Nikolaus Tafel-Laden: eins mehr

Tafel-Kunden sollen vor bzw. zum hl. Nikolaus am 6. Dezember in den Tafelläden Schoko-Nikoläuse erwerben können. Dies wird ermöglicht auf zwei Wegen: (1) „Eins Mehr!“-Aktion:“ In den Lebensmittel-Supermärkten wie Edeka und Rewe werden die Kunden über die dort plakatierten „Eins Mehr!“-Schilder aufgefordert, zu ihren Nikoläusen einen mehr zu kaufen, zu bezahlen und dann hinter der Kasse in eine eigens installierte Tafel-Sammelstelle abzulegen. Der Edeka-Kunde hat etwas füs eigene Gewissen gemacht, und die Tafel kommt rechtzeitig kostenlos zu Nikoläusen.
(2) „Neue Hartware ´kaufen“: Die Tafel selbst bittet um Geldspenden, von denen sie dann über den Großhandel Nikoläuse zukauft. 
Entsprechendes gilt für Osterhasen, Muttertags-Blumen, Pfingstrosen, Schokokrokant-Weihnachtsmänner und auch Halloween-Kürbisse: Die Armen sollen auf Augenhöhe an unserer kommerzialisierten Festtags(un)kultur partizipieren – mithilfe der Tafelläden. Die Spender sind zufrieden und die Tafel mit sich selbst auch – in einem armutsökonomischen Markt wird Sekundärzufriedenheit hergestellt. Um eine Primärzufriedenheit geht es in solchen Märkten schon lange nicht mehr. Die Tafeln „kehren sich vom Kerngeschäft ab“ (der Spiegel), denken sich immer neue Angebote aus und machen sich immer unentbehrlicher. Sie wachsen und werden systemrelevant, müssen also von den Städten finanziell gestützt werden.  Sie sorgen weiter dafür, Armut als soziales und politisches Problem verschwinden zu lassen. Dabei kann man die freiwilligen Helfer sehr wohl als Delegation sozialstaatlicher Aufgaben in ein privates System auffassen.

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