Ohne Bildung werden wir arm

Doppelalarm um die Bildung, unseren einzigen „Rohstoff“: Nach der neue Pisa-Stude der OECD sind ca 20% der 15jährigen Schüler in Mathematik abgehängt, verlassen also im Rechnen als funktionale Analphabeten die Schulen. Laut Innenminister De Maizière verlangt die Integration der Flüchtlinge, die Bildungsstandards in Deutschland „kurz“ zu senken. Da man Lehrer nicht herbeizaubern kann, wird aus „kurz“ sicher längerfristig.
Deutschland exportiert mehr als China und Saudi-Arabien zusammen – keine Billigartikel und kein Erdöl, sondern Hochtechnologie, deren Herstellung Bildung erfordert (Ingenieure, Facharbeiter, Knowhow). Jeder vierte Arbeitsplatz ist vom Export abhängig, also: ohne Bildung (Kita, Schule, Hochschule, Berufsbildung (duales System)) ist Deutschland ein armes Land. Berücksichtigt man, dass über 70% der 1,4 Mio Flüchtlinge seit September 2015 aus bildungsfernen Schichten kommen, dann wird klar, welch riesige Anforderungen auf das deutsche Bildungssystem zukommen.
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Bildungsstandards senken?
De Maiziére sagt: „Wegen Flüchtlingen müssen wir die Bildungsstandards in Deutschland senken“ …. Alles vom 6.11.2015 bitte lesen auf
https://videos.huffingtonpost.de/politik/chancengleichheit-im-bildungssektor-de-maiziere-sagt-wegen-fluechtlingen-muessen-wir-die-bildungsstandards-in-deutschland-senken_id_5067590.html
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Pisa-Studie der OECD: Mathematik mangelhaft
… aber noch immer ist fast jeder fünfte 15-jährige Schüler hierzulande nicht in der Lage, einfachste Mathematik-Aufgaben zu lösen. … Etwa 14.000 junge Menschen in diesem Alter erreichen von sechs Kompetenzstufen in Mathe bestenfalls die erste. Die Bildungsforscher gehen davon aus, dass mindestens die zweite erreicht werden muss, um auf dem Arbeitsmarkt eine Chance zu haben. Fast 70.000 junge Schüler sind in allen drei Pisa-Vergleichsfeldern bereits nahezu hoffnungslos abgehängt, also auch in Naturwissenschaften sowie Lesen und Textverständnis. ….
Alles zu „Es tut sich nicht genug im deutschen Bildungssystem“ vom 11.2.2016 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/deutschland-1/es-tut-sich-nicht-genug-im-deutschen-bildungssystem–117409538.html
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Innenminister will Bildungsstandards wegen Flüchtlingen senken
Nachdem schon lange bekannt ist und die Pisa-Studie zeigt, dass noch immer viele Schüler in unserem Bildungssystem abgehängt werden, ist es geradezu fahrlässig von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die Bildungsstandards wegen der Flüchtlingskinder zu senken. Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, zeigt sich verwundert über diesen Vorstoß. Mit dem Vorschlag einer vorübergehenden Absenkung des Bildungsniveaus zur raschen Integration von Flüchtlingen erweist de Maizière den Stammschülern und dem Arbeitsmarkt einen Bärendienst. Wie sollen denn die Lehrer einen Unterrichtsstoff vermitteln bei Schülern, die nicht richtig Deutsch sprechen, und Schülern, die noch nie eine Schule von innen gesehen haben?
Es ist also angedacht, dass sich unsere Schüler und die Gesellschaft mit einem niedrigen Niveau abfinden sollen! Ungeheuerlich! Mit so einer Maßnahme kann man ein Land auch ruinieren.
23.2.2016, Rosalinde Stöcker, March-Holzhausen

Mathematik kann man nicht ohne Lehrer lernen
Nur 1/5? Gar nicht schlecht. Dafür, dass viele Grundschullehrerinnen (zu 95% sind es Frauen) keine mathematischen Lehrkenntnisse haben, weil dies nicht verpflichtend zu studieren war. Dafür können Grundschullehrerinne Politik studieren oder Geschichte. Unterrichten müssen sie aber alle Fächer. Und gerade bei Mathematik kann leider beim Aufbau eines Zahlenverständnisses viel falsch gemacht werden.
Das Problem wird aber in den kommenden Jahren verschärft. Mit der Einführung des zweigliedrigen Schulsystems (Gym/RS), wird die RS zur Volksschule. Daher wird heute schon daran gearbeitet, dass Schüler eigenständig an Problemlösungen arbeiten und die Lösungen selbst finden. Binnendifferenzierung wird dies genannt und heißt nichts anderes, dass Schüler auf Haupt-, Real- und Gym (solle aus RS auch wenige geben) in einer Klasse an der eigenen Erkenntnis arbeiten. Gute Idee, aber die Durchführung ist mangelhaft, schon weil die Grundlagen durch die Grundschule und das Elternhaus zu heterogen sind. Damit aber das Erfolgsergebnis bleibt, können Schüler künftig in den Klassen 5 und 6 nicht mehr Nichtversetzt werden. Erst ab Klasse 7 ist eine Nichtversetzung wieder möglich. In der Entwicklung sind die Schüler dann aber schon zu weit, um die groben Versäumnisse aus den unteren Klassen nachzuholen. Ein Lehrer mit 25-28 Kinder (32 sind in RS erlaubt) in einer Klasse kann nicht auf das individuelle Lernverhalten und Lernfehler aller Kinder eingreifen. Und gerade in Mathematik auf ein Verstehen der Inhalte zu hoffen, ist bei manachen Theme einfach hoffungslos, weil eben bei den meisten Schülern schon in der Grundschule dies versäumt wurde. Wie denn auch, wenn dort die GS Lehrerin selbst nicht die Materie versteht.
Gewöhnen wir uns lieber an die Horrormeldungen aus dem Schulwesen. Opfer werden aber nicht nur Schüler sein, sondern immermehr auch die Lehrer, weil sie sich in der weiter aufkommenden Heterogenität der Lerngruppen verlieren werden. Individuelles Lernen ist schön und richtig. Im 45 Minutentakt, am Morgen mit 25 Schüler aus unterschiedlichen Nationen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und sozialem Hintergrund aber nur schwer zu meistern. Lehrer war einst ein angesehener Beruf. Zukünftig wird aber keiner gerne ein Versager sein wollen, der sich angesichts dieser Vorraussetzungen noch lebenslang verbeamten lassen will. Denn den Vorwurf zu versagen, liegt in jeder neuen Studie, ob PISA oder sonstige.
20.2.2016, Paul Bauer

Ohne Mitwirkung der Eltern versagt die Schule
„Wer die Grundschule verlässt, müsste lesen, rechnen, schreiben und lesen können. Aber da fällt ja das Fünftel schon raus. Und landet in der Hauptschule. Schon selektiert und zu wenig gefördert.“ Frau Birgin, das stimmte vielleicht zu Ihrer Zeit, seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung landen auch Kinder, die nicht rechnen, schreiben und lesen können auf der Realschule oder sogar auf dem Gymnasium. Die Realschule wird zukünftig, wie Herr Bauer ganz richtig schrieb, zur Volksschule.
Dass sich Lehrer nicht in die Bresche werfen ist eigentlich ganz logisch. Als Beamte sind sie zur Loyalität gegenüber dem Land verpflichtet, nicht gegenüber den Schülern und Eltern. Auf gut Deutsch, die Lehrer haben den Mund zu halten und ihren Job zu machen, egal wie die Politik entscheidet. Das ist eben der Nachteil an einer Verbeamtung.
Ob die CDU daran schuld ist? Kann ich nicht sagen. Jedenfalls haben sich sehr wohl viele Eltern in die Bresche geworfen und politisch Druck gemacht. Es waren aber vor allem die Eltern aus dem Bildungsbürgertum (früher parteilich vertreten durch die CDU, heute mehr durch die Grünen), die es geschafft haben, dass das Gymnasium von fast allen gravierenden Einschnitten und Veränderungen im Schulsystem unangetastet blieb. Die Eltern aus bildungsfernen Schichten taten das nicht, die gehen oftmals nicht mal wählen. Dem entsprechend verfährt man mit deren Kindern.
Übrigens hat es bereits Untersuchungen gegeben, nach denen das individuelle, eigenständige Lernen, das Herr Bauer ansprach, für leistungsstarke und leistungswillige Kinder vorteilhaft ist und diese wirklich profitieren, während leistungsschwache und leistungsunwillige Kinder weniger lernen als bei klassischem Unterricht. Vor allem die leistungsunwilligen Kinder, oftmals aus Elternhäusern stammend, in denen nicht erkannt wurde, dass vor dem Erfolg die Anstrengung steht, sind im unteren Fünftel zu finden.
Und das ist das traurige an unserem „Bildungssystem“. Diese Kinder sind nicht zu dumm oder untalentiert, sie haben nur nie gelernt dass es wichtig ist sich Mühe zu geben, oftmals nicht mal wie man sich konzentriert. Die Schule muss heute also nicht nur „den Stoff“ vermitteln, sondern auch den Kindern vieles von dem beibringen, was früher durch die Eltern vermittelt wurde. Viele Eltern torpedieren sogar regelrecht die Bemühungen der Lehrer und bestärken ihre Kinder darin die Mitarbeit zu verweigern. Andere sind mit ihren Jobs derart beschäftigt, dass sie nicht mehr mitkriegen was ihr Kind so alles tut und lässt. Dass ohne Mitwirkung der Eltern die Schulen und die Lehrer am Ende in vielen Fällen überfordert sind, liegt auf der Hand. Was daraus folgt, können wir in den nächsten Jahren beobachten.
11.2.2016, Ralph Walchner

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