Ohne Bestände noch Bestand?

Im Titel seines neuen Buchs „Ohne Bestand – Angriff auf die Lebenswelt“ geht Michael Esders der Frage „Haben wir ohne Bestände noch Bestand?“ nach. Seit spätestens 2015 wird von oben (top down), also nicht aus der Gesellschaft heraus, versucht, die bestehende Lebenswelt in eine „neue Normalität“ abzuändern, in der „das Zusammenleben täglich neu auszuhandeln ist“ (so die heutige Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz bereits vor 8 Jahren). Diese „große Transformation“ als „globales Experiment“ (Yascha Mounk) meint, ohne unsere eigenen Bestände, also die Traditionen, Werte und Gewohnheiten als das Bestehende, auszukommen. Esders verneint dies vehement: Ein Land kann ohne eigene Bestände keinen Bestand haben, dies gilt auch und sogar für Deutschland als dem allerersten Weltretter.

Im ersten Kapitel seines Buchs liefert Esders eine Bestandsaufnahme. Der Bestand umfaßt neben Institutionen wie Grundrechte, Bildungssystem, Gewaltenteilung, Familie, Mittelstand, „die ungeschriebene Grammatik des Üblichen und Gewohnten“ (Traditionen) und neben dem gesamten Sozialkapital auch die Sprache als Bedeutungsträger und Kommunikationsmittel. Esders erläutert hierzu zahlreiche einzelne Ereignisse und fügt sie zu einer Gesamtheit fügt. Dazu nur drei Beispiele: a) Wir bekämpfen die von uns ausgerufene Klimakatastrophe für die ganze Welt. b) Schon kleinen Kindern wird eingebläut, daß das eigene Geschlecht nicht mehr biologisch gegeben, sondern Ansichtssache ist. c) Journalismus muß das Richtige und Wahre vermitteln (also den Bürger erziehen) und nicht neutral und wertfrei berichten (der mündige Bürger bildet seine eigene Meinung selbst).

Die vier weiteren Buchkapitel sind Lebensweltverlust, Bestandslose Vernunft, Sprachverlust und Wirklichkeitsverlust.

„Ohne Bestand“ von 2023 baut auf dem 2020 verfassten Buch „Sprachregime“ auf. In diesem beschreibt Esders, wie die Sprache, verstärkt durch die Mainstream-Medien, in den wirkmächtigen Dienst einer links-woken Ideologie gestellt wird. Zur Wirkmächtigkeit ein salopp formulierter Vergleich: Anstatt ein Land im herkömmlichen Krieg kaputt zu bombardieren, ist es ist viel einfacher – ja geradezu eleganter bzw. cooler -, dieses Land durch Veränderung seiner Sprache umzuformen bzw. zu zerstören.

Zwei Zitate aus dem Buch „Ohne Bestand“ machen nachdenklich:
Die Sprache ist nicht nur ein Bestand unter vielen, sondern deren ‚Inbegriff'“, also „nicht nur umfassendster kulturell-symbolischer Bestand sondern auch der Schlüssel seiner Vernichtung“. Von oben (Politik, sog. Eliten, Medien, Gefälligkeits-Wissenschaft) abrupt angeordnete Veränderungen unserer in langen Zeiträumen gewachsenen Sprache (wie Gender) wirken auf die Kultur und Gesellschaft insgesamt.
„Die Beweislast haben die Veränderer zu tragen“ – Esders bezieht sich dabei auf Hans Blumenberg. Die linken und woken Veränderer sind gehalten, ihre Postulate zu begründen und mit Fakten zu untermauern – ein Verweis auf ex-ante Prognosemodelle, die auf vagen Prämissen beruhen (Klimamodelle), auf Pharma-Verlautbarungen von Biontech (Corona) bzw. allgemein auf DIE Wissenschaft (die gibt es nicht) genügen nicht.
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Zur Lektüre des Buchs sollte man sich Zeit nehmen. Einzelne Abschnitte durchaus auch zweimal lesen. Esders Intention ist nicht unbedingt die einfache, sondern die tiefe Darstellung. Die Rezensionen von „Zurück in die Zukunft: Ein konservatives Manifest“ von Roland Tichy (1 unten), „Buchrezension: Ohne Bestand – Angriff auf die Lebenswelt von Michael Esders“ von Tamara Breitschneider (2) und „Ohne Bestand – Angriff auf die Lebenswelt: Widerstand mit Vernunft“ von Thorsten Hinz hier zeigen, wie vielschichtig das Diktum „Ohne die eigenen Bestände haben wir keinen Bestand“ doch ist.
20.8.2023
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Ende von Beitrag „Ohne Bestände noch Bestand?“
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Beginn von Anlagen (1) – (2)

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(1) Zurück in die Zukunft: Ein konservatives Manifest
„Ohne Bestand“ soll unsere Lebensform sein, wir erleben einen „Angriff auf die Lebenswelt“: so betitelt Michael Esders sein jüngstes Buch. Dem brutalen Veränderungsdruck der Regierungskoalition stellt er ein intellektuelles Manifest gegenüber.

Aber Esders ist nicht nur eine brillante Analyse des Schreckens der politisch geforderten Gleichbehandlung gelungen, einer Gleichbehandlung, bei der sich diejenigen durchsetzen, die die höchste politische Durchsetzungskraft besitzen und damit in eine Ungleichbehandlung umwandeln, er setzt auch ein konservatives Manifest dagegen. Esders führt aus:
„Was schon lange so war, wie es ist, muss darum nicht notwendigerweise gut, richtig oder wahr sein. Aber umgekehrt sind die Üblichkeiten des Vorverständnisses nicht schon deshalb verdächtig oder verwerflich, weil sie überdauert haben. Was unterschiedlichen Menschen in verschiedenen Zeiten als bewahrenswert erschien, was Loyalität verdiente und begründete, hat einiges für sich. Zu einem nicht geringen Teil sind Üblichkeiten auch das Ergebnis eines evolutionären Prozesses, einer kulturellen Selektion, was sie gegen den Eifer normativer Letztbegründer ein Stück weit abschirmen sollte.

„Auf das Gesellschaftsexperiment der Multikulturalisierung bezogen bedeutet dies: Die Beweislast haben die ‚Veränderer‘ zu tragen, nicht die zu Probanden degradierten Kritiker des sozialen Experiments.“ Der Gedanke ist übertragbar: Die grünen Ideologen haben das verlässliche Energiesystem zerstört – der Beweis, dass die Erneuerbaren Energien nicht sauberer, billiger, ökologischer oder sicherer sind, ist längst erbracht. Aber die Umkehr gelingt nicht, weil eine utopische Sozialtechnologie, die an die Überlegenheit ihrer Phantasiewelten glaubt, sich längst zu einem Totalitarismus ausgewachsen hat, der zur Umkehr und Korrektur unfähig ist.
Die Sprache wird zerstört und manipuliert, führt aber nicht zu einer gerechteren Welt, sondern schlicht zur kommunikativen Unverständlichkeit, die weiteste Teile der Bevölkerung ausschließt, die nicht in der Lage ist, die jeweils aktuellen Buchstabenkombinationen nachzuvollziehen, mit denen sexuelle Minderheiten sich immer weiter ausdifferenzieren aber trotzdem die Mehrheit gnadenlos als intolerant denunzieren.

Geschichte und Herkunft werden ausradiert, weil frei durch den historischen Raum treibende Menschen mit dem Kescher der neuesten Marotte staatlich abhängiger Rechtfertigungsideologen eingefangen werden können. So werden auch gesellschaftliche Untersysteme in das neue Korsett der Transformation gezwungen – eine alberne Sozialwissenschaft als Produzent von Bestellware nach Regierungsvorgaben, eine Kirche als „Überwachungskirche“, die um ihren Segen und Glauben eine Brandmauer zieht und Menschen, die ihr noch nicht davongelaufen sind, ausschließt.
„Der Raubbau an den symbolischen, sozialen, kulturellen und normativen Beständen, dessen verheerendes Ausmaß sich in der Lebenswelt zeigt, ist schwerwiegender, als es der an den natürlichen Ressourcen und Lebensgrundlagen je war und sein könnte. Zugleich vollzieht er sich lautlos und findet weder mediale noch wissenschaftliche Beachtung.“
… Alles vom 18.8.2023 von Roland Tichy bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/zurueck-in-die-zukunft-ein-konservatives-manifest/
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Einige Kommentare:
Es wird immer noch viel zu viel geschrieben!
Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns nun zu Taten schreiten. Da weitere, deutlichere Aufrufe aus nachvollziehbaren Gruenden der Zensur zum Opfer fallen wuerden, ist die Phantasie eines jeden Einzelnen gefordert. Es kann so nicht weiter gehen! Der Michel muss auf die Strasse! Barb
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Das Buch ist wichtig, wird aber nur von einer kleinen intellektuellen Minderheit gelesen werden. Viel wichtiger ist die Unzahl der kleinen Dinge: der Rentner, der statt der Nachrichten in SWR 1 Kontrafunk einschaltet, der frisch arbeitslose Industriearbeiter, der die Gewerkschaft verlässt, der junge Berufsschüler, der aus Trotz gegen die Lehrer AFD wählt, der ehemalige Messdiener, der zornig und frustriert aus seiner Kirche austritt, der Erbe, der den Ökofonds der Erblasserin verkauft und Uranaktien erwirbt, der ehemalige Redakteur, der seinen alten Arbeitgeber öffentlich kritisiert, der Arzt, der in die Schweiz auswandert, der Amerikaner, der sich im Deutschlandurlaub über die Funklöcher aufregt und das zu Hause erzählt, etc W.R.
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Die Wählerschaft hat es zugelassen, dass diese Ideologen ihr absurdes Werk immer weiter ausdehnen können. Die einzige Hoffnung sehe ich in einem Erstarken der AfD. Aber auch andere, im Augenblick noch kleine Parteien (Die Basis, Freie Wähler etc.) müssten massiv gestärkt werden. Das Zerstörungskartell aus Union, SPD, Grünen und FDP muss durch merkliche Stimmenverluste so sehr geschwächt werden, dass es kein Unheil mehr anrichten kann. V.C.
Die tiefgreifendste, dem Vernehmen sehr bald anstehende Sozialoperation wurde nicht erwähnt:
Das Geschlecht wird ausradiert, siehe Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes gemäß dem das Geschlecht und der Wechsel des Geschlechts an gar keine inneren und äußeren Voraussetzungen mehr geknüpft wird. … J.N.
Ende Kommentare
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(2) Buchrezension: Ohne Bestand – Angriff auf die Lebenswelt von Michael Esders
… Michael Esders Buch ist eine schonungslose und in die Tiefe gehende Analyse und Bestandsaufnahme unserer westlichen Gesellschaften, die Gefahr laufen, ihr tragendes Fundament, nämlich die gesellschafts- und werteerhaltenden Bestände zu verlieren! Er führt uns schmerzlich vor Augen, wohin wir als Gesellschaft driften, wenn wir unsere Bestände verlieren bzw. aus der Hand nehmen lassen.
Dieses Buch regt zum Nach- und Weiterdenken an und ermutigt dahingehend, aktiv gegen den „sozialtechnologischen Weltumbau“, gegen „den Angriff auf unsere Sprache“ und gegen einen „endlos verlängerten Notstand“ aufzustehen und als „konservative Bestandsdenker“ in den „bestandsbewussten, konservativen Widerstand zu gehen“.
… Alles vom 22.11.2022 von Tamara Breitschneider bitte lesen auf
https://tbreitschneider.home.blog/2022/11/22/buchrezension-ohne-bestand-angriff-auf-die-lebenswelt-von-michael-esders/

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