Monsanto Gentechnik-Rueckzug

„Erfolg für Gentechnik-Kritiker: Der US-Saatguthersteller Monsanto will in Europa keine Zulassungen für neue gentechnisch veränderte Pflanzen mehr beantragen. Damit reagiert das Unternehmen auf die breite Ablehnung von Gen-Pflanzen auf dem Kontinent. Nach Syngenta, Bayer und BASF gibt nun auch der weltgrößte Saatguthersteller Monsanto seinen Kampf für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Europa auf. Grund sei die fehlende Akzeptanz für solche Pflanzen bei Bauern und Verbrauchern, sagte das Unternehmen der Berliner tageszeitung. Man wolle auf neue Feldversuche mit gentechnisch verändertem Saatgut verzichten.“
Welcher südbadische Umweltaktivist hätte am 1. Juni 1995, also vor genau 18 Jahren, diese  aktuelle Meldung für möglich gehalten?  Am 1. Juni 1995 begann die erste von zwei erfolgreichen Ackerbesetzungen gegen die geplanten Freilandversuche für gentechnisch veränderten Mais im südbadischen Buggingen bei Freiburg. Der gentechnische Freilandversuch der holländischen Firma van der Have in Buggingen wurde von 1995 bis 1997 durch vielfältige Aktionen von UmweltschützerInnen, von Bürgerinitiativen und BUND verhindert. Der Genmais mit Antibiotikaresistenzgenen, der Mais gegen den Einsatz von Totalherbiziden resistent machen sollte, konnte nicht ausgesät werden. Der Bugginger Erfolg bestärkte die europäische Umweltbewegung im Konflikt mit den Gen-Multis.

Wer hätte damals, vor genau 18 Jahren, einen europaweiten Rückzug von Syngenta, Bayer, BASF und nun auch dem weltgrößten Saatguthersteller Monsanto für möglich gehalten? Wer hätte gedacht, dass es heute nicht nur am Oberrhein, sondern in ganz Europa so viele Bündnisse gegen Gentechnik in der Landwirtschaft geben würde? Unsere damaligen Sorgen u.a. in Sachen Antibiotikaresistenz und Auskreuzung haben sich bestätigt. Es zeigt sich auch, dass die scheinökologischen Argumente der Genkonzerne Lug und Trug waren. Nicht weniger, sondern mehr Herbizide werden in der globalen Genlandwirtschaft eingesetzt. Und selbst die VertreterInnen der konventionellen
Landwirtschaft am Oberrhein freuen sich im Nachhinein über die damalige Besetzung. Durch die Aktivitäten der UmweltschützerInnen konnte die Auskreuzung von Genmaispollen auf die umliegenden Felder verhindert werden. Der Mais am Oberrhein ist gentechnikfrei und der Mais und das Maissaatgut vom Oberrhein kann auf den Weltmärkten teurer verkauft werden.
Vielleicht ist der Rückzug nur ein taktisches Manöver. Wir werden uns nicht in Sicherheit wiegen lassen und weiter genau aufpassen, was Monsanto und Co. auf unsere Felder und unsere Teller bringen wollen – gegenwärtig ist die Zulassung für 32 genmanipulierte Sorten in Europa beantragt und die konzernfreundliche EU-Kommission kann jeden Tag eine oder mehrere davon zulassen.
Dennoch: Der Rückzug von Syngenta, Bayer, BASF und Monsanto ist ein wichtiger Teilerfolg der europäischen Umweltbewegung. Der BUND am Oberrhein freut sich, dass wichtige Wurzeln dieses Erfolges in Südbaden liegen. Der (fast vergessene) Bugginger Protest und die zweisommerlichen Ackerbesetzungen brauchen den Vergleich mit den erfolgreichen AKW-Protesten in Wyhl, Kaiseraugst und Gerstheim nicht zu scheuen. Wir bedanken uns noch einmal bei den damals und heute Aktiven. Angesichts der Konzernmacht war die Ackerbesetzung damals für Viele ein Akt der Verzweiflung und der Versuch, das Unmögliche zu versuchen. Jetzt haben wir einen damals unmöglich geglaubten Teilerfolg erreicht, auch wenn die Macht von Syngenta, Bayer, BASF und Monsanto natürlich noch
lange nicht gebrochen ist.
https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/ackerbesetzung-genmais-buggingen.html
3.6.2013
, Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer und zufriedener „Alt-Ackerbesetzer“

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