Natur

Blick vom Feldberg-Grüble zwischen Seebuck und Todtnauer Hütte nach Südwesten am 23.1.2008

KlimaschutzUmweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährung. Dieses Natur-Quartett passt zusammen – eben leider nicht.

 

 

  • Feldberg-Seebuck am 9.1.2013: Blick nach Westen zum Fernsehturm und weiter bis ins neblige Rheintal

 

Nature always strikes back?
António Guterres eröffnete den Uno-Klimagipfel in New York mit «Ladies and gentlemen, nature is angry» und dann «Nature always strikes back». Später gar in besonderer Rage: «Around the world, nature is striking back with fury.»
Greta Thunberg vor den Vereinten Nationen pflichtete bei: «sad and angry».

Einstweilen darf man von denjenigen Leuten, die das Klimaproblem konkret anzugehen versprechen, eine sinnvolle Ausdrucksweise erwarten – eine Sprache, die den rationalen Anspruch der Protestbewegung ernst nimmt, anstatt ihn mit magischen Metaphern zu unterwandern. «Die Natur rächt sich nicht, aber sie präsentiert ihre Rechnungen.» – Das könnte man vielleicht mit dem französischen Autor Jean Giono sagen, wenn man die harte Sprache der Zahlen unbedingt durch etwas Poetischeres ersetzen möchte. Auf das Ersinnen weiterer vermeintlich ergreifender Bilder mögen die wohlmeinenden Mächtigen doch aber bitte verzichten und sich stattdessen um die wesentlichen Fragen kümmern. Davon sind genügend vorhanden, würde man meinen.
24.10.2019

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Nein, die Natur schlägt nicht zurück
Die Erde rächt sich, die wütende Umwelt bestraft uns mit Stürmen, und Trump ist bekanntlich der grösste Klimasünder: Moralische Wendungen dominieren das Reden über die Natur. Diese Sprache ist nicht nur widersinnig. Sie schadet auch der Klimabewegung.
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Egal, wie stark unsere Sprache zum Bildhaften und Anthropomorphen neigt: Heute ist niemand mehr gezwungen, so zu reden. Wer es tut, trifft eine Wahl, und es ist bemerkenswert, dass Menschen in hochdekorierten Ämtern wie António Guterres sich dafür entscheiden – wo sie sich doch zugleich auf ein wissenschaftlich fundiertes Weltbild berufen. Innerhalb dieses vernünftigen Gefüges auf eine wütend agierende, zum richtenden Subjekt erhobene Natur zu treffen, ist dabei mehr als nur verwunderlich.
Es ist absolut widersinnig, einerseits mit der Wissenschaft kritisch aufs «Anthropozän» zu blicken und andererseits vor der vereinten Welt die Natur zu vermenschlichen. Wenn man mit Recht betont, dass sich der Mensch auf Kosten vielen anderen Lebens zum Nabel der Welt gemacht hat, sollte man dann nicht als Erstes damit aufhören, die ganze Welt um den Menschen kreisen zu lassen?
Wer die Natur zu einer Grösse stilisiert, die, egal ob wütend oder flehend, mit dem Menschen kommuniziert und ihm mit Racheschlägen Lehren erteilt, kann oder will etwas Fundamentales nicht begreifen: Die Natur ist nicht für den Menschen da. Sie hält keine Botschaften für ihn bereit, sie hat ihm nichts zu sagen, will ihn weder bestrafen noch bessern oder beglücken – und verdient trotzdem seinen Respekt.
Nun müsste man um Guterres’ merkwürdige Redeweise kein derart grosses Aufheben machen, wenn sie nicht auch hochgradig ärgerlich wäre: Das quasimagische Sprechen gibt der ganzen Umwelt- und Klimadebatte einen fatalen Dreh beziehungsweise verleiht einer sich selbst verstärkenden Diskursspirale unnötigerweise weiteren Schub. Indem der Uno-Generalsekretär von Strafaktionen der zürnenden Natur redet, unterstellt er, dass es zuvor aufseiten der Menschen ein schändliches Verhalten gegeben habe – und erweckt damit den Eindruck, dass wir vor vornehmlich moralischen Fragen stünden. Dass es um Verfehlungen gehe statt um Probleme, um Läuterung statt um Fortschritt, um Schuldgefühle statt um Lösungsansätze, um die Wiederherstellung einer kosmischen Harmonie statt um die mittelfristige Sicherung von Lebensgrundlagen, kurz: um religiösen Glauben statt um vernünftiges Denken.
… Alles vom 22.10.2019 von Claudia Mäder bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/feuilleton/moralische-wendungen-haben-im-reden-ueber-natur-nichts-verloren-ld.1516716

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