Obst-Rekordernte 2014 – Absatz

Nachdem nun auch die späten Apfelsorten geerntet sind, können die Obstbauern im Landkreis auf ein Rekordjahr 2014 zurückblicken. Vor allen Dingen beim Kernobst, also bei Äpfeln und Birnen, war die Erntemenge riesig. Auch die Beerenrente war sehr gut. Zwetschgen und Kirschen gab es ebenfalls reichlich. Der Wermutstropfen: Große Mengen ziehen schlechte Preise nach sich.
„Schon im Frühjahr, nach der Blüte, haben alle befürchtet, es gebe zu viel Obst und damit schlechte Preise“, sagt Stefanie Lapzic, Obstbauberaterin des Landratsamtes. Eine Befürchtung, die sich bestätigen sollte. Hubert Schneider vom Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden in Vogtsburg spricht von „teilweise katastrophalen Preisen“, wenn er die gesamte Saison bilanziert. Denn nicht nur in Südbaden war die Erntemenge gut, auch im übrigen Europa war das so, und damit war generell sehr viel Obst auf dem Markt. Der Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden vermarktet die Ware von südbadischen Landwirten in erster Linie in Deutschland, der Schweiz, dem Elsass und in die Benelux-Länder.

Die Erdbeerernte sei sehr gut gewesen, obwohl die Anbauer wegen des kalten, feuchten Wetters im Mai mit Botritys, der Grauschimmelfäule, zu kämpfen hatten. Allerdings habe es zu Erntebeginn noch sehr viele spanische Erdbeeren auf dem Markt gegeben, die nur ein Viertel kosteten. „Die Preise ließen zu wünschen übrig, auch bei den übrigen Strauchbeeren wie Himbeeren und Brombeeren sind die Preise nach dem frühen Markteintritt in diesem Jahr abgesackt“, sagt Lapzic. Dazu kamen Ausfälle wegen der Kirschessigfliege, die vor allem rote und dunkle Beeren und Zwetschen befalle. Auch die Kirschernte war 2014 gut, obwohl Landwirte am nördlichen Kaiserstuhl und entlang der Rheinschiene mit starken Frösten im Frühjahr zu kämpfen hatten. Gut war die Ernte allerdings auch in den anderen europäischen Anbaugebieten, wie Hubert Schneider vom Obstgroßmarkt erklärt. Nicht nur in der Region werden immer mehr Kirschen angebaut, aus der Türkei drängten riesige Mengen auf den Markt. „Die Verbraucher wollen große Kirschen, wer vor allen Dingen kleinfruchtige Sorten produziert, hat ein Problem“, stellt Schneider fest. Auch bei Zwetschgen waren die geernteten Mengen groß, besonders die frühen konkurrierten mit billigen Pfirsichen, Nektarinen und Aprikosen aus Südeuropa. „Viele junge Menschen kennen Zwetschgen gar nicht mehr, vor allen Dingen in den Ballungsräumen geht der Bezug zur Landwirtschaft und ihren Produkten immer mehr verloren“, weiß Schneider.
Nicht nur in Südbaden, in ganz Europa, war die Apfelernte sehr gut. Aber: „Unter den Apfelbauern ist die Stimmung wegen der niedrigen Preise sehr schlecht, das russische Embargo gegen europäische Lebensmittel tut sein übriges“, sagt Obstbauberaterin Lapzic. Vor allen Dingen den polnischen Obstbauern, die mit Abstand die größten Apfelproduzenten Europas seien, fehle mit Russland ein wichtiger Absatzmarkt. Obwohl die Preise im Einzelhandel gleichbleibend seien, sei der Erzeugerpreis extrem niedrig. „Bitte kaufen Sie kein Obst vom Discounter“, bittet Lapzic die Verbraucher, „sondern von Obstbauern in der Region“. Allen Schwierigkeiten zum Trotz ist Hubert Schneider optimistisch, dass sich die Apfelpreise wieder stabilisieren werden.
Martin Sommer vom Obsthof Neumühle zwischen Breisach und Vogtsburg vermarktet sein Obst im eigenen Hofladen und über den Obst- und Gemüsevertrieb. „2014 war ein spannendes und außergewöhnliches Jahr. Wir sind unheimlich früh gestartet, waren noch gar nicht mit dem Baumschneiden fertig, als es zur Blüte kam“, sagt er. „Dadurch war immer eine gewisse Hektik da.“ Wegen der großen Erntemengen habe er einzig bei den Kirschen in der privaten Vermarktung gute Preise erzielen können. „Eine knappe Durchschnittsernte bringt dem Landwirt mehr Geld und weniger Stress“, sagt er.
Bio-Obstbauer Christoph Höfflin vom Südhof in Denzlingen ist zufrieden mit seiner Ernte. Das Wetter sei in diesem Jahr extrem gewesen. „Deshalb können wir sehr glücklich sein über die gute Ernte.“ Er hofft, dass sich die Biobauern – was die Preise bei Äpfeln betrifft – vom konventionellen Markt absetzen können.
18.11.2014, Gabriele Hennicke
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