Regional reden – global kaufen

„Der Verbraucher hat es mit seinem Einkaufsverhalten an der Verkaufstheke in der Hand, ob es weiter regionale Produkte aus Deutschland gibt, auch wenn diese teurer sind als aus dem Ausland“, so Fred Eickhorst, Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen. Staatliche Eingriffe wie Mindestlohn, Anordnungen, Bürokratie sowie steigende Preise für Diesel und Dünger treiben die Kosten der landwirtschaftlichen Erzeuger 2022 rasant in die Höhe. Immer mehr Kunden verzichten deshalb auf heimischen Spargel und Erdbeeren und greifen auf billigeres ausländisches Gemüse und Beerenobst zurück.

Dieser Teufelskreis zwingt im mehr Landwirte im Rheintal, ihre Anbauflächen zu verkleinern oder gar die Produktion einzustellen. Brachliegende Spargelfelder und leerstehende Erdbeertreibhäuser im Breisgau und Markgräflerland – dieses problematische Szenario ist den meisten Verbrauchern in der Region wohl noch gar nicht bewußt.
Warum nicht statt einer 1000 gr-Schale Erdbeeren aus Marokko eine 750 gr-Schale aus Buchholz bei Waldkirch genießen? Ist der Grenznutzen der letzten 250 gr wirklich so groß?
30.5.2022
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Teuerung lässt Gemüse auf den Feldern verderben
Gemüse wird weggeworfen oder verkommt gleich auf den Feldern. Spargel lassen die Bauern bereits aus den Erdwällen schießen. Die Spargelstangen werden nicht mehr in mühsamer Handarbeit gestochen, sondern wachsen raus und werden im Sommer Blüten ausbilden. Die Ernte lohnt nicht mehr. Die Preise sind zwar in den vergangenen Wochen günstig gewesen, Spargel kostete teilweise weniger als im vergangenen Jahr. Lediglich in den letzten Tagen stiegen die Preise aufgrund der Witterung an.
Im Münsterland sorgten Landwirte für Entsetzen, als sie ihre Erdbeerpflanzen mit reifen Früchten kurzerhand unterpflügten. So mulchten die Landwirte ganze Erdbeer-Felder in den Acker ein und vernichteten sie damit. Die Bauern protestierten damit gegen die niedrigen Preise im Lebensmittelhandel. Die Anbauer erhalten durch den Verkauf nicht einmal mehr den Arbeitslohn zurück, da lohnt kein Arbeitseinsatz mehr.
Der Handel kaufe billige Erdbeeren aus dem Ausland ein und biete die minderwertige Ware sehr günstig an, so die Landwirte. Dagegen haben sie keine Chance. Sie müssen ihren Erntehelfern meist aus Rumänien den Mindestlohn bezahlen, teure Dünge- und Pflanzenschutzmittel bezahlen, während ihre Kollegen in anderen Ländern keine horrenden Auflagen erfüllen müssten.
Kein Zweifel: Der Wirtschaftskrieg gegen den Bürger nimmt an Fahrt auf. Haupttreiber sind die stark steigenden Energiepreise – von rot-grün politisch gewollt und nach Kräften befeuert.
… Alles vom 1.6.2022 bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/teuerung-laesst-gemuese-auf-den-feldern-verderben/
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Der Spargel bleibt liegen
Trotz gesunkener Preise zögern viele Verbraucher, das Edelgemüse zu kaufen. Fachleute nennen als Grund für die Zurückhaltung die Inflation und das Image des Spargel, der als teuer gilt.
Spargel gilt als Edelgemüse – dieser Luxus ist offenbar in Zeiten von Krieg und drastisch gestiegenen Preisen vielen Haushalten zu viel. Die Nachfrage ist gesunken.
Spargelbauern in Deutschland spüren in dieser Saison eine deutlich gesunkene Nachfrage nach dem Edelgemüse. „Manche Betriebe berichteten von bis zu 30 Prozent weniger Umsatz“, sagte Simon Schumacher, der Geschäftsführer des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), der Badischen Zeitung. Dabei seien die Preise schon sehr früh in der Saison deutlich gesunken. Sie seien im Einzelhandel niedriger als in schlechten Spargeljahren wie 2018, so Schumacher.
Das bestätigt sein Kollege aus Niedersachsen. Die Kunden kauften im Lebensmitteleinzelhandel vor allem Grundnahrungsmittel und No-Name-Produkte, so Fred Eickhorst, Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen. „Davon sind wir mit Spargel und Erdbeeren auch stark betroffen.“
In dieser Saison sei eine deutlich geringere Einkaufsmenge registriert worden, bestätigt Claudio Gläßer von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn. Das belegten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem April. Spargel sei ein „verzichtbares Gemüse“, das viele Menschen mit höheren Preisen in Verbindung brächten: „Es schauen doch viele Leute darauf, für was sie das Geld ausgeben und was nach dem Tanken noch übrig ist, was man zurücklegen muss für kommende höhere Rechnungen.“ Und die Menschen, die nicht so stark auf den Preis achten müssten, würden ihr Geld derzeit lieber für Reisen ausgeben – hier gebe es offenbar einen großen Nachholbedarf nach zwei Jahren coronabedingter Enthaltsamkeit.
Dabei sind die Spargelpreise derzeit so niedrig wie lange nicht mehr. In der vergangenen Woche habe der Durchschnittspreis für weißen Spargel aus deutschem Anbau bei 7,06 Euro pro Kilo gelegen, sagte Gläßer – 12 Prozent unter dem Durchschnittspreis der entsprechenden Vorjahreswoche. „Der Spargel und auch die Erdbeeren waren noch nie so billig zu diesem Zeitpunkt, auch nicht vor Corona“, sagte Eickhorst.
Auch wenn auf Märkten und an Verkaufsständen möglicherweise höhere Preise verlangt werden – die großen Mengen an Spargel und Erdbeeren werden über den Lebensmittelhandel abgesetzt. Maximal 20 Prozent verkauften die Anbieter direkt an Verbraucher, so VSSE-Geschäftsführer Schumacher. Auch in den Restaurants sei nach zwei Corona-Jahren mit vielen Beschränkungen von dem erhofften Boom nichts zu spüren. „In der Gastronomie läuft es befriedigend im Vergleich zu normalen Jahren“, so Schumacher.
Besonders schmerzhaft für die heimischen Produzenten ist die Konkurrenz ausländischen grünen Spargels. Eine Discountmarktkette habe das Kilo grünen Spargels jüngst für 2,96 Euro pro Kilo verkauft, sagte Gläßer. „Das tut dann dem deutschen regionalen Erzeuger schon weh, das im Markt sehen zu müssen.“ Mit solchen Preisen könne kein deutscher Betrieb konkurrieren. Schumacher spricht von 30 Prozent höheren Kosten für die hiesigen Betriebe, weil der Dieselpreis in die Höhe geschossen sei, weil Dünger deutlich teurer sei – und weil der Mindestlohn stetig steige.
Die Kaufzurückhaltung werde Auswirkungen haben, sagte Eickhorst. Schon jetzt seien viele Flächen aus der Produktion genommen worden, und das mitten in der Saison. Die Anbaufläche werde weiter sinken, einige kleinere Spargelbetriebe seien schon aus dem Geschäft ausgeschieden – vor allem diejenigen, die ausschließlich den Großhandel beliefert hatten. Diese hätten schon während der beiden vergangenen Corona-Jahre praktisch kein Geschäft mehr gehabt, sagte Eickhorst.

Mit der Einführung des Mindestlohnes von 12 Euro zum 1. Oktober werde sich die Wettbewerbssituation der deutschen Landwirte im Vergleich mit der Konkurrenz aus Italien oder Spanien noch weiter verschlechtern, sagte Eickhorst. Es sei absehbar, dass weitere Landwirte aufgeben würden. „Der Verbraucher hat es mit seinem Einkaufsverhalten an der Verkaufstheke in der Hand, ob es weiter regionale Produkte aus Deutschland gibt, auch wenn diese teurer sind als aus dem Ausland.“
VSSE-Geschäftsführer Schumacher kritisiert allerdings auch den Einzelhandel. Obwohl die heimischen Betriebe frühzeitig Ware geliefert hätten, seit in den Supermärkten bis weit in den Mai hinein billige Importware angeboten worden.
… Alles vom 29.5.2022 von Jörg Buteweg bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/der-spargel-bleibt-liegen–213355475.html

Einige Kommentare:
Hoppla, ja wo sind denn die »Deutschland ist ein reiches Land«
Kommentatoren? Plötzlich leisten sich »die Reichen« keinen Spargel mehr? 🙂 So schnell ändert sich die reale Welt. Und wer schon beim Spargel spart, gibt sein Geld bestimmt für die Weltklimarettung aus. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass da gerade ganze Traumhochhäuser zusammenbrechen. Ich lese gar nichts mehr von BZ Kommentatoren mit fetten Lehrerpensionen, die Lebensmittel oder Energie viel zu billig finden. Und man liest eher, daß die Ukraineeskalation das Problem ist und nicht der »Neoliberalismus«. 🙂 und ich glaube das ist erst der Anfang.
Deutschlands Wirtschaftskraft lässt erst in den nächsten Jahren so richtig nach, wenn jedes Jahr ca. 400.000 Menschen mehr in Rente gehen als in den Arbeitsprozess einsteigen. In welchen Köpfen soll denn die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft stattfinden? Welcher Rentner stellt denn seine hart erarbeiteten Ersparnisse noch einem mit Bürokratie überlasteten Staat zur Verfügung? Wie sollen denn junge Menschen sparen, wenn die Inflation das Leben teuer macht? Wer kann sich dann noch die Güter der deutschen Wirtschaft leisten? Mal auf die PKW Zulassungen und Produktion geschaut? 🙂
Die Spargelbauern stehen nur am Anfang einer langen Kette. Der Einzelhandel, die Hotellerie und die Gastronomie haben es auch schon gemerkt. Nominal scheint durch die hohen Preise noch viel in Ordnung, real kommen jetzt die Schmerzen. Die deutschen Träume und das Wunschdenken werden jetzt schmerzhaft bezahlt.

Preise sind Knappheitssignale und wenn die Energiekosten (etc.) explodieren und die Regierung ein 9 Euro Ticket einführt, dann verzerrt die Regierung die Preise und es kommt zu Fehlallokationen in der Wirtschaft. Das führt zu großen Problemen sprich die Bürger werden ärmer. Selbstverständlich schreien die Betroffenen wie am Spieß und die Regierung greift zu weiteren Interventionen, weil das und das doch nicht geht und man da was machen muss. Mit jeder weiteren Intervention werden die Probleme immer größer und die Bürger ärmer. Das kann sich sehr beschleunigen und man glaubt gar nicht, wie schnell breite Bevölkerungsschichten verarmen können. Beispiele gibt es aktuell (Türkei) und in der Geschichte genug.
Hört auf permanent an den Preisen zu drehen, das Desaster ist schon groß genug!
29.5.2022, M.S.

Vielleicht kaufen auch Leute, die sich’s leisten könnten, weniger Spargel wegen den weit verbreiteten Plastikfeldern für Spargel und Erdbeeren. Auf den frei gewordenen Feldern kann ja Weizen und Gemüse angebaut werden, das Mangelware werden kann.
29.5.2022, M.T.

Geht es den Verbrauchern wirklich um die Folien?
Das fällt mir schwer zu glauben. Denn dann wäre Naturschutz einigen Menschen nur wichtig, wenn er vor der Haustüre stattfindet. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Spargel wegen der Folien liegengelassen wird, und der Einkaufswagen mit Produkten vom anderen Ende der Welt gefüllt wird? Wie beispielsweise in Brasilien Lebensmittel produziert werden sollte ja bekannt sein…
Ich glaube eher, dass das Image des Spargels als teueres und edles Gemüse zu der Zurückhaltung bei den Käufern führt, auch dann noch, wenn der Spargel gerade gar nicht so teuer ist.
29.5.2022, A.K.

Aufrufe im  elsässischen Radio (France Bleu Alsace)
Wenn die Mehrwertsteuer für regionale Agrarerzeugnisse abgeschafft würde, bei gleichzeitiger Einführung eines w i r k s a m e n Lieferkettengesetzes (dies soll einen rechtlichen Rahmen schaffen, um den Schutz der Umwelt, Menschen- und Kinderrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern), würde die Preisdifferenz zum importierten Spargel zumindest verringert, wenn nicht gleich ganz aufgelöst. Dies wäre allemal sinnvoller als eine Einmalzahlung, um der Inflation zu begegnen, und das auch mit positiven „side effects“ für die CO2-Bilanz.
Im elsässischen Radio (France Bleu Alsace) laufen regelmäßig Aufrufe des Ministeriums, regionalen Produkten den Vorzug zu geben, unter Nennung der Vorteile, u.a. Frische der Produkte. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger, eher als Info und ganz sachlich. Es wäre schön, so etwas auch mal bei den SWR-Sendern zu hören. Möglicherweise würde sich hier allerdings der eine oder die andere Hörer*in gleich „gegängelt“ und in der individuellen Freiheit eingeschränkt fühlen.
Interessant zu wissen wäre auch, was mit dem überschüssigen Spargel geschieht. Wird er konserviert (milchsauer eingelegt und in Gläsern eingemacht), an die Lebensmittelindustrie verkauft, an die Tafeln verschenkt?
29.5.2022, B.K.

„Der Verbraucher hat es mit seinem Einkaufsverhalten an der Verkaufstheke in der Hand, ob es weiter regionale Produkte aus Deutschland gibt, auch wenn diese teurer sind als aus dem Ausland.“
Der Herr Eickhost hat sicher einen Gehalt in der Höhe, dass er sich auch Spargel leisten kann. Wer allerdings 12 EUR Mindestlohn bekommt, hat einen monatlichen Bruttolohn von etwas über 2.000 EUR. Was bleibt da nach Miete und Versicherung noch übrig? Da liegt das monatliche Budget für Essen wahrscheinlich zwischen 100 und 200 EUR. Ein Kilo Spargel sind dann etwa 10% des gesamten Essensbudgets.
29.5.2022, D.F.

Vielleicht gut und wahrscheinlich auch notwendig, dass Teile dieser riesigen Flächenanteile künftig wieder für den sinnvolleren Anbau von Getreide oder anderen Grundnahrungsmittel genutzt werden.<
» Spargel ist die Gemüseart mit der größten Anbaufläche in Deutschland: 2020 wurden auf rund 22.400 Hektar Spargel angebaut. Das entspricht rund 18 Prozent der bundesdeutschen Anbaufläche von Gemüse im Freiland. Mehr als die Hälfte der Spargelanbaufläche entfällt auf Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg.25.08.2021«
http://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/spargel/spargel-erzeugung/
29.5.2022, P.G.
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