Schwarzwaldbauern

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Blick vom Schauinsland nach Osten über Hofsgrund zum Feldberg am 28.11.2013 – der erste Schnee in diesem Winter

 

Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V
gemeinnütziger Verein – Vereinsregister VS 1208
D-78112 St.Georgen-Oberkirnach , Uhlbachweg 5, Tel. 07724-7992, Fax – 917 511
Konto: 180000681 SPKA Furtwangen BLZ 69450065
Vorstand: Dr. Josef Günter und Siegfried Jäckle
spittelhof@freenet.de
www.sforum.eu

Teleakademie für Schwarzwaldbauern:
www.forumproschwarzwaldbauern.de

Offenes Forum:
https://olsp.tele-ak.fh-furtwangen.de/olsp/swb/content/e10/index_ger.html

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1 % der Großbauern kassieren 30 % der EU-Agrarsubventionen
In Deutschland kassiert nur ein Prozent der Großbetriebe 30 Prozent der EU-Agrarmittel, die nach Deutschland fließen. 75 Prozent der kleinen Landwirte müssen sich mit 30 Prozent zufrieden geben. Dabei kommt es schon mal vor, dass für riesige Flächen, die überhaupt nicht bewirtschaftet werden, hohe Summen ausgezahlt werden. Die Subventionsbezieher müssen nämlich keinerlei Leistungsnachweis dafür erbringen, was sie mit den Direktzahlungen machen. So ist einer der größten Bezieher von Agrarsubventionen der Essener Energiekonzern RWE, der mit Schaufelradbaggern Braunkohle fördert und die Flächen danach wieder begrünt. Mit 10.000 ha, die nach Abbau der Bodenschätze zu Landwirtschaftsfläche mutiert sind, zählt RWE zu den größten Bauern Deutschlands (Jahresgewinn 6,8 Milliarden Euro). Die EU-Zahlungen summierten sich von 2002 bis 2006 auf über 2,1 Millionen Euro. Noch kurioser sind Fördergelder für globale Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé, dessen Betriebsgewinn 2013 bei 6,5 Milliarden Euro lag: Er bezieht dennoch mehrere Millionen Euro von der EU, weil der Konzern von EU-Bauern Zucker und Milch kauft. ……
Alles vom 28.4.2014 bitte lesen auf: „Das Delirium Subventionorum – Gruselgeschichten aus dem Irrenhaus (Wolfgang J. Koschnick)“ – Eine Demokratie haben wir schon lange nicht mehr – Teil 21
https://www.heise.de/tp/artikel/41/41557/

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Weihnachtsgrüße 2013
Überall leuchtet Weihnachtsglanz und ein Jahr voller Überraschungen geht zu Ende. Mit mehr Wetterkapriolen denn je und trotzdem einem ergebnislosen Weltklimagipfel, mit agrarpolitischen Beschlüssen zum Weiter so bis 2020,
weil es am Mut zur Anpassung an die neuen Herausforderungen und zur gerechteren Gestaltung fehlt, stattdessen Hoffnung auf weiteres Wachstum durch neue WTO und transatlantische (TTIP) Freihandelsabkommen, obwohl an
der damit verbundenen bürokratischen Standardisierung und Normierung unseres Lebens Bauern wie Konsumenten verzweifeln. Verspielen wir mit egoistischem materiellem Denken die Freiheit zum lokalen Handeln?

Lichtblicke werden im totalen Wettbewerb, wer’s am billigsten kann, gern übersehen. Ein solcher Lichtblick war unsere Begegnung mit Bäuerinnen und Bauern aus dem Süden im Herbst im Schwarzwälder Kloster St.Trudpert. Diese Begegnung möchte ich mit der Weihnachtsgeschichte vergleichen. Denn da kamen wirklich Hirten von den Weiden Persiens sowie Weise aus dem Morgenland, sowie aus Westafrika und den Anden zu uns. Ihr Stolz war ihr Eigenes, nämlich das was man zum Leben säen und ernten kann. Unsere PS-starke Supertechnik interessierte sie
weniger. Unbegreiflich war ihnen, dass wir zertifiziertes Saatgut, Zuchttiere und Futtermittel aus bunten Katalogen kaufen. Ihr Interesse galt der gemeinsamen Sorge, wie die bäuerlichen Werte vor dieser sog. grünen Revolution in die Zukunft  zu retten sind? Demokratisierung der Agrarforschung heißt unser gemeinsames Ziel. Gemeint ist, dass Rezepte aus Forschung und Konzernen von oben (aus dem Norden) von einer Forschung mit Bäuerinnen und Bauern und ihren regionalen Erfahrungen abgelöst wird. Nicht Bollenhut und Trachtenjanker als  Marketinggag, sondern Bodenhaftung und Ernährungssouveränität statt Weltmarkt. Weist uns die Würde dieser Hirten, Bäuerinnen und Bauern aus dem Süden nicht den Weg aus unseren Abhängigkeiten? Und in neue Gemeinschaften?

Small is beuatifull – Die Rückkehr zum menschlichen Maß
ist unser aktueller Lichtblick. Denn der 40 Jahre alte Bestseller mit diesem Titel wurde gerade neu aufgelegt. Wir empfehlen ihn Allen als Weihnachtslektüre (ISBN 978-3-86581-408-1 bzw.
www.oekom.de/nc/buecher/gesamtprogramm/buch/small-is-beautiful.html).

Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Ernst Friedrich Schuhmacher, der 1937 nach England emigrierte, hat damit eine Bibel für nachhaltige Entwicklung hinterlassen. Bereits 1973 hat er nicht  nur die Atomenergie in Frage gestellt, sondern auch die industrielle Gigantonomie auf Basis erschöpf-licher Rohstoffe. Für die Zukunft sah er die wichtigsten Aktivposten in Bildung und der richtigen Nutzung von Grund und Boden. Bildung nicht nur bis zum Diplom, sondern weiter durch Erfahrung zur Vorstellungskraft. Die Vorzüge der bäuerlichen Landwirtschaft sah er in ihrer Multifunktionalität, obwohl es diesen Begriff noch nicht gab. Für die Gestaltung der Zukunft forderte Schumacher  ein Gleichgewicht von (Ver-)Ordnung und schöpferischer Freiheit. Und zur Rückkehr zum menschlichen Maß die Überwindung von Habsucht, Neid, Hass und Gier. Mit diesen Lichtblicken wünschen wir ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Jahr 2014
18.12.2013, Herzliche Grüße Siegfried Jäckle, Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.

 

 

 

Schwarzwälder Thesen

Unsere Mittelgebirge – Indikator einer nachhaltigen und multifunktionalen Agrarpolitik. Ergebnis einer Fachtagung in Vöhrenbach im Schwarzwald mit über 50 Teilnehmern Schwarzwaldbauern im Jahr 2002

1. Unsere Mittelgebirge sind Kulturlandschaften mit besonders reichem Natur- und Kulturerbe. Dieser Reichtum ist  ebendiger Ausdruck der Leistung vieler Generationen hier lebender und arbeitender Menschen, besonders der  Bauern und B‰uerinnen. Ihr nachhaltiger Umgang mit den besonderen nat¸rlichen Gegebenheiten hat den Mittelgebirgen den Reiz verliehen, der Menschen aus Nah und Fern zur Erholung einl‰dt und der zu Recht Teil des Selbstbewusstseins der hier lebenden Menschen ist.

2. Je schˆner die Landschaft umso schwieriger ist aber die Landwirtschaft. In den Mittelgebirgen sind die Grenzen der Rationalisierung der Erzeugung und des betrieblichen Wachstums enger als in landwirtschaftlichen ÑGunstlagenì. Der Widerspruch zwischen dem Druck zur Rationalisierung infolge sinkender Lebensmittelpreise einerseits und der Rolle als Landschaftspfleger andererseits haben die Bergb‰uerinnen und -bauern in eine Sinnkrise gef¸hrt. Deshalb ist die Attraktivit‰t des b‰uerlichen Berufes die zentrale Zukunftsfrage der Mittelgebirgslandschaften.

3. Nachhaltige Perspektiven f¸r die Berglandwirtschaft entstehen nicht allein mit Fˆrderprogrammen. Die mit der Fˆrderung verbundene B¸rokratie l‰hmt b‰uerliche Eigenverantwortung und Innovationskraft. Nur ein Gleichgewicht zwischen Pflege der Kulturlandschaft und Erzeugung von Lebensmitteln gibt einer multifunktionalen Landwirtschaft Sinn. Die besondere Qualit‰t der Erzeugnisse aus den Bergregionen bietet sich f¸r die Entwicklung regionaler Qualit‰tsmarken geradezu an. Der ¸berdurchschnittlich hohe Anteil ˆkologisch wirtschaftender Betriebe in den Mittelgebirgen kann diese Marktchancen noch verbessern, wie Beispiele zeigen. Zur Nutzung dieser Chancen brauchen regionale Verarbeitungsund Vermarktungswege aber bessere Unterst¸tzung.

4. Durch die EU-Agrarreform 1992 und deren Fortschreibung in der Agenda 2000 sind die Mittelgebirge aufgrund ihrer hohen Gr¸nlandanteile zus‰tzlich benachteiligt worden. Denn durch die Pr‰mien f¸r Silomais und Futtergetreide ist es billiger geworden, Wiederk‰uer wie K¸he oder Mastrinder mit Silomais und Getreide zu f¸ttern als mit Gras. Die Gleichstellung des Gr¸nlandes mit anderen Kulturpflanzen bei der EU-Fˆrderung ist im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft, einer artgerechten Tierhaltung und f¸r die Gr¸nlandnutzung in Mittelgebirgen und damit f¸r die Offenhaltung ihrer Landschaften dringend notwendig.

5. Die klassischen Erzeugnisse der Mittelgebirgs-Landwirtschaft sind Milch und Rindfleisch. Die mit der Agenda 2000 vorgesehene Liberalisierung von Milchpreis und Milchquoten stellt jedoch die Milcherzeugung in den Mittelgebirgen mit ihren vergleichsweise hˆheren Erzeugungs- und Erfassungskosten in Frage. Deshalb sind die Beschl ¸sse der Agenda 2000 zum Milchmarkt zu ¸berdenken und zugunsten einer nachhaltigen, ans Gr¸nland gebundenen Milcherzeugung zu korrigieren. Auflerdem ist die knappe Zahl an Pr‰mienrechten f¸r Mutterk¸he in Deutschland ein weiterer begrenzender Faktor f¸r die Gr¸nlandnutzung in den Mittelgebirgen.

6. Das System der Kulturpflanzen- und Tierpr‰mien der Europ‰ ischen Union ist nicht nur mit viel B¸rokratie  verbunden, sondern benachteiligt die b‰uerliche Landwirtschaft in den Mittelgebirgen auch, weil eine Arbeitskraft im Bergland zwangsl‰ufig weniger Fl‰che bewirtschaften und Tiere betreuen kann als in Gunstlagen. Deshalb ist die Anbindung der Pr‰mien an die Arbeitsleistung der Betriebe ¸ber die Modulation ein Weg zu mehr Gerechtigkeit in der Agrarfˆrderung.

7. Auch bei Einf¸hrung einer Gr¸nlandpr‰mie bleiben die Bewirtschaftungserschwernisse der Berglandwirtschaft gegenüber der Gr¸nlandnutzung in den Ebenen unber¸cksichtigt. Deshalb ist die Ausgleichszulage f¸r benachteiligte Gebiete weiterhin unverzichtbar. Mit steigender Hˆhenlage nehmen Ertragsniveau und Intensivierungsmˆglichkeiten ab. Hanglagen und Feuchtgebiete stehen der Nutzung des technischen Fortschrittes entgegen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Bewirtschaftungserschwernisse in den Mittelgebirgen sollte die Ausgleichszulage differenziert und, nach ˆsterreichischem Vorbild, am tats‰chlichen Arbeitsaufwand orientiert werden.

8. Die Landwirtschaft in Mittelgebirgen erf¸llt eine vorbildliche Multifunktion. Die Bem¸hungen einzelner Bundesl‰nder zur Honorierung ˆkologischer Leistungen werden bisher durch die Benachteiligung des Gr¸nlandes bei den EU-Pr‰mien kompensiert. Damit die ˆkologischen Leistungen der Landwirtschaft mehr Anerkennung finden, ist eine nachvollziehbare Bewertung dieser Leistungen Grundlage f¸r eine multifunktionale Agrarpolitik.

9. B‰uerliches Wissen und Kˆnnen wird bei der Landbewirtschaftung in Mittelgebirgen zum knappsten Faktor. Der von Rationalisierungsbestrebungen beherrschten Lehrmeinung stehen besondere standˆrtliche Gegebenheiten entgegen. Standortgerechte Gr¸nlandnutzung, Weidewirtschaft, ÷kologie und Einkommenskombinationen sowie Waldwirtschaft haben in den Mittelgebirgen besondere Bedeutung, der die standardisierten Lehrpl‰ne nicht gerecht werden. Deshalb braucht die Landwirtschaft der Mittelgebirge regionsspezifische Informations-, Bildungs- und Beratungsangebote.

10. Mittelgebirge haben je nach regionalen Gegebenheiten und geschichtlicher Entwicklung sehr unterschiedliche Strukturen. Deshalb brauchen sie ihre jeweils eigene Entwicklungsstrategie. Mit den bisherigen Instrumenten ist weder die Erhaltung der Biodiversit‰t einschliefllich regionaler Tier- und Pflanzenarten noch die der regionalen Infrastrukturen gelungen. Deshalb m¸ssen aus dem Nebeneinander von Instrumenten wie Schutzgebieten, Naturparken, Leader- Regionen usw. integrierte regionale Entwicklungskonzepte f¸r die Mittelgebirgsregionen aufgebaut werden. Die Erfahrungen aus den franzˆsischen Regionalparken und dem Bundeswettbewerb ÑRegionen Aktivì sowie dem baden-w¸rttembergischen ÑPlenumì sollten baldmˆglichst f¸r die Mittelgebirgsregionen genutzt werden.
2002

Forum Pro Schwarzwaldbauern
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