Pferdewiese an der Sonnhalde – Wie eine Stiftung zu Gelände kam

Die „Kleine Pferdewiese“ an der Sonnhalde in Herdern gehörte einst zum „Hebsackgut„, bevor das verkauft wurde. Derzeit kämpfen die Herdermer Bürger um den Erhalt der sogenannten „Kleinen Pferdewiese“, für die durch die Stiftungsverwaltung eine Bebauung vorgesehen ist. Dies gibt die Möglichkeit, einmal zu berichten, wie vor fast genau 100 Jahren das Riesengelände des „Hebsackgutes“ an die Stadt Freiburg gelangte. Wahrscheinlich befand sich schon zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges auf der Höhe über Herdern ein landwirtschaftlich genutztes Anwesen. Erstmalig wird in den Freiburger Stadtarchiv-Akten im Jahre 1689 ein „Gut, der Hebsack genannt“ erwähnt, das damals der Zunftmeister und Tuchhändler Wilhelm König zu eigen hatte. 1737 brachte seine Tochter Maria Verena bei der Hochzeit mit Franz Baumann ihren Anteil an dem Hebsackgut mit in die Ehe. Am 4. Januar 1782 übergab Anna Elisabetha Müllerin, geborene Königin, das Hofgut in die Hände ihres Schwiegersohnes Fridolin Stork. Dieser war Verwalter der Deutschordenskomtur und übernahm die Bewirtschaftung des großen landwirtschaftlichen Anwesens, das zu der Zeit bis zur Säkularisation auch teilweise im Besitz des Freiburger Klosters Allerheiligen war. 1822 heiratete Albert Moritz Schinzinger die Tochter von Fridolin Stork, Josephine Stork und übernahm das Hofgut, zu dem auch eine große Lehmgrube (Ziegelei) im Gewann Neuen Berg gehörte. Schinzinger war als Wirtschaftsadministrator für die Vermögensverwaltung der Universität verantwortlich. Das von ihm umgebaute Anwesen ging nach seinem Tod (1858) an den Sohn Fridolin, der im gleichen Jahr die Freifrau Fanny von Linden aus dem schwäbischen Ellwangen heiratete. Nur wenige Jahre konnte er sich der schönen Aussicht über Freiburg erfreuen, denn Fridolin Schinzinger starb nur sieben Jahre nach seinem Vater im Jahr 1865. Seine Witwe aber lebte noch weitere 50 Jahre auf dem Hebsackgut. Eines ihrer vier Kinder, das ebenfalls den Namen Fridolin erhielt, wurde später Eigentümer des Hofgutes. Aber auch die Tochter Sara, die ledig blieb und in Herdern als Wohltäterin bekannt ist, wohnte weiterhin im Haus. Sie war maßgeblich an der Erbauung und Einrichtung des ersten katholischen Kindergartens, der „Kleinkinderbewahranstalt“ St. Cäcilia in Herdern beteiligt. Fridolin wurde ein bekannter Freiburger Schularzt. Doch durch übermäßigen Landkauf in Herdern stark verschuldet musste er im Jahre 1912, kurz vor seinem Tod, das gesamte Anwesen mit einem großen, 17 Hektar zählenden Feld- und Wiesenanteil für 300 000 Reichsmark an die Heiliggeistspitalstiftung, die heutige Stiftungsverwaltung, verkaufen. Er hatte zunächst der Stadt ein Verkaufsangebot in Höhe von 650 000 Reichsmark unterbreitet, ließ sich aber dann gewaltig herunter handeln. Zu diesem Entgegenkommen bewog ihn vor allem, „dass das Gut Hebsack der Allgemeinheit zu gute kommt, und nicht, was voraussichtlich wohl der Fall gewesen wäre, auf dem Weg der Spekulation geteilt würde“, wie in dem noch vorhandenen Schriftwechsel im Stadtarchiv nachgelesen werden kann. Das große Herrenhaus wurde von der Käuferin bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Altenheim genutzt. Danach wohnte bis zu seinem Tod 1970 Oberbaudirektor Joseph Schlippe, der maßgeblich für den Wiederaufbau Freiburgs verantwortlich zeichnet, im Obergeschoss des Gebäudes. Die Landwirtschaft wurde verpachtet und von dem aus Horben stammenden Bauern Wilhelm Lebtig mit seiner neunköpfigen Familie 20 Jahre lang betrieben. Als dieser 1971 den Meierhof in der Kartaus übernahm, wurde er als „letzter Landwirt Herderns“ verabschiedet. Danach wurde die Scheune im Innern vollkommen umgebaut und in zwei Wohneinheiten, die in Erbpacht überlassen wurden, aufgeteilt. Waschhaus und Herrenhaus werden weiterhin direkt durch die Stiftungsverwaltung vermietet und betreut.
Beim Bau der Sonnhalde in den Jahren 1934 bis 1936 wurde erstmals durch die Stiftungsverwaltung ein Teil der Grundstücke verkauft und bebaut. Dabei wurde bewusst die jetzige untere „Pferdewiese“ als zentraler Aussichtspunkt hinüber zum Kaiserstuhl und den Vogesen freigelassen. Sie erhielt sogar ausdrücklich den Status als Landschaftsschutzgebiet, der jetzt zum Zwecke der Bebauung aufgehoben wurde.
Hans Sigmund, 20.6.2011

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