Palaestina – haeusliche Gewalt

2012 gab es in Palästina (2.6 Mio Einwohner in Westjordanland und Gazastreifen) 12 Morde an Frauen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, in 2013 bis bereits 26 im Haus der Familie ermordete Frauen. Die Ursachen sind vielfältig. Seit Mai 2013 leistet Amica e.V. aus Freiburg vorort Hilfe für traumatisierte Menschen vorort – so werden z.B. Frauen zu therapeutischer Gruppenarbeit ermutigt.

   

Amica bietet Hilfe für traumatisierte Menschen
Unter dem Dach von „Wings of Hope“ agiert ein dreiköpfiges Team von Amica e.V. in Bethlehem. Beide Einrichtungen bieten Unterstützung für traumatisierte Menschen an, beide machen sich gegen häusliche Gewalt stark. Mehr Infos finden sich auf den Webseiten: https://www.amica-ev.org
https://www.woh-for-trauma.com    
   
Raus aus der Opferrolle
Bethlehem ist im Moment nur touristenfriedlich“, erklärt die 57-jährige Faten Mukarker, „so nennen wir diesen Zustand, der für uns hier bloß die Abwesenheit von Krieg ist.“Die Depression hinter der Mauer, die Willkür an den Checkpoints, Hausdurchsuchungen: das alles seien Dinge, die für Reisende kaum sichtbar würden. Für die 30 000 Einwohner der Stadt, eine gute Viertelstunde von Jerusalem entfernt, sind sie Realität. Eine Realität, die nicht nur politisch bedeutsam ist, sondern die bis ins Private hinein wirkt, in Beziehungen und Familien. …
Alles vom 16.10.2013 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/raus-aus-der-opferrolle-x1x–76194494.html 
     
Israelische Besatzung nicht Schuld an Zunahme häuslicher Gewalt
Der Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft setzt sich mit unserem Bericht über traumatisierte Palästinenserinnen in Bethlehem („Raus aus der Opferrolle“, BZ vom 16. Oktober) auseinander.
Sie weisen mit Recht auf das erhebliche Problem häuslicher Gewalt in den Palästinensergebieten hin. Für die Ursache dieses Problems stellen Sie in Ihrem Artikel die These auf, die „israelische Besatzung“ sei schuld an der Zunahme der häuslichen Gewalt in den Palästinensergebieten und an der Verdopplung der Morde an Palästinenserinnen innerhalb eines Jahres. Diese sogenannte „Besatzung“ existiert nun aber bereits seit Jahrzehnten, weshalb ihr nicht die Schuld an der Zunahme der häuslichen Gewalt binnen eines Jahres gegeben werden kann. Darüber hinaus hat sich die Situation der Palästinenser unter israelischer Verwaltung im vergangenen Jahr durch Netanyahus Regierungskoalition verbessert. Im internationalen Vergleich gibt es keine Kausalität für die zunehmende häusliche Gewalt, die der von Ihnen so genannten „israelischen Besatzung“ auch nur annähernd gleicht. So existiert etwa im Kosovo, in Tschetschenien oder Libyen ebenso häusliche Gewalt wie in Deutschland. In Spanien, Indien und der Türkei hat die häusliche Gewaltsogar deutlich zugenommen – und dies ohne mit der „israelischen Besatzung“ vergleichbare Strukturen.
Leider nennen Sie in Ihrem Artikel ganz andere Ursachen für die zunehmende häusliche Gewalt in den Palästinensergebieten nicht. Etwa den Femizid, das heißt die Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind. Die Vereinten Nationen stellten in einer Publikation, die 2013 veröffentlicht wurde, fest, dass Femizid ein globales Problem sei und in einigen Teilen der Erde zunehme. Ein Grund dafür sei der in manchen Gesellschaften verankerte Gedanke, dass Frauen minderwertig sind und eine patriarchalische Gesellschaft, die Männern mehr Rechte zuspricht als Frauen. Palästinensische Aktivistinnen sehen auch in der Tatsache, dass das neue Strafgesetz zur intensiveren Verfolgung von „Ehrenmorden“ noch nicht unterzeichnet wurde, die Hauptursache für die Zunahme der Morde an palästinensischen Frauen.
Es ist bedauerlich, dass ein so wichtiges und ernstes Thema wie die Zunahme von häuslicher Gewalt bis hin zu Morden in den Palästinensergebieten durch stereotype Schuldzuweisung an die „israelische Besatzung“ verfälscht wird. Will man den Opfern helfen, müssen die wirklichen Ursachen für die häusliche Gewalt beim Namen genannt und angegangen werden.
20.11.2013, Ursula Fiedler, Freiburg,im Namen des Vorstandes der Deutsch-Israelischen Gesellschaft

 

Ist die Besatzung Schuld an der Zunahme häuslicher Gewalt?
Auch wenn ich ein Freund Israels bin und seit 50 Jahren in das schöne Land komme, darf diese schönfärberische Zuschrift von Frau Ursula Fiedler nicht unwidersprochen hingenommen werden. Wenn man die Augen nicht vor den Fakten verschließt, ist die „Besatzung“ selbstverständlich daran Schuld. Und das sind die Fakten: In der palästinensischen Bevölkerung gibt es noch ein stark ausgeprägtes Rollenverständnis in Bezug auf die Aufgaben von Frauen und Männern: Die Männer gehen zur Arbeit und verdienen den Lebensunterhalt für die Familie, die Frauen sind zuständig für die Arbeit im Haus und die Erziehung der Kinder. Nun haben aber sehr viele Männer durch die „Besatzung“ und den Mauerbau ihre Arbeit verloren, was sie nach außen hin nicht zugeben wollen. Es entsteht bei ihnen ein großer Frust, weil sie in ihrer Rolle „versagen“.
Mit dem Wegfall des Einkommens aus der Arbeit des Mannes kommen auf die Frauen zusätzliche Belastungen zu, weil sie nun versuchen, durch kleinere Dienstleistungen oder Verkäufe zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, was oft zu Überforderungen führt. Diese Mischung aus Frust, in der traditionellen Rolle zu „versagen“, und der Überbelastung, um die Familie durchzubringen, ist ursächlich für das Anwachsen häuslicher Gewalt – und das um so mehr, je länger dieser menschenunwürdige Zustand andauert. Es wäre endlich an der Zeit, dass die Deutsch-israelische Gesellschaft ein distanzierteres und kritischeres Verhältnis zur israelischen Politik (nicht zu den Menschen im Land) einnimmt und die Lage sieht, wie sie wirklich ist.
4.12.2013, Gerhard Bender, Freiburg

 
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