Markenhof

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markenhof0709
                       Markenhof von Familie Miedtke in Burg-am-Wald: Neuer Hofladen öffnet im September 2007

 

 

 

Markenhof – Obsthof und Fruchtsaftkelterei, Brennerei
Dr. Uwe Miedtke, 79199 Kirchzarten-Burg-am Wald, Tel 07661/3122
Hofladen 07660/904076
Markenhofstraße 7a, https://www.markenhof.info

Zum Bild oben von 9/2007:
Uwe und Petra Miedtke freuen sich mit ihren Söhnen Paul und Max (v.r.) über den neuen Hofladen. – Die Schnapsbrennerei kann vom Hofladen aus eingesehen werden.
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Der Markenhof hat eine besondere Geschichte
„Vom Markenhof nach Palästina – Zionistische Träume im Dreisamtal“ ist das Thema eines Vortrags, zu dem die Geschichts-AG des Kollegs St. Sebastian Stegen eingeladen hatte. Mehr als 150 Gäste hörten sich den Vortrag an.
Der Saal im Gemeindehaus St. Gallus in Kirchzarten war proppenvoll. Das Thema, mit dem sich zwölf Gymnasiasten der Stufen neun, zehn und elf der Arbeitsgemeinschaft (AG) Geschichte mit ihrem Lehrer Claudius Heitz seit einem halben Jahr beschäftigten und deren Ergebnisse sie nun in einem Vortrag präsentierten, weckte das Interesse von vielen Bürgern aus dem Dreisamtal. „Ich habe es tatsächlich noch nicht erlebt, dass so viele Menschen zu einer Veranstaltung des Ökumenischen Bildungswerks Dreisamtal (ÖBWD) gekommen sind“, freute sich Katharina Heß vom ÖBWD-Team, die in den unterhaltsamen und informativen Vortragsabend einführte. Seit 2017 gebe es die AG Geschichte am Kolleg St. Sebastian, und deren Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich vor allem mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts im Dreisamtal. „Die AG Geschichte hat bereits zwei Mal den Landespreis für Heimatforschung erhalten“, berichtete Katharina Heß weiter und lobte: „Das intensive Quellenstudium und die Befragung von Zeitzeugen führt nicht nur zu einer Identifikation mit dem zu erforschenden Gegenstand, sondern in dieser Arbeit sind die AG-Mitglieder freundschaftlich zusammengewachsen.“ Es sei die größte AG, die er bislang führte, sagte Geschichtslehrer Claudius Heitz. Es habe sich für diese freiwillige Gruppe, die sich immer freitags nach Schulende getroffen habe, herausgestellt, dass das zu bearbeitende Thema rund um den Markenhof in Burg am Wald als jüdisches Lehrgut so vielschichtig gewesen sei, dass die Aufgaben verteilt werden mussten. „Jede Schülerin und jeder Schüler ist daher einem eigenen Aspekt nachgegangen, die sie nun hier präsentieren werden“, sagte der AG-Leiter weiter.
Zunächst wurde die Geschichte des Markenhofs vorgestellt. Eine erste urkundliche Erwähnung gibt es aus dem Jahr 1397, berichteten Anja und Philippina. Mitte des 17. Jahrhunderts erwarb den Hof, der zuvor dem Kloster St. Märgen gehörte und 1492 an die Stadt Freiburg verkauft wurde, Mathias Markh, nach dem er schließlich benannt wurde. Gleich zwei Mal brannte der Hof 1760 und 1792 ab, wurde jedoch jeweils wieder neu aufgebaut. 1919 kaufte der jüdische Geschäftsmann Konrad Goldmann aus Freiburg schließlich den Hof und richtete dort eine Ausbildungsstätte für Juden (Hachschara), die nach Palästina auswandern wollten, ein.
Goldmann veranlasste zahlreiche Umbauten, ließ zusätzliche Ställe und ein mehrstöckiges Wohnhaus errichten und führte den Müllernbauernhof und den Markenhof zusammen. Zudem entstand eine kleine, aber aufwändig gestaltete Synagoge mit Buntglasfenstern des Künstlers Friedrich Adlers, die sich heute im Museum of Arts in Tel Aviv befinden.
„Aus dem Fremdenbuch der Gemeinde Burg von 1905 bis 1944 mit rund 2800 Eintragungen geht hervor, das von 1919 bis 1925 rund 100 Menschen jüdischen Glaubens als Gäste in Burg am Wald waren“, so die Schüler. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass rund 200 Juden als Elevinnen und Eleven auf dem Markenhof in landwirtschaftliche Tätigkeiten für eine Auswanderung nach Palästina ausgebildet wurden, vorwiegend junge Menschen des Bildungsbürgertums. „Das Besondere am Markenhof war, dass die Ausbildung sehr zielgerichtet auf die Bedingungen in Palästina ausgerichtet war“, so die Schüler weiter. Getreideanbau, Schweinezucht, Gemüsegarten, Hühner- und Entenzucht sowie Milchkühe wurden vorgehalten. „Die Menschen sollten viele Dinge lernen, die sie letztlich in Palästina benötigten.“
Abgerundet wurden die Vorträge durch Ausflüge in die Geschichte des nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Israelischen Staates, mit Hinweisen zu Theodor Herzl, dem Vordenker eines „Judenstaates“, und der ersten Gruppe von Auswanderern vom Markenhof nach Israel, die schließlich den ersten rein deutschen Kibbuz Beit Zera in der Nähe des Sees Genezareth gründeten und in dem heute rund 600 Israelis leben. Und sie berichteten letztlich auch vom tragischen Leben des Unternehmers Konrad Goldmann und dessen vier Kinder. Der erfolgreiche Unternehmer Goldmann verarmte, wurde 1942 von den Nationalsozialisten verhaftet und starb schließlich im Konzentrationslager Drancy nördlich von Paris.
… Alles vom 20.7.2023 von Thomas Biniossek bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/markenhof-hat-eine-besondere-geschichte

 

Markenhof 1919-1923: Zionistisches Auswanderlehrgut als Kewuzat (Kommune)
Der Freiburger Unternehmer Konrad Godmann gründete 1919 eines der ersten zionistischen Auswanderlehrgüter am Kunzenhof in Burg-am-Wald bei Kirchzarten
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Der Erste Weltkrieg war gerade einmal sieben Wochen zu Ende, als der Freiburger Fabrikant Konrad Goldmann am Amtsgericht Freiburg den „Jüdischen Landwirtschaftsverein ’Der Pflug’“ eintragen ließ. Goldmann, ein gebürtiger Russe, der seit 1907 in Freiburg lebte, war ein glühender Anhänger des Zionismus, also des Aufrufs zur Gründung eines jüdischen Staates in Palästina. Zu dieser Zeit entstanden in vielen europäischen Ländern Ableger der Organisation Hechaluz, die junge Juden für ein Leben in einem Kibbuz in Palästina begeistern und ausbilden wollte. Goldmann war von dieser Idee fasziniert. Als erfolgreicher Draht und Kabelfabrikant musste er nicht warten bis es in Deutschland einen solchen Verband gab, er finanzierte sich sein KibbuzLehrgut selbst. Im Januar 1919 kaufte er das landwirtschaftliche Anwesen Markenhof auf der Gemarkung Burg und Zarten bei Freiburg von der Familie von Wogau und investierte einen Teil seines Vermögens und seine Gewinne in den Ausbau.
Den jungen Menschen sollte es an nichts fehlen.
Obwohl Goldmann nicht streng gläubig war, ließ er sogar eine Synagoge an den Markenhof anbauen und scheute dafür keine Kosten. Die Buntglasfenster mit der Darstellung der zwölf Stämme Israels ließ er von dem renommierten Künstler Friedrich Adler aus Laupheim anfertigen, der auch für die Fenster der Kölner Synagoge verantwortlich zeichnete. Die ersten Schüler, Eleven genannt, kamen zum überwiegenden Teil aus bürgerlichen Elternhäuser – aus Süddeutschland, aus Berlin, Köln, Litauen, Russland und weiteren osteuropäischen Ländern. Bis zur Aufgabe des Hofes 1925 sollen geschätzte 300 Eleven die ein- bis zweijährige Ausbildung auf dem Markenhof durchlaufen haben. Rubin Frankenstein, Dozent am Institut für Judaistik an der Uni Freiburg, beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der jüdischen Vergangenheit des Markenhofs.
Er geht davon aus, dass das zionistische Auswanderlehrgut von Goldmann das erste seiner Art in Deutschland war. Frankenstein wurde auf die fast vergessene Geschichte des Bauernhofs im Umlandvon Freiburg durch zwei Interviews des Müllheimer Lehrers Ulrich Tromm mit zwei früheren Schülern der Ausbildungsstätte aufmerksam. Er begann zu recherchieren und dabei wurde ihm immer mehr die Bedeutung des Markenhofs für den deutschen Zionismus bewusst.
.Der Markenhof hinterließ Spuren in Palästina. Viele der Eleven beteiligten sich später am Aufbau von Kibbuzim. An diese zionistische Lebenswelten in Freiburg vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten erinnert das Kulturamt der Stadt Freiburg in seiner morgigen Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, wo die Nationalsozialisten mehr als eine Million Juden ermordeten. Die jungen Menschen taten sich anfangs schwer mit der körperlichen Arbeit auf dem Markenhof.
Ulrich Tromm besuchte 1987 den früheren Markenhof-Schüler Ernst Fraenkel in Israel und befragte ihn nach seinen Erfahrungen. Fraenkel hatte für die Lehre auf dem Markenhof seine akademische Karriere aufgegeben und hantierte nun unter anderem mit einer Mistgabel. „Erst bekam ich Blasen, dann ging die Haut weg und dann bekam ich die fürchterlichste Blutvergiftung“, berichtete Fraenkel vom Beladen eines Mistwagens. Inspektoren leiteten die Schüler bei der Arbeit an: im Pferdestall, im Kuhstall, bei der Feldarbeit, in der Gärtnerei, in der Bäckerei, in einem dazugehörigen Weingut im Kaiserstuhl und bei vielem mehr, was sie für den Aufbau einer sich selbst versorgenden Siedlung in Palästina benötigen würden. Nach den Recherchen Frankensteins wanderte die erste Pioniergruppe aus vier Frauen und drei Männern im Dezember 1921 nach Palästina aus. Letzte Anweisungen hatten ihnen der Soziologe Arthur Ruppin vom Palästina-Amt auf dem Markenhof gegeben. Ruppin prägte für sie den Namen „Kewuzat Markenhof“ (Kommune Markenhof). 1923 folgten elf weitere Absolventen. Nach einigen Umzügen ließen sie sich 1927 am endgültigen Standort südlich des See Genezareth nieder. Ihren Kibbuz nannten sie Beth Sera, was sich mit Saathaus übersetzen lässt – Kibbuz Markenhof klang vielen, die nicht aus der Ausbildung in Kirchzarten kamen, zu deutsch.
Zu diesem Zeitpunkt gab es das Auswanderlehrgut bei Freiburg schon nicht mehr. Konrad Goldmann hatte während der Inflation 1923 sein Vermögen und seine Fabrik verloren und hielt den Markenhof, vermutlich durch Zuschüsse, noch zwei Jahre am Leben. Dann musste er ihn verkaufen. Die kunstvoll gefertigten Fenster aber ließ Goldmann noch nach Tel Aviv schicken. Dort blieben sie erstmal für lange Zeit verschollen. .
Neuer Eigentümer des Markenhofs wurde ein evangelisches Stift, das eine christliche Bauernschule auf dem Hof einrichtete. 1934 musste auch diese Schule aufgeben. Neuer Eigentümer wurde Georg Miedtke, der ein deutsch-mexikanisches ExportImport-Unternehmen für Eisenwaren und Maschinenteile betrieb.
Doch ab 1937 beanspruchten die Nationalsozialisten das Gut erstmal für sich und brachten dort „Arbeitsmaiden“ unter, die in der Landwirtschaft helfen mussten. Aus dieser Zeit steht heute noch eine Baracke des Reichsarbeitsdienstes auf dem Hof. Konrad Goldmann wurde später nochmal als Unternehmer in Freiburg erfolgreich, er floh dann aber vor den Nazis ins Elsass. Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich 1940 konnte der 70-jährige Goldmann nicht mehr entkommen. Die Nazis ergriffen ihn und verschleppten ihn in das KZ Drancy bei Paris. Noch bevor er mit den Deportationszügen in ein Vernichtungslager im Osten gebracht werden sollte, starb er. Seit 2005 erinnert ein Straßenname in Freiburg an Goldmann.
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Der Markenhof mit der angebauten Synagoge wirkt heute wie eine Zeitkapsel aus den 1920er Jahren. Die Räume, die heute privat vermietet sind, befinden sich noch im Originalzustand mit holzgetäfelter Wand und Kassettendecke. Sogar der Thoraschrein und drei kunstvoll gearbeitete hölzerne Säulen sind noch erhalten. Vier weitere der Säulen habe Ernst Fraenklin 1965 mit nach Israel genommen, berichtet Benedikt Miedtke, der Enkel von Georg Miedtke. Die Familie Miedtke, die noch heute im Besitz des Markenhofs ist, bemühte sich nicht nur um den Erhalt der historischen Gebäude, sie knüpfte auch freundschaftliche Kontakte zu ehemaligen Markenhof-Eleven. Lydia Liedtke, Schwiegertochter von Georg Miedtke, erinnert sich an Besucher aus Stockholm, Tel Aviv, Zürich, London und New York, die die Stätte ihrer landwirtschaftlichen Pionier-Ausbildung noch einmal besichtigen wollten. Auch der Künstler Friedrich Adler überlebte die Nazidiktatur nicht. 1936 bereiste er Palästina und sah im Kunstmuseum in Tel Aviv noch einmal seine „Markenhof-Fenster“.
Fatalerweise, schreibt Rubin Frankenstein in seinen Aufzeichnungen, kehrte Adler dann nach Deutschland zurück. 1942 wurde er in Auschwitz ermordet. Die Fenster verschwanden im Depot des Museums und galten bereits als verschollen, bis sie der Laupheimer Heimatforscher Ernst Schall fand. Die Fenster wurden restauriert und 1994 und 1995 in einer Ausstellung über Friedrich Adler in Deutschland und in den USA gezeigt. Für Konrad Goldmann wurde im Kibbuz eine Gedenktafel angebracht, auf der auch auf das noch existierende „Gut Markenhof“ in Deutschland hingewiesen wird.
26.1.2020, Klaus Riexinger, Der Dreisamtäler, Seite 3
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ZIONISTISCHE LEBENSWELTEN in Freiburg 1897-1933.
Der Markenhof, Vorträge von Julia Böcker und Ruben Frankenstein, Kaisersaal des Historischen Kaufhauses, Freiburg, Montag, 27. Januar 2020
19.30 Uhr, freier Eintrit

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