Rheinfelden

Home >Energie >Wasser >Wasserkraft >Hochrhein >Rheinfelden

Wasserkraftwerk Rheinfelden im April 2019

Wasserkraftwerk Rheinfelden im April 2019

 

 

Der Hochrhein ist Stromrhein

Hansjörg Matt kannte noch das alte Kraftwerk, das nach dem Neubau abgerissen wurde – was für viele Rheinfeldener ein herber Verlust an Ortsgeschichte war. Der 55-jährige Ingenieur hat dort noch die alten Maschinen und so manchen Generatorenbrand erlebt. Das alte Kraftwerk war eine Pionierleistung und das erste von elf Werken am Hochrhein – 1895 wurde es errichtet. Rheinfelden schrieb Energie-Geschichte: Hier begann nicht nur die Epoche der modernen Wasserkraftnutzung in unserer Region. Das alte Werk in Rheinfelden galt als erstes europäisches Großkraftwerk für die Stromgewinnung. Außerdem wurden von Rheinfelden aus erstmals mehrere Kraftwerke elektrisch miteinander verbunden – was als der Anfang des Stromverbundnetzes in Europa gilt.
Für die Schifffahrt barg der Hochrhein zwischen Bodensee und Basel schon immer zu große Hindernisse – der Rheinfall bei Schaffhausen und die vielen Stromschnellen setzten ihr enge Grenzen. Doch der Fluss bot und bietet beste Voraussetzungen für die Energieerzeugung. Kraftwerke benötigen ein Nutzgefälle. Und fast 150 Meter beträgt das Gefälle vom Bodensee bis Basel.
Mit dem Kraftwerk in Rheinfelden kam die Industrie: Die beiden Rheinfelden – in Baden und in der Schweiz – erlebten einen Boom. Die Fabriken brauchten Arbeiter, die Städte entwickelten sich. Wer heute am Kraftwerk Rheinfelden steht, der sieht am deutschen Ufer Werke von Aluminium Rheinfelden und Evonik Industries. Es ist der Rhein, der diese Entwicklung ermöglichte.

Als die Energiedienst-Gruppe, eine deutsch-schweizerische Aktiengesellschaft, im Jahr 1989 eine neue Konzession für weitere 80 Jahre Kraftwerksbetrieb erhielt, war damit eine Auflage verbunden: Ein neues Kraftwerk zu bauen, das mehr Strom erzeugen sollte.
Im alten Kraftwerk arbeiteten 20 Turbinen, manche länger als 100 Jahre. „Im neuen Kraftwerk erzeugen vier Rohrturbinen dreimal so viel Strom wie die alten Maschinen, unter Volllast sogar viermal so viel“, erklärt Matt. Bis zu 600 Millionen Kilowattstunden soll das Kraftwerk im Jahr produzieren – damit können 170 000 Haushalte versorgt werden.
.
Matt geht weiter, stößt eine Tür auf zum Maschinensaal: Tageslicht fällt durch die Deckenfenster hinein. Der heftige Lärm in diesem Raum lässt ahnen, welche Kräfte wirken. Matt schaut hinunter in einen Schacht: auf das Gehäuse des Laufrads, durch das das Wasser fließt. „Der Lärm entsteht durch die Kraft des Wassers, das beschleunigt wird und durch das Laufrad wieder gebremst wird.“ 1500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde können hier durch die vier Rohrturbinen hindurchrauschen. Da vibriert sogar der Boden des Maschinensaals.

Es ist ein Dilemma: Einerseits verlangt der Gesetzgeber, dass die Wasserkraft genutzt wird – im Interesse des Klimaschutzes und der Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie. Andererseits werden mit den Kraftwerken und ihren Stauanlagen Barrieren im Fluss errichtet. Dadurch wird das Gewässer teilweise mehr als zehn Kilometer zurückgestaut. Das ist ein starker Eingriff in das Fließgewässer, er führt zu starken Auswirkungen auf den Charakter des Rheins. „Am Hochrhein gibt es nur eine kurze Strecke, wo der Fluss noch frei fließt – die ist bei Waldshut. Alles andere sind Staubereiche“, sagt Hartmut Scherer, Referatsleiter Wasserstraßen vom Regierungspräsidium Freiburg. Er sieht beim Bau solcher Anlagen vor allem zwei problematische Auswirkungen: „Die Fischwanderung wird stark beeinträchtigt. Außerdem transportiert ein Fluss viel Geröll und Kies mit sich, Fische brauchen dieses sogenannte Geschiebe als Laichablage und damit zur Fortpflanzung.“ Kraftwerke stoppen dieses Geschiebe.

Deswegen gibt es gesetzliche Auflagen bei solchen Kraftwerksbauten – etwa eine Kieszugabe mit Laster am Ufer. Energiedienst hat viel Geld in 65 Projekte investiert, um den großen Eingriff in die Natur etwas auszugleichen. So musste mindestens die Hälfte der Stromschnellen im Rhein erhalten werden. Auf der deutschen Seite bewundern Passanten ein Fischaufstiegs- und Laichgewässer mit Kiesinseln und Rinnen: 900 Meter ist es lang, 60 Meter breit. Hier können die Fische die Staustufe passieren, Vorbild dafür waren Flussstrukturen, wie sie an den Isteiner Schwellen existieren. Die Fischereivereine zählten bei der letzten Fischzählung vor drei Jahren 49 000 Fische, die über dieses Umgehungsgewässer wanderten, insgesamt 34 verschiedene Arten. Die Fische lassen das Kraftwerk einfach rechts liegen.
… Alles vom 20.5.2019 von Michael Neubauer bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/der-hochrhein-ist-stromrhein–173367160.html

 

Die Wasserkraftwerke Laufenburg, Rheinfelden, Wyhlen und Hausen sind für Besucher zu festen Terminen geöffnet (Anmeldung aber vorher nötig). In Rheinfelden können bereits Kinder ab acht Jahren an einer Führung teilnehmen.
https://www.energiedienst.de.

Schreibe einen Kommentar