Verveine

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  • Gabriele Stoll baut Verbeine-Tee in der Ortenau an (20.6.2021)

 

Gabriele Stoll baut Verveine-Tee in der Ortenau an
Verdauungsanregend, beruhigend, entgiftend: Auf die Wirkung der Zitronenverbene wird in vielen Ländern vertraut. Auch die Ortenauerin Gabriele Stoll ist begeistert.

Verveine, auf Deutsch Zitronenverbene oder Duftendes Eisenkraut, ist eine Alleskönnerin. Man muss nur leicht über die Blätter des Verveine-Strauches fahren, um ihren feinen zitronigen Duft wahrzunehmen. Verveine-Tee ist ein beliebter und wohlschmeckender Familientee, hat aber noch viel mehr zu bieten.
Für Verveine-Anbauerin Gabriele Stoll beginnt ein Sonntag so: Sie legt schöne Musik auf, brüht einen Verveine-Tee auf und befeuchtet ein kleines Frotteehandtuch mit der Flüssigkeit. Sie platziert das Tuch auf dem Gesicht und lässt die vergangene Woche Revue passieren. Nach 15 Minuten fühlt sie sich wie neugeboren und kann entspannt in die neue Woche starten. „Der Duft des Verveine-Tees beflügelt mich, er erfrischt und beruhigt zugleich. Er zaubert den Leuten ein Lächeln ins Gesicht, das kann ich immer wieder beobachten“, sagt Agrarbiologin Gabriele Stoll aus Hohberg bei Offenburg, die die Zitronenverbene zum Mittelpunkt ihres Berufslebens gemacht hat.

Gabriele Stoll mag es gerne zitronig, beim Interview trägt sie ein gelb-grünes Oberteil in der Farbe des Verveine-Tees. Als Gabriele Stoll 2003 bei ihrem Elternhaus in Hohberg einen 2000 Quadratmeter großen Kräuter- und Skulpturengarten anlegte, pflanzte sie dort auch Verveine, neben anderen Kräutern mit Zitronenduft wie Zitronenthymian, Zitronengras und Zitronenmelisse. „Die Zitronenverbene ließ mich nicht mehr los. Sie löste in mir den Wunsch aus, mich intensiver mit ihr zu beschäftigen“, sagt sie. Das tat die promovierte Agrarbiologin, die über 20 Jahre lang in der Entwicklungshilfe arbeitete und sich intensiv wissenschaftlich mit dem Thema biologischer Pflanzenschutz mit Pflanzenwirkstoffen beschäftigte. Ihr wurde deutlich, welch großes Potenzial die aus Südamerika stammende Zitronenverbene, die mit wissenschaftlichem Namen „Aloysia triphilla“ heißt, vor allem als Tee hat. Der Tee der nicht duftenden Heilpflanze Eisenkraut („Verbena officinalis“) hingegen, der unscheinbar an Wegrändern wächst, schmeckt leicht bitter.
Warum also nicht Verveine als Teekraut anbauen, dachte sich die Agrarbiologin und pflanzte 100 weitere Verveine-Sträucher, die sie aus Stecklingen gezogen hatte. Mit dem Effekt, dass die Besucher ihres Gartens vom Zitronenduft hin und weg waren. Gabriele Stoll begann die Blätter zu trocknen und als Ganzblättertee auf dem Offenburger Markt zu verkaufen. Parallel dazu unternahm sie Anbau- und Sortenversuche und begann, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen, das sie „Gourveine“ nennt. „Damals war ich Mitte 50 und ich sagte mir, warum nicht was Neues aufmachen. Ich bin jemand, der immer wieder irgendwo neu angefangen hat“, erinnert sich die heute 66-Jährige. Überhaupt habe sie sich im Alter von 55 Jahren für zeitlos erklärt, sie wolle kein Rentnerleben führen, sondern tätig sein, solange es gehe, sagt Stoll.

In Frankreich wird eine Verveine-Infusion traditionell nach dem Essen getrunken, als Verdauungsanreger. Die Schweizer hingegen schwören auf die beruhigende Wirkung des Tees und trinken ihn gern vor dem Schlafengehen. In Zypern und Griechenland ist Verveine seit langem als Abnehmtee und als Unterstützung beim Entschlacken und Entgiften bekannt. „Verveine-Tee passt aufgrund seiner basischen, harntreibenden, Leber unterstützenden und Fettstoffwechsel optimierenden Wirkungen sehr gut in eine Detox-Kur. Aber auch die mächtige Ausstattung mit Antioxidantien qualifiziert Verveine als Neutralisiererin von freien Radikalen“, beschreibt Gabriele Stoll die Wirkung ihres pflanzlichen Tausendsassas. Sie ist sich außerdem ganz sicher, dass ihr Verveine-Tee stimmungsaufhellend und ausgleichend bei Dauerstress wirkt. Der Duft gehe direkt ins Gehirn und beeinflusse das zentrale Nervensystem, sagt sie. „Diese Wirkung ist nicht nur von Teetrinkern bestätigt, auch Studien weisen diese Wirkung nach. Neuere Studien belegen ihre Wirkung bei Fettleibigkeit“, berichtet sie.
Auf zwei Flächen bei Appenweier-Urloffen in der Ortenau lässt Stoll von einem Demeter-Landwirt Verveine genau nach ihren Vorgaben anbauen. Als Profianbauerin züchtet sie jedes Jahr Jungpflanzen der mehrjährigen Pflanze. Die Zitronenverbene benötigt einen durchlässigen Boden, verträgt keine Staunässe und ist ziemlich anspruchsvoll, was die Wasserversorgung und Düngung angeht, erklärt Stoll. Aus den Jungpflanzen werden über den Sommer mannshohe Sträucher mit zahllosen Stängeln. Von Ende Juli bis in den November hinein erntet Gabriele Stoll zusammen mit einer Mitarbeiterin von Hand. Die Frauen streifen mit der Hand entlang des Stängels von oben nach unten, damit sich die Blätter ablösen. Gabriele Stoll zeigt, wie die Blätter in der Hand ein Büschel bilden. „Die Blätter sind voll ätherischer Öle, deshalb ist es wichtig, die Blätter möglichst wenig anzufassen“, erklärt sie. Die Pflückerinnen sortieren die Blätter nach Größe in zwei Qualitätsstufen, Teequalität und Verarbeitungsqualität.
Die großen Blätter werden behutsam auf Stellagen zu Tee getrocknet, die kleinen zu Würzölen verarbeitet. „Durch die achtsame Handpflückung ernten wir unbeschädigte ganze Blätter, die die grüne Farbe nach dem Trocknen behalten und nicht oxidieren. So bleibt der feine Zitronenduft erhalten“, sagt die Teeanbauerin.

Der Unterschied zwischen diesem Ganzblatt-Verveine-Tee zu herkömmlichen Tees, deren Blätter oft gebrochen sind, und gar zu Teebeuteln sei riesig. Schonend getrocknet und abgefüllt in Zellophantüten, bleiben die ätherischen Öle über Monate erhalten. Auch wenn er länger steht, wird der Tee nicht bitter, versichert sie. Stoll vertreibt ihren Tee über Läden in ganz Deutschland, ein Drittel der Ernte geht an Privatkunden, die den Tee über ihren Onlineshop ordern.
Neben der Teeproduktion ist Gabriele Stoll inzwischen auch als Expertin gefragt, bereits zwei Mal war sie in Moldawien, um Kräuteranbauern die Verveine nahezubringen und sie im Anbau zu schulen. Auch Kontakte nach Ostafrika mit ähnlichem Ziel bestehen.
Im Laufe der Jahre hat sich Gabriele Stoll auch mit Verveine als Küchenkraut beschäftigt; selbst vieles ausprobiert, Gelee gekocht, Essig aromatisiert und Verveine-Likör hergestellt und Spitzenköche und Ernährungswissenschaftler gebeten, spezielle Verveine-Rezepte zu entwickeln. So traf sie Sternekoch Vincent Klink aus Stuttgart auf einer Gourmetmesse. Darauf lud er sie in seine Kochsendung beim SWR ein und präsentierte dort ein Meeresfrüchte-Menu mit Verveine. In Stolls Buch „La Verveine – Diva, Glückstee und Gewürzwunder“ stellen mehrere Köche ihre Verveine-Rezepte vor.

Verveine-Tee an heißen Tagen als Durstlöscher:
Basis-Eistee, 1 Liter kräftigen Verveine-Tee kräftig zubereiten (circa 30 Blätter), eine halbe Stunde ziehen lassen. Danach abseihen, 2 bis 3 Scheiben Bio-Zitronen, kalt werden lassen und Eiswürfel hinzufügen. Variante mit Apfelsaft, 250 ml Apfelsaft dazugeben. Bei Kindern beliebt. Variante mit Rosmarin-Orange-Grapefruit, je ein 250 ml Grapefruit- und Orangensaft hinzufügen sowie einen Rosmarinzweig – kreislaufanregend.
… Alles vom 20.6.2021 von Gabriele Hennicke bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/die-exotische-alleskoennerin-zitronenverbene-wird-auch-in-suedbaden-gezuechtet–202724056.html
https://www.gourveine.org/about/
https://www.made-im-laendle.de/unternehmens-portraits/299-portrait71
https://lavida-magazin.de/gesundheit-koerpertherapie/staerkung-durch-verveine-diva-glueckstee-und-gewuerzwunder/