Muensterplatz ohne Muenster?

Wie ein Münsterplatz ohne MünsterPlatz der Synagoge ohne Synagoge:  Vor 76 Jahren, am 9.November 1938 wurde die Freiburger Synagoge durch die SS und die SA in Brand gesetzt und amTag danach verwüstet. Fast alle Freiburger Bürger jüdischen Glaubens sind damals verfolgt und viele von ihnen ermordet worden. Nie wieder wurde das jüdische Gotteshaus an dieser Stelle errichtet. Stattdessen hat man den ehemaligen Werthmannplatz in Platz der alten Synagoge umbenannt. Ein Straßenschild, das ins  KZ Gurs zeigt, und ein Gedenkstein erinnern an das grausame Verbrechen. Ansonsten erinnert nichts mehr an das jüdische Gotteshaus. Warum errichtet man nicht wieder an derselben Stelle die Synagoge wie es sie vor 76 Jahren gab?
In Dresden hat man schließlich auch wieder die Frauenkirche – ein evangelisches Gotteshaus – errichtet. Im Zuge der Umgestaltung des Platzes muss die Grünfläche den schwarzen Basaltsteinen aus Vietnam weichen, die einer „schwarzen Steinwüste“ gleichen. Der Platz der alten Synagoge wird mit seiner grausamen Geschichte zugepflastert. Die letzten Spuren des Verbrechens verschwinden unter den künftigen Steinen. Und damit rückt das menschverachtende Verbrechen in den Untergrund.
Die jüngsten Demonstrationen gegen Israel zeigen, wie tief der Antisemitismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Wieder rufen Hassprediger zum Mord und Totschlag gegen Juden auf und missbrauchen ihre Meinungsfreiheit. Um so wichtiger wäre es, dass der Platz der Alten Synagoge nicht sinnlos zur schwarzen Steinwüste umfunktioniert wird. Warum baut man nicht wieder eine Synagoge oder ein jüdischen Kulturzentrum mit Museum? Der Platz der alten Synagoge ohne eine Synagoge ist doch nichts anderes als ein Münsterplatz ohne Münster. Würden wir es akzeptieren und dabei belassen, wenn Nazis das Münster anzünden würden? Würden wir es bei dem Namen „Platz des Alten Münsters“ wirklich belassen und nie wieder das Münster aufbauen?
7.9.2014, Christoph Schwarz , Freiburg, www.der-sonntag.de

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