Fledermaus

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Blick nach Nordosten über Oberried zum Häusleberg (Mitte) und Roteck (rechts) vorm Hinterwaldkopf am 15.7.2013

 

Wie Fledermaus-Babys in Malsburg-Marzell zurück zu ihren Müttern finden
„Ich saß abends im Wohnzimmer, auf einmal kommt was geflogen“, berichtet Gerda Bauer, die zunächst an einen verirrten Vogel dachte. Das fliegende Objekt entpuppte sich jedoch als Fledermaus. Als diese wieder durch ein Fenster flatterte, entdeckte Gerda Bauer einen winzig kleinen Fledermaus-Säugling am Boden. Am nächsten Tag fand sie weitere der nur rund zwei Gramm schweren Babys. Sie informiert Carolin Schaller, die der AGF, der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg, angehört und im Hauptberuf als Umweltgutachterin auf Fledermäuse spezialisiert ist.
Carolin Schaller konnte gleich sagen: Bei den elf Findlingen handelt es sich um Zwergfledermäuse, die zu den häufigsten Arten zählen. Anfang Juni kommen die Jungtiere zur Welt und werden von ihren Müttern gesäugt. Zur Geburt und Aufzucht der Jungtiere finden sich die Weibchen in so genannten Wochenstuben zusammen. Das können mal zehn Fledermausmütter sein oder auch mehrere hundert oder bei Mausohren-Fledermäusen sogar tausend Muttertiere umfassen, erzählt Carolin Schaller. Die Babys krallen sich am Bauchfell der Mutter fest.
Die verwaisten Jungtiere, sie sind zwischen fünf und 14 Tagen alt, hat Schaller in einer Schuhschachtel aufbewahrt. Mit Pipette und einer speziellen Aufzuchtmilch versorgt sie die Babys mehrmals am Tag. Die winzigen Flattertiere sind noch nackt und können nicht fliegen. Erst im Alter von sechs bis acht Wochen starten sie ihre ersten Flugversuche.
Es kommt immer wieder mal vor, dass ein Jungtier verloren geht, aber gleich elf Stück, das sei in der Tat sehr außergewöhnlich, bestätigt auch Ingrid Kaipf, Vorsitzende der AGF. Sie vermutet, dass es den Muttertieren im Quartier unter dem Dachgiebel der Bauers zu warm geworden ist und sie deswegen ausgeflogen sind. In Baden-Württemberg leben 21 Fledermaus-Arten, die alle auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Tierarten stehen. In den vergangenen Jahren sind die Fledermausvorkommen drastisch zurückgegangen. Den Tieren fehlt es an Nahrung. Fledermäuse ernähren sich von Insekten. Doch auch hier ist der Rückgang erschreckend aufgrund der intensiven Bewirtschaftung und Einsatz von Pestiziden. Auch die Quartiere der Fledermäuse, sei es in Bäumen, Höhlen, Dachböden, Fassaden oder Scheunen, sind streng geschützt. Jungtiere sollten daher immer zu den Müttern zurückgeführt werden. Ein Unterfangen, das nicht ganz einfach ist.

Dienstagabend gegen 21.30 Uhr ist es soweit. Auf der Terrasse unterhalb des Dachgiebels von Familie Bauer stellt Carolin Schaller einen Fledermausturm parat. Er besteht aus einer Schüssel, in der sich eine mit warmen Wasser gefüllte Flasche befindet, über die eine Socke gestülpt wurde. Die winzigen Fledermausbabys setzt sie nun vorsichtig auf die Socke. Mit Hilfe ihres Bat-Detektors kann die Marzeller Fledermausexpertin die für den Menschen nicht wahrnehmbaren Rufe der Fledermäuse auf dem Smartphone in hörbare Frequenzen umwandeln. Das Pfeifen und Quietschen hört sich an wie ein Funkruf von Aliens aus dem Weltall. „Das sind die Babys, sie rufen nach ihren Müttern“, weiß Schaller. Nun heißt es abwarten und hoffen, denn die Mütter können die Jungtiere am Ruf erkennen.
Längst dämmert es und der Nachthimmel leuchtet dunkelblau über den Dächern. Plötzlich beginnt das Flattern. Minütlich schwirren Fledermäuse aus dem Dachgiebel der Bauers und flattern in die Nacht, um nach Insekten zu jagen. Es dürften um die 30 Stück sein. Gegen 22 Uhr kehren erste Fledermäuse zurück und kreisen über der Terrasse. Ob sie die Rufe der Babys gehört haben? Mittlerweile ist es so dunkel geworden, dass man den Fledermausturm mit den kleinen Findlingen nicht mehr erkennen kann. Inzwischen haben sich einige Zuschauer zum Ehepaar Bauer auf die Straße gesellt. Alle bangen und hoffen, dass die Rückführung gelingt. Am Mittwochmorgen meldet Carolin Schaller, dass es zwei Babys weniger sind, hier hat die Abholung durch die Mütter geklappt. Die anderen Findlinge werden nun tagsüber weiter von ihr versorgt. Bei Einbruch der Dämmerung will sie einen zweiten Versuch starten und hofft, dass auch die restlichen Fledermäuse zu ihrer Mama finden.
… Alles vom 5.7.2022 von Birgit-Catrin Duval bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/wie-fledermaus-babys-in-malsburg-marzell-zurueck-zu-ihren-muettern-finden–214282330.html

Fledermaus-Hilfe
Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg, der Carolin Schaller aus Malsburg-Marzell angehört, hat es sich als anerkannte Naturschutzvereinigung in Baden-Württemberg dem Schutz und der Förderung bedrohter Fledermausarten verschrieben. Auf der Webseite http://www.agf-bw.de findet man weitere Informationen über die Tiere sowie auch ein Fledermaus-Nottelefon und Infos dazu, was zu tun ist, wenn man eine junge oder verletzte Fledermaus gefunden hat.

 

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Lichtverschmutzung und Fledermaus

Eigentlich sind Fledermäuse nur während der Dunkelheit außerhalb ihres schützenden Quartiers aktiv. So vermeiden sie Nahrungskonkurrenz zum Beispiel mit insektenfressenden Vögeln, und sie entgehen tagaktiven Raubvögeln. Wenn man die Auswirkungen von künstlichem Licht auf die Fauna untersuchen möchte, bieten sie sich also besonders an. Die nächtliche Nische der Fledermäuse wird mehr und mehr durch künstliches Licht erhellt. Man spricht auch von Lichtverschmutzung. Es liegt daher nahe, dass sich Lichtverschmutzung auf das Verhalten von Fledermäusen auswirkt. Da alle heimischen Arten unter Schutz stehen und die Populationen der meisten stagnieren oder sogar abnehmen, ist es sehr wichtig zu wissen, welche Arten wie auf künstliches Licht reagieren. …
Alles vom 5.8.201^3 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/ein-berliner-erforscht-das-verhalten-von-freiburger-fledermaeusen

Projekt „Verlust der Nacht“ mit interdisziplinärem Forschungsverbund Lichtverschmutzung https://www.verlustdernacht.de

Im Rahmen dieses Projektes arbeitet Daniel Lewanzik, 30, Doktorand am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Sein Forschungsvorhaben in Freiburg ist Teil seiner Doktorarbeit „Auswirkungen von künstlichem Licht auf obligat nachtaktive Säugetiere (Fledermäuse)“, für die er auch in Delbrück, Rietberg, Coburg, Berlin, Schulzendorf und Velten Batcorder-Messungen macht.
Ich hatte in der Innenstadt sieben Batcorder aufgehängt – unter anderem auf der Kaiser-Joseph-Straße, in der Bertoldstraße und in der Herrenstraße. Besonders in der Herrenstraße ist in der Nacht richtig was los.

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