Migration stoppt Armut nicht

Die Einkommensunterschiede zwischen EU und Süd-Ost sind gigantisch und über Schleuser ist die EU rascher zu erreichen denn je, aber: „Wir werden das Problem der Armut niemals durch Migration in den Griff bekommen.“ Da die EU den Armutsflüchtlingen einen besseren Status bietet als ihre Landsleute zuhause erhalten, plädiert der britische Ökonom Paul Collier für eine radikal geänderte Einwanderungspolitik in Europa:
„Wir müssen denjenigen, die sich in ihrem Heimatland um einen Aufenthalt in Europa bemühen, die gleichen Rechte einräumen, wie jenen, die illegal kommen.  Bislang verführt unser Rechtssystem die Menschen dazu, Schleuser zu bezahlen und ein hohes Risiko auf sich zu nehmen.“

(1) Unser gegenwärtiges Migrationssystem schließt wirklich Arme und Bedürftige aus und lockt die Risikofreudigen, die einige Tausend Dollar für Schleuser bezahlen können.

(2) Der einzige Weg in die EU muß der legale Weg sein. Die Einwanderung muß in der EU gemeinsam, offen und rational diskutiert werden –  wie in Kanada und Australien, wobei deren Bildungspunktesystem nicht unbedingt auch für die EU gut sein muß.

(3) Die Debatte muß vom Menschenrecht des einzelnen Migranten auf das Recht von Gesellschaften gelenkt werden.  Denn für arme Auswanderungsländer wie reiche Aufnahmeländer gilt das gleiche: Zuviel Migration ist schlecht. 85% der Gebildeten haben Haiti verlassen. Vor kurzem noch praktizierten in London mehr sudanesische Ärzte als im Sudan. Ähnliches 2014 in Paris mit rumänischen Ärzten.

(4) Ökonomen können die Beziehung zwischen der Vielfalt innerhalb einer Gesellschaft und deren Wohlstand messen als umgedrehtes U:  Bis zu einem gewissen Grad steigen Wohlstand und Zusammenhalt mit zunehmender Diversität, um danach rapide abzunehmen. Jedes Land muß das optimale Maß an Multikulti selbst finden. Japaner verabscheuen Vielfalt. Skandinavische Länder mit homogener Gesellschaft haben ein hohes Niveau gegenseitiger Rücksichtsnahme. In den USA herrscht zwar mehr Vielfalt als in der EU, weil Menschen mit geringerem sozialen Zusammenhalt und weniger staatl. Fürsorge auskommen müssen. Dafür eine viel individualistischere Gesellschaft, die bereit ist, Ungleichheit zu ertragen. Die Frage „Ist Einwanderung gut?“ müssen wir ersetzen durch „Wieviel Vielfalt wollen und ertragen wir?“

(5) Wir müssen viel mehr Stipendien an Studenten aus armen Ländern vergeben mit der Bedingung, nach Abschluß der Ausbildung ins Heimatland zurückzukehren .

Paul Collier: Exodus. Warum wir Einwanderung neu regelnmüssen, 320 S.,
22,99 Euro, Siedler Verlag Münsten 2014

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