Ortskräfte – Integration – Clan

Im Zuge des Umbaus der Bundeswehr von der Verteidigungs-zur Interventionsarmee wird es vermehrt zu Einsätzen in Krisen- bzw. Kriegsgebieten in Asien, arabischem Raum und Afrika kommen. Dabei sind die Militärs auf einheimische Ortskräfte angewiesen. Da sich im Krieg Gegner gegenüberstehen, die Feinde sind, d.h. töten wollen,
kommt dem Begriff „Ortskräfte“ eine Vielfalt von Bedeutungen zu:
– Arbeitnehmer, die für ihre Leistungen bezahlt werden
– Demokratiebegeisterte Helfer und Unterstützer
– Kollaborateure
– Eingeschleuste Spione, Verräter
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Der abrupte Rückzug aus der Bundeswehr aus Afghanistan und der kampflose Einmarsch der Taliban in Kabul am 15.8.2021 haben gezeigt, daß Nation-Building sowie Demokratie-Export nicht funktionieren können und zudem vermessen sind: Größenwahnsinnig im Hinblick auf die eigenen Fähigkeiten wie auch diskriminierend den Afghanen gegenüber. Uralte Kulturen, Religionen und Traditionen gilt es zu respektieren.
Da trotzdem an der Interventionspolitik (Eingreiftruppen) festgehalten wird, sind weitere solcher Rückzüge der Bundeswehr zu erwarten, z.B. in Mali.
Die Frage „Was geschieht mit den Ortskräften?“ wird sich also weiterhin stellen; leider wird sie in Deutschland mangels Diskussionskultur nicht ergebnisoffen besprochen, sondern nur einseitig beantwortet. „Möglichst viele Ortskräfte nach Deutschland holen“ lautet die Devise, die von den  Mainstream-Medien unisono propagiert wird. Doch was im Namen von angeblicher Menschlichkeit und Nächstenliebe geschieht, führt für die Ortskräfte selbst zumeist zur traurigen Entwurzelung: Aufgrund von Sozialisation und kultureller Prägung scheitert die Integration und die immigrierten Ortskräfte landen in den prekären Parallelgesellschaften deutscher Ballungsgebiete. Die Libanon-Clans sind ein Beispiel.

Am Beispiel zweier Bundeswehr-Veteranen, die in Afghanistan gedient haben, läßt sich der aktuelle Dissens um die Ortskräfte verdeutlichen.
Auf der einen Seite der Hauptmann Marcus Grotian vom „Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V.“ https://www.patenschaftsnetzwerk.de/, über den die Mainstream-Medien breit berichten. „Wir sind moralisch verletzt“, sagt Grotian in der Süddeutschen und fordert, möglichst viele Ortskräfte mitsamt ihren Familien (Clan-Strukturen, also Großfamilien) nach Deutschland zu holen.
Auf der anderen Seite der Oberst Dr. Thomas Sarholz, ehemals Kommandeur in Kabul, dem es trotz abweichender Meinung gelang, in einem Leserbrief in der FAZ (s.u.) seine Kritik am Einfliegen von Tausenden von Ortskräften darzustellen und zu begründen. Ein Beitrag in der Schweizer NZZ läßt drei weitere Veteranen mit reiner Kritik zu Wort kommen, die in die gleiche Richtung weist: Primär ist die Frage, ob sich die Ortskräfte in die deutsche Gesellschaft auch integrieren können. Sekundär muß der Wunsch der Migrationsdienstleistenden bleiben, hier ihren angeblichen guten Humanismus vorzeigen zu können.
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Die Problematik liegt in dem vom BAMF so leicht dahinformulierten Satz „evakuierten Ortskräfte und deren Familien“ (s.u.):
Zum einen sind die junge afghanischen Männer eingebunden in den Verbund von Großfamilien (Clan-Struktur), in dem sie aufgewachsen und sozialisiert sind, ohne je die mit der individuellen Freiheit verbundene Last der Eigenverantwortlichkeit erfahren zu haben.
Zum anderen beinhaltet Familie für sie stets Großfamilie. Sind diese Männer nicht besser grenznah in den ebenfalls islam-geprägten Nachbarstaaten aufgehoben?
3.9.2021
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BAMF: Aufnahme ehemaliger afghanischer Ortskräfte
Asyl und Flüchtlingsschutz
Unterstützung der Maßnahmen durch das BAMF nach Ankunft in Deutschland
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) steuert die Aufnahme und Verteilung der aus Afghanistan evakuierten Ortskräfte sowie deren Familien nach ihrer Ankunft in Deutschland. Dazu kommen noch afghanische Journalistinnen und Journalisten, Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler sowie Mitarbeitende von NGOs, die mit ihren Familien ebenfalls ausgeflogen werden.
… Alles vom 19.8.2021 bitte lesen auf
https://www.bamf.de/DE/Themen/AsylFluechtlingsschutz/ResettlementRelocation/AufnahmeAfghanOrtskraefte/aufnahme-afghanische-ortskraefte-node.html
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Oberst Sarholz: Afghanische Ortskräfte – Es lohnte sich, für uns zu arbeiten
Leserbrief im Wortlaut

„Zur Afghanistan-Berichterstattung in der F.A.Z. vom 24. August
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/luftbruecke-nach-kabul-liegt-in-der-hand-der-taliban-17499834.html und hier insbesondere die zur Evakuierung von Ortskräften plus Angehörigen https://zeitung.faz.net/faz/politik/2021-08-24/von-flucht-verlust-und-echter-freundschaft/653217.html: Haben Sie besten Dank für die ausführliche Berichterstattung zu den Vorgängen in Afghanistan, vor allen Dingen zu den Bemühungen, Ortskräfte und deren Angehörige auszufliegen.

Auch ich gehöre zu den Soldaten der Bundeswehr, die in Afghanistan eingesetzt waren. 2005/2006 war ich, Dienstgrad Oberst, im 9. und beginnenden 10. Deutschen Einsatzkontingent Kommandant von Camp Warehouse in Kabul, des damals größten internationalen Camps mit ungefähr 2400 Soldaten aus mehr als 20 Nationen. Was die Ortskräfte angeht, so habe ich einen anderen Zugang als der, der üblicherweise in den Medien verbreitet wird. Als Kommandant von Camp Warehouse hatte ich einige Ortskräfte. Diese jungen Männer (bei Radio Andernach gab es sogar einige Afghaninnen) kannten haargenau die Situation in der sie umgebenden Gesellschaft.
Selbstlosigkeit war das Letzte, was diese Leute angetrieben hat, um für uns zu arbeiten. Diese romantisch-idealisierenden Vorstellungen sind dort unbekannt beziehungsweise stoßen auf völliges Unverständnis. Das Leben ist viel zu hart, um sich mit derartigen Wohlstandsgefasel zu beschäftigen.

Unsere Ortskräfte wurden für afghanische Verhältnisse fürstlich entlohnt, gut behandelt und nahmen wie selbstverständlich an unserer ausgezeichneten Mittagsverpflegung teil. Von den Soldaten des deutschen Kontingents wurden sie in der Regel bei Kontingentwechseln mit Kleidung, Schuhen und so weiter beschenkt. Ich habe Dutzende sogenannte Mitnahmebescheinigungen unterschrieben, damit ihnen diese Geschenke bei der Kontrolle an der Wache nicht abgenommen wurden.
Es hat sich also gelohnt, für uns zu arbeiten. Dies war selbstverständlich auch ihrer Umgebung bekannt. Gehörten sie starken Familien, Stämmen, Clans an, haben auch diese davon profitiert und schützten diese Leute.
Gut zu wissen: Ein Afghane definiert sich ausschließlich über seine Familien- beziehungsweise Stammeszugehörigkeit; Individualismus ist unbekannt. Gehörten sie zu schwächeren Gruppen, waren Schutzgeldzahlungen fällig, um nicht umgebracht zu werden. Darüber hinaus waren Informationen zu liefern. Die Taliban oder ähnliche Gruppierungen waren somit bis ins Detail über unsere Zahl, Ausrüstung, gegebenenfalls sogar über unsere Absichten informiert.

Meine beiden deutschen Soldaten, die mich bei der Führung des Camps unterstützt haben, waren entsprechend instruiert und zur Vorsicht bei der Informationsweitergabe ermahnt. Dass gerade diese Ortskräfte jetzt sämtlich zu uns kommen wollen, überrascht mich nicht; hatten sie doch einen recht genauen Einblick über unseren Lebensstandard erlangt. Innerlich verachten uns diese Menschen, was sie aus nachzuvollziehenden Gründen natürlich nie zugeben werden. Sie wollen ja etwas erreichen: den Wohlstandsmagneten Deutschland.
Ich will nicht verkennen, dass es Ausnahmen geben mag. Nur: mir sind sie nicht begegnet. Aber vielleicht war und bin ich ja blind. Mit Letzterem befinde ich mich, wenn ich mir die Berichterstattung über den Zusammenbruch der durch die westlichen Staaten geförderten politischen Ordnung in Afghanistan betrachte, jedoch in bester Gesellschaft.
Dr. Thomas Sarholz, Oberst a. D., Andernach“
… Alles vom 26.8.2021 bitte lesen auf
https://www.faz.net/aktuell/politik/briefe-an-die-herausgeber/leserbriefe-vom-26-august-2021-17501255.html
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«Die kommen hier nicht zurecht»: Deutsche Afghanistan-Veteranen warnen vor grosszügiger Aufnahme ehemaliger Ortskräfte
Drei ehemalige deutsche Soldaten erinnern sich im Gespräch an ihre Einsätze in Afghanistan. Die Männer sind sich einig: Ihre eigene Arbeit sei sinnvoll gewesen. Aber der Versuch des Westens, das Land in eine moderne Demokratie zu verwandeln, sei von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen.
von Oliver Maksan, Berlin
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Die drei Veteranen kennen sich nicht. Der deutsche Reservistenverband hat sie vermittelt. Sie sind ungleich alt, waren zu unterschiedlichen Zeiten und in andersartigen Verwendungen in Afghanistan. Und doch sind sie sich im Gespräch mit der NZZ erstaunlich einig: Der zwanzigjährige Einsatz der Bundeswehr in dem Land sei die Opfer nicht wert gewesen. Und Opfer gab es: 59 Tote und Gefallene, Hunderte Verletzte und Traumatisierte. Dazu kommen die Kosten in Milliardenhöhe für Militär und Entwicklungshilfe.
Gerade zwei Wochen sind seit dem Fall Kabuls Mitte August vergangen, als sich die drei Männer mit der NZZ per Zoom-Schalte treffen. Die Uniform haben sie längst abgelegt. In ziviler Kleidung sitzen sie vor ihren Bildschirmen. Keiner ist mehr aktiver Soldat. Der 40-jährige Denny Vinzing arbeitet heute für den Katastrophenschutz des Landkreises Cloppenburg. Peter Müller, 59, ist im Raum Krefeld im Vertrieb tätig. Der 35-jährige Marco Hochstein verdient seinen Unterhalt in Koblenz bei einer IT-Firma.

Gefragt, ob sie die Nachrichten vom schnellen Fall Afghanistans an die Taliban überrascht hätten, winken die drei ab. «Mir war schon 2010 klar: Wenn wir gehen, ist alles wieder beim Alten», sagt Denny Vinzing. Die breite Masse der Bevölkerung wolle die Scharia, sonst wären die Taliban nicht wieder an der Macht, so der ehemalige Fallschirmjäger. Er war 2010 und 2013 im Raum Kunduz stationiert. Echte Kampfeinsätze. «Unser Auftrag war es, Land zu nehmen und zu halten», fasst er seine Mission zusammen. An drei Feuergefechten nahm Vinzing teil, auch am berüchtigten Karfreitagsgefecht 2010 mit den Taliban – mit drei Toten und mehreren Schwerverletzten auf deutscher Seite.
Marco Hochstein stimmt zu. Der heutige IT-Fachmann war letztmals 2018 in Kabul, wo er im Stab tätig war. Der ehemalige Fernmelder meint: «Die westliche Aufbauarbeit war von Anfang an zum Scheitern verurteilt und deshalb die Opfer nicht wert.» Afghanistan sei schliesslich, wie Ex-Jugoslawien, ein Vielvölkerstaat. Es sei hoffnungslos, in einem solchen Land einen funktionierenden Zentralstaat aufbauen zu wollen. «Nur die Schnelligkeit des Zusammenbruchs hat mich überrascht.»
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Peter Müller half, die afghanische Armee auszubilden.
Der heute als Vertriebsfachmann tätige Peter Müller war von 2010 bis 2011 in Mazar-e-Sharif mit der Ausbildung der afghanischen Armee betraut. Er stimmt seinen Kameraden zu. Für nachhaltig hielt auch er das Nation-Building nicht. Es ist ihm dabei aber wichtig, zwischen der Mission der Bundeswehr und dem zivilen Aufbau zu differenzieren. «Die Bundeswehr hat ihren Auftrag erledigt. Sie sollte ein sicheres Umfeld schaffen. Das hat sie. Solange wir da waren, gab es keine Taliban. Jetzt, wo wir weg sind, sind sie zurück», sagt Müller. Die beiden anderen Veteranen nicken.
Müller war ohne grosse Erwartungen nach Afghanistan gegangen. Seiner Meinung nach hatte das westliche Nation-Building bereits auf dem Balkan versagt. «Als ich für die Bundeswehr in Bosnien war, sah ich das Totalversagen des zivilen Aufbaus», sagt er. In Kosovo sei es dann auch so gewesen. Aber Afghanistan empfand er als am schlimmsten.
Müller berichtet von einem Staudammprojekt, dem die Stromleitungen fehlten, von Strassen, die wider besseres Wissen durch Wadis gebaut wurden. Mit dem Frühjahrsregen hätten die sonst ausgetrockneten Wüstenflüsse alles weggespült, was sich ihnen in den Weg gestellt habe. Und dann erst die Sabotage im Alltag. «Ich erinnere mich an einen Fall, als wir in einem Dorf einen Brunnen bohrten. Nach ein paar Tagen wurde er vom Nachbardorf zerstört.» Dessen Bewohner hätten weiter ihr eigenes Wasser an die Nachbarn verkaufen wollen. Denn Wasser sei in Afghanistan so wertvoll wie Benzin.

Der Fernmelder Marco Hochstein war letztmals 2018 in Kabul im Einsatz.
Der heutige IT-Experte und frühere Fernmelder Hochstein war anders als seine beiden Kameraden stets in der Hauptstadt stationiert. Er sah in der Metropole beim zivilen Aufbau durchaus Erfolge. Nach 2015 sei er 2018 erneut in Kabul gewesen. Da habe man schon eine Verbesserung der Infrastruktur erkennen können, etwa bei den Strassen, erinnert er sich. «Das half mir, Sinn in meinem Einsatz zu finden. Offensichtlich bringt es tatsächlich etwas», habe er sich damals in Stunden des Zweifels gedacht.
Deutschland will 40 000 ehemalige Helfer und Angehörige holen
Wenn er jetzt die Bilder aus dem von den Taliban kontrollierten Kabul sehe, gehe ihm das nahe. Manche Ortskraft, die da zurückgelassen worden sei und jetzt für das deutsche Fernsehen interviewt werde, meine er auch zu kennen.
Etwa 40 000 ehemalige lokale Helfer samt Angehörigen sind nach Schätzungen des deutschen Innenministeriums noch in Afghanistan. Auf Hochtouren wird an ihrer Ausreise nach Deutschland gearbeitet. Verklären will Hochstein das Verhältnis zu den Ortskräften dennoch nicht. Die Erfahrungen während seiner Zeit in Kabul seien unterschiedlich gewesen. «Man ist auf die Leute angewiesen gewesen», sagt er. Aber vertraut habe er ihnen nicht. Aus Prinzip habe er bei Fahrten durchs Stadtgebiet dem Übersetzer das Marschziel erst frühestens am Tag zuvor durchgegeben. «Damit wollte ich mich schützen und verhindern, dass ich durch Verrat zum Anschlagsziel werde.»

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Der Fallschirmjäger Denny Vinzing nahm 2010 am Karfreitagsgefecht in Kunduz teil.
Der frühere Fallschirmjäger Vinzing wird noch deutlicher: «Ich hatte gar kein Vertrauen zu Ortskräften.» Und das hänge mit der afghanischen Kultur zusammen. Es sei normal, dass ein Sohn bei der Polizei, ein anderer bei den Taliban, ein dritter bei einem Drogenbaron arbeite. «Die wahre Treue der Afghanen gehört ohnehin der Familie und nur ihr.» Weil die Loyalitäten der Ortskräfte für ihn schwer durchschaubar gewesen seien, habe er selbst beim Sport eine Pistole mit sich getragen. «Und nachts lag die Waffe immer unter meinem Kopfkissen.» Es sei vorgekommen, dass Ortskräfte durchgedreht seien, weil sie sich beleidigt gefühlt hätten. Sicher, das seien Ausnahmen gewesen. Mit den meisten habe man sich gut verstanden, auch einmal Schach gespielt. «Aber vertraut habe ich den Ortskräften nicht.»
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Anders als weite Teile der deutschen Politik und Öffentlichkeit sind die drei Veteranen nicht dafür, ehemalige Ortskräfte in jedem Fall nach Deutschland zu bringen. Müller meint, dass man unterscheiden müsse, etwa zwischen Übersetzern, die jahrelang in exponierter Stellung für die Deutschen gearbeitet hätten, und solchen, die in der Küche tätig gewesen seien: «Die Gefährdungslage ist nicht dieselbe.» Zudem gebe es meist einen Bruder oder einen Vetter auf der anderen Seite, der – falls nötig – schützend seine Hand über die ehemalige Ortskraft halte. Problematisch seien die ausländischen Taliban, die keine familiäre Rücksicht zu nehmen hätten. «Schon in den 1990er Jahren tobten sich saudische Kämpfer in Afghanistan aus», so Müller.
Hochstein gibt ihm recht. «Die Taliban wollen einen Staat aufbauen. Eine ehemalige deutsche Küchenkraft tut denen nichts. Sie zu verfolgen, würde ihnen nur unnötige Feinde in der Bevölkerung schaffen.» Vinzing hat zudem Zweifel an der Integrierbarkeit der meisten Ortskräfte in Deutschland. «Ehemalige Übersetzer werden sich wegen der Sprache bei uns leichter tun. Aber die meisten halte ich nicht für integrierbar. Sie leben nach ganz anderen Werten. Die Stellung der Frau ist radikal anders. Die kommen hier nicht zurecht.»

Was kann man aus dem Afghanistan-Einsatz lernen? Der Ex-Fallschirmjäger Vinzing ist überzeugt, dass es bei künftigen Bundeswehreinsätzen realistischere Ziele braucht. «Die hatten wir mit der Terrorbekämpfung, nicht aber mit dem zivilen Aufbau», sagt er. «Entweder man schafft es in einer bestimmten Zeit oder nicht. Man muss merken, wenn es die breite Bevölkerung nicht mehr will. Wir haben Brunnen gebohrt, bis wir irgendwann gepanzert raus sind.» Deutschland sei viel zu lange geblieben. Spätestens 2008, als die Gefechte zugenommen hätten, hätte man gehen müssen, sagt er.
Der ehemalige Armeeausbilder Müller glaubt zudem, dass Deutschland sich zu sehr an die Amerikaner gebunden habe. «Wir sind im Schlepptau der Amis da rein. Wir dürfen uns aber nicht mehr auf Einsätze einlassen, bei denen wir keine eigenen Ziele haben und Erfolg oder Misserfolg nicht selber definieren können.» Der Ex-Fernmelder Hochstein widerspricht in diesem Punkt. Deutschland müsse bündnistreu sein. 9/11 sei ein Angriff auf die ganze westliche Welt gewesen.
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Hat sich der Anti-Terror-Einsatz gelohnt?
Der Lackmustest, ob sich wenigstens der Anti-Terror-Einsatz gelohnt hat, steht für alle noch aus. Sie erwähnen den früheren deutschen Verteidigungsminister Peter Struck. Der mittlerweile verstorbene Sozialdemokrat hat den Afghanistan-Einsatz seinerzeit damit begründet, dass Deutschlands Sicherheit auch am Hindukusch verteidigt werde. Müller sagt: «Strategisch haben wir den Feind zwanzig Jahre lang gebunden. Jetzt wird es interessant sein zu sehen, ob wir wieder mit Terror aus Afghanistan zu rechnen haben. Dann hätte Struck recht, und der Einsatz hätte doch wenigstens teilweise einen Sinn gehabt.»

… Alles vom 3.9.2021 bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/international/ortskraefte-nach-deutschland-afghanistan-veteranen-warnen-ld.1643661

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Zwei Afghanistan-Veteranen, zwei Meinungen, aber nur über eine wird berichtet
Können Ortskräfte auch »böse Menschen« sein?

Unterschiedliche Definition von »Ortskräften«
Während Marcus Grotian vom Partnerschaftsnetzwerk »Afghanische Ortskräfte e.V.« Ortskräfte, die Deutschland aufnehmen muss bzw. soll, u.a. an ihrem »Arbeitsvertrag« festmacht, definiert Sarholz die Zugangsberechtigung deutlich anders: »Dass wir denjenigen helfen müssen – ich unterstreiche: denjenigen, die wirklich mit uns auf dem Gefechtsfeld waren, die für uns wirklich den Kopf hingehalten haben – dass wir denen helfen müssen, da gibt es [für mich] überhaupt keine Diskussion. Und natürlich auch ihren Familien. Aber… wenn Sie mal sehen, wie viele jetzt plötzlich Ortskräfte gewesen sein wollen…, dann… möchte ich doch zu einer gewissen Vorsicht mahnen.«
Danach stellt Bild-Live-Chef Claus Strunz angesichts dessen, dass inzwischen sogar von »70.000 Menschen, vielleicht über 100.000 Menschen« im politischen Berlin die Rede ist, eine ganz wesentliche, bisher aber nie offen diskutierte Frage: »Wenn ich formulieren würde ›Achtung, liebe Bundesregierung, auch Ortskräfte können böse Menschen sein‹, was würden Sie dazu antworten?«
»Ich meine: Das lehrt [schon] die tägliche Praxis. Wir haben doch Ortskräfte erlebt, bei uns Deutschen weniger, aber zum Beispiel bei anderen Staaten, die sich als Selbstmordattentäter… entpuppt haben. Wir haben Ortskräfte erlebt, die als Wachmänner eingesetzt von den Wachtürmen aus, wenn Konvois die Camps verlassen haben, dies nach draußen gemeldet haben. (…)
Wir müssen uns doch mal die Gesellschaft dort anschauen. In Afghanistan ist der Einzelne nicht überlebensfähig und insbesondere keine Frau. Das heißt: wir sind hier mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der der Zusammenhalt der Familien, der Clans, der Stämme überlebenswichtig ist. (…) Dass diese Menschen dort versuchen, in dieser Umgebung zu überleben, das kann man ja niemand vorwerfen. Das werfe ich auch niemandem vor. Wir müssen uns [aber] dieser Tatsache klar werden. Das ist das, was… ich mit diesem Leserbrief zum Ausdruck bringen wollte.«
… Alles vom 6.9.2021 bitte lesen auf
https://reitschuster.de/post/zwei-afghanistan-veteranen-zwei-meinungen-aber-nur-ueber-eine-wird-berichtet/
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Einige Kommentare:
Leserbrief von Oberst Sarholz
Ja, ich hatte den beeindruckenden Leserbrief aus der FAZ auch in meinem Blog zitiert („Die Warnung des Kommandanten“).
https://aktuellezeitkultur.wordpress.com/2021/09/04/die-warnung-des-kommandanten/
Es handelt sich immerhin um den Kommandeur einer Einheit! In der NZZ (also außerhalb Deutschlands, Hihi) wurden drei Veteranen interviewt, die aber alle in die selbe Kerbe hieben. Und jetzt taucht plötzlich dieser Grotian auf und er ist zufällig der Chef einer politischen Aktivistengruppe, und erzählt das Gegenteil? Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Hier wird wieder mal von interessierter Seite der Öffentlichkeit etwas vom Pferd erzählt.
6.9.2021, H-H.ST

Die christlichen Gemeinden – größtenteils ausradiert
Ich kenne Originalquellen und habe selber eine Hinrichtung via Video gesehen! Die christlichen Gemeinden sind größtenteils ausradiert, hingerichtet worden!
https://www.faimission.org/wire/afghanistan-official-statement-underground-church
Ich poste mal die deutsch Übersetzung hier rein, damit ihr begreift, welcher Horror dort in Afghanistan gerade abgeht! Das offizielle Statement von den Leitern der Untergrundkirche in Afghanistan:
„Was wir gerade erleben, ist die Dezimierung von Land und Leuten in Afghanistan. Wir beobachten, wie zwanzig Jahre Arbeit und die Stärkung einer Nation an einem einzigen Tag zerstört werden.
Die Taliban haben eine Abschussliste bekannter Christen, die sie verfolgen und töten wollen. Die US-Botschaft ist erloschen und es gibt keinen sicheren Zufluchtsort mehr für Gläubige. Alle Grenzen zu den Nachbarländern sind geschlossen und alle Flüge von und nach mit Ausnahme von Privatflugzeugen wurden eingestellt. Menschen fliehen auf der Suche nach Asyl in die Berge. Sie sind voll und ganz auf Gott angewiesen, der der Einzige ist, der sie beschützen kann und wird.
Die Taliban gehen von Tür zu Tür und nehmen Frauen und Kinder mit. Die Leute müssen ihr Haus mit einem „X“ kennzeichnen, wenn sie ein Mädchen über 12 Jahre alt haben, damit die Taliban sie mitnehmen können. Wenn sie ein junges Mädchen finden und das Haus nicht markiert war, werden sie die ganze Familie hinrichten. Wird eine verheiratete Frau über 25 Jahren gefunden, töten die Taliban umgehend ihren Mann, machen mit ihr, was sie wollen, und verkaufen sie dann als Sexsklavin. Ehemänner und Väter haben ihren Frauen und Töchtern Waffen gegeben und ihnen gesagt, dass sie, wenn die Taliban kommen, wählen können, ob sie sie töten oder sich selbst umbringen – es ist ihre Entscheidung.
„Einige Frauen sagten, sie hätten keine Zeit, um eine Burka zu kaufen, um den Taliban-Regeln zu entsprechen, dass Frauen verhüllt und von einem männlichen Verwandten begleitet werden sollten, wenn sie das Haus verlassen. Für Afghanistans Frauen repräsentiert das Tuch den plötzlichen und verheerenden Verlust der Rechte, die sie in 20 Jahren erworben haben – das Recht auf Arbeit, Studium, Bewegung und sogar auf ein Leben in Frieden –, von dem sie befürchten, dass es nie wiedererlangt werden wird.“ [Quelle: CNN World]2
Global Catalytic Ministries (GCM) , ein langjähriger Dienstpartner von FAI , nimmt eine aktive Haltung im Gebet, in der Unterstützung und in der Fürsprache für unsere Brüder und Schwestern ein – von denen viele als Leiter gedient haben, während die afghanische Kirche in einem historischen Tempo wächst ( derzeit nur an zweiter Stelle nach dem Iran). Obwohl die Menschen auf die Berge fliehen, wollen viele im Land bleiben und das Evangelium weiter verbreiten; Wir werden jedoch diejenigen umsiedeln, die geschützt werden müssen. Die Haltung von GCM war immer und wird es sein, alles Notwendige zu tun, um das Evangelium voranzubringen. Unsere Brüder und Schwestern in Afghanistan inspirieren uns weiterhin mit ihrer Kühnheit und Entschlossenheit in ihrer dunkelsten Stunde.
Bitte betet für die afghanische Kirche, dass sie Kraft und Ausdauer hat. Sie leitet weiterhin Bibelstudien, Gebetstreffen und evangelisieren proaktiv während der Ereignisse, die ihr in den Nachrichten seht. Betet, dass sie von der Hand des Herrn auf übernatürliche Weise verborgen werden, genau wie in Johannes 8,59, als Jesus in der Menge verschwand.
Die afghanische Kirche und GCM glauben, dass die besten Tage vor uns liegen und wir Zeugen der größten Erlösung unter den Muslimen aus der Asche dieser Katastrophe werden.
– Betet, dass diejenigen, die auf die Berge fliehen, beschützt werden (Psalm 73, Psalm 91)
– Betet um wundersamen Schutz für Frauen und Kinder, die gewaltsam entführt wurden, und für diejenigen, die bereits zu ihrem Schutz, ihrer Erlösung und Befreiung entführt wurden. (2 Thessalonicher 3:1-5)
– Betet, dass die afghanische Kirche in ihre Identität in Christus eintritt und in Einheit mit dem Heiligen Geist wandelt. (Hesekiel 37, Römer 15:5-6)
6.9.2021, Kri
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“ Innerlich verachten uns diese Menschen“
Oberst Dr. Thomas Sarholz hat in meinen Augen vollkommen Recht. Dieser Familien/Clan-Zusammenhang ist nicht nur in Afghanistan, sondern auch in Pakistan und teilweise Indien zu erleben. Ihre Lebensweise und ihre Mentalität sind für uns Europäer nicht nachzuvollziehen, so gern wir das auch wollen. Unser Bestreben liegt immer darin, unsere Lebensweise anderen Völkern aufzuoktruiren. Solange diese Völker davon profitieren, halten sie sich bedeckt. “ Innerlich verachten uns diese Menschen, was sie aus nachzuvollziehenden Gründen natürlich nie zugeben werden.“ Dieser Satz birgt viel Wahrheit, daß habe ich des öfteren schon auf meinen Reisen durch Pakistan/Indien, Syrien/Jordanien, Marokko und Tunesien bemerkt. Aber ist es umgekehrt anders ? Dies liegt wohl in der Natur des Menschen…
6.9.2021, M.D.

Wie bei jedem Thema, so gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille
Beide Seiten haben ihre Berechtigung und sind nur im Miteinander tatsächlich vollständig. Ja, die Ortskräfte und deren Familien verdienen die Unterstützung der Bundesrepublik, genauso ist aber auch Vorsicht geboten, wen man da ins Land lässt. Wie bereits deutlich wird, weiß man nicht wirklich, wer in den Evakuierungsflügen saß; die wenigsten waren wohl tatsächlich Ortskräfte. Der aktive Hauptmann scheint sich hier nahe am Aktivismus zu bewegen, wohl nicht vereinbar für einen Uniformtraeger. Die mediale Rolle ist inzwischen ja bekannt; dass was dem polit. Mainstream scheinbar entspricht, wird vermehrt und vornehmlich berichtet. Differenzierung stört hier nur die zementierte Meinung; es kann nicht sein, was nicht sein darf.
6.9.2021, D.G.

Nein, es geht bei Ortskräften nicht um gute oder schlechte Menschen
Mit diesen Kriterien befinden Sie sich auf dem Holzweg. Es geht darum, dass die afghanische Gesellschaft so völlig anders funktioniert, dass die Chance der dort Geprägten, sich in Deutschland zu integrieren, minimal ist. Und da sollen Zehntausende kommen, vielleicht sogar Hunderttausende?Realität sind aber jetzt schon die stark überhöhten Kriminalitätsraten der bereits hier befindlichen Afghanen. Wie viele Gewalttaten brauchen wir denn noch, um das zu begreifen?
6.9.2021, C.Z.

Ausland nur aus der urlaubenden Trinkgeldzahlerperspektive gesehen?
Nach den Statistiken stellen die Afghanen als ethnische Gruppe die Spitze der Gewaltdelikte überhaupt dar! Abgesehen davon, dass die Bevölkerung nie gefragt wurde, ob sie diese Einwanderung überhaupt tolerieren will: es steht zu befürchten, dass die nächsten Clans, die sich in Deutschland festsetzen, afghanischer Nationalität sein werden. Offenbar hat die Erfahrung mit den Libanesen nicht gereicht, um aus Schaden Club zu werden. Vielleicht haben Sie auch den Artikel oben nicht richtig gelesen.

Mein Gott, wie naiv kann eine Gesellschaft sein
Angesichts dieser Passage aus dem Brief (von Oberst Sarholz): Zweifeln Sie an dieser Vorhersage? Andere Stimmen haben das bestätigt, nachzulesen in der NZZ.
„Ein Afghane definiert sich ausschließlich über seine Familien- beziehungsweise Stammeszugehörigkeit; Individualismus ist unbekannt. Gehörten sie zu schwächeren Gruppen, waren Schutzgeldzahlungen fällig, um nicht umgebracht zu werden. Dass gerade diese Ortskräfte jetzt sämtlich zu uns kommen wollen, überrascht mich nicht; hatten sie doch einen recht genauen Einblick über unseren Lebensstandard erlangt. Innerlich verachten uns diese Menschen, was sie aus nachzuvollziehenden Gründen natürlich nie zugeben werden. Sie wollen ja etwas erreichen: den Wohlstandsmagneten Deutschland. Ich will nicht verkennen, dass es Ausnahmen geben mag. Nur: mir sind sie nicht begegnet.“
Zahlungen, um nicht umgebracht zu werden. Da sind doch die Schutzgeldzahlungen an die hiesigen arabischen Clans doch direkt human: Da geht es meistens nur um Schaufensterscheiben oder ein blaues Auge.
Mein Gott, wie naiv kann eine Gesellschaft sein? Ich frage mich, haben die alle das Ausland nur aus der urlaubenden Trinkgeldzahlerperspektive kennengelernt?
6.9.2021, H.ST

Entscheidend ist doch aber die Statistik
Ich kenne auch nur die netten, denn von den anderen halte ich mich fern. Entscheidend ist doch aber die Statistik, also eine Aussage über das Verhalten aller Deutschen und aller bereits in Deutschland lebenden Afghanen und die wird nicht veröffentlicht. Warum eigentlich, wenn doch alle gleich sind? Es sollte doch kein Problem sein, uns wissen zu lassen, wer beispielsweise in unseren Gefängnissen sitzt und wie ihr prozentualer Anteil an der Bevölkerung ist.
Ein Einzelner, der sich hier integrieren will, kann eine Bereicherung sein, Massen von Zuwanderern, die schließlich hier ihre Kultur etablieren wollen und werden, vor der sie angeblich geflohen sind, sind es nicht.
6.9.2021, N.B.
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