Religion – Krieg und Frieden

Kann Religion Frieden schaffen? Diese Frage stellt sich umso dringlicher, je intensiver im Namen von Religionen – aktuell fast immer im Namen des IslamKrieg geführt wird. Selbst die Gutgläubigsten zweifeln am Friedenspotenzial der Religionen. In seinem Appell „Ethik ist wichtiger als Religion“ sagt der Dalai Lama: „Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Alle Religionen und alle Heiligen Schriften bergen ein Gewaltpotenzial in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen.“
Im Dossier „Kann Religion Frieden?“ des Publik-Forum zieht die Herausgeberin Britta Baas das Fazit: „Es wäre hilfreich für die religionsgestützte Friedensarbeit überall auf der Welt, wenn die Lehre von Gott ‚flächendeckend‘ eine Lehre über Menschenwürde in Vielfalt würde“.
Also weg von der Zentrierung auf Gott (von dem wir nichts wissen und den man nur durch dubiose Gottesbeweise herbeidefinieren kann), und hin zum Menschen (um dessen Grundsehnsucht nach Liebe und Frieden man weiß). Also weg vom großen, strafenden, alleinseligmachenden und allmächtigen Gott, den man verteidigen, für den man Krieg führen und dessen Glaube man verbreiten muß, und hin zur Wahren und Herstellen der Menschenwürde. Weg von der Gottesfürchtigkeit um jeden Preis (also auch den der Gewalt) und hin zu Menschenfreundlichkeit um jeden Preis (also den der Nächstenliebe).
Für den Theologen Klaus von Stosch können die Religionen nur Frieden schaffen, wenn sie sich a) modernisieren und b) gemeinsam handeln:
a) „Zum einen haben sich im Westen im Gefolge der Aufklärung Grundeinsichten – etwa über die Universalität der Menschenrechte – durchgesetzt, die es religiös anzueignen gilt. Es geht also um einen Prozess nachholender Modernisierung der Religionen, wenn wir ihre Friedenspotenziale Ernst nehmen wollen.“
b) Zum anderen: „Statt in einen unseligen Wettstreit um die Frage zu geraten, wer diese Welt am besten humanisieren kann, geht es darum, dass Menschen in den monotheistischen Religionen gemeinsam für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt einstehen.“
Für Kofi Annan, UN-Generalsekretär bis 2006, bedeutet Frieden „viel mehr als die Abwesenheit von Krieg. Menschliche Sicherheit kann nicht länger rein militärisch verstanden werden. Vielmehr muß sie wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Demokratisierung, Abrüstung, Anerkennung der Menschenrechte und der Herrschaft des Rechts umfassen.“ In dieser Definition von Frieden fehlt der Bezug zu Gott, nicht aber der zu den Menschenrechten, die unter Einschluß der von der UN später deklarierten Frauenrechte und Kinderrechte dem Frieden die Basis geben.
Für Statistiker werden bis 90 % aller Kriege mit dem Islam bzw. Koran legitimiert – mit Youth Bulges (Jugendgewalt) und den uralten Auseinandersetzungen zwischen Sunna (Saudi-Arabien) und Schia (Iran) im Hintergrund. Sonderfall: Buddhisten in Myanmar bekriegen Muslime der Rohingya.
16.8.2015

www.publik-forum.de , Publik Forum Dossier, März 2015

Dieser Beitrag wurde unter Bildung, Religion abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar