Pfingsten – keine Ahnung

Pfingsten – keine Ahnung. Die meisten Menschen unter 40 wissen überhaupt nicht, warum sie Pfingst-, Oster- bzw. Weihnachtsferien haben. Das Pfingstwunder kennt niemand: Die Jünger von Jesus konnten plötzlich alle Sprachen verstehen und in allen Sprachen sprechen, um die Menschen weltweit vom Frieden zu überzeugen. Muß man als Deutscher bzw. EU-Bürger überhaupt wissen, wer Jesus war?
Reicht es nicht, wenn man Verfassung und Grundgesetz kennt und achtet? Sollte man nicht besser von Juni-, Frühlings- bzw. Winterferien sprechen? Schließlich ist Deutschland ein säkularer Staat, der Religionsfreiheit garantiert und alle Religionen gleich behandelt – und mit dem christlichen Pfingsten, Ostern und Weihnachten könnten sich nichtchristliche Glaubensgemeinschaften ja diskriminiert fühlen.

„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben.“ (Ernst-Wolfgang Böckenförde, Staat, Gesellschaft, Freiheit. 1976, S. 60). Dieses sog. Böckenförde-Paradoxon sagt, dass der Staat bei dem Versuch, die Demokratie mit „den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots“ zu verteidigen, selbst zur Diktatur wird, weil er sich damit über das „Volk als Souverän“ stellen würde. Deshalb ist der demokratische Staat auf die demokratische Gesinnung seiner Bürger angewiesen, die er aber nicht erzwingen kann.
Ohne ein ausreichendes Grundmaß an „Homogenität der Gesellschaft“ ist keine Nation als Schicksalsgemeinschaft möglich.
Zur „moralischen Substanz“ muß in einem Pflicht-Schulunterrichtsfach Staatsbürgerkunde Wissen vermittelt werden mit den beiden Komponenten Ethik/Werte (Menschenrechte, Frauenrechte, Kinderrechte sowie Verfassung mit Grundgesetz) sowie Religionskunde (Information über alle Weltreligionen wie Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Konfuzionismus, Hinduismus, …). Zu den kulturellen Quellen Europas zählen die griechische Philosophie, das römische Recht und die Aufklärung ab dem 18. Jahrhundert ebenso wie Jesus von Nazareth. Gebildete Asiaten fragen: Warum verschweigt ihr Jesus als kulturell prägendste Persönlichkeit der Geschichte Europas – prägender als Sokrates, Platon , Cicero, Luther, Voltaire, Marx und Freud? Wie kann man Goethe und Thomas Mann, Bach und Mozart bzw. Dürer und Michelangelo verstehen ohne Grundwissen zu Christentum und Jesus? Was würde sich in Thailand oder Japan ändern, wenn die Mehrheit der Bürger nicht mehr wüsste, wer Buddha war? Mit der Trennung von Kirche und Staat darf der Staat nicht Glauben verkünden, aber er muß Wissen um die Quellen der europäischen Kultur lebendig halten – dazu gehört auch Wissen um Jesus und das christliche Pfingstfest.

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