Nabu hilft Feldlerchen mit unbestellten Lücken am Tuniberg

Die Feldlerche ist ein häufiger Singvogel in den deutschen Acker- und Wiesenlandschaften, auch im Breisgau. Die Intensivierung der Landwirtschaft, vor allem der lange Zeit dominierende Maisanbau, hat ihren Lebensraum jedoch beschnitten. Eine einfache Idee lässt die Vorkommen wieder wachsen: „Lerchenfelder“, unbestellte Flächen inmitten von Anbauflächen. Initiiert haben die Idee der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV), der Stuttgarter Landesbauernverband und der Naturschutzbund (Nabu). In Opfingen sind der Landwirt und Winzer Günter Linser und der Nabu-Akteur Josef Aschenbrenner besonders engagiert. „Trriip Trriip, Trr-lit, Trr-lit“ klingt der Ruf der Feldlerche. Alarmiert vom näherkommenden Menschen ist der Vogel hubschraubergleich aufgestiegen. Woher, lässt sich nicht genau ausmachen. Die Triller wiederholen sich, überschlagen sich fast, gehen in ein Stakkato über, dann wieder in das Tirillieren. Weitere Lerchen sind zu hören, aber auch Amseln und Sperlinge. Es ist kühl an diesem frühen Morgen in der Flur zwischen St. Nikolaus und Waltershofen, die Luft hat noch Biss. Das Gras auf den Feldwegen und das dunkelgrüne Getreide glitzern. Denn die Sonne lässt die Tautropfen funkeln. Hier also soll sich die Landschaft in ein Lerchenparadies verwandeln. Zwar ist der schwarzbraun gefiederte Vogel mit der niedlichen Kopfhaube in der Niederung zwischen Tuniberg und Mooswald von jeher heimisch, aber auch hier hatte er kaum mehr Chancen sich zu vermehren. In den vorherrschenden dicht stehenden und ab Juni geschlossenen Maiskulturen war es unmöglich für die Feldlerche zu brüten. Um den Schädling Maiswurzelbohrer in Schach zu halten, wird seit 2010 wieder mehr Getreide im Rheintal angebaut, auch in Freiburg. Aber auch Winterweizen, für die Landwirte eine rentable Alternative zu Mais, steht in der Hauptbrutzeit im Juni für den kleinen Vogel zu hoch und zu dicht. Die Lerche braucht spärlich bewachsene Flächen und Leerstellen für den Landeanflug und um Futter zu finden, das sind Spinnen, Würmer und Insekten, die am Boden oder an Wildkräutern vorkommen. „Früher gab es solche Stellen, weil Kulturen vielfältiger und die Getreidebestände lockerer waren“, erzählt Günter Linser. Landesweit ist die Lerchenpopulation in den 1980er Jahren eingebrochen. Nach Angaben des Naturschutzbundes gibt es derzeit etwa 200 000 Brutpaare in Baden-Württemberg. In der Roten Liste steht hinter Alauda arvensis, wie der Vogel nach der zoologischen Nomenklatur heißt, eine Drei, das heißt, er ist „gefährdet“.  Was der Lerche fehlt, stellt Günter Linser nun ganz nebenbei her. Bei der maschinellen Aussaat von Weizen stellt er da und dort die Sämaschine einfach aus, so dass einzelne Rechtecke unbestellt bleiben. Diese so genannten Lerchenfenster ergeben mit einer Länge von zwölf Metern und einer Breite von drei Metern, das ist die Arbeitsbreite der Sämaschine, insgesamt 36 Quadratmeter. Pro Hektar hat Günter Linser zwei Fenster ausgespart, was den Ertrag um 50 bis 60 Kilogramm mindert. In Bezug auf seine gesamte Getreideanbaufläche hält er etwa 700 Quadratmeter für die Lerchen frei.
Zum ersten Mal hat Linser bei der Herbstsaat 2010 Lerchenfenster angelegt und mit ihm ein halbes Dutzend Berufskollegen aus Opfingen. Insgesamt waren es rund 120. „Schon im Sommer darauf hat sich der Erfolg eingestellt. Wir haben deutlich mehr Lerchen gehört als in den Vorjahren“, erzählt Josef Aschenbrenner. In diesem Jahr gibt es wieder weniger Lerchenfenster in Opfingen, weil im Februar etliche Weizenbestände erfroren (die BZ berichtete) und einige Landwirte bei der Nachsaat im Frühjahr keine Lücken gelassen haben, „weil sie ohnehin mit Ertragseinbußen rechnen“, erklärt Linser. Neben ihm ist Erwin Wagner bei der Stange geblieben. Günter Linser und Josef Aschenbrenner sind jedoch überzeugt, dass die anderen Landwirte in diesem Herbst wieder mitmachen. „Wir vom Nabu sehen das auf lange Sicht. Auch dieses Projekt zeigt, dass Naturschutz effektiv ist, wenn wir mit den Bewirtschaftern zusammenarbeiten“, so Aschenbrenner. Das machen Winzer und Landwirte vom Tuniberg schon lang, etwa bei der Bereitstellung von Brutplätzen für den Wiedehopf. Und natürlich wirkt es sich günstig besonders für Vögel aus, dass die Winzer seit drei Jahrzehnten auf Insektizide verzichten. Günter Linser, der dem BLHV-Kreisvorstand und dem städtischen Umweltausschuss angehört, zählt zu den aktiven Verfechtern alternativer Methoden zum Schutz der Natur.
19.5.2012, Silvia Faller

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