Fluss

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Blick nach Süden zu den Isteiner Schwellen im Altrhein bei Efringen-Kirchen am 3.4.2007

 

Steine markieren einen See und einen Fluss in der Dreisam am 14.8.2013: Der Fluss im Fluss

 

 

 

 

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(1) Dreisam-Steine am 14.8.2013           (2) Dreisam Sandfang 28.6.2014

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Neumagen 26 km: Stohren – Münstertal – Staufen – Bad Krozingen – Hausen
Von wildromantisch bis ausgetrocknet – der Neumagen tritt auf seinem Weg von Münstertal über Staufen nach Bad Krozingen in vielfältiger Form in Erscheinung. In mehreren Teilen blickt die Badische Zeitung auf Eigenheiten und Besonderheiten des Flusses.
Im ersten Teil: Vom Bach zum Fluss. Es sind vereinzelte Tropfen, nicht mehr, die hier auf 1150 Metern im oberen Münstertal am Schauinsland den Anfang des Neumagen markieren. Gesammelt werden sie in einer Tränke für die grasenden Rinder. Erst anschließend bahnt sich, was übrig bleibt, seinen Weg über die weiten Weiden auf dem Stohren. Zunächst allerdings nicht als sichtbar fließendes Gewässer. Vielmehr lässt ein grün-buntes Band an Pflanzen, rund einen Meter breit, erahnen, dass darunter mehr Flüssigkeit vorkommen muss, als auf den benachbarten Wiesen.
Zugegeben, es gehört ein wenig Fantasie dazu, hier den Ursprung des Flusses zu erkennen, der auf 26 Kilometern durch Münstertal, Staufen und Bad Krozingen fließt, ehe er beim Bad Krozinger Ortsteil Hausen auf rund 200 Metern NN in die kleinere Möhlin übergeht und mit ihrem Namen bei Breisach in den Rhein mündet. Außerdem gehört eine ordentliche Karte dazu und die Expertise von Thomas Coch. Er ist nicht nur Geschäftsführer der Ferienregion Münstertal-Staufen, sondern als studierter Forstwirt, der am Institut für Landespflege der Uni Freiburg für Führungen im Schwarzwald zuständig und an der Professur für Natur- und Landschaftsschutz der ETH Zürich tätig war, ein wandelndes Lexikon für nahezu alle Belange rund um den Neumagen.

Das Quellgebiet des Flusses ist, obwohl von Wald umringt, nur von wenigen Bäumen geziert. „Der Grund dafür liegt im historischen Bergbau des Mittelalters, als Rodungsinseln entstanden, um der notwendigen Infrastruktur Raum zu verschaffen“, so Coch. Erst später nutzten die Landwirte die Fläche für ihre Rinder. Noch heute sind die Weiden teils von alten Lesesteinreihen begrenzt.

Der Neumagen, der weit unten im Tal auch schon zu heftigen Überschwemmungen imstande war, speist sein Wasser aus einer stattlichen Zahl an Zuflüssen. Allein am Stohren sind das Drehbächle, Sägebach, Harzlochbach, Sonnhaldenbächle, Hörhalderbach, Eisengraben und weitere kleine, namenlose Zuflüsse. „Allein auf dem Stohren gibt es mehr als 50 Quellaustritte“, sagt Thomas Coch

Die Quell-Schüttungen sind zuletzt zurückgegangen
Hinsichtlich der Niederschläge sieht Coch das Münstertal nicht in allzu problematischen Bahnen, gerade was den Stohren angeht. Dort gehen jährlich rund 2200 Liter pro Quadratmeter nieder, in Staufen rund 900. „Dennoch sind die Quell-Schüttungen in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen“, sagt Thomas Coch.
Nachdem sich der Neumagen auf dem Stohren gebildet hat, macht er sich auf den nächsten Kilometern auf zu einem wildromantischen Schwarzwaldbach, teils mit steileren, rauschenden Abschnitten, bis er beim Münstertäler Ortsteil Spielweg auf rund 600 Metern NN schon rund die Hälfte seines Gesamtgefälles hinter sich gebracht hat. Er ist damit auf der Westseite des Südschwarzwaldes der Fluss mit dem höchsten Gefällegradienten. Hier in Obermünstertal passiert er Blockschutthalden, auf denen metergroße Felsbrocken, die in der letzten Eiszeit durch Frostsprengung entstanden sind, den Wegesrand säumen. Libellen wie die großen, gelben Flussjungfern fühlen sich hier wohl. Am Ufer findet sich eine reiche Pflanzenwelt, ins Auge fällt dabei das Drüsige Springkraut mit seinen lila-farbenen Blüten. Der aus Asien eingewanderte Neophyt findet sich in Europa bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts und lässt durch seinen Wuchs auch anderen, einheimischen Arten Raum, wie Thomas Coch erläutert.
Auch wenn das Wasser hier ziemlich erfrischend sein kann. „In den letzten Jahren ist die Durchschnittstemperatur stark angestiegen, teils im Grad-Bereich“, so Thomas Coch. Die Folgen für Tier- und Pflanzenwelt sind noch nicht im Detail abzusehen. Im Durchschnitt sind im Oberlauf des Flusses Temperaturen von 10 bis 15 Grad Celsius zu messen. Bei Bad Krozingen können diese bis an die 20 Grad heranreichen. Die Wasserqualität ist an sich gut. Gleichwohl lassen sich Spuren der Weidewirtschaft, etwa Keime aus den Ausscheidungen der Tiere, feststellen. Ohne Weiteres, wie eine UV-Filterung, sollte das Wasser also nicht getrunken werden.

Den nächsten Abschnitt bildet der Mittellauf von Spielweg, wo das Stampfebächle mit seinen Wassern von Neuhof und Breitnauer Kopf dazukommt, bis nach Kropbach. Hier passiert der Neumagen, in normalen Zeiten relativ gemächlich, nicht nur das tal-prägende Kloster St. Trudpert, sondern auch den Ortskern der heutigen Gemeinde Münstertal. Dass das Kloster erhöht zum Flusslauf seinen Platz gefunden hat, liegt an der Gefahr, die der eigentlich kleine Fluss, der aber über viele Zuflüsse verfügt, bringen kann. Dies bekam etwa der historische Ort Münster im 15. Jahrhundert zu spüren, als er nach den Angriffen durch die Freiburger durch massive Hochwasser vollends zerstört wurde.
In diesem mittleren Teil, der mal auf der nördlichen, später auf der südlichen Seite und auch mal inmitten des Tals verläuft, nimmt der Neumagen stark an Volumen zu. Allein der Talbach, der beim Münstertäler Rathaus in den Neumagen fließt, verdoppelt die Wassermenge. Dazu kommen weitere Zuflüsse wie der Riggenbach, der Wildsbach und der Kropbach.
Nach seinem Übergang in die Rheinebene bei Staufen ist die Zeit der Zuläufe vorbei. Stattdessen werden dem Neumagen, zumindest übergangsweise bis zum erneuten Rücklauf, durch den Gewerbekanal in Staufen (ab Alemannenbad bis Gaisgraben) und auch in Bad Krozingen (ab dem Reiterhof bis nach die Nepomukbrücke) Teile des Wassers entnommen.
Typisch für diesen Teil des Neumagen, den man als Niederungsfluss bezeichnen kann, sind etwa sich schnell verändernde Pegelstände. Diese resultieren einerseits aus dem großen, steilen Einzugsgebiet, andererseits sorgen der sandig-kiesige Untergrund dafür, dass die Versickerung mehr Wasser in den Boden nimmt, als durch den Fluss nachkommt. Dass von dem mit ein paar Tropfen seinen Weg beginnenden Neumagen auch ernste Gefahr ausgehen kann, zeigen nicht nur immer wieder mal auftretende Hochwasser, sondern auch die jahrelange Diskussion um eine Flutmulde, die zwischenzeitlich im Bereich zwischen Staufen und Bad Krozingen vorgesehen war.
… Alles vom 26.8.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/nasser-gruss-vom-hochschwarzwald–193261877.html