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Hirse zwischen Endingen am Kaiserstuhl und Wyhl am 16.8.2011

Ökologie – Ökologische Landwirtschaft – Ökologische Lebensmittelwirtschaft

 

Monokultur ist eine totalitäre Landwirtschaft 

– Monokultur entspricht der totalitären Landwirtschaft
– Totalitäre Regime brauchen eine streng überwachende Polizei
– Pestizide sind die Polizei der Monokultur
– So geht das Bienensterben weiter

Argumentation von Markus Imhoof, Regisseur des Films „More then honey“
Bienen sind nur noch Honigmaschinen
Wenn Natur und Ökologie zur Ersatzreligion werden

Der Historiker Andreas Möller über die Ideologie des Ökologischen, Biedermeier und die Grünen. In seinem Buch „Das grüne Gewissen“ hat er einen bedeutenden Beitrag zur soziologischen Entzauberung grüner Grundpositionen geleistet. ….
Jede Partei verteidigt ihr Geschäftsmodell, aber die Grünen haben einen hohen Markenwert. Deshalb würden sie sich von gewissen Themen nie trennen, auch wenn sie wissen, dass zum Beispiel der Ausbau von Ökostrom in Deutschland die soziale Schieflage verstärkt: Jeder weiß mittlerweile, dass die Mieterin in NRW dem Zahnarzt oder Bauern in Bayern, der ein Eigenheim besitzt, seine Photovoltaikanlage finanziert. …. Alles vom 19-8-203 lesen auf
https://www.heise.de/tp/artikel/39/39658/1.html
Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird, 264 Seiten,17,90 €
ISBN 978-3-446-43224-6, Hanser Verlag 3/2013

 

 

Die Grünen dienen weniger der ökologischen Revolution als der Ökologischen Selbstberuhigung

„Die Deutschen haben sich die Grünen zugelegt, so wie ein Abonnement der Landlust oder ein Hybridauto, nur um sich selbst vormachen zu können, dass der Konflikt zwioschen der Zivilität des Lebens und der Brutalität seiner Nebenfolgen in allen westlichen Ländern tiobt – außer bei uns. Es könnte also sein, dass die Grünen heute weniger der ökologischen Revolution dienen als der Ökologischen Selbstberuhigung.“
Mehr: Die Grünen als die Allzuguten, Bernd Ulrich, DIE ZEIT vom 25.7.2013, S. 1, www.zeit.de

 

BÖLW – Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft ist der Spitzenverband von Erzeugern, Verarbeitern und Händlern ökologischer Lebensmittel in Deutschland.
https://www.boelw.de/

 

FiBL Deutschland – Forschungsinstitut für Biologischer Landbau
Kaum ein Akteur aus der Landwirtschaft, der Verarbeitung, dem Handel oder der Beratung ist heute in der Lage, die neu gewonnenen Erkenntnisse über den ökologischen Landbau vollständig zu erfassen. Die Nachfrage nach einer Aufbereitung der komplexen Informationen in Printmedien und im Internet wächst. Das FiBL Deutschland bereitet Fachinformationen zum ökologischen Landbau zielgruppengerecht auf: Für Fachleute aus Wissenschaft und ökologischer Lebensmittelwirtschaft genauso wie für Laien.
www.fibl.org
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Öko plus Fair – Öko-Landbau  und Fairer Handel

Fairer Handel und ökologische Landwirtschaft leisten einen Beitrag zur Ernährungssicherung weltweit, indem sie auf einem Dreiklang beruhen:
1) Lebensmittelproduktion für die Selbstversorgung,
2) Verkauf auf dem regionalen Markt
3)  Export in Industrieländer.
Basis ist die Lebensmittelversorgung der lokalen Bevölkerung und der eigenen Familie . Durch den Erlös aus dem Export das Einkommen der Familien und Genossenschaften gesichert.    Die Bezahlung eines fairen Preises ermöglicht es den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, Rücklagen zu bilden, um z.B. in einer Dürreperiode zusätzliche Lebensmittel einkaufen zu können und in ihre eigene Weiterbildung und in die Schulbildung ihrer Kinder zu investieren. Ziel ist, dass heutige und zukünftige Generationen vom wichtigen Wissen über nachhaltige Anbau- und Verarbeitungsmethoden profitieren
www.OekoPlusFair.de

 

 

EU-Agrarpolitikreform:  Anreize für ökologischen Anbau, Greening, Fruchtwechsel

Wer keinen Fruchtwechsel vornimmt, bekommt zukünftig von der EU deutlich weniger Agrarsubventionen. Das Herzstück der EU-Agrarpolitik bleiben die Direktzahlungen. Die aber werden stärker vereinheitlicht, für sehr große Betriebe gekürzt und nur dann voll ausbezahlt, wenn Landwirte Umweltauflagen erfüllen. Nach langen Verhandlungen haben sich die EU-Agrarminister vergangene Woche auf diese Reform der europäischen Agrarpolitik geeinigt. Was bedeutet das für die Landwirte in Südbaden?

Bio-Landwirten und Grünlandbetrieben, auch den Rinderhaltern im Schwarzwald, wird dieses sogenannte Greening nicht auferlegt. „Konventionelle Ackerbaubetriebe ab 15 Hektar werden die Änderungen spüren“, erklärt Hubert God vom Referat für Struktur und Umwelt beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. Denn ihre Direktzahlung wird um 30 Prozent gekürzt, wenn sie keinen Fruchtwechsel vornehmen und nicht fünf Prozent ihrer Anbaufläche als sogenannte ökologische Vorrangfläche dem Artenschutz widmen, beispielsweise als Brachen oder Gehölzstreifen.

Andreas Faller, der zusammen mit seinem Vater Wilhelm Faller einen 40 Hektar großen Ackerbaubetrieb im Hartheimer Ortsteil Feldkirch bewirtschaftet, reagiert gelassen. Er kultiviert im Wechsel Saatmais und Kartoffeln. Zwei Hektar nicht zu bestellen wäre jedoch ein erheblicher Einschnitt. Die Fallers würden eher einen Abschlag in Kauf nehmen, als den Umsatzverlust. Sollten Zwischenfrüchte (siehe Interview) angerechnet werden, sind sie auf der sicheren Seite. Auf den Kartoffeläckern säen sie nach der Ernte Ölrettich. Das ist eine Pflanze, die tief wurzelt, was den Boden lockert und Nährstoffe vor der Auswaschung bewahrt. Vom EU-Agrarministerrat ausdrücklich erwähnt ist die Einsaat von Leguminosen, etwa von Erbsen oder Bohnen. Denn diese Pflanzen siedeln an ihren Wurzeln spezielle Bakterien an, die Stickstoff aus der Luft binden können, der dann nachfolgenden Pflanzen als Nährstoff zur Verfügung steht. Bevor es industriell hergestellte Mineraldünger gab, waren Leguminosen unverzichtbar in der Fruchtfolge. Für Biobetriebe sind sie es nach wie vor.

56 Jahre nach der Unterzeichnung des Vertrags von Rom, womit die damalige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) an den Start ging und eine gemeinsame Agrarpolitik begründete, geht es heute darum, die Landwirtschaft ein Stück weit zu ökologisieren. Dieses Ziel formulierte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolo im März. Bisher spielt es keine Rolle, ob ein Landwirt überhaupt etwas anbaut oder was er pflanzt. In Deutschland gibt es im Schnitt 330 Euro pro Hektar. Zuletzt entfielen 40 von 55 Milliarden Euro, die die EU-Agrarpolitik jährlich kostet, auf die Direktzahlungen. Sie werden als erste Säule der Agrarpolitik bezeichnet.Weiter gibt es Fördermittel im Rahmen der zweiten Säule, um etwa die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben zu stärken. Darunter fallen Zuschüsse zu Flurneuordnungen, um Zulagen für Bergbauern zu finanzieren, um Landschaftspflege oder ökologisch sinnvolle Kulturmaßnahmen wie der Insektizidverzicht im Weinbau oder die Einsaat von Zwischenfrüchten im Ackerbau zu bezuschussen. Speziell dafür gibt es in Baden-Württemberg ein Programm namens Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich (Meka). Die Meka-Förderung erhalten auch Andreas und Wilhelm Faller für die Ölretticheinsaat. Ob die bleibt, wenn schon die EU-Direktzahlung damit verknüpft wird, ist fraglich. Ein Rückblick lässt verstehen, warum Landwirte Geld aus Steuermitteln erhalten – im Bundesdurchschnitt beruhen 52 Prozent des Betriebseinkommens darauf. Von 1962 an garantierte die EWG Mindestpreise für Agrarprodukte wie Milch, Rindfleisch, Getreide oder Zucker, die über den internationalen Marktpreisen lagen. Sie wollte die Produktion steigern und den Landwirten ein Einkommen sichern. In den 80er Jahren wurde diese Politik zum Problem, denn es kam zu Überschüssen, die verbilligt ausgeführt wurden. Es folgten Konflikte mit der Welthandelsorganisation, weil die Exporte die Landwirte in Schwellen- und Entwicklungsländern schädigten. 1993 setzten Reformen ein, wonach die Preise gesenkt und der Einkommensverlust durch Direktzahlungen ausgeglichen wurde. Weil trotz der Förderung laufend kleine Betriebe aufgeben, wurde diese pauschale Geldverteilung als ungerecht kritisiert. Tatsächlich landen 85 Prozent des Volumens bei einem Fünftel der Betriebe.Auch in Baden-Württemberg ist der Strukturwandel wirksam, wonach die Zahl der Betriebe sinkt und die jeweils verbliebenen wachsen. 2012 gab es in Baden-Württemberg noch 43100 und im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald 3800, wobei ein Drittel Haupterwerbsbetriebe sind. Das waren jeweils etwa halb so viele wie 1980. Die Wachstumsschwelle beträgt mittlerweile 75 Hektar, das heißt, dass nur noch die Zahl der Betriebe wächst, die mindestens so viel Fläche bewirtschaften. Die mittlere Betriebsgröße liegt mit 32 Hektar unter dem bundesweiten Mittel von 56 Hektar. In Südbaden gibt es viele Landwirte, die so wie Andreas und Wilhelm Faller mit einer Fläche von 40 Hektar im Haupterwerb bestehen. Denn hier gedeihen Kulturen, die überdurchschnittliche Erlöse erbringen. Saatmais, Erdbeeren oder Spargel sind Beispiele. Zudem gibt es in der Vorbergzone am Tuniberg und Kaiserstuhl Obst- und Rebanlagen. Der Ertragswert solcher Sonderkulturen übersteigt den des Getreideanbaus um bis das Achtfache.
Die Agrarpolitik konnte bisher nicht verhindern, dass viele Verbraucher verunsichert sind. Bei einer Erhebung des Deutschen Bauernverbandes im Jahr 2012 meinten nur 48 Prozent der 1000 Befragten, dass die Landwirte Nahrungsmittel von hoher Qualität erzeugen und nur 29 Prozent glaubten, dass sie umweltbewusst wirtschaften. Umweltverbände fordern schon lang, dass die Förderung stärker an Auflagen geknüpft wird.
3.7.2013, Silvia Faller

 

 Öko-Verordnung der EU

Die „Verordnung über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologisch/biologischen Erzeugnissen“ (EG-Öko-Verordnung) trat 2007 in Kraft und definiert, wie die Produkt, die als „öko“ oder „bio“ gekennzeichnet sind, erzeugt und hergestellt werden müssen. Sie schützt die Begriffe „bio“ und „öko“ im Handel. In Deutschland wird die Einhaltung der Vorschriften von privaten Einrichtungen überwacht, die von staatlichen Stellen kontrolliert werden. Für Südbaden ist das Regierungspräsidium Karlsruhe für diese Überwachung zuständig, die privaten Einrichtungen arbeiten auf eigene Rechnung.

Unternehmer selbst beauftragt die Zertifizierung
Die Bio-Zertifikation wird nicht von einer Behörde, sondern von Privatanbietern, Vertragspartner von Bioland, Demeter usw durchgeführt und diese Anbieter werden vom Unternehmer (Bauer, Molkerei, Imker, Bäcker, Metzger, Koch usw) selbst beauftragt die Zertifizierung durchzuführen. Von Unwissenheit, wie es Herr Ganzmann behauptet kann nur gesprochen werden, wenn man die eigene Fachpresse komplett ignoriert. Auch der möglichen Schummelei sind hier Grenzen gesetzt, da bei bei den Kontrollen, der komplette Einkauf (inklusive der Bezugsquelle, die ja auch zertifiziert sein muß), Verkauf der aus den Zutaten hergestellten Produkte, Auflistung der Rezepte, Offenlegung der Buchführung, Retourestatistik alles durchläuchtet wird. Es ist nicht wie viele glauben, Zertifizierer erscheint, läßt sich die Gebühr bezahlen und verschwindet bis nächstes Jahr. Der Zertifizierer nimmt den Laden unter die Lupe, von der Lagerhaltung über Produktionsstätte bis zum Kunden. Deckt mögliche Kontaminationsstellen auf, spürt Verfehlungen nach usw…. Am Ende kann es sein, man zahlt und das Label wird einem doch entzogen, weil man geschummelt, vernachlässigt oder schlicht keine Ahnung hat von dem was man da tut. Neben den angekündigten Kontrollen, kommen eben noch die unangekündigten hinzu. Dies geschieht aber alles auf betreiben der Besitzer, Produzenten, Verkäufer von Bio-Produkten. Man unterwirft sich freiwillig einer Kontrolle, um zu beweisen, daß man hinter dieser Philosophie steht. Es ist auch im Interesse der Verbraucher zu wissen: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser.
6.6.2013, Martin Preisendanz

 

 Die Zukunft pflanzen – Bio für neun Milliarden – Dokumentationsfilm von Marie-Monique Robin

Die Zukunft pflanzen – Bio für neun Milliarden
Eine Dokumentation von Marie-Monique Robin
Film am 16.10.2012 auf www.arte.tv

Ein Sechstel der Weltbevölkerung leidet gegenwärtig Hunger. Aber das ist kein unabwendbares Schicksal. Anhand von Beispielen aus Mexiko, Japan, Malawi, Kenia, Senegal, den USA und mehreren europäischen Ländern veranschaulicht Filmemacherin Marie-Monique Robin, dass radikales Umdenken gefordert ist und dass die Lebensmittelkette anders verwaltet und organisiert werden muss – und kann, um dem Hunger in der Welt Abhilfe zu schaffen. Mittlerweile beweisen weltweit aktive Initiativen, dass ökologische Landwirtschaft, die umweltgerecht und ressourcenschonend verfährt, nicht nur möglich, sondern auch ertragreicher ist als die industrielle Produktion von Nahrungsmitteln. Voraussetzung dafür ist allerdings auch, dass den Bauern – und nicht nur den Großproduzenten unter ihnen – wieder eine Schlüsselrolle in der für die Zukunft der Menschheit unabdingbaren Entwicklung zugebilligt.
Ist die weltweite Hungersnot vermeidbar? Davon ist die Filmemacherin Marie-Monique Robin überzeugt und zeigt anhand von Beispielen aus aller Welt, dass durch eine Umstrukturierung der Lebensmittelkette, ökologische Landwirtschaft und eine neue Rolle der Bauern der Lebensmittelkrise entgegengewirkt werden kann.
Lässt sich die Weltbevölkerung dauerhaft und gesund ernähren? Der Dokumentarfilm des ARTE-Themenabends „Bio für neun Milliarden“ beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja! Die Filmemacherin Marie-Monique Robin ist davon überzeugt, dass das Sechstel der Weltbevölkerung, das heute noch Hunger leidet, durchaus satt werden könnte, wenn mit ökologischen und ressourcenschonenden Anbaumethoden der richtige Weg eingeschlagen würde. Sie lässt Agrarökonomen, Wirtschaftswissenschaftler und Vertreter internationaler Hilfsorganisationen zu Wort kommen, die sie bei ihren umfangreichen Recherchen auf vier Kontinenten befragt hat.
www.arte.tv

 

Monique Robin:  Die Welt kann satt werden – und das ohne Einsatz von Pestiziden!

Um zu beweisen, dass die gesamte Weltbevölkerung nachhaltig und ohne Pestizide ernährt werden kann, ist Marie-Monique Robin in sechs Länder gereist. Die Regisseurin von „Die Zukunft pflanzen“ im Interview. Wenn man Marie-Monique Robin gegenübersitzt, spürt man: Hier geht es ums Ganze. Die Dokumentarfilmerin beleuchtet in ihren investigativen Filmprojekten immer wieder die drängenden Probleme der Welt: „Die Zukunft pflanzen“ ist nach „Monsanto, mit Gift und Genen“ und „Unser täglich Gift“ der letzte Teil einer ARTE-Trilogie und vertritt die optimistische These: Die Welt kann satt werden – und das ohne Einsatz von Pestiziden!

Der Präsident der französischen Lebensmittelindustrie sagt, ohne Pflanzenschutzmittel würden 40 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge verloren gehen. Die NGOs geben Pestiziden die Schuld für den Hunger in der Welt. Wer hat Recht?
Marie-Monique Robin: Pestizide und industrielle Landwirtschaft machen den Menschen krank, das geht aus einer Reihe meiner Filme klar hervor. Mir wird allerdings immer das Ertragsargument entgegengehalten. Um diese besiegelten Wahrheiten zu hinterfragen, habe ich eine Bestandsaufnahme des agro-industriellen Systems gemacht und es mit dem biologischen – oder vielmehr dem sogenannten agro-ökologischen – Modell verglichen. Das überraschende Ergebnis dieser Untersuchung lautet: Die Erträge des ökologischen Landbaus können genauso hoch oder sogar höher sein als die der industriellen Landwirtschaft!

Was genau bedeutet agro-ökologische Landwirtschaft im Vergleich zur biologischen?
Wenn Sie 300 Hektar biologische Tomaten anbauen, ist das noch keine echte Alternative zur Monokultur. Das agro-ökologische Modell ist umfassender… Wenn Sie 300 Hektar biologische Tomaten anbauen, ist das noch keine echte Alternative zur Monokultur. Das agro-ökologische Modell ist umfassender, gleichzeitig funktioniert es nur auf kleinen Höfen: Familienbetriebe, die versuchen, von Zusatzstoffen und Energiezufuhr unabhängig zu werden und ressourcenschonend zu arbeiten. Die also auf chemische Dünger und Pes-tizide verzichten und stattdessen sich ergänzende Eigenschaften von Pflanzen und Tieren nutzen, um einen geschlossenen Kreislauf zu erhalten.

Also zurück zu einfachsten Methoden?
Ja, aber gleichzeitig ist agro-ökologischer Landbau heute eine hochwissenschaftliche Angelegenheit, er verbindet das Erfahrungswissen der Bauern mit technischen Neuerungen. So wurde etwa entdeckt, dass einheimischer afrikanischer Mais, von Schädlingen angegriffen, andere Pflanzen „informiert“, sodass diese die natürlichen Feinde der Schädlinge anlocken. Hybridmais, der einzig auf höheren Ertrag hin gezüchtet wurde, hat diese Eigenschaft verloren.

Lohnt sich der Anbau von Monokulturen auf lange Sicht nicht?
Nein. Am besten zeigt das im Film ein verzweifelter amerikanischer Getreidefarmer. Er ist von den Saatgutherstellern abhängig. Seine Böden sind ausgelaugt, und auch mit der Artenvielfalt ist es vorbei. Er sorgt sich um die Gesundheit seiner Kinder. Aber er weiß nicht, wie er seine Lage ändern könnte. Die ökologisch wirtschaftenden Bauern überall auf der Welt kommen dagegen gut ohne Pestizide aus und haben keine Probleme mit Insekten.

Welche Rolle spielen dabei die Böden?
Seit in der Landwirtschaft Chemikalien eingesetzt werden, hat man die Böden völlig vergessen. Die Herausforderung besteht heute darin, dem Humus seine zentrale Rolle zurückzugeben. Von ihm hängt die Fruchtbarkeit der Böden ab, er bindet Kohlenstoff und produziert keine Treibhausgase. Nur so erhält man gesunde Nahrungsmittel. Im Film machen alle Bauern die gleiche Geste: Sie nehmen ihre Erde, voller Mikroorganismen und Würmer, in die Hand und riechen daran. Gute Erde riecht nach Wald.

Der Film zeigt noch etwas anderes: dass auch Abwanderung, Armut in den Städten und Klimawandel mit der Landwirtschaft zu tun haben.
In Kenia hatten die Bauern (…) nach vier Jahren wieder bessere Böden und Ernten. Sie konnten sich ein Haus bauen und schicken heute ihre Kinder in die Schule. All das sind beileibe keine Mikroinitiativen. Ja, man sieht es überall: Im Senegal gibt ein sechsmonatiges Einfuhrverbot für europäische Zwiebeln während der Erntesaison den Bauern die Möglichkeit, vor Ort von ihren Erzeugnissen zu leben. Sie müssen nicht mehr in den Norden abwandern. In Malawi wurden dank der ökologischen Forstwirtschaft Hungersnöte überwunden und die Bodenerosion gestoppt. In Kenia hatten die Bauern, die auf ökologischen Landbau umgestellt haben, nach vier Jahren wieder bessere Böden und Ernten. Sie konnten sich ein Haus bauen und schicken heute ihre Kinder in die Schule. All das sind beileibe keine Mikroinitiativen.

Wäre Protektionismus also ein guter Weg?
Der lokale Landbau muss gegen die Invasion billiger Produkte aus dem Ausland geschützt werden. Ein Sachverständiger der Welthandels- und Entwicklungskonferenz, Ulrich Hoffman, sagte sogar: „Freihandel für Landwirtschaft ist ein Farce.“ Seit der partiellen Handelssperre für EU-Zwiebeln leben die senegalesischen Bauern wieder auf, sie können sich vor Ort versorgen, ohne sich deshalb ganz abzuschotten.

Was sagen die politischen Organisationen?
Das 20. Jahrhundert war das Zeitalter der Chemie, das 21. wird das Jahrhundert der Biologie sein. Die UNO sagt, die Handelsketten für landwirtschaftliche Produkte müssen neu überdacht werden. Der UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, sieht in der agro-ökologischen Landwirtschaft den einzigen Weg, die Weltbevölkerung zu ernähren. Auch andere internationale Organisationen sind sich aufgrund der vielen Krisen der Notwendigkeit einer Systemveränderung wirklich bewusst. Der Direktor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen sagte kürzlich, man habe ein Jahrhundert gebraucht, um die Chemieindustrie auf den Feldern durchzusetzen. Weit weniger Zeit sei nötig, um sie wieder loszuwerden. Oder wie einer der Landwirte im Film prophezeit: „Das 20. Jahrhundert war das Zeitalter der Chemie, das 21. wird das Jahrhundert der Biologie sein.“

Wo stehen Frankreich und Deutschland?
Vor Kurzem hat die EU vorgeschlagen, ökologisches Wirtschaften mit der Hälfte des EU-Agrarbudgets zu fördern. Frankreich hat abgelehnt. Deutschland ist etwas fortschrittlicher. Zum Beispiel haben im Schwarzwald Manfred und Friedrich Wenz von konventioneller Landwirtschaft auf einen Demeter-Betrieb umgestellt und sind zu einer öko-landwirtschaftlichen Referenz geworden. Viele Landwirte und Forscher kommen zu ihnen, um sich zu informieren.

Ihr Dokumentarfilm zeigt lokale Beispiele – glauben Sie wirklich, dass man ganz aus der industriellen Landwirtschaft aussteigen kann?
Der große Hemmschuh sind Konzerne wie Monsanto oder Cargill, die Pes-tizide verkaufen, den Kornhandel kontrollieren und die Gewinne einstecken. Deshalb müssen die kleinen Handelskreisläufe gefördert werden. Und die Leute müssen bereit sein, etwas mehr für Lebensmittel auszugeben. Einfach ist das sicher nicht.

Wie könnte man das konkret angehen?
Je länger wir warten, umso größer wird das Klimachaos in den kommenden 30 Jahren. Die Zeit drängt. Wir haben es mit einem riesigen System zu tun. Wir sollten damit anfangen, den Bezug zu unseren Böden zurückzugewinnen. Ein anderes Modell ist möglich. Und die Initiativen, die in die richtige Richtung gehen, mehren sich. Es gibt sogar einen politischen Willen, die Entwicklung umzukehren. Aber je länger wir warten, umso größer wird das Klimachaos in den kommenden 30 Jahren. Die Zeit drängt.
17.10.2012, Das Interview mit Marie-Monique Robin führte Pierre-Olivier François, www.arte.tv

 

 

Biodynamik – biologisch-dynamische Landwirtschaft
„Zukunft pflanzen – Bio für 9 Milliarden“ von Marie-Monique Robin

Heute fahre ich nach Deutschland auf den Bio-Bauernhof von Friedrich Wenz. Nur einige Kilometer von der elsässischen Grenze entfernt, wird dort auf 33 Hektar Getreide angebaut. Der Grund für meine Neugier auf den Hof ist die dort praktizierte pfluglose Anbautechnik. Obwohl Friedrich seine Böden weder pflügt noch chemisch düngt, sind sie sehr fruchtbar. Außerdem wendet er noch weitere biologisch-dynamische Verfahren des Philosophen Rudolf Steiner und seiner Nacheiferer an. Diese ursprüngliche Form der Landbewirtschaftung basiert auf einem esoterischen Weltbild und mysteriösen kosmischen Betrachtungen. Allen Skeptikern zum Trotze trägt diese Methode Früchte und findet auf der ganzen Welt Nachahmer. Ein Grund mehr, den Landwirt auf seinem Feld zu besuchen.

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft birgt nach wie vor faszinierende Rätsel, ist jedoch den „Materialisten“, denen Rudolf Steiner seine geistesorientierte anthroposophische Philosophie seinerzeit entgegensetzte, wie eh und je ein Dorn im Auge. Steiner entwickelte das Konzept der Biodynamik 1924 anlässlich einer Vortragsreihe für Landwirte in Breslau. Es handelt sich dabei um ein ganzheitliches Konzept für den biologischen Landbau, das auf dem Verständnis und der Berücksichtigung der natürlichen Kreisläufe und des Wirkens der Planeten auf die Erde beruht.
Laut Definition der französischen Bewegung für biologisch-dynamische Landwirtschaft (MABD) „gewährleistet (sie) die Gesundheit von Böden und Pflanzen, um Mensch und Tier mit gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen. Sie basiert auf einem tiefen Verständnis der Gesetze des Lebens, die sich aus einer qualitativen, ganzheitlichen Betrachtungsweise der Natur ergeben“. Nach Steiner brachte sein Schüler Ehrenfried Pfeiffer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Entwicklung biologisch-dynamischer Landbaumethoden in Europa und den USA voran. 1947 wanderte ein weiterer Wegbereiter der Biodynamik, Alex Podolinsky, nach Australien aus. In diesem Land der trockenen Böden fanden seine Kenntnisse über die Bodenaktivierung breite Anwendung. Heute bescheinigt das internationale Demeter-Label rund 9 000 Betrieben in über 40 Ländern die Einhaltung der biologisch-dynamischen Gebote. Ganz im Sinne der Gründer fordert Demeter, auf unangemessenes Produktivitätsstreben zu verzichten, da dieses das Gleichgewicht der Böden zerstöre und der Gesundheit und Vielfalt des Gesamtsystems schade.
Die Biodynamik betrachtet einen landwirtschaftlichen Betrieb als Ganzheit, für deren Ausgewogenheit der Landwirt sorgen muss. Er macht ihn zu einem landwirtschaftlichen „Organismus“, der auch wild wachsende Pflanzen und frei lebende Tiere berücksichtigt und zu einem reichen, vielfältigen Landschaftsbild beiträgt. Laut Steiner müsste „eine gesunde Landwirtschaft dasjenige, was sie selber braucht, in sich selber eben auch hervorbringen können“. Dies bedeutet Selbstversorgung mit minimaler Zufuhr von Zusatzstoffen und gänzlichem Verzicht auf Chemikalien. Chemischer Dünger ist nicht zugelassen; er wird durch biologisch-dynamische Präparate ersetzt (siehe Video). So entsteht „Hornmist“, auch „Präparat 500“ genannt, durch Gärung von Kuhdung in Kuhhörnern, die über den Winter vergraben werden. Die Biodynamiker sprechen ihm zahlreiche Tugenden zu: Förderung der mikrobiellen Aktivität und der Humusbildung, Regulierung des Boden-pH-Wertes, Verbesserung der Keimfähigkeit von Saatgut und Anregung der Wurzelbildung.
Für den oberirdischen Teil der Pflanzen verwenden manche Landwirte auch „Hornkiesel“ (Präparat 501). Durch eine verbesserte Licht und Wärmeausnutzung soll dieses Spritzmittel das vertikale Pflanzenwachstum und die Widerstandsfähigkeit der Epidermis von Blättern und Früchten verbessern. Weitere Präparate (502 bis 507) kommen bei der Herstellung von Komposten, die für die Verlebendigung des Bodens eine zentrale Rolle spielen, zum Einsatz. All diese Mittel werden nach den strengen Regeln des kosmischen Kalenders ausgebracht, der auf der Stellung der Planeten basiert und ihre vermeintlichen Einflüsse auf die Erde berücksichtigt.
Eine vergleichende Studie aus Neuseeland, veröffentlicht in der Nummer 260 von Science, kam zu dem Ergebnis, dass „die Böden der meisten biologisch-dynamischen Betriebe überragende biologische und physische Qualitäten aufweisen und deutlich größere Mengen an organischem Material, eine erhöhte mikrobielle Aktivität und mehr Regenwürmer zu einer besseren Bodenstruktur und Durchlässigkeit sowie einer dickeren Mutterbodenschicht“ beitragen.
Pierre Masson erklärt in seinem Artikel „Von der Agrobiologie zum biodynamischen Weinanbau“: „Zwar ist die Effizienz der Methode offensichtlich, doch die Quelle, aus der sich alles herleitet, lässt sich nur schwer erschließen“. Dass die Biodynamik in ein und derselben Theorie auf Steiners esoterischer Denkart basierende spirituelle Betrachtungen mit rein agronomisch ausgerichteten Vorgaben vermischt, passt nicht ins Weltbild konsequent rationaler Praktiker und Forscher. Offenbar behält die Natur einige Geheimnisse für sich, oder zumindest ist es den Wissenschaftlern noch nicht gelungen, sie zu lüften.
Marie-Monique Robin, 16.10.2012

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