Elsass-zweisprachig

Home >Regio >EU >France >Elsass >EU-Elsass >Alsace >Alsace bilingue

Alsace bilingue – Zweisprachiges Elsass – Demonstrations 2020

Zweisprachiges Elsass – Alsace bilingue
======================================================

 

Colmar streitet wegen deutsch-französischer Straßenschilder
Deutsche Straßennamen auf Schildern in Colmar sorgen für Disput. Bei einigen weckt das Erinnerungen an die Annexion des Elsass durch die Nazis. Befürworter verweisen auf die zweisprachige Tradition der Stadt.

Unterstützt wird die Position der Stadt unter anderem durch die Fédération Alsace bilingue (Verband zweisprachiges Elsass). Deren Vorsitzender Pierre Klein begrüßt die Initiative ausdrücklich. „Wenn man sich für die Zweisprachigkeit entscheidet, dann bedeutet das auch, dass alles zweisprachig sein sollte, weil sich Zweisprachigkeit nur entwickeln kann, wenn beide Sprachen eine soziale Existenz haben und wenn sie auf allen Ebenen der gesellschaftlichen Teilhabe vollwertig nebeneinanderstehen.“ Gleichberechtigung bedeute eben nicht, fährt Klein fort, dass ein sehr großes Stück des Kuchens für die eine Seite und ein sehr kleines für die andere abfalle. Sonst habe diese, gemeint ist die Regionalsprache, keine Überlebenschance. Wer jetzt mit einer antideutschen Haltung argumentiere, der verwechsle seiner Ansicht nach etwas Grundsätzliches: „Das Elsass war Opfer des Nationalsozialismus, nicht der deutschen Sprache.“
… Alles vom 7.12.2023 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/colmar-streitet-wegen-deutsch-franzoesischer-strassenschilder
.

Warum Elsässer ihren Dialekt in Sprachkursen reaktivieren
Zurück zu den Wurzeln: In Straßburg können Erwachsene ihr Elsässisch in Kursen wiederentdecken. Auch in vier Grundschulen wird der Dialekt seit diesem Schuljahr vermittelt.
Anfang Oktober in Straßburg, in den Räumen des Centre Culturel Alsacien (CCA), dem Elsässischen Kulturzentrum, am Boulevard de la Victoire. Solange Schaller stammt aus Straßburg, ist Zahnärztin im Ruhestand und hat fünf Jahrzehnte in der französischen Schweiz gelebt. Jetzt hält sie sich wieder regelmäßig in ihrer Heimat auf, auch um ihren Dialekt zu reaktivieren: „Ich versuche mit meinen Enkeln Elsässisch zu sprechen, auch wenn sie am Genfer See aufwachsen.“

Hört man sich heute in Kindergärten und Grundschulen im Elsass um, beherrschen oder verstehen unter den Jüngsten nur noch sehr wenige Elsässisch. Bei den Erwachsenen bezeichneten sich bei einer Befragung 2012 noch 43 Prozent als Dialektsprecher. 1946 waren es noch mehr als 90 Prozent der Bevölkerung.
Sprachen verändern sich. Sprachen verschwinden. Warum also einer solchen Entwicklung entgegenwirken? Richard Weiss, der sein Berufsleben lang Lehrer und in den 1990er-Jahren Mitbegründer der ersten, von einem Verein geführten zweisprachigen Schulen im Elsass war, hat sich wie viele andere nicht mit dem Verschwinden seiner Muttersprache abfinden wollen.
.
Schule erkannte die Muttersprache nicht an
Das französische Schulsystem und die Sprachpolitik einer Nation, die ihre Stärke in der Vereinheitlichung statt in der Vielfalt sieht, sagt Weiss, haben die Zweisprachigkeit verdrängt. In vielen Familien setzte sich auch die Überzeugung fest, dass der Weg zur Akzeptanz als Franzosen nur über die Einsprachigkeit, Französisch, führe. Richard Weiss, 1951 geboren, erinnert sich noch gut an den empfundenen Widerspruch zwischen den Sprachwelten: Mit der Klasse sprach seine Grundschullehrerin strikt Französisch. Außerhalb des Unterrichts unterhielt sie sich mit seinen Eltern durchaus auf „Elsasserditsch“. Er habe nie begriffen, warum die Schule seine Muttersprache weder unterrichtet noch anerkannt habe.
Weiss, seit wenigen Wochen Vorsitzender der René-Schickele-Gesellschaft und des Elsässischen Kulturzentrums (Centre Culturel Alsacien/CCA) in Straßburg, gibt dort einmal wöchentlich Elsässisch-Unterricht für Fortgeschrittene. Einer der Wege, Elsässisch wieder in die Breite zu bringen, führt über die Jüngsten und die Schulen. Eine andere Möglichkeit, dem Dialekt wieder mehr Raum zu verschaffen, sind Kurse für Erwachsene. Alle, die an seinem Kurs teilnehmen, eint ein Wunsch: Elsässisch soll nicht aussterben.

Die Begegnung mit der Sprache erfolgt im Kurs nicht nach Lehrbuch. Weiss hat Texte von André Weckmann mitgebracht. „Gschicht“, ein Gedicht, dass die Geschichte und Identität des Elsass durchleuchtet und dabei Bilder und Klänge erzeugt. Die Teilnehmenden lesen laut vor. Diskutieren. Hören zu. Und fachsimpeln über Bedeutungen, die sich ihnen nicht sofort erschließt. „Wi alt sin mer schun!“ „Het met unsre kepf gstunzels speelt“. Gstunzels? „Murmeln sind gemeint“, klärt Richard Weiss auf.
„Wenn ich groß bin, werde ich zweisprachig sein“, beschwört Richard Weiss in dem jüngst auf Französisch (und in deutscher Übersetzung) erschienenen Buch seine Utopie. „Wir alle in meiner Generation und den nachfolgenden hätten ganz leicht zweisprachig werden können, wenn der Staat es denn gewollt hätte.“ Sein Buch ist ein Wutbuch. Aber nicht nur: Dank des Engagements vieler Eltern fasse die „Muttersprache“ heute wieder Fuß, in den Schulen, in der Gesellschaft, in der Region, sagt er. Auch die staatlichen Schulen probieren seit diesem Schuljahr in vier Grundschulklassen die Vermittlung von Elsässisch aus.
… Alles vom 27.10.2023 von Bärbel Nückles bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/elsaessisch-fuer-fortgeschrittene
:
Richard Weiss.
Wenn ich einmal groß bin, werde ich zweisprachig sein!
Quand je serai grand, je serai bilingue!
IFB Verlag Deutsche Sprache GmbH, 10/2023
https://ifb-verlag.de/
ISBN-13 9783949233173, 268 Seiten 15,90 Euro
.
Kommentare:
Vermutlich kennen sehr viele Leute beiderseits des Rheines nicht die kulturellen und politischen, zwei Jahrtausende alten Zusammenhänge unserer Region. Die Deutschen haben die Franzosen bekriegt und die Franzosen die Deutschen. Ich meine, das sollten wir hinter uns lassen – und zu gut nachbarschaftlichen Verhältnissen gehört, dass man auch die Sprachen des Anderen kennt.
Ein deutscher (verstorbener) Freund hatte vor Jahrzehnten im Elsass geheiratet, und ich kenne zwei Franzosen – nicht mal Elsässer – , die hier verheiratet sind. Wieviele deutsche Autos sehe ich in Strassburg – und wieviele französische hier in der Ortenau. D.M.
.
Ab Mai 1985 hatten wir ein kleines Haus in Riedseltz bei Wissembourg im Nordelsass und waren dort an den Wochenenden und in den Ferien. Fast alle sprachen Elsässisch, die Eltern (die meisten pendelten von Riedseltz zur Arbeit über den Rhein nach Karlsruhe) und auch die Kinder. Bereits im Herbst hatten wir im Dorf fast mehr Bekannte und Freunde als im heimischen Heidelberg. Im Sommer 2023 waren wir nach 25 Jahren erstmals wieder in Riedseltz. Quelle surprise: Kaum jemand mehr spricht Elsässisch, die Kinder gar nicht. Das Dorf scheint – jedenfalls hinsichtlich der Anzahl der Sprachen – in der Zwischenzeit ärmer geworden zu sein. Auch bei der René Schickele-Gesellschaft www.culture-bilinguisme.eu ist von Reichtum die Rede: „Le bilinguisme franco-allemand constitue depuis des siècles la caractéristique et la richesse de l’Alsace“ bzw. „Die deutsch-französische Zweisprachigkeit stellt seit Jahrhunderten die Eigenart und den Reichtum des Elsass dar“. E.K.
Ende Kommentare
.
.
Centre culturel alsacien (CCA) – Elsässisches Kulturzentrum Strasbourg
Unsere Ziele sind also Rückgewinnung eines regionalen Bewusstseins, Wiederaneignung unserer Geschichte, Entwicklung der Zweisprachigkeit und der doppelten Kultur, Überwindung der Grenze und Verstärkung der Identität des Oberrheins, Rückbesinnung auf die geistigen Werte die das Erbe dieser Region darstellen.
Wir wollen die praktischen Bedingungen diskutieren, die heute notwendig sind, diese Ziele zu verwirklichen. Dazu gehört die Stärkung der lokalen und regionalen Demokratie durch Verlagerungen von Kompetenzen an unsere Region. Die Förderung unserer kulturellen und sprachlichen Identität erfordert mehr starke Autonomie in den Bereichen der Erziehung, der Kultur, der Medien und der Organisation der öffentlichen Dienste. Wir wollen die Wege diskutieren, die zu diesen Reformen führen können. Information und Unterricht über die wahre Geschichte unserer Region sind unerlässlich, wenn sich die Bewohner dieser Region darin erkennen sollen. Um den gesellschaftlichen Zusammenhang zu stärken, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, um Stabilität im Übermittlungsprozess zu erreichen, ist der Geschichtsunterricht entscheidend. So können wir alle, die in diesem Land leben, dazu beitragen dass sie es lieben und uns als seine Erben betrachten.
Die Wiedergewinnung einer effektiven zweisprachigen Kompetenz, dank eines effektiven zweisprachigen Unterrichts, wird das Elsass in die Lage versetzen, seine historische rheinische Berufung, die gegenwärtig zum größten Teil nur Theorie ist, in die Wirklichkeit umzusetzen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit setzt voraus, dass wir tatsächlich unsere Nachbarn in ihrer Sprache und Kultur, die auch unsere sind, kennen und verstehen.
Die regionale Identität ist für uns keine Gegebenheit sondern ein Projekt für die Zukunft, an dem alle Bewohner dieser Region, ungeachtet ihrer Herkunft gemeinsam arbeiten sollen.
Jean-Marie Woehrling.

Centre Culturel Alsacien – Elsässisches Kulturzentrum
5 bd de la Victoire 67000 STRASBOURG, él. :+33 (0)3 88 36 48 30
elsassbi@gmail.com
https://www.centre-culturel-alsacien.eu
https://centre-culturel-alsacien.alsace/
.
Office pour la langue et les cultures d’Alsace et de Moselle
https://www.olcalsace.org/de/content/culture-et-bilinguisme-dalsace-et-de-moselle

.
René Schickele-Gesellschaft
Culture et bilinguisme d’Alsace et de Moselle
www.culture-bilinguisme.eu
Zweisprachigkeit: Die deutsch-französische Zweisprachigkeit stellt seit Jahrhunderten die Eigenart und den Reichtum des Elsass und Lothringens dar. In der Standardform oder in den Mundarten bildet die deutsche Sprache die Regionalsprache dieser Gebiete und den notwendigen Schlüssel für den Zugang zu ihrer Geschichte, ihrem kulturellen Erbe, ihren Nachbarn am Oberrhein und zur deutschen Kultur.
Bilinguisme: Le bilinguisme franco-allemand constitue depuis des siècles la caractéristique et la richesse de l’Alsace et de la Moselle. L’allemand, sous ses formes dialectales et standard, représente la langue régionale de l’Alsace et de la Moselle, instrument essentiel d’ouverture à son histoire, son patrimoine culturel, ses voisins du Rhin supérieur et le monde germanique.
.
Regionale Kultur: Die regionale Kultur ist für uns keine Gegebenheit sondern ein Projekt für die Zukunft, an dem alle Bewohner dieser Region, ungeachtet ihrer Herkunft gemeinsam arbeiten sollen.
Ihre Originalität besteht in Geschichte und Standort, die zur Symbiose der französischen und deutschen Beiträge geführt haben, die sich in ihren Sprachen, Traditionen, Mentalitäten, Kulturlandschaften und Denkmälern wie in den gesellschaftlichen Organisationsformen ausdrücken.
.
Culture régionale: La culture régionale est ce qui permet à la société régionale de l’Alsace et de la Moselle de s’approprier son histoire et sa langue, de renforcer le sentiment de communauté, de construire un projet commun pour l’avenir et ouvert sur le monde. Son originalité réside dans son histoire et sa géographie qui ont conduit à une symbiose des apports français et allemand, lesquels s’expriment dans ses langues, ses paysages et monuments, ses traditions, ses mentalités et son organisation sociale.
.
https://www.culture-bilinguisme.eu