Rappenecker Huette 25 Jahre Solarstrom – ISE – Pionierleistung

Genau das hatten Martha und August Riesterer, die Besitzer der „Rappenecker Hütte“ unterhalb vom Schauinsland, verdient. Aus Anlass der vor 25 Jahren vom Freiburger „Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)“ auf ihrem Hüttendach montierten Photovoltaikanlage fand Freitag 27.7.2012 eine herzliche Geburtstagsfeier an der Hütte bei strahlendem Sonnenschein und mit prominenten Politikern statt. Unter ihnen Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, der Bundesvorsitzende der Grünen Cem Özdemier sowie die Landtagsabgeordneten Reinhold Pix (Grüne), Gabi Rolland (SPD) und Patrick Rapp (CDU).

 Als Familie Riesterer 1984 die auch bei Wanderern beliebte „Rappenecker Hütte“ – sie feiert in diesen Wochen auch ihr 350jähriges Bestehen – von Grund auf sanieren wollte, gab es unüberwindliche Probleme mit dem Stromanschluss. Dafür wollte der Energieversorger rund 380.000 Deutsche Mark haben, die aber von Riesterers nicht aufzubringen waren. Durch einen Zeitungsbericht über diese Problematik wurde das Fraunhofer-Institut in Freiburg aufmerksam. Deren ISE-Gründer, Professor Adolf Goetzberger, war schon längere Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Projekt, um eine netzferne Photovoltaikanlage zu starten. Martha Riesterer erinnerte sich bei ihrem Rückblick daran, dass sich ihre Familie und das ISE schnell geeignet hätten: „In dieser Zeit war ja 1986 der Atomunfall in Tschernobyl. Dieser hat sicherlich auch zu einer schnelleren Genehmigung und Umsetzung des Vorhabens bei der denkmalgeschützten Hütte beigetragen.“ Im Mai 1986 konnte nach zweijähriger Bauzeit die Hütte als Wandergaststätte eröffnen, zunächst noch mit „Dieselstrom“, und im Juli 1987 wurde sie zur ersten solar versorgten Gaststätte Europas.
Die Freiburger Forscher hatten auf dem netzfern gelegenen Wandergasthof eine „Photovoltaik(PV)-Hybridanlage“ installiert, die nicht nur eine praktische Lösung für Eigentümer und Pächter der Hütte, sondern gleichzeitig auch eine Forschungsstation für netzferne Energieversorgungssysteme wurde. Auf dem Weg zu einer vollständig umweltfreundlichen Energieversorgung erfuhr die Anlage regelmäßig Erweiterungen: 1990 kam ein Windrad hinzu, 2003 eine Brennstoffzelle. Der „Vater der Anlage“, Professor Goetzberger, freute sich am Freitag: „Toll, dass wir hier die Langlebigkeit der Anlage nachweisen können, denn die Module sind von Anfang an in Betrieb.“ Georg Popp vom ISE, ebenfalls von Anfang an dabei, zeigte sich stolz, dass die „Rappenecker Hütte“ mit Strom, der zu 65 Prozent aus Photovoltaikanlage, zu 25 Prozent aus der Brennstoffzelle und zu zehn Prozent vom Windrad kommt, energieautark sei. Nur noch selten müsse der Dieselgenerator einspringen. 

Rappenecker Hütte: Für die VIPs gab es eine eigene Führung durch die technischen Anlagen. Mit dabei waren Cem Özdemir, Franz Untersteller, Reinhold Pix, Eike R. Weber und Helmut Unseld (v.r.). Foto: Gerhard Lück

Umweltminister Franz Untersteller wandte sich scharf gegen die Kürzungspläne der Bundesregierung beim Strom aus Photovoltaikanlagen und forderte langfristige Planungssicherheit für Investoren: „An sonnigen Tagen kommen in Baden-Württemberg um die Mittagszeit 40 bis 50 Prozent des benötigten Stroms aus der Sonnenenergie.“ Cem Özdemir will, dass „die Forschungslandschaft so gestaltet wird, dass auch mittlere Betriebe etwas davon haben“. Der Erste Landesbeamte im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Helmut Unseld, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass „die Energiewende maßgeblich im ländlichen Raum geschieht, es aber noch vieler kreativer Ideen bedarf“. Oberrieds Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter gratulierte den Riesterers zur „Pioniertat“ vor 25 Jahren. Er betonte, dass in seiner Gemeinde neben der Solarenergie auch viel Strom aus der Wasserkraft gewonnen werde. Enttäuscht zeigte er sich, dass „wir zwar hier die besten Windlagen im Schwarzwald haben, aber vielleicht nie ein Windrad bekommen. Das muss nachjustiert werden!“ Hier werde der Artenschutz als Grund ad absurdum geführt. Fraunhofer-ISE-Leiter Professor Eicke R. Weber schlug den Bogen zur Entwicklungshilfepolitik: „Beste Entwicklungshilfe ist es, wenn erneuerbare Energietechnologie in arme Länder als Energiehilfe gebracht wird.“
3.8.2012, gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

 

 

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