Politik und Pizza – junge Wähler

Junge Wähler wollen diskutieren, um so ihre eigene Meinung für die bevorstehende Wahlentscheidung bilden zu können. Dafür hat die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) das Diskussionsformat „Politik und Pizza“ entwickelt, bei dem die politischen Kandidaten sogar in die Schule kommen (1):
An jedem Bistrotisch stehen drei Kandidaten verschiedener Parteien bzw. Gruppierungen. Die Jugendlichen wandern nach einem bestimmten Zeittakt von Tisch zu Tisch, um mit diesen frei und ohne Moderator die sie interessierenden Probleme zu diskutieren. Die Schüler lauschen also nicht passiv einer Podiumsdiskussion, zu der sie ggf. eine kurze Frage stellen dürfen. Sondern sie gestalten aktiv die Diskussion selbst – Wähler und zu Wählende im Gespräch auf Augenhöhe.
Dabei können die Schüler reichlich Erfahrung sammeln: Es ist gar nicht so einfach, die richtigen Fragen zu stellen, um den Kandidaten ihre Meinung zu entlocken oder auch einen Disput zwischen den Wahlbewerbern auszulösen. Was tun, wenn einer seinen Redeschwall gar nicht beenden will? Oder wenn die Gemeinderatskandidaten sich gegenseitig als „Kriegstreiber“ und „Faschisten“ bzw. „Volksverhetzer“ und „AfD-ler“ titulieren. Oder wenn einer der Kandidaten aus Protest gegen einen Mitdiskutanten plötzlich die Diskussionsrunde verläßt.
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Letzteres ereignete sich bei „Politik und Pizza“ an der berufsbildenden Max-Weber-Schule https://www.max-weber-schule.de in Freiburg, als ein Kandidat der Kulturliste abrupt weggeht, weil er mit einem Konkurrenten nicht sprechen will, da dieser ein Querdenker sei (2). So erleben die Schüler als Jungwähler, daß eine offene Diskussion eben in allen Richtungen offen ist. Dazu Michael Wehner, der Leiter der Freiburger Aussenstelle der LpB: „Wir sehen uns nicht als Moderatoren … Mit solchen Äußerungen werden die Schüler ja auch täglich in den sozialen Medien konfrontiert“. Und bei Twitter oder TikTok ist dieser Gesprächsstil ja úm einiges rauher.
Auch der Schulleiter der Max-Weber-Schule, Frank Kühn, betont, daß es für die Schüler wichtig ist, sich auch „mit extremen Positionen auseinanderzusetzen“ und mit allen zu reden zu können: „Wenn ein Politiker als wählbar eingeschätzt wird und mit seine Liste zur Wahl antreten darf, gilt auch für ihn das Recht der freien Meinungsäußerung“.

„Politik und Pizza“ ist ein erfolgversprechender Schritt hin zur Wiederherstellung unserer seit der Grenzöffnung 2015 so arg gebeutelten Diskussionskultur.
24.5.2024
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Ende von Beitrag „Politik und Pizza – junge Wähler“
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Beginn von Anlagen (1) – (2)
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(1) Politik & Pizza: Aktionstag der LpB Freiburg
Am 9. Juni 2024 finden die Kommunalwahlen statt und es ist nie zu früh, sich zu fragen, wie man sich in diesem Themen- und Parteien-Dschungel überhaupt zurechtfinden kann. Nach einem kurzen inhaltlichen Einstieg in das Thema Kommunalwahlen, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, den Kandidierenden alle Fragen zu stellen, die sie beschäftigen, und sie so bestmöglich kennenzulernen. Bei leckerer Pizza und in lockerer Atmosphäre können die Jugendlichen niedrigschwellig mit den Kandidierenden in Kontakt kommen und ihre Anliegen besprechen.
Die LpB übernimmt die inhaltliche Moderation der Veranstaltung. Um dieses Format durchzuführen, stellt die Gemeinde / der Bildungsträger die Pizza zur Verfügung und übernimmt die Einladung der Kandidierenden aller Listen. Gerne kann dieses Format mit bis zu 120 Jugendlichen umgesetzt werden.
https://www.lpb-freiburg.de/politik-und-pizza
https://www.lpb-freiburg.de/ewk-politik-pizza-fr
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Der Wahl-o-mat zur Kommunalwahl:
https://www.lpb-freiburg.de/redaktionsworkshop-kommunalomat
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(2) Politik-Debatte an Freiburger Max-Weber-Schule: Gesprächsformat mit Kandidat Meinrad Spitz sorgt für Unmut
Harmloser Politikplausch? Oder Desinformation von Jugendlichen? Am Dienstag vor den Pfingstferien fand an der Max-Weber-Schule „Politik und Pizza“ statt, ein Gesprächsformat zur Kommunalwahl, das die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) eigens für Jugendliche konzipiert hat …
17 Kandidierende nahmen an dem LpB-Talk in der Max-Weber-Schule teil. Einer davon war Meinrad Spitz, Aktivist der Querdenker-Szene, der mit einer eigenen Liste für Freiburgs Gemeinderat kandidiert. Sein Auftritt sorgte auf Seiten der anderen Kandidierenden für großen Unmut. ….
Michael Wehner, Leiter der Außenstelle Freiburg bei der Landeszentrale für politische Bildung, sieht das anders. Die LpB habe Vertreter aller Listen eingeladen, damit diese mit den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe diskutieren. Es gebe klare Gerichtsentscheide, dass zugelassene Kandidierende gleich zu behandeln seien, wenn sie nicht gesichert links- oder rechtsextremistisch sind; diese Regeln gälten für die gesamte Landeszentrale und würden auch umgesetzt.
… Alles vom 22.5.2024 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/politik-debatte-an-freiburger-max-weber-schule-gespraechsformat-mit-kandidat-meinrad-spitz-sorgt-fue

Einige Kommentare:
Respekt an die Max-Weber-Schule u.w.. Das war eine m.E. eine mutige und richtige Entscheidung. Herrn Kühn und Herrn Wehner stimme ich vollumfänglich zu.
D.h. aber nicht, dass ich die drei benannten Herren als Vertreter sicherlich auch der anderen Kandidierenden kritisiere. Sie standen wohl an dem Tisch und haben sich der Debatte gestellt. Hut ab. Darüber hinaus ist Ihnen zu Gute zu halten, dass sie seit Wochen und Monaten im „Dauerwahlkampf“ sind.
Und, mit einem pointierten zugewandten! Augenzwinkern, würde ich ein Kaltgetränk darauf wetten, dass keiner Kinder hat.
Konkreter zur Debatte: Wer das aktive und passive Wahlrecht auf 16 Jahre senkt, geht davon aus, dass diese mündige Bürgerinnen und Bürger sind, die selbst entscheiden können. Falls ihnen diese Mündigkeit abgesprochen wird, darf es kein aktives und passives Wahlrecht ab 16 Jahren geben.
Die Politiker erwarteten ein „Eingreifen“, gegebenenfalls ein „Ausladen“ unliebsamer Protagonisten. Das halte ich, auch mit Blick auf die „Neuen Medien“, für falsch. Und mir stellt sich die Frage, mit wem alle Kandidatinnen und Kandidaten ins Gespräch kommen wollten. Im Diskurs untereinander oder im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern ? Hinzu kommt, dass junge Menschen meiner Erfahrung nach „gute Sensoren haben“, wem und warum Aufmerksamkeit geschenkt wird, insbesondere, wenn sie die Möglichkeit haben, fragen zu stellen.
Fazit m.E.: Eine Lehrstunde, für alle anwesenden Kommunalwahlkandidatinnen und Kommunalwahlkandidaten, R.M.
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Oh, Ihr Jugendlichen, da ist Euch ja etwas ganz Fürchterliches zugestoßen worden!. Ihr habt zwar nicht das Bett, aber immerhin den Tisch mit einem Querdenker teilen müssen. Mit einem, der Euch den Blick geweitet hat.
Jetzt müsst Ihr ganz tapfer sein, Ihr Jugendlichen. Schüttelt alles aus Euren Köpfen raus, was dieser Selbstdenker Euch gesagt hat. Lasst bloß nichts davon in Euch keimen du wachsen. Gewiss findet sich auch jemand, der/die bereit ist, Euch einer Gehirnwäsche zu unterziehen.
Hinterher könnt Ihr Euch dann ja das Gehirn trockenföhnen. – Und dann seit Ihr fit. Für je wallende Mehrheiten. Auf immer und ewig treu ergeben. Das gibt Sicherheit. Fürs ganze Leben. Nie mehr selber denken müssen – da kommt Freude auf. Nicht bei Euch. Bei Euren Mehrheits-Lenkern. A.Sch
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Ein Beitrag, der insofern zuversichtlich macht, als der Schulleiter seinen Schülern zutraut, Äußerungen der Kandidaten „problemlos für sich bewerten zu können“ (Kühn). Die Schüler haben das Nudging eines erziehenden Staates satt und können sehr wohl ohne den behütenden Moderator „auf Augenhöhe diskutieren“ (Wehner). Die Jugend will selbst entscheiden, ob Querdenken auch mit Aufklärung und Selbstdenken zu tun hat oder als „Querdenker-Szene“ eher an so etwas wie die Drogen-Szene erinnern soll.
Warum haben unsere EU-Nachbarn in F, I, NL, SP keine sprachliche Entsprechung für Querdenker? E.K.
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Schüler-Wahltalk: Diskurs muss Meinungen aushalten:
Wenn Schüler auf Querdenker treffen… Die kritikübenden Politiker, die im Artikel zu Worte kommen, irren leider grundsätzlich. Ja zum Wahlrecht mit 16 Jahren, Informationen dazu aber sortiert und moderiert vermittelt? Der demokratische Diskurs muss Meinungen aushalten und seien sie noch so abstrus, unwahr oder blödsinnig. Es herrscht die Freiheit der Meinung, danke dabei an Herrn Schulleiter Kühn. Eine Ausgrenzung von Unliebsamen anstatt aktiver Auseinandersetzung mit ihnen führt genau zum Gegenteil. Ich erinnere an Wolf Biermanns Worte: Was verboten ist, das macht uns grade scharf!
27.5.2024, Jirka und Georg Schwarzkopf, Freiburg, https://www.kreativpioniere-freiburg.de
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