Orgel Koenigin der Instrumente

Derzeit schweigt sie, die prächtige Klais-Orgel in der St. Bar­bara Kirche in Littenweiler. Am Erntedanksonntag, 30. Sept­em­ber 2012, waren es genau 50 Jahre, dass sie feierlich ein­ge­weiht wurde. Neben der Zeit ging auch die Kirchen- und Heiz­­­ungsrenovierung nicht spurlos, das heißt schmutzlos an der Orgel vorüber und nun wird sie gründlich gereinigt und renoviert.

Ekkehard Fehl, Orgelbauer aus Berlin-Teltow ist seit Anfang Mai bis voraussichtlich Ende September mit dieser Aufgabe be­­traut und fasziniert von dem bemerkenswerten Instrument. „Jede Orgel ist ein Individuum und hat ihre Besonderheiten aus der Zeit, in der sie erbaut wurde“, so der weltweit tätige Fach­mann „diese Orgel ist von ausgezeichneter handwerklicher Qualität und klanglich sehr schön. Daher ist es mir auch wichtig, dass durch die Erneuerungsarbeiten das Klangbild nicht verändert wird. Alles, was gut ist, bleibt erhalten, es wird nur verändert, was repariert werden muss.“

Voller Berliner Esprit schwärmt Ekkehard Fehl von dieser Auf­gabe und seiner Arbeit. Und man spürt, dieser Mann ar­bei­tet mit Hingabe und Leidenschaft im richtigen Beruf. Seit frühester Kindheit ist er von diesen Instrumenten fasziniert. Im Alter von vier Jahren wurde in seiner Heimatstadt Wupp­er­tal eine neue Orgel gebaut, jeden Tag beobachtete er die fortschreitenden Arbeiten und war so fasziniert, dass er sein Herz für den Orgelbau entdeckt hat und für ihn nur dieser Beruf in Frage kam. Heute ist er ein gefragter Fachmann und weltweit tätig. Wien, Korea oder die USA waren seine letzten Stationen und momentan genießt er die Zeit im beschaulichen Littenweiler und die Arbeit an der Klais-Orgel. „Sie ist von herausragender Fertigungsqualität. Die ganze Technik, Me­cha­nik und die Magnete sind in sehr gutem Zustand. Hier macht sich bezahlt, dass man seinerzeit den Mut hatte, etwas mehr Geld zu investieren. Viele Orgeln aus dieser Zeit mussten schon wieder abgerissen und für ein vielfaches Geld erneuert werden.“
Dennoch sind vielfältige und umfangreiche Reinigungs- und Er­neuerungsarbeiten nötig. Das gesamte Pfeifenwerk wird ab­gebaut und gereinigt, die komplette Verkabelung wird aus Sicherheitsgründen erneuert und die Drahtlitze in der Spiel­mechanik werden durch Holzleisten ersetzt. Die Klaviatur wurde in Fehls Werkstatt in Berlin überarbeitet, neue Ober­tas­ten­beläge geschliffen und poliert und vieles mehr. Außerdem wird auch in die Zukunft investiert. Die Orgel wird am Ende über eine Setzeranlage verfügen. Mit einem Chip kann dann jeder Organist über 8.000 seiner eigenen Kombinationen speichern, was für den Hochschulbetrieb interessant sein dürfte. „ Wenn diese Ar­beiten beendet sind, sollte man diese Orgel für die Hoch­schule frei geben, damit dieses schöne Instrument richtig ge­nutzt wird“, so Ekkehard Fehl.

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Orgelbauer Ekkehard Fehl                      Organist Ekkehard Geiger

Für Ekkehard Geiger, seit über 40 Jahren Organist und Leiter des Kirchenchors St. Barbara, ist die Renovierung der Orgel eine spannende Zeit. „Man erhält interessante Einblicke in das Innere der Orgel und viele Erklärungen seitens des Orgel­bau­ers.“ Während der Bauphase spielt Ekkehard Geiger auf einer Truhenorgel, die Ekkehard Fehl der Gemeinde zur Verfügung gestellt hat. „Auch dies ist eine neue Erfahrung für mich“, so Ekkehard Geiger „es ist auch für den Chor interessant, nicht von oben auf der Empore zu musizieren sondern der Ge­mein­de zuzusingen, im Angesicht der Gottesdienstbesucher.“ Und er ist sehr ge­spannt und neugierig, wie die Orgel nach der Generalüberholung klingen wird, ob er einen Unterschied in der Intonation er­kennen wird und ob auch die Gottesdienstbesucher eine Ver­änderung hören können.

Ekkehard Geiger freut sich auch darauf, dass auch andere Organisten künftig Konzerte auf der Klais-Orgel spielen wer­den. Gerne auch Benefizkonzerte für die Orgelsanierung, denn die Kosten der Generalreinigung und Teilrenovierung liegen bei ungefähr 120.000.- Euro. Nach Abzug der Zu­schüsse muss ein Restbetrag von 40.000.- Euro als Darlehen auf­­genommen werden. Spenden werden daher gerne und dank­­bar entgegen genommen. Ebenso freuen sich die Organi­sa­toren und Ausführenden von geplanten Benefizveranstaltungen über regen Besuch.

Spendenkonto der Pfarrgemeinde St. Barbara, Stichwort „Orgel­renovierung“:
IBAN DE 5468050101 0002054212, BIC FRSPDE66XXX.

Die Klais-Orgel in St. Barbara
Sie stammt aus der bekannten Werkstatt Johannes Klais in Bonn, wurde 1962 gebaut und am Erntesonntag feierlich ein­ge­weiht. Sie war die erste in Freiburg, ihr folgten kurz darauf die Orgeln in St. Konrad und St. Peter im Schwarzwald. Die Orgel hat 2860 Pfeifen in Holz, Kupfer und Zinn. Ihre 38 klingenden Register sind verteilt auf drei Manuale (Rückpositiv, Hauptwerk und Schwellwerk) und Pedal. Außerdem be­sitzt sie Schleifladen, mechanische Spiel- und elektrische Re­gis­ter­traktur, dazu zwei freie Kompositionen und eine freie Pedalkomposition.

Schon das äußere Bild lässt gewisse Gestaltungsprinzipien er­kennen. Im Vordergrund, in der Mitte der Empore-Brüstung, ist das Rückpositiv aufgestellt. Die beiden Seitenflügel lassen die mächtigen Pfeifen des Pedalwerks sichtbar werden. In der Mitte erkennt man die charakteristischen Jalousien des Schwellwerks und darüber die Zinnpfeifen des Principal 8‘ des Hauptwerks. Das Gehäuse, das die einzelnen Werke von­einander trennt, soll nicht allein den optischen Eindruck vari­ieren, sondern dient vor allen Dingen der akustischen Aufgabe der Klangmischung und Klangabstrahlung. Dass der Durch­blick durch die prachtvolle Rosette der St. Barbara Kirche vom Orgelprospekt ver­stellt ist, musste als Kompromiss hin­ge­nommen werden.

Dieses Instrument steht einerseits auf dem Boden des klassi­sch­en Orgelbaus, erfüllt aber andererseits auch Forderungen, die in klanglicher und interpretatorischer Hinsicht an ein Orgel­werk dieser Größe gestellt werden. Der Klang dieser Klaiser-Orgel wird stets besonders gelobt.

Der 50. Jahrestag der Orgeleinweihung wurde nicht gefeiert. Dies wird jedoch nachgeholt, wenn die Orgel gereinigt und technisch verbessert – in erneuertem „leuchtenden, frischen und abgerundeten Gesamtklang“ erstrahlen wird.

21.8.2014, Gisela Heizler-Ries

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