Peterskreuz der Festungskirche am Schlossberg – Altar am Annakirchle

Ende Mai weihte Dompfarrer Wolfgang Gaber das Peterskreuz, das die Stelle der einstigen Festungskirche Saint-Pierre (St. Peter) auf dem Schlossberg markiert. Weil es zu sehr verwittert war, hat das städtische Forstamt das erste 1998 auf Initiative des Kuratoriums Schlossberg aufgestellte Kreuz ersetzt. Es erinnert nicht nur an die Kirche, sondern auch daran, dass der Berg über zwei Jahrhunderte Schauplatz blutiger Kämpfe zwischen französischen und deutschen Truppen war. Der einstige Altar der Festungskirche steht nun im Annakirchle. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 war das Elsass der Krone Frankreichs zugesprochen worden. Über den rechtsrheinischen Brückenkopf Breisach, seit 1632 in französischer Hand, zog im Herbst 1677 eine große Armee vor Freiburg und eroberte die Stadt in kurzer Zeit. Der Schlossberg war damals nur im vorderen Teil um das Burghaldenschloss modern befestigt. Auf der Höhe gab es lediglich ein kleines Fort, das wegen seiner Form „Salzbüchsle“ genannt wurde. Die Stadt selbst war nur mit wenigen sogenannten Erdwerken versehen, ansonsten vertrauten die Verteidiger auf die mittelalterlichen Mauern um die weitgehend zerstörten und entvölkerten Vorstädte und auf die Dreisam im Süden. Gleich nach der Eroberung der strategisch günstig am Eingang in den Schwarzwald gelegenen Stadt begannen die französischen Festungsbaumaßnahmen, ab 1679 geleitet von Sébastien le Prestre de Vauban, der gerade zum obersten Festungsingenieur des Königs ernannt worden war. Er entwarf den Festungsring mit acht Bastionen um die Stadt und plante für die Schlossberg-Höhe eine große Zitadelle, die ein Kommunikationsweg verband mit dem ausgebauten „Salzbüchsle“ – für das die Franzosen den wenig schmeichelhaften Namen „pot de chambre“ (Nachttopf) verwendeten – und dem „Unteren Schloss“ um die alte Zähringerburg. Das Obere Schloss oder „Fort Saint-Pierre“ bestand aus dem separaten „Fort Carée“, in dem sich das Kommandantenhaus befand, und der eigentlichen Zitadelle mit Kasernen und Lagerhäusern. Im Norden der Anlage stand die schlichte Kirche als einfacher Saalbau. Im Chorpolygon stand der Hochaltar, im Westen war eine Empore eingebaut. Auf dem Dach, das die Festungsmauern kaum überragte, saß als Glockenträger ein einfacher Dachreiter mit einem Kreuz. Geweiht wurde das Kirchlein erst im Mai 1699, nach der Rückkehr Freiburgs zu Österreich. Patres aus dem Freiburger Franziskanerkloster St. Martin betreuten die Peterskirche seelsorgerisch. Ihnen oblag es auch, vor der systematischen Sprengung der Festungsanlagen 1744/45 das Inventar der Kirche in Sicherheit zu bringen. Den Hochaltar samt Tabernakel und die Kanzel verkauften die Franziskaner 1754 für 30 Gulden an die Pfarrei in der Wiehre für die neue Pfarrkirche St. Cyriak und Perpetua („Annakirchle“). Die Kanzel ist dort Mitte des 20. Jahrhunderts entfernt worden, der 1755 neu geweihte Hochaltar jedoch blieb bis heute erhalten und zeugt als einziges Relikt von der einstigen Festungskirche auf dem Schlossberg.

Man kann in der Übertragung des Altars in die Wiehre fast ein Stück ausgleichende Gerechtigkeit sehen, denn wegen der Kriegsereignisse im 17. und 18. Jahrhundert war das Dorf Adelhausen (die heutige Unterwiehre) mehrfach dem Erdboden gleich gemacht worden. Nach der Eroberung Freiburgs 1677 war die Kirche erstmals abgebrochen worden. Das erst 1709 wieder errichtete Gotteshaus wurde bei der Belagerung 1713 „totaliter ruiniert“, wie es damals hieß, und 1723/24 an anderer Stelle neu errichtet worden. Auch diese Kirche wurde zusammen mit dem Dorf angesichts der drohenden Belagerung im Herbst 1744 niedergebrannt, um dem Feind keine Deckung zu bieten. Nach der „Entfestung“ Freiburgs konnte 1753 bis 1755 endlich an der alten Stelle das barocke Gotteshaus entstehen, das bis heute erhalten geblieben ist. Verloren ging der Dorfname „Adelhausen“, der auf das Neukloster der einst unweit des Annakirchles angesiedelten Dominikanerinnen in der Stadt übertragen wurde.
Peter Kalchthaler, 12.7.2012

https://www.freiburg-schwarzwald.de/littenweiler/wiehre#Annaplatz – Annakirchle

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