Reformgruppen auf Katholikentag als Parasiten beleidigt

In dem Bericht zum Katholikentag wird Bischof Müller aus Regensburg wie folgt zitiert: „Es ist die Frage, ob die so genannten Reformgruppen wirklich solche sind. Es kann sein, dass Leute, die von sich aus nichts zustande bringen, sich an große Veranstaltungen dranhängen und eine parasitäre Existenzform bringen.“ Mein erstes Gefühl beim Lesen dieses Zitats war Erschrecken und Trauer: Ein Amtsträger der Kirche hält Besucher eines großen Forums der Katholischen Kirche, für die er das Hirtenamt ausübt, für Parasiten? Unglaublich! Ungeheuerlich! Ist das der Umgang eines Bischofs mit seinen Brüdern und Schwestern im Glauben? Ist das die Einladung oder die Ausladung eines Bischofs zum nächsten Katholikentag in Regensburg? Meines Erachtens beleidigt und missachtet hier ein Bischof das Gespür und den Sinn von Gläubigen, die wie er getauft und mit Geist begabt sind und in der frühen Kirche ihren Bischof ganz selbstverständlich wählen konnten.
Theo Nober, Au


Die Freude ist Trauer, Wut und Empörung gewichen
Nun wissen es auch die Gläubigen außerhalb der Diözese Regensburg, wie Bischof Müller tickt. Und nicht nur er, Kardinal Meißner aus Köln kommt schon nicht mehr zu den Katholikentagen. Ich vermute, weil er selbständig denkende Menschen in der römisch-katholischen Kirche nicht mehr als Katholiken erkennt. Ja, sie lassen sich nicht mehr unter ein destruktives, autoritäres und menschenunwürdiges Dach einer Kirche stecken, die im Grunde nichts mehr mit dem suchenden, pilgernden Volk Gottes zu tun hat und haben will. Katholikentage zeigen immer mehr Reformbewegungen, und wie unduldsam die Gläubigen dem Klerus gegenüber geworden sind – und das ist gut so!
Dem Aufbruch nach dem II. Vatikanischen Konzil und die Freude über eine sich nun bewegende Kirche zum Volk hin, ist Trauer, Wut und einer tiefen Empörung gewichen. Ausgerechnet die Menschen, denen die Kirche und ihre Zukunft ein Herzensanliegen ist und die sich noch in den Gremien und Erneuerungsprozessen engagieren, werden nun – und wie zum Hohn – aufs Tiefste von Bischof Müller verletzt und beleidigt und von seinem Katholikentag in Regensburg ausgeladen. Jetzt gilt es, für das ZdK und für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Zollitsch, Mut zu zeigen. Ein erster Schritt wäre, den Katholikentag wieder als ein wirkliches Laienforum in der Katholischen Kirche zu verankern, als ein Fest der Gemeinschaft aller, die an Jesus Christus glauben. Doch dafür ist die Diözese Regensburg ein denkbar schlechter Ort. Wenn sich Bischof Müller außerhalb der Gemeinschaft sieht, soll er dies offen sagen und Konsequenzen für sich ziehen.
Gisela Obert, Friedenweiler

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