Naturschutzgebiet im Rieselfeld

Ab sofort lässt sich die Vogelwelt im Naturschutzgebiet Rieselfeld besonders gut erleben: Gestern weihte Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik (Grüne) dort eine neue Beobachtungsstation ein – knapp zwei Jahre, nachdem das marode gewordene Vorgängermodell abgerissen wurde. Das neue Bauwerk kostete rund 4000 Euro und wurde mit dem Holz von Robinien und Douglasien aus dem Stadtwald errichtet.

„Kleine und große Vogelfreunde können nun wieder von sicherer Warte aus das angrenzende Feuchtgebiet einsehen“, freute sich Stuchlik. Durch solchen Naturschutz ohne Zäune wolle die Stadt das Erleben der Natur fördern. Zugleich lege man Wert darauf, auch die anderen Elemente des dortigen Naturlehrpfads in einem guten Zustand zu erhalten. „Nur dann überträgt sich die Wertschätzung auf die Bevölkerung“, meinte die Bürgermeisterin. Wie Forstamtsleiter Hans Burgbacher ergänzte, sollten auch weitere Bestandteile des zwölf Jahre alten Pfads in Stand gesetzt werden. „Wir wollen das nach und nach angehen“, versicherte er.
Die neue Plattform liegt auf einer Erhebung unweit des Löhliteichs und ist beispielsweise vom Mundenhof aus in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Zwei verschließbare Beobachtungsluken geben aus vier Metern Höhe einen Blick auf großflächige Nasswiesen frei: Bürgermeisterin Stuchlik entdeckte dann auch gleich einen Storch. Gegenüber dem Vorläufermodell hat die neue Station einige Aufwertungen erfahren, unter anderem eine Sitzbank sowie ein Dach, das vorher gefehlt hat. Letzteres kommt übrigens nicht nur den Besuchern zugute, die fortan auch bei Regen einigermaßen im Trockenen sitzen: „Durch den besseren Abschluss dringen jetzt weniger Geräusche nach außen als früher“, erklärte Jürgen Herr vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der das Forstamt fachlich beraten hatte. Aufgrund der beruhigteren Verhältnisse würden die Vögel weniger gestört und sich daher auch besser beobachten lassen. Das Freiburger Rieselfeld gilt als Vogelparadies: Rund 60 Brutvogelarten sind derzeit von dort bekannt. „Zum Erhalt dieser Vielfalt ist es wichtig, dass regelmäßige Bewässerungen stattfinden“, betonte Jürgen Herr. Jetzt im Frühjahr sei das Rieselfeld ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel auf dem Weg in ihre weiter nördlich gelegenen Sommerquartiere: „Etwa für die Bekassine, den Vogel des Jahres“, nannte der Rentner ein Beispiel. Aber auch viele Singvögel kämen vorbei – zum Beispiel Gartenrotschwänze und Wacholderdrosseln. Von der letztgenannten Art, die mit der Amsel verwandt ist, hätten unlängst rund 350 Exemplare einen Zwischenstopp in Freiburgs zweitgrößtem Naturschutzgebiet eingelegt.
  
Naturschutz im Rieselfeld
1991 beschloss der Freiburger Gemeinderat, 78 Hektar Baufläche im Osten der einstigen Abwasserverrieselungsfläche „Rieselfeld“ auszuweisen. Als Ausgleich wurden auf der verbleibenden westlichen Fläche ökologische Maßnahmen vorgenommen und 1995 das Naturschutzgebiet „Freiburger Rieselfeld“ ausgewiesen. Es ist 257 Hektar (rund 2,5 Quadratkilometer) groß und umfasst sowohl offenes Gelände mit Wiesen, Äckern, Hecken und Gräben (zusammen etwa 70 Prozent der Fläche) als auch Teile des angrenzenden Mooswalds. Ziel ist es, diese historische Kulturlandschaft als Lebensraum zahlreicher gefährdeter Tiere und Pflanzen zu erhalten und weiterzuentwickeln – etwa für Vögel und Libellen. Seit 2001 gibt es dort auch einen fünf Kilometer langen Naturerlebnispfad, der insgesamt rund 30 Stationen umfasst: Neben der neu eingeweihten Beobachtungsplattform und einem „Grünen Klassenzimmer“ für Openair-Unterricht auch Schautafeln zu Themen wie Totholz und Wildkräuter sowie zur Geschichte des Rieselfelds.  
19.4.2013, Andreas Braun

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