Radler – Warten auf Ultra Bike

Viele warten auf den nächsten „Ultra-Bike“. Zu „Genusstouren mit Radler-Hock“ trafen sich über 400 Mountainbiker – Immer noch keine behördliche Duldung für Trainingsbetrieb am Hexenwäldle. Eigentlich wären am letzten Sonntag in Kirchzarten über 5000 Mountainbiker aus ganz Europa beim „Black Forest ULTRA Bike Marathon“ auf fünf Strecken durch den Südschwarzwald gefahren und hätten am Nachmittag nach dem Zieleinlauf im Sportstadion an der Oberrieder Straße ein großes Fest der Begegnung gefeiert. Eigentlich. Wäre da nicht vor über einem Jahr der Bürgerentscheid gewesen. Dabei hatte sich die Mehrheit der Kirchzartener Bürger gegen Mountainbike am Giersberg ausgesprochen. Für die seit über fünfundzwanzig Jahren im SV Kirchzarten verantwortlichen Organisatoren vom Ultra-Bike, aber auch von Weltcups und internationalen Meisterschaften, war das eine solch große Enttäuschung, dass die OK-Leitung zurücktrat und die übrigen Aktiven für 2014 eine „Ultra-Bike-Denkpause“ beschlossen. Doch so ganz ohne Mountainbike sollte das traditionelle Ultra-Bike-Wochenende nicht stattfinden. So fand am Samstag das Auftaktrennen der Nachwuchserie „Schwarzwälder Kids-Cup“ statt. Und am Sonntag hatten die Ultra-Bike-Aktivisten unter dem Motto „Kirchzarten + Mountainbike: na klar!“ zu MTB-Touren mit Radler-Hock eingeladen. Rund 300 Biker aus der Region, aber auch aus dem Schwäbischen, dem Elsass und Nordbaden, trafen sich morgens in Kirchzarten zu sechs unterschiedlichen Touren. Sie führten über 30 bis 110 Kilometer ins Feldberggebiet, zum Schauinsland, Kandel und gar bis ins Simonswälder Tal. Dabei ging es diesmal nicht um Bestzeiten, sondern um den Genuss der herrlichen Schwarzwaldlandschaft.
Am Nachmittag trafen sich alle – und über hundert weitere Mountainbike-Sympathisanten – zum „Radler-Hock“ am Stadion. Heißes Gesprächsthema war dabei selbstverständlich die Frage nach der Zukunft des „Ultra-Bike“. Von den Veranstaltern wollte dazu am Sonntag immer noch keiner etwas Konkretes sagen. Schließlich seien Themen wie Trainingsgelände für den Nachwuchs am Hexenwäldle oder Beschluss der Erholungswaldsatzung immer noch nicht geklärt. Wohltuend war aber rundum die von den angereisten Bikern spürbare Solidarität mit den Ultra-Bike-Organisatoren. Thomas Möhringer aus Ettenheim-Altdorf, der bereits achtmal mitgefahren ist, war aus Sympathie und Tradition gekommen: „Der Ultra-Bike hat Kultstatus. Und die Genussfahrt heute hat mit dem tollen Guide Eckhard viel Freude gemacht.“ Er habe unheimlich viel vom Schwarzwald gesehen. Aus Elzach war Leonhard Läufer, sechsmal bisher gestartet und dabei einmal Deutscher Feuerwehrmeister im Team geworden, angereist: „Ich will den Verein hier unterstützen, weil ich bei den Veranstaltungen sehr viel Menschlichkeit erlebt habe. Und wie die hier die Kids zum Sport führen, ist fantastisch.“ Waldemar Malek aus Norsingen, zwölfmal am Start, bedauerte: „Schade, dass heute kein Ultra-Bike war. Ein solch großer Event in Mitteleuropa muss unbedingt fortgesetzt werden. Das ist doch auch eine riesige Werbung für Kirchzarten.“ Extra aus Albstadt angereist waren Bettina Haug, Markus Amann und Frank Böttcher. Sie fuhren 70 Kilometer mit Thomas Zipfel und waren begeistert: „Wir hoffen sehr, dass das Rennen nächstes Jahr wieder stattfindet. Aber auch die Tour heute hat sich für uns gelohnt.“
Das sah auch der Geschäftsführer von Testo Industrial Services, Jürgen Hinn, einer der vielen hilfreichen Sponsoren, so: „Wir sind mit einem Team von zehn Mitarbeitenden heute vierzig Kilometer gefahren und viel Spaß. Für unser regelmäßiges Training war aber der Ultra-Bike immer besonderer Ansporn. Die Veranstaltung mit Leuchtturm-Charakter muss bleiben.“ Testo würde auch als Sponsor weiter dabei sein. Einige Mitglieder des Ultra-Bike-OKs nutzten den „freien Sonntag“, um selbst mitzufahren. Wie Manfred Vögtle, der sechzehn Jahre für den „Schilderwald“ beim Ultra-Bike verantwortlich war: „Heute bin ich in einer netten Gruppe dreißig Kilometer mit 700 Höhenmetern gefahren. Das hat Spaß gemacht.“

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(1) Mountainbiker machten sich am Sonntagmorgen in überschaubaren Gruppen in der Buswendeschleife zu wunderschönen Touren durch den Südschwarzwald auf.
(2) Im Sportstadion Kirchzarten trafen sich die Biker nach ihren Touren zum Radler-Hock.  Fotos: Gerhard Lück

Auch Bürgermeister Andreas Hall, dem die Zukunft des Ultra-Bikes nicht gleichgültig ist, begrüßte die Veranstaltung und kam auf einen Kaffee und Kuchen im Stadion vorbei: „Ich freue mich, dass die Organisatoren den Mut noch nicht verloren haben.“ Inständig hofft er auf eine baldige Duldung seitens der Behörden für den Trainingsbetrieb am Hexenwäldle: „Ich hätte das so gerne heute mitgeteilt.“ Er freue sich, dass zumindest der notwendige Geländetausch mit der Stadt Freiburg in trockenen Tüchern sei. Halls Stellvertreter Franz Kromer bittet alle Biker um Vertrauen in die Arbeit des Gemeinderates: „Wir stehen zu der Veranstaltung und zum Mountainbikesport.“ Ob allerdings mit Worten die Zukunft des Ultra-Bikes zu retten ist, blieb am Sonntagabend offen.
25.6.2014, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

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