon längst als Auslaufmodell erkannt haben, genauso wie es – noch uneingestanden – die Politiker des Mainstreams tun. Auch mit der Masseneinwanderung und der aus ihr resultierenden „multikulturellen Gesellschaft“ hat sich die große Mehrheit der Bevölkerung längst abgefunden und arrangiert.
Aus diesen ernüchternden Einsichten ziehe ich den Schluss, dass sich die rechte Opposition unserer Tage nicht radikal allen Veränderungen entgegenstellen, sondern stattdessen für mehr Kontinuität innerhalb des unvermeidlichen Wandels eintreten sollte.
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Eine Erkenntnis aus dem bisher Gesagten ist, dass der Wandel zu einer möglichen neuen, abendländischen „Kaiserzeit“ nicht durch eine Revolution restaurativer Kräfte bewirkt werden kann, sondern in Gestalt einer umfassenden Reform durch den Mainstream selbst geschehen müsste. Ferner würde die weltgeschichtliche Entwicklung der Globalisierung nicht umgekehrt werden, sondern erhalten bleiben. Unvermeidlich müssten dabei nicht nur die uns vertraute Demokratie verlorengehen, sondern auch die ethno-kulturell homogenen Völker als politische Einheiten. An dieser Stelle könnte man mir vorwerfen, dass ich hier auf der Basis einer konservativen Argumentation letztendlich dem Great Reset unserer globalen Eliten das Wort rede. Dies liegt mir fern. Klar ist aber, dass wir in der Tat eine Art von weltgeschichtlicher „Großer Transformation“ erleben, der wir auch durch demokratischen Widerstand nicht entgehen können. Besser wäre es, den unvermeidlichen Umbruch so zu gestalten, dass er im Sinne des biologischen Menschen homo sapiens stattfindet, anstatt diesen, wie es heute leider geschieht, zum Feind des Ökosystems Erde und einer lediglich imaginierten, liberalen „Menschheit“ zu erklären.
… Alles vom 14.1.2023 von Jens Woitas bitte lesen auf
https://wir-selbst.com/2023/01/14/das-ende-der-romischen-republik-eine-analogie-zu-unserer-gegenwart/

 

David Engels: Die Ruhe vor dem Sturm
„Es ist die klassische Ruhe vor dem Sturm. Niemand will die Verantwortung auf sich nehmen, für eine Panikstimmung verantwortlich gemacht zu werden, zu deren erstem politischem Opfer er wahrscheinlich selbst werden würde. (…) Haben wir es nicht alle seit Jahren, seit Jahrzehnten erwartet, vielleicht sogar wie die Zeitgenossen des ‘Fin de Siècle’ in unserem Unbehagen an unserer eigenen Spätzivilisation irgendwie unverantwortlich herbeigesehnt, jenes Zeitalter der großen Umwälzungen? Jetzt gilt es für Europa, den Preis für den eigenen Zynismus zu zahlen.“
David Engels, Althistoriker, in der „Tagespost“ vom 30. Juni 2022
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Divina Commedia von Dante: Von der Hölle durchs Fegefeuer ins Paradies
Weltliteratur: Die „Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri ist ein Jahrtausendbuch
von Thorsten Thaler

Restaurants und Cafés außerhalb Italiens tragen seinen Namen, im Süden Brasiliens ist ein Platz nach ihm benannt, ein Computerspiel, etliche Hollywoodfilme und zahlreiche Bücher bis hin zu Comics beziehen sich auf ihn, von klassischen Komponisten bis zu Metalbands bedienen sich Musiker seiner Motive – Dante Alighieri ist allgegenwärtig. Zu verdanken hat das der italienische Dichter seinem Hauptwerk „Göttliche Komödie“. Die Literaturwissenschaftlerin und Romanistin Franziska Meier nennt es in ihrer soeben erschienenen Rezeptionsgeschichte „Ein Besuch in der Hölle“ (C.H. Beck) ein „Jahrtausendbuch“. Dabei stehe der Ruhm Dantes „in keinem Verhältnis zur Lektüre oder Kenntnis seines Meisterwerks“. Ohne Zweifel jedoch habe das „letztlich kaum gelesene“ Buch „deutliche Spuren in allen westlichen Gesellschaften“ hinterlassen.

Dante schildert darin seine Reise in die jenseitige Welt. Sie führt ihn in die Hölle (Inferno) mit ihren neun Kreisen der Sünden über den Läuterungsberg (Purgatorio) ins Paradies. Dort schaut er das Antlitz Jesu Christi. Begleitet wird er anfangs von dem antiken römischen Dichter Vergil, später von seiner idealisierten Jugendfreundin Beatrice, der er und seiner Liebe zu ihr in seinem Frühwerk „Vita Nova“ ein Denkmal setzte. Gegliedert ist die „Göttliche Komödie“ in einhundert Gesänge (Cantos) mit insgesamt 14.233 Versen.

Viele Ausgaben der Commedia sind prächtig illustriert. Die Holzstiche auf dieser Seite stammen von dem französischen Maler und Grafiker Gustave ­Doré (1832–1883). Sie gelten als Meilensteine in der Geschichte der modernen Buchillustration. Die ersten Arbeiten von ihm zu Dantes „Hölle“ erschienen 1861; sie wurden postwendend ein künstlerischer und kommerzieller Erfolg. Kaiser Napoleon III. ernannte Doré, „Schöpfer des ‘Dante illustré’“, zum Ritter der Ehrenlegion. 1868 vervollständigten die Illustrationen zum „Fegefeuer“ und zum „Paradies“ den Zyklus. Bis heute prägen Dorés Illustrationen unsere Vorstellung von den, so die Kunst- und Kulturhistorikerin Anja Grebe, „eigentlich undarstellbaren Jenseitswelten“.
… Alles vom 10.9.2021 bitte lesen in der JF 37/21, Seite 16,
https://www.junge-freiheit.de

Franziska Meier: „Ein Besuch in der Hölle“
C.H. Beck,

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David Engels: Abendland und Christentum
Europa und der Konservatismus der Zukunft
Die polnischen Präsidentschaftswahlen, die französischen Kommunalwahlen und die AfD-internen Zwistigkeiten in Deutschland haben mehr denn je gezeigt, daß überall in Europa derselbe Kampf um die innere Ausrichtung der konservativen Kräfte tobt und parteipolitische Einheit ohne eine echte ideologische Einigkeit jenseits einer sterilen Ablehnung des Status quo langfristig in die Niederlage führen muß. Die vor einigen Wochen vom polnischen Künstlerverband initiierte, von mir verfaßte „Präambel“ für eine künftige Europäische Konföderation ist ein erster Versuch, aus der Negativität bloßer Opposition auszubrechen und eine klare politische Programmatik für ein Europa der Zukunft zu entwickeln. Andere Initiativen mögen folgen und, hoffentlich rasch, in eine ideologische Klärung konservativer Positionen in ganz Europa münden. Es gilt, endlich den schwierigen Selbstfindungsprozeß der abendländischen Patrioten zu einem Ende zu bringen und vom inneren in den äußeren Kampf umzuleiten. Zwei Punkte aber scheinen klar.
Die meisten jener Zerfallsprozesse, die wir heute beobachten und kritisieren, kommen nicht von ungefähr, sondern sind die logische Frucht jener Geisteshaltung, welche eben auch jene heute manchmal idealisierte Zeit des späten 20. Jahrhunderts prägte.
Erstens: Die Zeit, in der jede konservative Partei sich bemühte, in nationaler Abgeschiedenheit völlig eigene Antworten zu entwickeln, ja gar die eigene Nation zum Nachteil der Nachbarn romantisch-mythisch zu überhöhen, ist vorbei – oder eher: muß vorbei sein, wenn die europäische Zivilisation als Ganzes noch eine Chance haben soll. Die Nationen, wenn auch von unzweifelhaft großer Bedeutung gerade für Europa, sind nämlich nicht der höchstrangige Ausdruck menschlicher Gesellschaft: Über ihnen befinden sich die großen Zivilisationen wie etwa die chinesische, indische, islamische oder eben abendländische.
Jegliche Form des Nationalstolzes kann daher nur dann hilfreich für die heutige konservative Parteienlandschaft sein, wenn sie gleichzeitig das Bewußtsein um die Bedeutung des abendländischen Erbes in seiner gesamten, die Nationen transzendierenden Komplexität einschließt – und dazu noch die Dringlichkeit seiner gemeinsamen Verteidigung gegen die feindliche Übernahme durch Nihilisten, Anarchisten oder andere Kulturen, wie wir sie heute erleben.
Dazu kommt noch eine praktische Dimension. Der Rahmen des Nationalstaats ist für den gegenwärtigen Kampf deutlich zu eng, da eben auch seine Bedrohung nicht nur von innen, sondern auch von außen kommt. Es reicht nicht oder jedenfalls nicht mehr, daß der eine oder andere europäische Staat seinen eigenen Weg geht und sich dezidiert gegen die Bedrohungen des politisch korrekten Universalismus stemmt. Zu mächtig ist jene unheilige Allianz aus internationalen Institutionen, Leitmedien, Finanzmärkten und Großkonzernen, als daß ein einziges Volk ihrem vereinten Druck lange Zeit standhalten könnte.
Dies zeigt bereits ein oberflächlicher Blick auf die andauernden Bemühungen, Staaten wie Polen oder Ungarn mittels pausenloser medialer Bombardierung, der Drohung mit EU-Sanktionen oder massiver Unterstützung der jeweiligen Opposition sturmreif zu schießen. Ohne den Visegrad-Verbund wären die Fidesz- beziehungsweise die PiS-Regierung längst zusammengebrochen – was könnte nicht ein Visegrad-Bund für ganz Europa ausrichten!

Denn auch das sollte klar sein: Eine Rückkehr Europas zu mehreren Dutzend unverbunden nebeneinander lebender, nur hier und da durch Handelsverträge assoziierter Länder wäre eine Katastrophe, bedenkt man die zahlreichen Klein- und Mittelstaaten, die aus Furcht vor der Dominanz mächtigerer Nachbarn, allen voran Deutschland, an den Schutz äußerer Mächte wie Rußland, China, Saudi-Arabien oder die USA appellieren müßten. Sie würden somit Europa wie das Heilige Römische Reich des 17. Jahrhunderts in ein Schlachtfeld der Interessen seiner Nachbarn verwandeln.

Zweitens: Der von vielen Konservativen beschworene ultraliberale Weg ist nur scheinbar konservativ. In Wirklichkeit ist er ein Irrweg, da es gerade der Ultraliberalismus ist, der an der Wurzel der meisten ideologischen Fehlentwicklungen der Gegenwart steht. Dies erklärt auch, wieso man der in konservativen Kreisen Westeuropas oft geäußerten Nostalgie für das angeblich „gute alte“ späte 20. Jahrhundert äußerst skeptisch gegenüberstehen muß.

Die Vergangenheit kann uns zwar inspirieren, aber die Zeit läßt sich nicht zurückdrehen; und meist ist es so, daß sie eher einen Kreis beschreibt und unter neuen Gegebenheiten zu ihrem Anfang zurückkehrt, als daß sie einfach nur um einige Jahre zurückschreitet.

Dies scheint um so wichtiger, als die meisten jener Zerfallsprozesse, die wir heute beobachten und kritisieren, nicht von ungefähr kommen, sondern die logische Frucht jener Geisteshaltung sind, welche eben auch jene heute manchmal idealisierte Zeit des späten 20. Jahrhunderts prägte, dabei aber zunächst vor allem ihre positiven Seiten zeigte, nicht aber ihre eigentlichen unausweichlichen Konsequenzen, die wir heute erst erleben.

Denn der Ultraliberalismus hat zwar – etwa durch Betriebsauslagerungen, Gastarbeiter, Schulden oder Rationalisierung – eine vorübergehende wirtschaftliche Expansion ermöglicht, ein oft scheinheilig anmutendes moralisches System aufgeweicht und eine enge Abstimmung zwischen verschiedenen Staaten mit gleichgearteten Interessen ermöglicht und dadurch während einer Übergangsphase eine scheinbare Blütezeit geschaffen.

Aber zum einen war diese rein äußerliche Blüte von einer moralischen Grundlage abhängig, die dem Böckenförde-Paradoxon gemäß eben von der Substanz der vorangehenden Zeiten zehrte. Zum anderen mußte sie früher oder später, und zwar ohne wirklichen Bruch, jene Probleme hervorrufen, denen wir heute ausgeliefert sind: Deindustrialisierung, Masseneinwanderung, Schuldenkrise, extremer Individualismus, massenhafte Abtreibung, Werteverlust, Rechtsrelativismus, Verarmung des Mittelstands, Demokratieabbau und überall dominierende internationale Institutionen.

Dies soll nun freilich kein Plädoyer für das scheinbar andere Extrem sein, nämlich ein zentral geleitetes sozialistisches System, wie wir es übrigens in Form des Milliardärssozialismus in den meisten westlichen Staaten – allen voran die USA, Großbritannien und Frankreich – allmählich kennenlernen, also jener kuriosen Kombination aus der Herrschaft einiger schwerreicher Oligarchen auf der einen und durch „Brot und Spiele“ gerade noch bei Laune gehaltenen Arbeitermassen auf der anderen Seite, welche die unausweichliche Konsequenz des Ultraliberalismus ist. Wichtig scheint mir vielmehr ein auch transzendent fundierter Kurs der gesunden Mitte, wie er sich in der christlichen Soziallehre wiederfindet.

Dies gilt indes nicht nur für den wirtschaftspolitischen Bereich, sondern auch für alle anderen Felder: Das Abendland ist ohne das griechisch-römische und vor allem das jüdisch-christliche Erbe, das uns überall in Europa vereint, nicht zu denken. Es muß ohne beständige positive Berufung auf diese Wurzeln verkümmern.

Es sollte daher das Herzensanliegen eines jeden echten Konservativen sein, diese Grundlagen unserer Identität und damit ein ganz spezifisches Bild vom Menschen, der Familie, der Gesellschaft, der Nation, der Kunst und des Abendlands zu pflegen und zu verteidigen. Denn selbst wenn auch viele andere Wege bestehen mögen, sich dem Höchsten anzunähern, sind Christentum und Abendland doch so miteinander verwoben, daß uns allen der Weg zur Trans-zendenz über die christliche Tradition am nächsten steht. Auch seelisch ist sie uns wie eine geistliche Muttersprache am zugänglichsten.

Der Konservatismus der Zukunft wird sich daher sowohl vom Ultraliberalismus als auch vom chauvinistischen Nationalismus abzugrenzen haben und muß statt dessen einen gesunden abendländischen Patriotismus und ein positives Bekenntnis zur eigenen historischen Identität entwickeln; also das, was ich in meinem Buch „Renovatio Europae“ als „Hesperialismus“ bezeichnet habe, wenn er Europa eine Zukunft geben will.

Es gilt, die Tradition nicht nur im politischen Kampf, sondern in unserem Alltag zu verteidigen, durch unser Beispiel voranzugehen und in anderen nicht nur ein abstraktes Verständnis unserer Position, sondern auch Liebe zu unserem Erbe anzufachen.

Denn zum einen ist es unsere sittliche Pflicht als Abendländer, unsere Zivilisation gegen alle Widerstände und selbst dann zu verteidigen und weiterzugeben, sollten wir des völligen Scheiterns gewiß sein – alles andere wäre Verrat an unserer Mission. Daher gilt es eben auch, diese Tradition nicht nur im politischen Kampf, sondern auch in unserem täglichen Leben zu verteidigen, durch unser persönliches Beispiel voranzugehen und in anderen nicht nur das abstrakte Verständnis unserer Position, sondern auch die konkrete Liebe zu unserem Erbe anzufachen.

Anlässe hierzu werden gerade in den nächsten Jahren nicht fehlen, wo beherztes Eintreten für den Schutz von Familie, Nachbarschaft oder Denkmälern ebenso wie Bildungs-, Vereins-, Sozial-, Medien- und Kulturarbeit dringender sein werden denn je, verlagert sich der politische Kampf doch unausweichlich vom klassischen Ringen um Wähler und Mehrheiten auf die Ebene eines wahren Kulturkampfes, wo es nicht auf Programme und Statistiken, sondern auf Charisma, persönliche Gefolgschaft und die Bereitschaft zum konkreten Handeln im Hier und Jetzt ankommt.
Und wenn zum anderen die Geschichte auch vorläufig unsere politischen Gegner zu stärken scheint, spielen die meisten Faktoren zugunsten jenes hesperialistischen Konservatismus: Die unausweichliche, wahrscheinlich Jahre andauernde Wirtschaftskrise, die uns bevorsteht, wird die Tendenz zu Verarmung, Kaufkraftschwund, sozialer Polarisierung, Überbesteuerung und verdeckter Inflation in ungeahntem Maße beschleunigen: Eine konservative Opposition mit überzeugendem Sozialprogramm ist also dringender denn je. Und je verzweifelter die wirtschaftliche Lage ist, desto mehr werden sich auch kulturelle Bruchlinien öffnen, wie die Ereignisse der letzten Wochen überall in Europa gezeigt haben. Ein beherztes Eintreten für eine klar definierte, durchaus aber für Inklusion offene abendländische Leitkultur wird hier zunehmend überzeugender wirken als politisch korrekter Multikulturalismus.
Freilich, all dies ist nur möglich, wenn der Kampf streng koordiniert und nicht nur auf nationaler, sondern auch auf gesamteuropäischer Ebene ausgefochten wird, um sowohl die Konsequenzen einzelner Niederlagen auszugleichen wie auch die Folgen der sich zunehmend einstellenden Siege auszubauen. Wir brauchen daher nicht nur Mut zur Wahrheit – sondern auch Mut zu abendländischem Patriotismus.
… Alles vom 7.8.2020 bitte lesen in der JF 33/20 , Seite 18

Prof. Dr. David Engels, Jahrgang 1979, ist Professor für Römische Geschichte in Brüssel und forscht am Posener West-Institut (Instytut Zachodni). Auf dem Forum schrieb er zuletzt über die Bürgerkriege der Zukunft („Feinde in unseren Mauern“, JF 6/20).
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David Engels (Hrsg.): Renovatio Europae.
Für einen hesperialistischen Neubau Europas.
Edition Sonderwege bei Manuscriptum, 2019, 224 Seiten, geb., 12,80 Euro.

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