Publizist Frank Schirrmacher tot

„Was wäre optimistischer als die Hoffnung, dass Menschen, Gesellschaft und Politik imstande sind, die normative Kraft von Technologien zu regulieren?“ Dies schrieb Frank Schirrmacher Anfang Juni über Jaron Lanier, den Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels. Nun ist der FAZ-Herausgeber und vielleicht bedeutendste deutsche Publizist am 12.6.2014 im Alter von nur 54 Jahren überraschend gestorben.Schirrmacher hatte ein „geniales Gespür für Themen“ (Die Welt). So weigerte er sich 2002, Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ vorab zu veröffentlichen; und 2006 gestand Günter Grass im Interview mit ihm seine Mitgliedschaft in der  Waffen-SS.
12.6.2014

 

Der Zukunft zugewandt:  weg von der Literatur und hin zu IT und Internet
Frank Schirrmacher dachte in Zusammenhängen, die immer auch das Ganze und das Kommende betrafen. Deswegen gab es unter ihm, wenn man so will, auch mehrere Paradigmenwechsel, die auch Ausdruck seiner Überzeugung waren, dass unser Leben selbst ständig einem Wandel unterworfen ist. Von der Literatur, die er in dieser Zeitung von 1989 (mit kaum dreißig) bis 1994 verantwortete, wandte er sich irgendwann ab, weil er zu spüren schien, dass das Entscheidende inzwischen woanders gedacht wird – zuletzt eben in den IT-Debatten, die er prägte wie kein anderer. ….
Alles vom 12.6.2014 bitte lesen auf
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/zum-tod-von-frank-schirrmacher-ein-sehr-grosser-geist-12986939.html

 

Ein intellektueller Zeitungsmacher
Frank Schirrmacher war ein universal denkender Zeitdiagnostiker mit Breitenwirkung, ein intellektueller Publizist und Zeitungsmacher, wie es in Deutschland nach seinem Tod keinen mehr gibt…..
Mehr vom 12.6.2014 bitte lesen auf
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/faz-frank-schirrmacher-tot-a-974829.html
https://alternativlos.org/20/
https://alternativlos.org/29/

https://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=16382
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Der Vordenker ist tot
Schirrmacher hat diejenigen, die er als Endzwanziger mit seinem Charisma überzeugte, nicht enttäuscht. Er schuf einen neuen Typus des intellektuellen Journalismus, für den auch Strategien des Boulevard Pate standen: Kampagne statt Debatte, Provokation statt Auseinandersetzung. Und, was das wichtigste Talent Schirrmachers war: Überraschung statt Routine….. Alles vom 14.6.2014 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/faz-mitherausgeber-frank-schirrmacher-ist-tot–86167424.html

 

Schirrmacher war ein begnadeter Selbstdarsteller
Die Elogen zum Tod von Frank Schirrmacher überschlagen sich – und die BZ macht keine Ausnahme. Dabei geht die Bodenhaftung verloren, wie es auch Schirrmacher selbst erging. Er war in seine Intellektualität verliebt und machte sie zum Selbstzweck, wodurch er seine Gedanken so verklausulierte, dass sie in ihrer Kernaussage oft nicht mehr zu verstehen waren. Frank Elstner lud Schirrmacher im vergangenen Jahr in seine Sendung „Menschen der Woche“ ein, veranlasst durch sein Buch „Ego“. Elstner sagte, er habe das Buch zu lesen versucht, aber nichts verstanden, und bat um Erklärung. Schirrmachers dann übersprudelnde, sich oft überschlagende Replik am intellektuellen Hochseil verhalf nicht zum Verständnis und ließ die Zuhörer ratlos zurück.
Die Feststellung von Elstner reizte mich, und ich kaufte das Buch. Mir erging es nicht anders als ihm, nach vielen Leseanläufen legte ich das Buch als unverständlich weg. Es ist mir nicht gelungen, seine atomisierten Gedanken aufzunehmen und in reproduzierbares Verständnis zu wandeln. Ich hege den Verdacht, viele, die das Buch lobten, hatten es gar nicht gelesen, fielen aber trotzdem in den allgemeinen Jubel ein.
Schirrmacher, ohne Zweifel hochintelligent, war ein begnadeter Selbstdarsteller, hatte sein Handwerk von seinem Vorgänger Marcel Reich-Ranicki gelernt. Er wusste, wie anfällig die Deutschen für intellektuelle Nebelwolken sind, man muss sie nur gekonnt inszenieren. Ein Meister auf diesem Gebiet ist auch Peter Sloterdijk. Nur wer über dem Problem steht, ist in der Lage, den Sachverhalt mit klaren Worten zu vermitteln. Man sollte das Gemälde von Schirrmacher etwas tiefer hängen.
17.6.2014, Alexander Reiter, Kirchzarten

 

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